Hallo an alle,
ehe ich auf bestimmte Beiträge antworten möchte, will ich mich erst einmal vorstellen:
Ich bin 44, weiblich, (wie man unschwer am Namen erkennen kann) berufstätig und seit 4 Jahren trockene Alkoholikerin.
Warum bin ich hier? Habe schon einige Beiträge mitgelesen und kann vielleicht dem einen oder anderen aus eigener Erfahrung weiterhelfen.
Wie wars bei mir?
Ich glaube, das erste Mal Alkohol habe ich mit 13 oder 14 getrunken. Erst nur leichtere Sachen wie Bier und Wein. Sehr viel später dann (ab 30 ungefähr auch harte Sachen. Was bedeutet, am Ende fast eine 3/4 Fl.Wodka am Tag. Mit 40 dann der totale Absturz, das war im Mai 2002. Ich wurde mit dem Norarztwagen eingeliefert und kam auf die Intensiv, wo ich 1 1/2 Wochen lag, dann noch 2 Wochen auf der Normalstation. Ich habe im Krankenhaus einen Entzug mit Medikamenten gemacht, bzw. wurde der mit mir gemacht, ich weiß nicht mehr allzu viel davon. Meine Familienangehörigen waren geschockt, aber ich habe keine Vorwürfe ertragen müssen, sondern habe nur Unterstützung bekommen, besonders ist hier meine Tochter zu erwähnen. Ein paar Freunde hab ich verloren, aber die echten sind geblieben. Seitdem hab ich nie wieder einen Tropfen Alkohol angerührt. Als ich nach 4 Monaten wieder zur Arbeit ging, hab ich dort auch nur Unterstützung erfahren, wir haben Suchtberater, zu denen ich eine Weile lang ging. Ich erwähne das nur hier, um aufzuzeigen, das man Hilfe bekommt, wenn man welche braucht.
Ich gehe regelmäßig zum Arzt, um meine Blutwerte checken zu lassen, denn meine Leber hat natürlich Schaden genommen,aber ich habe jetzt erstaunlich gute Werte. Hätte ich noch ein paar Wochen weitergetunken, wäre ich heut nicht hier.
Was war der Grund fürs Trinken?
Ich kann gar keinen nennen, meine Freundin fasste es mal so zusammen: Du bist da immer weiter reingerutscht, bis Du nicht mehr raus kamst. Das trifft es ziemlich genau. Vielleicht ist noch anzumerken, das ich schon mit 17 Mutter wurde, von daher eine schwere Zeit hatte, eine Scheidung folgte, 8 Jahre Single-Leben mit einsamen Wochenenden, an denen ich trank, schwierige Zeiten mit meinem Lebensgefährten (meinem heutigen Mann), ich denke, das alles hat dazu beigetragen.
Heut bin ich wieder glücklich, ich habe ein Neues Leben bekommen, dank meiner Familie und sehr verständnissvollen Ärzten und Suchtberater. Und nächsten Monat feiere ich meinen ersten Hochzeitstag mit meinem Mann.
Ich möchte allen Mut machen, die in einer ähnlichen Situation sind, es gibt immer einen Weg hinaus aus der Sucht. Und was wichtig ist, sucht Euch Hilfe, schämt Euch nicht, es gibt keinen Grund dafür !!
Ich stehe heut zu meiner Krankheit, gehe zwar nicht gerade damit hausieren,aber wer es wissen will, der kann meine Story hören.
Die Lilly