Ich habe keinen Vater mehr

  • Hallo Seelchen,
    das ist ja ein süßer Nickname. Herzlich Willkommen hier. Schön, das du zu uns gefunden hast. Lies dich hier in Ruhe durch die "Geschichten". Du bist hier genau richtig

  • Hallo Seelchen!

    Ich bin in deinem Alter und habe ähnliches erlebt; meinen Thread dazu findest du im Angehörigen-Bereich.
    Bei mir ist es die Mutter, die auch schon seit bestimmt 22 Jahren trinkt. Mein Vater ist ebenso wie deine Mutter co-abhängig.
    Also ich bin in diesem Umfeld aufgewachsen, die Misere begann, als ich 2-4 Jahre alt war.
    Ich weiß nicht, wie sehr du dich in das Thema schon eingelesen hast.. Wenn du dich hier durchliest, wirst du merken, dass wir uns alle dieselben Fragen stellen, dieselben Gefühle entwickeln.. Und die Süchtigen alle gleich mit ihren Kindern umgehen.
    Im Prinzip geht es aus Sicht der Abhängigen darum, aus einer Familie, in der Kinder zur Selbständig- und Unabhängigkeit erzogen werden sollten, ein System zu machen, das die Kinder in ihrer Entwicklung zur Unabhängigkeit hemmt, sie an sich bindet und sie kleinhält. Denn wenn sich die Kinder und Partner entfernen, steht der im Prinzip hilflose und schwache Alkoholiker alleine dort, hat seine Unterstützung und Halt verloren. Menschen, die ihm aus der Schei*e helfen, wenn er alleine und/oder betrunken nicht mehr klar kommt oder die als Prellbock funktionieren, wenn er aggressiv ist und einen Prellbock bräuchte.

    Also wird alles dafür getan, damit sich die Kinder und der Partner nicht normal entwickeln und entfernen, sondern emotional gebunden bleiben. Das merkst du an deinen Schuldgefühlen (sowohl deinem Vater als auch deiner Mutter gegenüber).. Die Gefühlsspielchen sind das heftigste Mittel, effektiver als Schläge.

    Ich bediene mich mal deines Beitrags,nimm mir meine Worte bitte nicht übel. Es ist nicht böse gemeint..

    Zitat von Seelchen87


    Manchmal, wenn ich hier so mitlese, frage ich mich ob meine Situation wirklich "schlimm genug" ist, denn geschlagen wurde ich als Kind nie (nur wenn es "nötig" war - also ganz selten mal eins auf den Popo). Vielmehr war ich schon früh der Sündenbock für meinen Vater. Sobald ich in irgendeiner Form in der Lage war, schuld zu sein, war ich es auch. Dafür musste es nicht einmal irgendeinen Grund geben - es reichte dass ich da war.


    Die erste Frage stellen wir uns wohl alle. Aber wenn die Situation nicht schlimm wäre, dann würdest du dich nun strahlender Gesundheit und Wohlbefinden erfreuen, ein normales Verhältnis zu deinen Eltern haben, ohne Grübeln nachts schlafen können.. Und würdest dir schlicht und einfach keine Gedanken machen. Dass du das doch machst, zeigt, dass etwas hängen geblieben ist, dass es doch schlimm war.
    Und: Also entweder wurde man als Kind geschlagen, oder nicht. "Wir wurden nie geschlagen... Nur dann, wenn...ganz selten." gibt es nicht. Zudem ist das strafbar (seit 2000), und das nicht ohne Grund. Schlagen ist Gewalt, Gewalt tut weh und hinterlässt Schäden und ist kein Erziehungsmittel. Es gibt KEINEN Grund, den man haben könnte, um Kinder zu schlagen. Auch wenn die Eltern es so darstellen- aber seine Kinder zu schlagen, ist das Allerletzte. Ich hab da mein Examen drüber geschrieben und mich da länger mit beschäftigt, meine Meinung steht fest.

    Das, was du im letzten Teil des Zitats oben geschrieben hast, ist eines der Mittel, um sich die Familie gefügig zu halten. Psychospielchen. Die EKAs fühlen sich schuldig, schlecht, haben ein schlechtes Gewissen, buhlen dadurch um Anerkennung, doch etwas Wert zu sein und, was auch immer sie angeblich getan haben, wieder gut zu machen. Und gieren ein Leben lang nach der Anerkennung, um die Minderwertigkeit loszuwerden, die sie als Kinder eingetrichtert bekamen. Dadurch, dass du so darauf angewiesen bist, bleibst du am Ball und tust eben alles, um den Süchtigen zu unterstützen- sonst weißt du, würdest du wieder Entwertung erfahren.

    Zitat von Seelchen87


    Abends war es immer am schlimmsten. Ich lag im Bett und wurde mit lauter Rockmusik terrorisiert. Die war tatsächlich so laut, dass kein Kind dieser Welt dabei hätte schlafen können. Oft endete dies in Streitgesprächen zwischen meinen Eltern, die ich auf der Treppe sitzend belauscht habe. Dinge wie "Dieses Kind verarscht mich jetzt schon seit xx Jahren" waren da Sätze, diebeispielsweise gefallen sind. Ich war damals nicht in der Lage, mich selbst freizusprechen von dieser Schuld

    Das gehört wohl auch dazu. Weißt du, körperliche Gewalt ist das eine.. Aber seelische Gewalt, also das, was du erfahren hast, ist mindestens genauso schlimm.. Studien belegen, dass es sogar schlimmere Schäden anrichten kann als körperliche Gewalt. Bei psychischer Gewalt merkst du häufig nicht, was dir angetan wird, denkst, die Eltern haben Recht, wenn sie sowas sagen, sind ja die Eltern.. Und dann ziehst du dir den Schuh an. Das perfide ist, dass dir Dinge angetan wurden, die du gar nicht so beschreiben kannst, die unterbewusst sind. Und diese Dinge sitzen am schlimmsten. Bei körperlicher Gewalt könntest du die Schläge beschreiben und als falsch erkennen.
    Dass du dich dagegen nicht wehren konntest, ist klar. Schließlich warst du ein Kind. Das wiederum ist auch der Grund, wieso dein Vater dich ausgewählt hat und keinen "gleichrangigen" Erwachsenen. Er wollte, dass sich sein Sündenbock nicht wehren kann.

    Zitat von Seelchen87


    und meine Mutter hat das auch nicht wirklich getan. Sie hat ihm immer zugehört, manchmal ein Gegenwort gehabt, aber mich wirklich verteidigt hat sie nie. Also fühlte ich mich immer schuldig, versuchte so gut zu funktionieren wie es nur geht. In der Schule und Zuhause - immer habe ich versucht, ihm keinen Anlass zu geben, abends wieder schlecht drauf zu sein. Wie groß war da die Enttäuschung, wenn das nicht geklappt hat und ich wieder versagt hatte.


    Es war die verdammte Pflicht deiner Mutter, dich von diesen seelischen Misshandlungen zu schützen. Bist du gar nicht sauer auf sie? Schließlich war sie deine Mutter, die die Pflicht hatte, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht. Dein Verhalten, dass du versucht hast, sämtliche Anlässe zu vermeiden, zeigt, wie schlimm diese Psychospielchen gesessen haben. Mir würde es als Mutter das Herz brechen, wenn ich dabei zusehen würde, wenn mein Kind so leidet und ich nicht eingreifen möchte. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn dein Mann sich so deiner Tochter gegenüber verhält? Würdest du nur zusehen?

    Das wirkliche Dilemma dieser Kinder ist, dass sie den "Realitätssinn" verlieren. Sie bekommen es vorgelebt, als wäre es normal, vom Vater so behandelt zu werden und als wäre es normal, dass die Mütter dabei zusehen und die Kinder aus diese seelengefährdenden Situation nicht befreien. Manche Eltern reden den Kindern noch ein, dass alles nicht so schlimm wäre bzw dass sie selbst schuld wären. Schließlich zweifeln die Kinder an ihrer eigenen Wahrnehmung und den eigenen Gefühlen, stellen sich auf die Seite der "Täter" und versuchen, weiterhin Anerkennung zu bekommen und verleugnen sich dabei selbst.

    Zitat von Seelchen87


    Das zog sich durch meine gesamte Kindheit. Meine Mutter bekam irgendwann starke psychische Probleme, erlitt diverse Zusammenbrüche und begab sich in psychiatrische Behandlung. Ihre Psychiaterin hatte ihr damals gesagt, sie solle sich trennen und ein Leben mit mir neu beginnen. Hat sie nicht getan.


    Das schlimme daran ist, dass deine Mutter sich selbst dafür entschieden hat, neben ihrem Mann so herzuvegitieren. Sie selbst hatte die freie Wahl, entweder ein neues Leben zu beginnen oder das alte bei ihrem Tyrannen weiterzuleben. Sie hatte sogar Unterstützung in Form einer Therapeutin an ihrer Seite. ABER du hattest keine Wahl. Du warst von ihrer Entscheidung abhängig und warst schutzlos, ohne Unterstützung.

    Zitat von Seelchen87


    Ich wusste das alles, denn ich wurde immer einbezogen in die Entwicklungen. War schon früh der Seelentröster und Zuhörer für meine Mutter. Ich hatte irgendwann das Gefühl, auf meine Mutter aufpassen zu müssen.


    Auch das ist eine Form von Missbrauch durch deine Mutter.
    Ich war jetzt neulich bei einem Coach und habe ihm ähnliches durch meinen Vater erzählt. Er heulte mich auch immer mit ihrem Problemen voll, schob Verantwortung auf mich ab oder gab mir die Schuld an Mutters Zustand. Mein Coach war entsetzt, wirklich erschrocken. Und es ist wirklich komisch, jemandem gegenüberzusitzen, der das typische Verhalten deiner Eltern, was du als normal empfindest, verurteilt. Aber er hat Recht- Eltern müssen sich um das Wohl der Kinder kümmern, ihnen ein stabiles Umfeld geben und sind alt genug, um ihr Leben selbst zu regeln. Wenn sie sich jedoch bei ihren Kindern ausheulen und beklagen, werden die Rollen vertauscht- Kinder, die Schutz und Sicherheit brauchen, werden mit der Verantwortung und dem Wissen über den Zustand der Familie überfordert. Zudem erfahren sie nie Schutz und Sicherheit- und das schädigt sie in ihrer Entwicklung und zieht Folgen bis ins Erwachsenenalter nach sich.

    Zitat von Seelchen87


    Wartete, bis sie schlief, um zu wissen dass sie nicht starb, weil er ihr etwas angetan hatte. Ich kontrollierte den Esstisch vor dem Abendessen, weil ich Angst davor hatte, er würde uns vergiften.


    Auch wenn sich das nun schlimm anhört: Sie wusste, auf was sie sich einlässt, wenn sie mit ihm zusammenbleibt. Sie hatte eine Therapeutin, die sie sicher über alle Konsequenzen aufgeklärt hat und hat somit Gewaltausbrüche deines Vater bewusst in Kauf genommen. Es ist nicht deine Verantwortung gewesen euch und sie zu beschützen, sondern ihre. Und auf den Schutz hat deine Mutter verzichtet.

    Zitat von Seelchen87


    Es war einfach immer Terror. Einmal wollte meine Mutter ihn verlassen, da holte er ein Messer und hielt es sich an die Pulsadern mit der Drohung wenn sie jetzt ginge würde er sich umbringen. Später, als ich etwa 19 war, kam das nochmal vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen und ohne Grund. Da ist er mit einem Fön um die Badewanne geturnt.


    Das ist wiederum Verantwortung deines Vaters. Aber meist ist es so, dass gerade diejenigen, die mit Selbstmord drohen, es nicht tun würden. Die wirklichen Selbstmörder erzählen niemandem von ihrem Vorhaben, damit sie nicht abgehalten werden. Dein Vater hat dies bewusst als Druckmittel genutzt, weil er wusste, wie er euch/eure Mutter rumkriegt. Das ist ein oft genutztes Druckmittel, was die Süchtigen nutzen, um die Co-Abhängigen an sich zu binden. Hier im Forum liest du öfters von diesen Drohungen, umgebracht hat sich danach aber niemand.

    Zitat von Seelchen87


    Ich habe alles versucht. Schreien, Diskutieren, Ignorieren aber nie hat etwas geholfen. Irgendwann hat er mir böse Schimpfworte entgegengeschleudert "du bist einfach ne dumme kuh" zum Beispiel durch das ganze Haus gebrüllt.


    Jap, kenne ich. War bei uns auch so. Aber als Kind hat man dort leider keine Chance. An erster Stelle steht der Alkohol, dagegen kommt man nicht an.

    Zitat von Seelchen87


    Einmal, als ich seine Weinflasche immer wieder aus ihrem Versteck geholt habe - da war ich etwa 14 - ging er mir an den Hals. Diese Situation ist mir als furchtbare Erinnerung geblieben.


    Also hast du doch physische Gewalt erlitten?
    War bei uns genau so. Es wurd dann, wie gesagt, immer so dargestellt, als ob ich es verdient hätte..

    Zitat von Seelchen87


    Heute bin ich verheiratet und habe eine kleine Tochter. Nachdem mein Vater uns weiterhin mit boshaften Emails drangsalierte, habe ich letztlich im Mai diesen Jahres den Kontakt abgebrochen. Die Emails fließen weiterhin in meine Richtung, er versucht wo er kann, Einfluss auszuüben.

    Dass du den Kontakt abblockst, ist super. Ich würde vielleicht die E-Mail-Adresse ändern oder seine E-Mails sofort in den Spam-Filter leiten. Aber das ist gut! Gut, dass du den Kontakt abgebrochen hast. Irgendwann, wenn er merkt, dass er keine Reaktion bekommt, wird er Ruhe geben.

    Zitat von Seelchen87


    Ich habe ihm gesagt, ich bin bereit wieder mit ihm zu reden, wenn er eine Therapie macht und wenn er das nicht tut, dann bleibt alles so, wie es ist. Seine Antwort: "Dann bleibt eben alles wie es ist!"


    An erster Stelle steht leider oft der Alkohol. Das ist zwar schade, aber dann umso wichtiger, dass du konsequent bleibt, um dich und deine kleine Familie zu schützen.

    Zitat von Seelchen87


    Mich plagen schreckliche Gewissensbisse, da meine Mutter meine Tochter nun auch selten sehen kann. Sie übernachtet nicht mehr dort, weil ich einen klaren Cut herbeiführen wollte. Sie sind als Enkelin und Oma aber ein Herz und eine Seele und auch für meine Kleine tut es mir schrecklich leid. Meine Mutter verletzt das alles sehr und damit natürlich auch mich.


    Es ist sehr gut, dass du deine Tochter von deinem Vater fernhälst. Ich könnte mein Kind auch nie zu meinen Eltern geben, weil ich nicht möchte, dass sie das erleben, was ich erlebt habe. Ich möchte auch, dass sie vernünftig geprägt werden... Und nicht von Menschen, deren Erziehungsmaßnahmen und Vorstellungen ich selbst kennengelernt habe.
    Da bist du echt sehr weit! Dass du das selbst so eingesehen hast, das ist nicht selbstverständlich.
    ABER: Deine Mutter hat auch hier wieder die freie Wahl. Sie weiß, was zu Hause abgeht. Da fände ich es von ihr unverantwortlich, dass sie erwartet, dass dein Kind zu seinem Opa kommt, damit sie es öfter sehen kann. Sie hat die Wahl, sich zu trennen und mehr von Tochter und Enkelin zu haben und dazu noch ein selbstbestimmtes Leben führen zu können- oder eben, dass sie bei ihrem Mann bleibt und somit euch weniger zu Gesicht bekommt. Sie hat sich also für ihren Mann und gegen euch entschieden. Und auch hier hat sie die Verantwortung zu übernehmen. Dann auch auf verletzt zu tun und dir wiederum ein schlechtes Gewissen zu machen- wobei du dich endlich um die Sicherheit deiner Tochter sorgst, was sie bei dir als zweitrangig befunden hat- finde ich unter aller Kanone. Da bekäme sie von mir kein Verständnis, sondern müsste sich mit ihrer eigenen Entscheidung abfinden.


    Zitat von Seelchen87

    Ich hoffe sehr, dass sie sich von ihm trennt, denn ihr Leben mit ihm ist schlichtweg nicht lebenswert. Sie ist mit mitte vierzig eigentlich noch jung genug, neu zu beginnen, doch sie schafft es nicht, weil er ja im Grunde ein herzensguter Mensch ist. So ihre Worte. Sie arbeitet, er nicht und vor einiger Zeit sagte er zu ihr, er bliebe sowieso nur bei ihr wegen des Geldes. Und trotzdem ist sie noch da, ich verstehe das einfach nicht!


    Ich glaube nicht, dass sie sich noch trennen wird. Sie hat sooo viel durchgehen lassen. All die Misshandlungen dir gegenüber. Warum sollte sie ausgerechnet jetzt Konsequenzen ziehen, wenn er sagt, er sei nur wg des Geldes mit ihr zusammen? Es ist ihre Entscheidung, mit der sie zu leben hat.
    Dein Vater hat sich für den Alkohol entschieden- daran könnt ihr nichts ändern. Mit "bitte bitte" passiert da nichts.
    Deine Mutter hat sich für ihr Suchtmittel entschieden- deinen Vater. Und du kannst nichts ändern, sondern musst ihre Entscheidung akzeptieren.
    Sie ist schließlich erwachsen. Wenn sie es braucht, sich als Opfer zu fühlen- bitte. Ist bei meinem Vater auch so. Anscheinend fühlt er sich gut, wenn er sich beklagen kann, was er alles macht und wie Mutter es ihm "dankt". Er ist der gute, sie die böse. Manche Menschen brauchen es wirklich- so wie der Alkoholiker den Alkohol oder du Wertschätzung von deinem Vater.
    Es ist leichter gesagt, als getan. Aber die Situation bei dir zu Hause ist so, weil sich Menschen dafür entschieden haben. Dein Vater für den Alkohol, deine Mutter für deinen Vater und alle die unliebsamen Konsequenzen. Du hast dich dafür entschieden, den Kontakt auf Sparflamme laufen zu lassen und den insbesondere zwischen Vater und deiner Tochter zu unterbinden. Auch das ist dein gutes Recht. Also lebt jeder nach seiner Entscheidung und du solltest dir kein schlechtes Gewissen wg deiner Mutter machen. Sie wollte es so. Sie hat sich damals bei der Therapeutin dagegen entschieden, sie hat sich immer im Gespräch mit dir gegen eine Trennung entschieden. Also muss sie nun damit leben.
    Mach dir keine Gedanken um sie; ich gehe davon aus, dass deine Mutter weiß, dass du ihr helfen würdest. Aber sie lehnt die Hilfe ab. Für dich wäre es besser, wenn du das so akzeptierst und deine Energie in deine Tochter investierst.


    Zitat von Seelchen87

    Sie gewährt ihm häufig Vorrang. Beispielsweise kann sie uns nicht besuchen, wenn er das Auto braucht. Dazu muss ich sagen, er ist arbeitslos, sitzt den ganzen Tag in seinem Büro (das keinen Zweck erfüllt) und braucht das Auto nicht. Aber wenn wir uns verabreden, muss er plötzlich in den Baumarkt, Schleifpapier kaufen und sie lässt ihn einfach gewähren. Das macht mich innerlich rasend.


    Aber auch das ist doch eine Situation, die deine Mutter akzeptiert. Sonst hätte dein Vater doch gar keine Möglichkeit, dazwischen zu funken.
    Es gibt immer den, der fies und gemein ist und denjenigen, der sich so behandeln lässt.
    Mein Vater hat genauso versucht, mich wie Mutter unterzubuttern und kleinzuhalten. Ich habe vorher schon jahrelang mitbekomme, zu was das führt. Und habe mich gewehrt. Mit dem Vorteil, dass ich mehr Freiheiten und Rechte bekommen habe als meine Mutter UND dass er das, was ich mache, respektiert. Darauf kommt meine Mutter nicht klar, gibt bissige Kommentare ab. Aber, es ist ihre eigene Schuld. Hätte sie sich damals anders verhalten und würde nicht trinken, würde sie auch eine andere Position innehaben.

    Zitat von Seelchen87


    Ich weiß nicht, wo das alles noch hinführen soll. Wie ich mich überhaupt befreien kann, denn meine Mutter gebe ich um keinen Preis dieser Welt her. Dafür haben wir gemeinsam zuviel Mist erleben müssen mit ihm.


    Wenn dein Vater am Alkohol hängen bleibt, dann wird er sich früher oder später zu Tode trinken. Meine Mutter hat bereits eine Leberzirrhose samt Wasserbauch- irreversibler Zustand, nicht mehr viel Zeit. Das ist leider die Konsequenz für ihr Verhalten. Aber ich kann es mitlerweile akzeptieren, auch wenn diese Einsicht hart war und ist und es ihre Entscheidung für den Alkohol und gegen die eigenen Kinder extrem hervorhebt.
    Wenn deine Mutter weiter an deinem Vater kleben bleibt, dann wird sie weiterhin psychisch leiden. Aber auch sie weiß, auf was sie sich da weiterhin einlässt, hat viele Therapeuten kennengelernt, die sie aufgeklärt haben. Von der Entscheidung kannst du sie nicht lösen, es ist ihre Verantwortung. Es ist ebenso schwierig, sie aufzuklären, wie es schwierig ist, deinen Vater vom Alkohol zu lösen.
    Am besten befreist du dich, indem du verstehen lernst, in was für einem System du aufgewachsen bist, wie dich deine Eltern (auch deine Mutter) behandelt haben und zu was das geführt hat. So lässt das schlechte Gewissen nach. Auch gegenüber deiner Mutter. Du musst sie nicht hergeben- aber du solltest dir auch ihrer Schuld bewusst werden und akzeptieren, dass sie sich für ihr jetziges Leben entschieden hat.
    Menschliche Beziehungen sollten nicht auf diesen Schuldgefühlen basieren.

    Zitat


    Immer mehr spüre ich, dass all meine Unzulänglichkeiten etwas damit zu tun haben, was ich als Kind erlebt habe. Ich kann keinem vertrauen - nichtmal meinem Mann, obwohl er das wohl verdient hätte. Soziale Kontakte zu halten, fällt mir schwer und in Gesellschaft fremder Menschen fühle ich mich unsicher.

    Ja, das stimmt absolut, so geht es mir auch. Das sind die Probleme, die Kinder bekommen, wenn sie eben dieses Sicherheitsgefühl nie erfahren haben.. Wenn sie nicht gelernt haben, wie man in einer Familie gut miteinander umgeht, werden sie keine Freundschaften halten können, weil dort dieselben Kompetenzen gefordert sind.
    Wenn sie sich nicht von den Eltern wertgeschätzt fühlten, fühlen sie sich unwohl in fremder Gesellschaft.. Die Fremden könnten doch den selben Eindruck erlangen wie die Eltern?
    Mir geht es auch so... Kann kaum gescheit soziale Kontakte halten, nur zu Leuten, die mir nicht gut tun und sich selbst Mittel bedienen wie meine Eltern. Darüber habe ich ausführlich in meinem eigenen Faden im anderen Forum geschrieben.

    Ich habe mir nie etwas zugetraut.. Hab zig Semester in der UNi verloren, weil ich nicht zu Klausuren gegangen bin oder die Hausarbeiten nicht abgegeben habe. Meine Professoren könnten ja sehen, wie schlecht ich wirklich bin und mich abwerten.
    Ich habe Panikattacken vorm Examen, was nun ansteht. Das quält mich so ungemein, dass ich ohne Beruhigungstabletten nicht klarkomme. Bei meinem Freund sehe ich, dass er als Sieger durch die Prüfungen geht- alles 1.0.. Jedoch hatte er auch eine gute Familie, die Selbstzweifel erst gar nicht hat aufkommen lassen.

    Nunja, es ist harte Arbeit, sich damit auseinander zu setzen.
    Ich sehe es in der Verwandtschaft, wie selbst die Kinder der EKAs von dem EKA-Verhalten der eigenen Eltern geprägt werden, obwohl sie selbst mit keinem Alkoholiker mehr richtig Kontakt haben. Daher denke ich, dass es sich auf jeden Fall lohnt, sich damit professionell auseinander zu setzen.

    Liebe Grüße,

    Natalie, die auch keine Mutter mehr hat.

  • glück auf seelchen

    mit gemischten gefühlen les ich was ihr EKAs schreibt. es schmerzt mich und tut mir unendlich leid, weil ich erkenne, was ich meinen kindern angetan hab. (einer meiner lieblungssöhne hat mal meinen schnaps versalzen - 500g salz - ich hatte nischt anderes, hab s salz ausgesiebt, die salzige brühe ausgesoffen und ihn ausgelacht. ich denk das war für ihn schlimmer als prügeln?!)
    was du schreibst hilft mir trocken zu bleiben.

    schöne zeit - kraftpäckl

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von Seelchen87

    Ich beglückwünsche dich zu deiner Entscheidung, ohne Alkohol leben zu wollen und hoffe, dass du diese große Herausforderung erfolgreich meistern wirst.

    danke - und ja will ich noch ganz lange - wenn du willst kannst du meine geschichte lesen guckstdu hier: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…pic19832-0.html natürlich nur in "groben zügen", die schmutzigen einzelheiten währen zu heftig für s öffentliche WWW.

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

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