die sucht meines vaters & die sorge um ihn machen mich k

  • Liebe Anna, auch ich kann nachempfinden, wie es Dir geht denn es gibt viele Gemeinsamkeiten bei unseren Erfahrungen !
    Du bist nicht für Deinen Vater verantwortlich. Wenn er seit Jahren unglücklich mit sich, seiner Ehe und seinem Leben ist, ist das sein Problem. Er ist DEIN Vater, er ist Erwachsen, er ist Vorbild und sollte wissen, was er aus seinem Leben macht. Das aller, aller schlimmste ist, die Schuld bei euch Kindern zu suchen. Bei Dir, weil Du ausgezogen bist z.B. Das eine hat mit dem anderen wenig zutun.
    Was das Thema eigene Kinder angeht - so hab ich leider auch mal gedacht. Ich habe meine Tochter vor 2 1/2 Jahren bekommen und war auch voller Hoffnung, das meine Mutter dadurch sieht, wie schön das Leben sein kann. Ich kann mich noch gut an die Sätze meiner Mutter erinnern. "Ich muß nun endlich gesünder Leben, ich will eine gute Oma sein". "Ich hab wieder einen Sinn im Leben und möchte, das ich ein Teil im Leben meiner Enkelin bin". PUSTEKUCHEN!!!
    Es wurde NICHTS besser, es wurde weitaus schlimmer !!!
    Meine Tochter lag damals mit 8 Wochen eine ganze Weile im Krankenhaus. Es war die Hölle, die absolute Hölle. Ich war sowas von fertig mit den Nerven und anstatt immerhin da mal den Alk wegzulassen, mich zu unterstützen, mir zu helfen, machte sie mir nur Vorwürfe. Ich sei viel zu freundlich zu den Ärzten, ich solle auf den Tisch hauen um zu erfahren, was mit meiner Kleinen los ist, diese Götter in Weiß würden sie krank machen....
    Das "positive" an all dem war, das ich dadurch den Absprung geschafft habe. Ich habe mich von meiner Mutter verabschiedet. Wir sind damals fast Nachbarn gewesen bis ich in ein anderes Bundesland zog und den Kontakt abbrach.
    Ich konnte sie nicht mehr ertragen. All ihren Seelenmüll, die Ausraster im Suff,.... es machte mich irre. Ich hatte mein eigenes Leben das genug Probleme bereithielt, ich konnte es nicht länger ertragen mich um sie zu kümmern, was letz endlich nie was brachte. Ich redete fast 15 Jahre auf sie ein. Ich bot meine Hilfe an, hatte enormes Mitleid, ich gab ihr Adressen von Psychologen, Selbsthilfegruppen, Internetforen, der Seelsorge. Ich diskutierte und diskutierte aber es half nicht. Sie hörte nicht meinetwegen mit dem Alk auf, sie hörte nicht meiner Tochter wegen mit dem Alk auf, sie hörte nicht für sich selber auf. All die Jahre waren also völlig zwecklos. All die Mühe, Zeit, die Nerven, die Hoffnung..es war alles für umsonst.
    Ein Kontaktabbruch solte wohl immer der letzte Weg sein, ganz klar. Für mich war es besser, als weiterhin mit ihr leben zu müssen. Ich habe meine Mutter nicht vergessen, ich denk jeden Tag an sie und habe große Angst, irgendwann zu erfahren das sie aufgrund ihrer Sucht sterben wird aber es gibt für mich keinen anderen Weg mehr wenn ich ein normales Leben führen will und meine Tochter großziehen will, ohne irgendwelche Suchtprobleme und deren Konsequenzen in unmittelbarer Nähe zu haben.
    Egal, wie es bei Dir weitergehen wird, such die Schuld nicht bei Dir denn da bist Du an der völlig falschen Adresse.
    Alles Gute !

  • liebe anna!!!

    aus deinen zeilen spricht für mich vor allem eins: schlechtes gewissen!

    zunächst einmal: deine eltern sind auch nur menschen, die eben fehler
    machen. bei dir scheinen sie eine menge gemacht zu haben- sicher
    auch unbewusst oder weil sie von ihren eigenen problemen derart
    aufgesogn waren/sind, dass sie ihrer verantwortung gegenüber dir
    als kind nicht mehr gerecht wurden.

    DU warst das kind, DICH musste man trösten

    DU warst verunsichert, DICH hätte man nach einem streit zumindest
    beruhigen, nicht auch noch mit sorge um das leben eines erwachsenen
    belasten dürfen!

    DU bist seine Nr.1- dafür hätte er DICH umsorgen, DICH hegen und
    pflegen müssen.

    du bist nicht der schiedrichter und hättest diese rolle auch nie spielen
    dürfen- du kannst nichts dafür, in diese rolle hineingewachsen zu sein.

    allerdings: nun weißt du zumindest, und hast erkannt, dass diese kindheit
    dir heute noch zu schaffen macht, sogar deine heutigen beziehungen zu
    ganz anderen menschen als zu deinen eltern beeinflusst!

    du willst gefallen? strebst nach anerkennung durch fürsorge, durch
    anteilnahme, durch übernahme von verantwortung? trotzdem fühlst
    du leere, die du wieder aufzufüllen versuchst indem du anderen hilfst,
    andere menschen für dich (oder das was sie galuben wer du bist)
    zu gewinnen?

    ich bin kein psychologe, aber ich kenne das, was du schreibst, weil ich
    mich kenne.

    ein erster schritt ist geschafft! du hast ein problem erkannt! das ist fast
    der wichtigste schritt. der allerwichtigste ist: die sache nicht wieder
    verdrängen, nicht wieder ersatzprobleme suchen (ich muss mich
    erstmal um XY kümmern, dem geht´s noch schlimmer, danach mach
    ich mal nen termin bei ner therapeutin...etc)

    dein vater tut dir leid- OK, es ist dein vater, klar!! aber dein bruder -
    vergiss ihn nicht. er kann nichts dafür, wo er lebt, sowenig wie auch du.
    dein vater -ob er nun will oder nicht- trägt aber verabtwortung für
    euch, oder zumindest für deinen bruder, nicht andersherum!

    freunde dich damit an, dass in den meisten geliebten menschen eben
    auch seiten stecken, die wir lieber nicht erkennen wollen.

    nach dem was du schreibst, verhält sich dein vater teilweise, als wäret
    ihr seine eltern. ER ist aber verantwortlich dafür, seine krankheit zu
    bekämpfen.

    hilft es ihm wirklich, wenn du nach gründen suchst, warum er wohl trinkt?

    wann wurde darauf geachtet, das zwei kleine personen, die ihr ja nunmal
    wart, sich voll entfalten und aufblühen konnten?

    deine mutter will deinen vater vielleicht abstrafen, dafür dass er sich
    so hat gehen lassen - damit ist ihm wahrscheinlich nicht geholfen-
    allerdings ist sie dadurch längst nicht "die böse", die ihn zum trinken
    bringt. das tut er, weil er in klaren momenten die entscheidung trifft,
    weiterzumachen, sich weiter zu bedröhnen.

    DU kannst nicht die welt retten- auch wenn man als kind manchmal
    dachte, hey, ich kann das übernehmen, was sie nicht hinkriegen! ich
    bin groß und KANN! es bleibt nicht so, und es gibt probleme, die sind
    größer als wie und unser willen.

    dein vater wird nicht aufhören zu trinken

    weil du heiratest und enkelchen produzierst
    weil du wieder zu ihm ziehst
    weil du ihm sagst, es tut dir weh ihn in einer so schlechten verfassung
    zu sehen

    dein vater hat keinen freifahrtschein sich auf raten umzubringen

    weil DU oder dein bruder oder deine mutter ihn enttäuscht haben
    weil DU oder irgendjemand wütend auf ihn ist, dass er trinkt
    weil die welt nicht so ist, wie er es haben will.

    ich könnte noch viel mehr schreiben

    aber ich will dich nicht überladen

    du musst dir auch selbst helfen, sicher ist das schreiben hier ein schritt
    nach vorn in bessere zeiten!

    du hast nach meinem eindruck sehr viel ge-(er-)tragen- ein bischen von der
    last solltest du mit der zeit ablegen- sonst hast du irgendwann
    keine reserven mehr!

    ein bischen abstand hast du ja durch´s ausziehen schon gewonnen-
    und siehst du, schon fängst du an, nachzudenken, dass an der ganzen
    situation für DICH vieles nicht stimmt und nicht gut sein kann!

    glückwunsch zu dieser erkenntnis- mach weiter so!

    hinterfrage, umgib dich mit menschen, die etwas für DICH tun, und nicht
    nur dir etwas abverlangen (vielleicht dein freund?)!

    ps.heiraten um außenstehenden zu gefallen kann ich wirklich nicht empfehlen!

    es grüßt dich ganz doll

    fatima

  • Zitat von anna25

    es erschreckt mich selber, dass ich so wenig mitgefühl für meine mutter habe. aber ich kann wirklich nicht sagen warum das so ist. vielleicht weil sie schon immer die starke und dominante war und ich mir nie sorgen um sie machen musste

    dazu wollte ich noch schreiben:

    bis ich ca. 20 war dachte ich auch, mein vater sei dominant, meine
    mutter war immer "die arme"

    aber heute merke ich: SIE dominiert alle mit der sucht!

    sie schafft es, dass alle sich um sie sorgen, sie manipuliert, sie
    droht sich was anzutun, sie beschuldigt...

    also WER hat nun die fäden in der hand? WER ist inwirklichkeit dominant?

    wie trinity schrieb: du hast im moment eine verdrehte wahrnehmung.

    und JA:

    such die professionelle hilfe! das könnten eh 90% der bevölkerung
    gut gebrauchen, damit machst du nichts falsch!!

    liebe grüße nochmal

    fatima

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