Wie kommt man aus den EKA Verhaltensweisen raus?

  • Hallo Mirabai,

    Ich glaube, wir EKAs tun uns anfangs schwer damit, den richtigen Mittelweg zu finden zwischen, auf die eigenen Bedürfnisse achten aber eben anderersseits die Belange unserer Mitmenschen auch nicht zu ignorieren. Aber probieren geht über studieren :)

    ich denke, das wichtigste, was Du tun kannst, ist erstmal, dich selbst kennenzulernen. Rauszukriegen was Dir selbst für dein Leben wichtig ist und was Du als wertwoll erachtest.

    Ich habe mich im Umgang mit Menschen lange schwer damit getan, Grenzen zu setzen und hab mich deshalb oft in Situationen wiedergefunden, die mir gar nicht gefielen.
    Oft konnte ich nicht Nein sagen, weil ich dieses Nein nicht schlüssig begründen konnte. Schließlich wurde mir aber klar, dass ich das im ersten Moment auch nicht musste. Wenn ich bei irgendwas ein schlechtes Gefühl hatte, hab ich erstmal nein gesagt und habe dann im Anschluss drüber nachgedacht, wo das Gefühl herkam. Wenn sich bestätigt hat, dass die Sache mir nicht gut getan hätte, blieb es beim nein. Wenn nicht, hatte ich keine Probleme damit, hinterher einzugestehen, dass ich mich geirrt hatte und meine Meinung zu ändern und eben JA zu sagen. Aus einem Ja aber später ein Nein zu machen wäre viel schwieriger gewesen.
    Ausserdem hab ich schließlich begriffen, dass Kompromisse eingehen nicht heißt, mich zu verbiegen, sondern dass ich bei einem Kompromiss immer noch das Gefühl haben muss, dass ich mit diesem Kompromiss wirklich gut leben kann. Dass ich dabei keine "Bauchschmerzen" habe.

    Tja und wenn es um Konflikte geht, hab ich noch etwas gelernt. Zum einen muss ich wissen, warum mein eigener Standpunkt so ist, wie er ist. Zum anderen muss ich aber auch verstehen, wie der meines Gegenübers aussieht und warum er so aussieht. Wenn wir bei einem Konflikt Angst haben, etwas zugestehen zu müssen, was wir definitiv nicht wollen, dann entwickeln wir häufig nen Tunnelblick und sehen den Standpunkt des anderen nicht mehr. Hier kann man üben, die eigene Angst in den Hintergrund zu stellen und sich die Bedürfnisse des anderen genauer anzuschauen (indem man fragt und der andere hoffentlich auch ehrlich antwortet, denn Vermutungen bringen hier gar nichts). Davon hat man ja noch nicht gehandelt. es ist noch nichts passiert. Wenn ich beide Seiten kenne, kann ich wirklich objektiv nach einer Lösung suchen. Nach einer, die beiden gerecht wird und wo keiner sich in eine Situation begiebt, die er nicht möchte. Ich nicht und der andere auch nicht....Das ist anfangs echt schwer. Aber man kann das lernen...und ich hab damit schon sehr viele Konflikte lösen können und scheue sie deshalb auch nicht mehr.

    Gruß Gela

  • Hallo Mirabai,

    was Dir passiert ist, klingt furchtbar und ich wünsche Dir wirklich sehr, dass Du einen Weg findest/ gefunden hast, dies zu verarbeiten. Stelle mir das alles andere als einfach vor, soweit ich mir das überhaupt vorstellen kann.

    Zitat

    Und da bin nun ich, ich habe das Gefühl an demselben Punkt schon einmal gewesen zu sein. Stehe völlig alleine da aber es fühlt sich nicht mehr bedrohlich an alleine zu sein, das war früher ein großes Thema für mich, ich war auch Beziehungssüchtig etc.

    Was Du hier geschrieben hast, zeigt, dass Du eben doch einen sehr großen Schritt weiter bist. Diese Beziehungssucht, die kenne ich auch sehr gut. Hab ja schließlich nichts anderes gelernt gehabt, als mir ständig um meine süchtige Mutter Gedanken zu machen. Da "brauchte" ich im Anschluss natürlich unbedingt einen Partner, um den ich mir Gedanken machen konnte (am besten einen mit Problemen, damit es nicht langweilig wird). Das war mir natürlich nicht bewusst und da steckt jetzt ne ordentliche Portion Sakasmus drin. :wink: Das ich mir auch mal um mich selbst Gedanken machen konnte und um mein Leben...auf die Idee kam ich nur begrenzt. Klar, Schulabschluss, Ausbildung aber sonst?
    Gut, diese Beziehung ging natürlich nach hinten los. Tat mir auch nicht gut. Mein Exmann hatte nichts mit Alkohol zu tun, war aber sehr manipulativ und wusste ganz genau, wo er meine Knöpfchen bedienen konnte.
    Irgendwann durchschaute ich jedoch das spielchen, hatte keine Lust mehr, mich zu verbiegen und nachdem ich mich lange damit rumgequält hatte, trennte ich mich. Und überraschenderweise hatte auch ich zum ersten mal das Gefühl, dass es gut war, allein zu sein. Ich dacht mir: So, jetzt gehts erstmal um mich! Auch ich wusste damals ansonsten nicht wirklich, was ich wollte, doch ich wusste wenigstens, was ich nicht mehr wollte, so wie du das jetzt auch beschreibst. Das ist doch schon mal etwas, oder? denn wenn Du das weißt, dann kannst Du immerhin schon mal auch ohne Begründung nein sagen, wenn Du mal wieder an einen Punkt gerätst, den Du so nicht willst. Das ist ein Anfang.

    Ich kann allerdings auch noch sagen, dass ich insgesamt nicht ganz isoliert war. Ich hatte die ein oder andere Freundin, die zwar alle weit weg wohnten, mit denen ich aber viel telefonierte und auch sehr offen redete. Das hat mir geholfen. Wenn Du das gerade nicht haben solltest, dann kann ich Dir nur sehr empfehlen, Dich hier mal genauer umzuschauen. Denn Du wirst hier auf viele offene Ohren stoßen und überrascht sein, wie viele sehr bekannte Dinge dir hier über den Weg laufen oder wieviele deiner eigenen Probleme auch anderen bekannt sind.

    Ansonsten habe ich dann versucht, unter Leute zu kommen. Nicht in Discos oder so, denn das war nie mein Ding. Nein, ich hatte schon immer eine Schwäche für Volleyball (das immerhin wusste ich) und so habe ich mir eine Mannschaft gesucht und bin da halt regelmäßig hingegangen. Hab lange gebraucht, um mit den Leuten warm zu werden, aber mit ein bis zwei aus der Mannschaft bin ich heute noch befreundet und ich spiele jetzt schon einige Jahre in einer anderen Mannschaft. Vielleicht gibt es etwas ähnliches, was Dir auch Spaß machen könnte? Wenn Dir dazu nichts einfallen sollte: Du könntest ausprobieren, wenn Du Lust dazu hast. Muss ja nicht gleich die erste Möglichkeit passen...Und bei allem ist ganz wichtig: Zeit lassen und immer einen Schritt vor den anderen, in genau dem Tempo, mit dem Du klar kommst. Da sag ich vorweg: Das dauert und man braucht echt viel Geduld. Nur nie den Mut verlieren! Ich denk da gilt dann auch ein bisschen: was sich erstmal nicht schlecht anfühlt, also keine Bauchschmerzen bereitet :wink:, ist schon mal nicht verkehrt, oder?

    Ja, ich glaube, das waren so meine ersten Schritte in die richtige Richtung.

    Für einen Partner wäre ich zu diesem Zeitpunkt übrigens überhaupt nicht bereit gewesen. War froh, dass ich meine Ruhe hatte und das war für einen begrenzten Zeitraum auch sehr gut so.

    Gruß Gela

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