Rückfällig nach 30 Jahren

  • Hallo Johanna-Josefine,
    ich heisse dich hier herzlich willkommen.
    Hier wirst du bestimmt von erfahrenen Menschen Unterstützung
    bekommen.
    Das was du im Moment mitmachst, nimmt dich sicher sehr mit,
    es ist dein Vater.
    Aber die Alkoholsucht deines Vaters besteht ja nicht erst seit heute
    und ich frage mich wie lange das noch gut geht.
    Ich könnte mir vorstellen, dass vom Krankenhaus aus in Kürze
    reagiert werden wird, sollte dein Vater da immer wieder in einem
    sehr schlechten Zustand eingeliefert werden.
    Anhand der Blutergebnisse kann ein Arzt sich schnell ein Bild machen,
    es wird bekannt sein, dass dein Vater ein Trinker ist.
    Wenn er zudem in einem verwahrlosten Zustand eingeliefert wird,
    dazu gehört auch sein schlechter Ernährungszustand, wird er
    bald nicht mehr ohne Weiteres nach Hause entlassen werden.
    In jedem Krankenhaus gibt es Sozialarbeiter, die ihm sicher auch schon ihre Hilfe angeboten haben. Ich weiß nicht, ob er dir davon erzählt hat, aber wahrscheinlich ist es ihm peinlich und er hat die Ärzte überzeugen können, dass er keine Hilfe braucht und er jemanden hat, der sich kümmert. Wenn ich du wäre, dann würde ich mich im Krankenhaus mit dem zuständigen Sozialarbeiter verbinden lassen,so kannst du es telefonisch evtl. besprechen. Es ist wichtig, dass die Ärzte dort von einer Angehörigen erfahren in welchem Zustand er sich zu Hause befindet.
    Denn, wie gesagt, er selber wird da bestimmt nicht ehrlich sein.
    Andererseits wird es hier einige Stimmen geben, die meinen, dass dein Vater erst ganz tief sinken muss, bevor er Hilfe annimmt.
    Aufgrund seines hohen Alters denke ich aber, dass du das versuchen solltest. Denn ich kann mir vorstellen, sollte ihm was passieren,dass du schlimmstenfalls in ein tiefes Loch fällst und dir ewig Vorwürfe machen wirst, weil du nicht eingegriffen hast.
    Diesen Ratschlag gebe ich dir auch, weil ich Krankenschwester bin.
    Das heisst natürlich noch lange nicht, dass dein Vater dann ruckzuck vom Alkohol wegkommt, aber in erster Linie geht es jetzt erst mal darum, dass er aus einer lebensbedrohlichen Situation herauskommt, es ist keinem damit geholfen, wenn er plötzlich sozusagen verhungert aufgefunden wird. Dass er eine Woche nichts gegessen hat, mag ich allerdings nicht glauben, das wäre schon tötlich gewesen.
    Die weiteren Schritte müssen allerdings von ihm kommen.
    Mit den Glücksspielen am Telefon, da kann er doch schnell rauskommen, meines Wissens ist sowas am Telefon doch sowieso verboten.
    Er sollte sich einen Anwalt nehmen, wenn er da selbst nicht rauskommt.
    Mit der Betreuung finde ich, ist es wohl Zeit. D.h. nicht, dass er entmündigt wird, sowas gibt es heute nicht mehr. Auch das kannst du mit den Sozialarbeitern im KH besprechen. Ich hoffe, dass ich dir ein klein bischen weiterhelfen konnte.
    Für dich alles Gute und Gute Besserung für dein Bein, oder war es der
    Fuss?
    LG

    Und wenn du denkst es geht nicht mehr
    kommt von irgendwo ein Lichtlein her.....

  • [quote='Johanna-Josefine']Das Haus sei total "versifft", überall stolpere man über Katzen und deren Klos (er hatte in den letzten Jahren immer mindestens vier, zu diesem Zeitpunkt sogar 10 Katzen)

    ----Sorry, ich wollte nur mal fragen wer sich jetzt um die Katzen kümmert?. Die Sozialstation des Krankenhauses hat mir versprochen, ggf. etwas für ihn zu arrangieren, damit er ißt und seine Medikamente nimmt.
    ------Ich glaube nicht, dass es damit auf Dauer getan ist.
    dnung ist. Je länger ich darüber nachdenke, um so zwiegespaltener bin ich. Kann ich ihm das antun?
    enn er sich weigert, Hilfe anzunehmen?
    - Kann eine Tochter ihrem Vater einen gesetzlichen Betreuer antun? Ich werde das Thema wohl irgendwie ansprechen müssen, habe aber Angst davor ...
    ------Das entscheidet sowieso das Gericht, einen Antrag kannst du dennoch stellen, das wird von Vorne und Hinten geprüft und du tust es ja nicht, um
    an sein Geld zu kommen, sondern um ihm zu helfen.

    LG Waldliebende

    Und wenn du denkst es geht nicht mehr
    kommt von irgendwo ein Lichtlein her.....

  • Hallo Johanna-Josefine,

    schöne Namen hast Du Dir ausgesucht. Zuerst: Gute Besserung für Dich.

    Dann aber zu Deinem Vater. Leider kannst Du von Ferne genauso wenig tun wie ich vom Nachbarhaus. Es ist tragisch aber leider wahr. Ich habe mich auch viel erkundigt welche Wege offen ist und bin unter anderem auf eine "nasse" Gruppe gestossen. Das ist eine Wohngemeinschaft in einem Seniorenhaus die weiterhin trinken dürfen und sollen. Ja, SOLLEN. Es gibt (so habe ich gelernt) Menschen, die nicht aufhören wollen und jeder Entzug gegen ihren Willen kann zum Tode führen. Über diese Gruppe habe ich mich jetzt informiert, denn unsere Mutter wird ab nächste Woche wieder trinken. Sie ist jetzt noch sicher in Pflegeheim untergebracht, aber ab nächste WOche kommt sie nach Hause...

    Würde Dein Vater in eine Wohngruppe umziehen?

    Ich würde Dir zu einem aussenstehenden Betreuer raten. Bitte schau mal unter Diakonische Werk oder Paritätischer Wohlfahrtsverband. Die haben Berufsbetreuer, denn Dein Vater ist für einen normalen "privaten" Betreuer zu schwierig. Die werden dann auch zur Verbraucherzentrale gehen. So haben wir es auch gemacht. Von dort aus wurden wir toll beraten und haben alle abbuchungen rückgängig gemacht. So konnten wir die Abbuchungen von den Callcentern/Gewinnspielen stoppen. In der Zeit wo sie Krankenhaus war haben wir das Telefon umgestellt. Die Callcenter rufen total nervend an. Zum Schluß habe ich sogar am Telefon behauptet, dass sie verstorben sei. Meine Nerven lagen blank. Dann haben wir im Internet der Bundesnetzagentur gestossen. Da kann man die melden.

    mmmhhh....

    Viel geschrieben. Hoffentlich hilft es Dir

    Freunde sind Menschen die uns kennen und uns trotzdem mögen.... und echte Freunde fangen einen immer wieder auf - auch da, wo die Familie nicht da ist

  • Hallo Johanna-Josefine,

    es ist schön, dass Dein Vater nicht offen zum Alkohol steht. Meine Mutter hat den Alk vor sich stehen, ist stramm bis oben und wankt nur noch --- dann kommt: ich trinke nix und ab morgen wieder weniger. Hab heute Kreislauf. Puh - wie ich diesen Satz verabscheue.

    Wie steht denn Deine Nachbarin zu Deinem Vater? Glaubst Du wirklich, dass sie die Flaschen wegräumt und was anderes sagt?

    Könnte eine Haushaltshilfe weiterhelfen? Da wären wir wieder bei der Diakonie - da gibt es was unter Haushaltsbetreuung - frag auch mal bei der Krankenkasse nach. Es gibt auch Pflegestufe 0 - (kein Scherz) ich suche das mal raus.

    Diakonie bei uns bietet eine Rundumbetreuung. Ich habe ein Gespräch geführt, da ich selber psychiv "auf dem Zahnfleisch ging". Nach einem tollen Einzelgespräch kam die passende Selbsthilfegruppe für mich, dort hat man auch über die Zukunft meiner Mutter gesprochen: Was kann man machen? Wie ist der Ablauf? Betreuung - wie funktioniert es? Frag sonst auch mal beim Amtsgericht nach. Die sind für Betreuung zuständig. Bei unserem Amtsgericht ist ein ganz netter Sachbearbeiter. Frag Dich durch - es helfen alle, wenn man fragt. Ich wurde auch nie doof angeguckt - so unter dem Motto: Wie Deine Mutter trinkt? oder ähnlich - Nein - viel Mitgefühl habe ich bekommen.

    Versuch es mal und berichte

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  • Hallo Johanna-Josefine,

    wohnt Dein Vater in einem eigenen Haus oder in einer Wohnung? Könnte eine Putzhilfe einmal die Woche schon helfen? Hier geht es nicht unbedingt darum, dass Dein Vater nicht putzen kann sondern vielmehr darum, dass er vielleicht aus "Scham" vor der Putzhilfe aufräumt.

    Bei meiner Mutter hat es geholfen - sie räumt immer einen Tag vorher auf, bevor die von uns organisierte Reinungsdame kommt. So ist auch immer ein gewisses "Grundrein" auf der Toilette usw. gegeben.

    Guck mal unter "nerven liegen blank" - es gibt was neues....

    Übrigens wohnen bei dem alten Paar in meiner Nähe eine verwitwete Polin. Ihr Mann war gestorben und sie hat sich als "Hausdame" bei den Senioren und deren Kinder beworben. Die Kinder wohnen in Bayern und die Polin nun bei den Eltern. Sie wohnt mietfrei und bekommt etwas Lohn. Dazu freie Kost und Logie... Tja, sie kocht jetzt täglich für das alte Paar und pflegt diese. Die sind glücklich und die Kinder wissen Mama und Papa versorgt. Warum ich das schreibe? Ich fand diese Lösung echt interessant.... Ob es arbeitsrechtlich korrekt ist, das weiß ich nicht - aber witzig ist es schon und für alle Seiten perfekt gelöst.

    Leider ist die Variante bei Alkis wohl nicht anwendbar.

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  • Im Überzeugen bin ich ein schlechter Berater - immerhin ist meine Mutter auch gegen Beratung immun und trinkt fröhlich weiter. So eine Leber ist ja auch über.... (böse aber ist so).

    Aber ich glaube ganz fest daran, dass jeder Austausch unter uns im Forum uns weiterhilft. Jedes Mal freue ich mich von ganzem Herzen, wenn mir jemand etwas schönes wünscht.

    Frag doch mal Deinen Vater wie er sich die Zukunft vorstellt - ob er sich vorstellen kann die Zimmer gegen etwas Hilfe zur Verfügung zu stellen. Ob es hilft: keine Ahnung. Aber Du hast immerhin eine Idee und zeigst ihm: Ich will helfen - ich bin ja da ....

    Ach Johanna-Josefine: ich drück die Daumen und Deinem Arm eine schnelle Heilung

    Deine Lillemann

    Freunde sind Menschen die uns kennen und uns trotzdem mögen.... und echte Freunde fangen einen immer wieder auf - auch da, wo die Familie nicht da ist

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