Weihnachtszeit und Kontaktabbruch...

  • Gehts euch auch so das, gerade in der Weihnachtszeit, wieder Zweifel hochkommen, ob das alles so richtig war, wie man entschieden hat ? Ob es nicht die "Pflicht" der Kinder ist, ihre suchtkranken Eltern, gerade an Weihnachten, um sich zu haben ? Ist blöd formuliert, ich weiß. Ich kriege es derzeit aber nicht besser hin :-(...
    Weihnachten - das Fest der Liebe, der Familie....Ich muß sagen das es mir nach wie vor schwerfällt, an Weihnachten nicht depressiv zu werden. Mittlerweile ist es das 3. Weihnachten ohne meine Mutter denn im Dez. 08 brach ich den Kontakt ab.
    Es ist nicht so das diese Gefühle nur jetzt zum Fest hochkommen, das passiert häufiger mal. Allerdings an Weihnachten immer enorm da man ja auch ständig dran erinnert wird. Von Nachbarn gefragt wird, wer denn alles vorbeikommt und warum man seine Eltern nicht um sich hat...
    Ich bin eh so ein totaler Weihnachtsmensch und stehe auf dieses "Friede, Freude, Eierkuchen - Getue". Alle lieben sich, alle sind glücklich...
    Da ist es natürlich bitter, jedes Jahr aufs neue das Gegenteil davon zu erleben, was die angeborene Familie betrifft.

  • Hallo Jessi,

    ich finde das Thema auch sehr schwer. Ich hab noch Kontakt zu meinen Eltern, er säuft auch nicht mehr, aber in mir ist etwas ganz schön kaputt, was unsere Beziehung angeht- das merke ich deutlich und will das nicht immer bei Seite schieben!

    Mir kommt es auch immer so vor, dass man etwas 'muss' weil 'es sind doch die Eltern' ... dabei kann ich selber mit dem Satz nur sehr wenig anfangen.

    Ich frage mich halt auch sehr, wo der Weg lang geht, damit es MIR gut geht (ich tue mich immer noch schwer mit Beziehungen zu Menschen)... 'muss' ich, sollte ich den Weg durch die Beziehung zu meinen Eltern gehen? Oder mich nur auf mich konzentrieren und da lang laufen, wo es gut tut?

    Das ist halt gegen die Meinung vieler, denn ich bin ja die, die sich zurückzieht und sich 'falsch' verhält. Schon immer gewesen.
    Also wäre der eigene Weg mit viel Distanz gegen 'die Gemeinschaft'. Vermutlich liegt da das Problem für mich *hihi, wieder was gelernt


    Jessie, ich finds ganz toll, dass du es geschafft hast, dir etwas eigenes aufzubauen das dir gefällt! Dass du Kontakte haben kannst, die dir gut tun. Depressiv kann man schon werden in Erinnerung an viele Weihnachten, die 'falsch' waren und Enttäuschungen bereitet haben. Gestern hab ich auch geheult, so viel Stress und dann auf ein Mal die feste Annahme, mein Freund würde mich versetzen heute an Heiligabend *Autsch, da ging was ab.

    Dann kam er überraschend noch vorbei und schuf eine neue Erinnerung und Erfahrung von Zuverlässigkeit :) ... und heute das wird auch klappen!

    lieber Gruß + schöne Weihnachten!!
    Mikesch

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • Danke für eure Antworten.
    Das was Du schreibst Unikat, ist schrecklich und es tut mir sehr leid, das es so kommen musste :-(.
    Genau DAS ist meine größte Angst. Das ich irgendwann erfahre, das sie gestorben ist. Meine Mutter hat im Prinzip niemanden außer mir. Zwar einen Freund aber der ist ziemlich link in meinen Augen, unterstützt sie voll und ganz bei ihrem Alkproblem und ist in keinster Weise eine Hilfe.
    Also würde ich wahrscheinlich noch nicht mal mitbekommen wenn sie ins Krankenhaus käme, wenn sie sterben würde....Und das ist das, wovor ich die größte Angst habe weil ich weiß, das ich das nicht ertragen würde und mir niemals verzeihen könnte.

    Meine Mutter war 7 lange Jahre mit ihrem Ex-Freund zusammen. Er war ein lieber Kerl, ich mochte ihn sehr. Leider war er trockener Alkoholiker, was er nicht lange blieb bei meiner Mutter. Sie gab sich auch in seiner Anwesenheit jeden Tag die Kante, er kaufte für sie den Wein ein und dann ging es rund. Beleidigungen, Handgreiflichkeiten etc pp,....
    Er hat sich echt alles bieten lassen von ihr. Er war in meinen Augen einfach der hilfloseste Mensch, den ich kannte. Beide Eltern durch Selbstmord verloren wodurch er früh am Alkohol hängen blieb und einfach nur einen "Sinn" im Leben gesucht hat, einen Halt...den er nie fand bzw. an der völlig falschen Stelle suchte - nämlich bei meiner Mutter!
    Das Ende vom Lied war, das der Mann so psychisch fertig war, bis er alles verlor. Seine Wohnung, seinen Job und letz endlich zerbrach auch die Beziehung 2006 und er verlor erneut gegen den Alkohol.
    Ich versuchte immer mal wieder per Brief und Postkarten den Kontakt zu ihm aufzunehmen. Mitte 2010 erfuhr ich dann, durch enorme Umwege, das er in einem Männerwohnheim gelandet war und im Juli 2009 verstorben ist, was mich ZUTIEFST erschütterte. Erst ein Jahr nach dem Tod habe ich erfahren, das er gar nicht mehr da ist. Ich fuhr dann fast 4 Stunden zu seinem Grab weil ich es einfach "live" sehen musste, um es realisieren zu können. Ich mache mir heute noch schwere Vorwürfe, mich nicht mehr dahinter geklemmt zu haben, den Kontakt zu ihm erneut aufzunehmen,... Ganz, ganz schlimm !

    Meine Mutter hat lang versucht, mich umzustimmen. Sei es per Email, Brief und Päckchen mit Sachen für meine Tochter, die umgehend zurück gingen. All das artete immer wieder in Streit aus, in enlose Diskussionen und Beleidigungen beiderseits, bis ich meine Emailadresse sperren ließ und mir eine neue Handynummer besorgte, um endlich Ruhe zu haben.
    Seit guten 6 Monaten hab ich nun nichts mehr von ihr gehört. Ich weiß also im Prinzip nicht, was bei ihr los ist, ob sie ggf. schon GANZ unten angekommen ist und irgendwo auf der Straße pennt...

    Ja, ich habe GOTT SEI DANK - für mich - den tollsten Menschen an meiner Seite der all den Mist schon 8 Jahre miterträgt und mich versteht und unterstützt, wo er nur kann. Er ist mein Engel. Wenn ich ihn nicht hätte, wäre ich heute nicht mehr hier. Ich hätte die letzten Jahre ohne ihn nicht verkraftet und bin jeden Tag dankbar darum, ihn an meiner Seite zu haben.

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