Aller Anfang ist schwer

  • Moin Kenneth,

    meine Frage wäre eher: Willst Du überhaupt mit dem Trinken aufhören und/oder warum bist Du hier?
    Der Super-GAU war für Dich, als Deine beiden Einnahmequellen den Bach runter gingen und Du nicht mehr friedlich vor Dich hin trinken konntest.
    Nervig ist die Fallmanagerin Deines Jobcenters, die Dir ständig mit denselben Fragen und Vorwürfen auf die Ketten geht. Leider musst Du dich mit ihr herumschlagen, weil sie dafür sorgt, dass Du ein Dach über dem Kopf hast und Deine Lebensmittel bezahlen kannst.
    Positiv siehst Du es, dass Du eine neue Wohnung gefunden hast, weil´s eben auch Asche ist, dass Jeder auf dem Dorf mitbekommen hat, dass Du aus der alten rausgeflogen bist.
    Ganz unbequem ist es für Dich, dass Deine Schwester Dir zwar geholfen und Dich aufgenommen hat, blöderweise aber dadurch mitbekommen hat, wie viel Du wirklich trinkst.

    Du schreibst von Neuanfang und Veränderung Deines Alkoholbewusstseins, um Dich danach wieder über die Dame vom Jobcenter aufzuregen, die Deine Trinkerei bemängelt, sodass Du quasi dazu gedrängt wirst, weiterhin (nicht wieder!) zur Flasche zu greifen.
    Ich halte im Übrigen auch nix davon, immer alles auf den Alkohol zu schieben. Ich habe z.B. das Wetter niemals für meine Sauferei verantwortlich gemacht…

    Versteh´mich nicht falsch, ich will Dir nicht gegen´s Knie treten, aber das ist das, was bei mir angekommen ist.
    Mir ging es ähnlich wie Du. Ich arbeite gern in kleinen Firmen, die in schlechten Zeiten zuerst die Pforten schließen müssen und ich hatte keine Anteile daran, dass ich durch Insolvenz oder notwendige Senkung der Personalkosten meine Jobs verloren habe.
    Dann kann man entweder auf den Mors plumpsen und sich am Existenzminimum mit seiner Sauferei einrichten oder man geht einen anderen Weg: Umzug aus der Wohnung, die einen monatlich über Tarif belastet, diesen Wohnungswechsel in die Nähe einer Stadt organisieren, wo die Aussichten auf Jobs größer sind, eine Umschulung/Weiterbildung anleiern, seinen Papierkram ordnen und den Briefkasten wieder auf Betrieb stellen, etc.
    Dazu benötigt man aber einen klaren Kopf und die nötigen Energien, um sich diese Ziele erst einmal zu setzen und dann auch darauf hin zu arbeiten.
    Und das ist – das sage ich aus meiner Erfahrung und der vieler anderer Betroffener heraus – mit einem besoffenen Kopp einfach nicht möglich. Der legt Dich lahm und macht Dich müde, antriebslos, schwach und raubt Dir alle Hoffnung, die Ideen bleiben aus.
    Wozu soll man sich auch bewegen, wenn man kein Ziel hat oder keine Hoffnung?!

    Vielleicht kannst Du ja mal einen neuen Weg versuchen – SHG, Therapie, die Sucht stoppen, Dich austauschen, abstinent leben und damit Kraft schöpfen und Dir deine Energien zurückholen und damit Dein Leben – denn den alten kennst Du doch bereits.
    Doch vielleicht tue ich Dir auch unrecht, denn Du schreibst zum Schluss: „Das reicht für heute“ und in der Fortsetzung von Deinem Bericht wirst Du dann auflisten, was Du bereits alles für ein Leben ohne Alkohol in die Wege geleitet hast. Immerhin bist Du hier aufgeschlagen, das ist ja oft der erste Schritt.

    Alles Gute
    Katha

  • Hi Kenneth,

    „kontrolliertes Trinken und schrittweise Reduzierung des Alkoholkonsums“ – jetzt verstehe ich Deine Überlegungen.
    Siehst Du dich selbst als Alkoholiker? Trinkst Du abhängig? Ich frage das jetzt nur der Gründlichkeit halber, denn nach dem, was Du beschreibst, verhält es sich so.
    Ich persönlich kenne keinen einzigen abhängigen Trinker, der es geschafft hat, kontrolliert zu trinken, sie sind nach kurzer Zeit alle wieder voll drauf gewesen.
    Das sind Erfahrungen, die man entweder selbst macht und damit Jahre verschleudert, u.U. auch sein Leben riskiert oder Anderen zuhört, die diese Erfahrungen bereits gemacht haben.
    Du selbst hast es bislang nicht allein geschafft, Deinen Alkoholkonsum beizubehalten resp. zu reduzieren.
    Mir ist nicht ganz klar, was Deine Fallmanagerin, die sich um ihren Job kümmern sollte und nicht um Dinge, von denen sie augenscheinlich keinen Plan hat und die nicht in ihr Ressort fallen (kommt mir alles plötzlich grad so bekannt vor :D), mit „Härtefällen“ meint: Entweder bin ich Alkoholikerin oder nicht, Klassifizierungen jedweder Art sind mir da nicht bekannt.
    Ich würde an Deiner Stelle deshalb diese SHG in Deinem Ort aufsuchen und mich außerdem hier austauschen. Zu verlieren hast Du dabei nichts.

    Die Sozialarbeiterin, mit der Du ein Vorgespräch hattest, leidet offensichtlich unter demselben Wahn (was ist eigentlich bei Euch los da in der Gegend? ;-)). Ich würde sie umgehen, weil es nötig ist, und mir einen geeigneten/übergeordneten Ansprechpartner bei Deinem Amt suchen. Alkoholismus ist eine Krankheit und Du kannst Unterstützung erhalten, vorausgesetzt, Du willst tatsächlich mit dem Trinken aufhören. Das allerdings solltest Du in Ruhe mal für Dich überdenken, danach kann man die Möglichkeiten besprechen.
    Hier wird Dich – sage ich jetzt einfach mal – Niemand bei dem Versuch unterstützen, kontrolliert zu trinken, denn die meisten von uns haben die Erfahrung bereits gemacht, dass es nicht funktioniert, sobald man abhängig trinken muss. Der Rest der Mitstreiter kam erst gar nicht auf die blöde Idee, damit seine Energie zu verschleudern ;-).

    Dir noch einen entspannten Sonntag.
    Viele Grüße
    Katha

  • Hallo Kenneth,

    ich kann ehrlich gesagt ein Stück weit verstehen, wenn Deine Fallmanagerin immer wieder vom leidigen Thema "Alkohol" anfängt, denn besoffen kannst Du leider tatsächlich keinen Job ausüben. Insofern macht sie ihren Job sogar recht gut, da sie nicht nachläßt genau den Punkt anzusprechen, um den es tatsächlich geht. Natürlich ist nicht für alles der Alkohol verantwortlich, aber er trägt einen gehörigen Beitrag daran, dass Du keinen Job findest und auch nichts dafür tun kannst, um diesen Zustand zu ändern.

    Hast Du denn mal offen mit ihr geredet ? Weiß sie, dass Du Alkoholiker bist oder vermutet sie es nur ? Wie wäre es, wenn Du ihr Deine Pläne darlegst ? Ich könnte mir ja vorstellen, dass nach einer qualifizierten Entgiftung auch eine Kostenübernahme weitergehender, passender Hilfen wie der Brücke"drin sitzt". Erstmal wirst Du dafür nur vermutlich quasi in Vorleistung gehen müssen, sprich entgiften. Könnte ich mir jedenfalls vorstellen :wink:.

    Ist die SHG bei Dir vor Ort eine für Alkoholiker ? Wenn ja, dann geh doch einfach mal hin. Wer hindert Dich daran ? Wenn sie sich allerdings schwerpunktmäßig z.B. um Abhängigkeiten von illegalen Drogen kümmert, könnte es tatsächlich nicht passen. Aber informiere Dich doch einfach direkt dort.

    Zuallererst würde ich aber tatsächlich mit dem Hausarzt reden. Er kann Dir die Einweisung in eine Klinik zu Entgiftung ausstellen und Du bist einen gewaltigen Schritt weiter. Es lohnt sich, glaub mal !

    Grüße
    Tina

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