Alkoholismus= Phänomen der heutigen Gesellschaft?

  • Hallo Ihr,
    lange Zeit ist es her... Ich habe meine Reha hinter mir und sehr viel für mich mitnehmne können. Bin heute einfach dem Impuls gefolgt, hier mal wieder zu stöbern. Zum Titel meines Themas kann ich nur sagen, das ich wohl durch meine Geschichte in meinem Umfeld etwas ausgelöst habe. Man bewegt einen Stein und das ganze System bewegt sich. Alle in meinem Freundeskreis machen sich plötzlich (vielleicht nicht plötzlich aber das erste Mal offen) Gedanken über ihren Konsum. Sektchen hier, Sektchen da und lauter Legitimationen dafür. In meinem Kopf kreisen gerade viele Gedanken auf einmal, die sortiert werden wollen. Phänomen der heutigen Ellebogengesellschaft kann man den Medien entnehmen, doch auch wir haben ein Erbe unserer Eltern. Hier gilt nicht "früher hat es das nicht gegeben". Sonst wäre dieses Forum nicht so gut besucht. Wir arbeiten Altlasten auf die manchmal erschrekend realistisch in der Gegenwart auftauchen. Der Unterschied ist doch lediglich das Hilfsmaßnahmen zu einem lang schon existierendem "Problem" zugenommen haben und Therapien ect. nicht mehr so verpöhnt sind. Meine Freundin stammt aus einer Bilderbuchfamilie und fragt sich aktuell auch, wie "normal" der gesellige Sekt noch ist. In unserer Frauenrunde entstand die Frage ob man sich die Freunde danach aussucht. Das kann bei uns nicht der Fall sein da wir seit mehr als 20 Jahren befreundet sind und da noch ganz andere Lebensinhalte vorrang hatten.
    Ich denke das ein Ausgleich fehlt und viele mittlerweile den Alkohol auch als Entspannung sehen. Dieser Weg ist einfacher als beispielsweise Sport zu treiben oder einen Yoga Kurs zu besuchen. Unsere Gesellschaft ist schnell, hektisch und auf Fortschritt aus und für einen großen Teil Reizüberflutung... Konsequenz= "Welches Erbe werden unsere Kinder tragen müssen"!
    Ach ihr seht ich könnte einen Roman schreiben ;)
    Bekomme meine Gedanken nicht mal eben sortiert.
    Unabhängig von der ständigen Außeinandersetzung mit Co- Abhängigkeit und Alkoholismus bleibt für mich das Erbe, mir dauern Partner zu wählen, die nicht gut für mich sind. Der letzte war kein Alkoholiker- prima- dafür Lügner und Betrüger mit verdammt vielen Eigenschaften meines Vaters. Meine Therapie beschäftigt sich grad damit das der fürsorgliche, liebevolle Familienvater wahrscheinlich viel zu langweilig für mich wäre- na das sind ja tolle Aussichten ;)
    Von meinem Ex- Alki (und das ist nicht abwertend gemeint) habe ich vor Monaten eine sehr wertschätzende, dankbare E- Mail erhalten.
    Er geht scheinbar einen neuen, trockenen Weg und es wirkte echt und ehrlich zum ersten Mal. Mich hat nur gestern erschrocken das ich hörte: nur 2% schaffen es wirklich- weiß jemand was dazu. Ich wünsche ihm das wirklich und dann hat sich die Mühe gelohnt...
    Mein Vater ist jetzt 1 1/2 Jahre tod und ich habe es Gestern das erste Mal geschafft zum Grab zu gehen. Meine Tante hat sich den Grabstein dann doch gespart aber ich habe in der Reha einen eigenen aus Speckstein gemacht und da gelassen. Los lassen und das in Gedanken abgeben was mich in meinem Leben nicht mehr ständig verfolgen soll...

  • Servus Marina,

    ja, in der Suchthilfe gibt es diese Zahl und auch andere. Aber was sagt die Zahl aus? Ist die Zahl wirklich wichtig?

    Für mich als trockenem Alkoholiker ist sie nicht wichtig, für mich ist nur wichtig, dass ich zu dem Personenkreis gehören möchte, der in Trockenheit leben darf und kann.

    Dafür bin ich selbst verantwortlich, also richte ich es mir so ein.

    LG
    Spedi

  • es gibt Alkoholismus seit es Alkohol gibt. Es wird schon in der Bibel vor zuviel Wein gewarnt.

    Am Ende ist alles gut
    Und ist es nicht gut
    ist es auch nicht zu Ende.

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