Wie ernsthaft sind Dinge, die im Rausch gesagt werde?

  • Nun, ich kann es mir nicht länger (wie die letzten 12 Jahre) weglügen - mein Mann ist Alkoholiker - und ich bin sicher, ich bin eine Co-abhängige, so wie ich es hier erst ausschnittweise gelesen habe.

    //Edit
    ich möchte darum bitte, dass sowas vielleicht mit normalen Worten zum Ausdruck gebracht wird.
    Edit

    Ich bin echt verzweifelt - und mein Impuls ist davonzulaufen aus diesem Wechselbad der Gefühle - die vergangenen drei Tage war mein Mann ganz nett und tut, als wäre gar nichts geschehen. Ich weiß nicht, ob er davon noch irgendetwas weiß.

    Für mich ist aber die Information, ob es möglich ist im Rausch etwas zu sagen, was man im nüchternen Zustand noch nicht gedacht hat, wichtig.
    Ich denke mir, daß der Alkohol insofern enthemmt, als nun Dinge gesagt werden, die ansonsten verschwiegen werden.
    Stimmt das eher oder eher nicht.

    Bitte, bitte ... kann da jemand, der das aus persönlichem Erleben weiß, sich dazu äußern.
    Vielen Dank
    Es wäre für mich unerhört wichtig, darauf eine Antwort zu finden.

  • Hallo ABC,

    Dein Mann weiß ganz genau, womit er dich verletzten kann. Sicher habt ihr über dieses Thema öfters gesprochen. Nur Du weisst, wie er zu diesem Thema steht wenn er nüchtern war/ist.

    So hin und wieder habe ich da auch so meine Zweifel gehabt ob seine Aussagen irgendeinem Wahrheitsgehalt entsprechen. Zumal es ja den Spruch gibt: Besoffene und kleine Kinder sagen die Wahrheit.
    In erster Linie denke ich aber - er wollte Dir richtig weh tun und die schwächsten Stellen an einem kennen sie nur zu genau.

    Mein Mann hat mir mal nach Jahren an den Kopf geknallt, dass er gerne mal mit einer "normalen" Frau zusammen wäre :shock: Dazu muss ich sagen: ich sitze im Rollstuhl und wir leben schon seit über 25 Jahren zusammen.
    Diese Aussage hat mich zuerst auch sehr tief getroffen, aber bis heute hat er dies nicht umgesetzt - im Gegenteil die Zeit, wo er 11 Monate trocken war, waren eine wirklich schöne Zeit. Ich durfte einen Mann kennenlernen, den ich so nie gekannt habe.

    Mich haben früher seine Aussagen wütend und traurig gemacht, aber mit der Zeit habe ich das als Gelaber im Suff angesehen. Und wenn er mal nüchtern war, habe ich mich für seine Entgleisungen - welche ich dann auszugsweise mal Wort für Wort wiedergegeben habe - bedankt.

    Wie gesagt - das sind eher meine Erfahrungen.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • hallo abc,

    bei meinem partner denke ich, dass er die dinge, die er im rausch sagt, auch wirklich meint. das sind bei uns zum glück nicht so gravierende dinge, wie du sie geschrieben hast, eher in die richtung "du bist erfolgreich und ich einen null, ich kann dir doch gar nichts bieten", grob vereinfacht. ich denke, so komplexe dingen, wie du sie geschrieben hast, entstehen nicht einfach in einem rausch. dazu gehört schon eine grundhaltung, die sich im rausch bahn bricht.

    ich weiß, das ist nicht tröstlich.... und du wolltest sicher etwas anderes hören.

    liebe grüße

    lavendel

  • Vielen herzlichen Dank für alle Antworten und Entschuldigung dafür, daß ich Dinge geschrieben habe, die ich bei klarem Verstand so nicht hätte schreiben dürfen.

    Aber bei mir dreht sich im Augenblick im Kopf alles im Kreis -

    Ich sehe nun um einiges klarer
    Einerseits das Alkoholproblem (im Schnitt 6 Flaschen Bier und 1 Flasche Wein pro Tag)
    Andererseits die allgemeine Grundhaltung, die im Rausch rauskommt (bisher 3 Mal im letzten Jahr mit ständigen Steigerungen)

    Ich dachte mir bisher, das wären ein Thema - irgendjemand muß am Trinken schuld sein und dann ist es halt die Frau; Wenn diese angeblich zu einer grundbösen Gruppe gehört, dann braucht man nicht länger nach Rechtfertigungen suchen, weil es ja offensichtlich ist.

    Das Schwierige für mich aber, daß er mich in höchsten Tönen vor anderen lobt (bzw. gelobt hat), - so wird mir oft erzählt-, sodaß es wirklich schwer vorstellbar ist, daß dieser mein sonst so charmanter und gewinnender Mann diese Dinge echt denken könnte. Allerdings stimmt es, daß ich oft sehr unglücklich war, wie ich behandelt wurde - aber ich steckte alles weg in Hinblick auf unsere Kinder, die jetzt alle (fast) selbständig sind - ich wollte immer ein friedliches Heim ohne Streit - -- war wohl ein Fehler.


    Ich muß jetzt aber noch viel nachlesen, was hier alles geschrieben wurde.

    Nun, da die Kinder erwachsen sind, ich meine eigene Rente habe, überlege ich sehr, ob eine Trennung nicht doch das Gesündeste wäre - für mich auf jeden Fall. Mein Mann kündigte allerdings schon früher an, daß er sich dann zu Tode trinken würde.

    Wie klingt das alles Schrecklich und lieblos - aber ich habe so wenig Gefühl im Herzen übrig.
    Wenn er vom Alkohol wegkäme, (zumindest das anerkennt mein Mann seit kurzem als Problem, aber ich sei ja daran schuld), dann bleibt immer noch seine abfällige Grundhaltung mir gegenüber

    Vielen Dank für alle Meldungen - das mit der Selbsthilfegruppe für Co-abhängige und Angehörige muß ich mir auch erst noch genauer überlegen. Im Augenblick sehe ich wenig Sinn darin - erst in drei Wochen ist wieder eine offene Zusammenkunft, dann bin ich mir vielleicht sicherer, in welche Richtung ich gehen soll.

  • Liebe wiesel,

    Danke für deine Antwort -

    Zuerst die Frage, ob er noch weiß oder nicht ......

    Dazu möchte ich als Einwand bringen, daß er unerhörte Erinnerungslücken hat. Erst kürzlich wußte er nicht mehr, daß es am Vorabend ein sehr gutes Abendessen gegeben hat - er konnte sich nur mehr an das Bier (die Biere) mit seinem Freund und die Würstel vom Nachmittag erinnern.

    "Immer wenn es eine schöne Zeit gab, er mal nicht, oder weniger getrunken hat." Eben das ist es ja, - dann denke ich wieder, ich ticke nicht richtig und verdränge und verdränge.
    Aber die Abstände werden immer kürzer, die Launen wechsel immer kurzfristiger. Ein Wechselbad der Gefühle ...
    Wenn ich mein Verhalten als Co-alkoholiker beschrieben habe, dann weiß ich nicht, ob das so richtig ist. Also, wegbringen vom Alkohol wollte ich ihn bisher nicht - ich verleugnete einfach vor mir dieses Problem und ließ mich nur zu gern von ihm beruhigen - aber ich lieferte mich seinen Launen aus und tat alles um ihn zufriedenzustellen und keinen Ausbruch an Ärger hervorzurufen.
    Ich stellte auch nie Forderungen, ich bezahlte den gesamten Haushalt und schaukelte bei voller Berufstätigkeit drei Kinder. Und wenn er dann sehr ärgerlich war, wenn ich einmal in drei Monaten am Abend wegging, dachte ich mir, so wichtig ist das für mich auch wieder nicht, wenn er es nicht mag, so laß ich es einfach und müde genug war ich sowieso am Abend. Und die Leute, die ich kannte, fand er alle schrecklich, also habe ich die Kontakte einschlafen lassen.
    Das heißt einfach, ich nahm alle Launen hin, schimpfte nie, stellte nie Forderungen, (klingt ja wirklich nicht ehrlich, aber das stimmt)
    Das könnte natürlich zum Gefühl geführt haben, ich achte mich zuwenig und deshalb brauche ich auch nicht geachtet zu werden.

  • Danke wiesel und webby - ich glaube, daß dieses Forum und ihr mir unheimlich helft klarer zu sehen. Ich habe auch schon sehr viele Beiträge von Euch gelesen und finde sie sehr hilfreich.

    Ob ich ihn im nüchternen Zustand daraufhin angesprochen habe? - nein, und ich fürchte mich davor -
    Wahrscheinlich weil ich dann keine Entschuldigung hätte, die ich ihm als "Betrunkener" zugestehen würde.
    Und dann, weil ich Angst habe vor Entscheidungen, die ich einfach treffen müßte - und dazu bin ich noch nicht bereit.

    Im Augenblick wieder eine durchaus normale Situation, sodaß ich Eindruck habe, ich sei aus einem Alptraum aufgewacht -
    aber da ist die Angst, was ich kochen soll - ich weiß, wenn es best. Speisen gibt, dann ist 100% die Weinflasche offen - ich habe den Eindruck, es wird zeitweise nur mehr das gegessen, was das Trinken dazu erlaubt - wenn es etwas anderes gibt, dann heißt es "Paßt mir jetzt gar nicht" - Bist nicht böse, wenn ich mir eine Fertigpizza mache? oder "Jetzt hab ich gar keinen Hunger" oder "Da mach ich mir lieber Würstel" und dann weiß ich, daß Bier auf dem Programm steht. Und dann die trögen Abende, wo wortlos in die Kiste gestarrt wird und keine Kommunikation möglich ist.
    Freunde gibt es nur noch, die ebenfalls trinken bzw. eine seltsame esotherische "Sekte" (das Rad der Weisheit), wo gependelt, geweisagt, Horoskope erstellt werden, I Ging als Entscheidungshilfe herangezogen wird und natürlich auch immer Alkohol auf dem Tisch steht. Ich habe mich dort vollkommen zurückgezogen und befürchte, daß dort mein Mann einerseits von diesen alten Weibern die Anerkennung im überreichen Maß gegeben wird, die er von allen einfordert und die nie ausreichend genug sein kann, anderseits über diese esotherische Schiene auch entsprechend negativ bez. mich beeinflußt wird. Der letzte (Alkohol)eklat fand nach so einer Zusammenkunft statt. Dabei möchte ich sagen, daß mein Mann Physik studiert hat und ein begnadeter Techniker ist.

    Ich habe einfach Angst vor Entscheidungen und diese Entscheidung müßte wohl in Richtung Trennung gehen. Da liegt aber doch ein gemeinsames, gelebtes Leben dazwischen mit durchaus schönen Augenblicken.

    Ich habe Angst vor dem endgültigen Eingeständnis des Mißerfolgs in Hinblick auf unsere Ehe (trotzdem wir von außen als sehr erfolgreiche Familie mit tüchtigen Kindern angesehen werden).

    Klingst so, als ob ich ein armes Hascherl wäre - jedenfalls war ich das in meinem Beruf sicherlich nicht, aber allmählich komme ich mir wirklich vor wie ein "Maltaweiberl", wie ein Fußabstreifer.
    Meine sehr selbstbewußte Schwiegertochter in Spe hat gegenüber meinem Sohn sich schon ein paar Mal geäußert, wie ich denn das aushalte. Es ist klar, daß diese Schwiegertochter in Spe und ihre (angesehene) Familie von meinem Mann total abgelehnt wird.

    Und dann ist die Sorge um meine Tochter, die wohl ebenfalls das klassische Co-Verhalten übernommen hat - sie ist mir überhaupt sehr ähnlich. Sie beginnt jetzt sich freizumachen und eigentlich sollte ich sie mit meinem Vorbild unterstützen. Die Meinung meines Mannes über sie "Sie ist allein lebensunfähig und ich müsse zuhause bleiben um sie beim Händchen zu halten."

    So wenn ich das alles lese, was ich so geschrieben habe, sollte auch mir endlich klar sein, daß es nur eine einzige Entscheidung geben kann. Mir fehlt die Luft zum Atmen, zum Reden, zum Pflegen von Kontakten, ich habe Angst in einem tiefen Loch zu verschwinden..... ich muß die Kraft und den Mut zur Trennung aufbringen, sagt mir der Verstand - aber das Gemüt versucht mir die süße Lüge einzuflüstern, daß alles nicht so schlimm wäre und ich nur einen negativen Blickwinkel habe.

    Nochmals vielen Dank an alle.

  • hallo abc,

    puhhh, ganz schön viel, was du da erträgst oder meinst ertragen zu müssen. ich finde es ganz natürlich sich zu überlegen, ob man all das wegwirft, was man gemeinsam aufgebaut hat, ob man seine familie aufs spiel setzt und wirklich alleine leben kann und will, ob man sich das nicht alles einredet, was man derzeit an seinem partner negativ sieht, was einem missfällt, oder schlimmer noch, abstößt. man lässt sich nur allzu leicht wieder sand in die augen streuen, fängt an, dramatische dinge herunterzuspielen oder zu enstchuldigen, und das schöne, was man gemeinsam erlebt hat, wieder hervorzuholen. aber ich fürchte, dass das auf dauer trügerisch ist. es kann zwar sein, dass dein mann nach einem ausbruch eine zeitlang friedlich ist, nichts oder weniger trinkt, aber glaubst du, dass das trägt? nach so langer zeit? wenn du dir all das vor augen führst, was passiert ist, was er gesagt hat, was er getan hat? ich wäre da sehr skeptisch. wobei ich dich sehr gut verstehe :roll:.

    mein freund ist auch alkoholiker (finde ich, er findet das nicht). ich kämpfe seit einem dreivierteljahr darum, wie und ob ein gemeinsames leben weitergehen kann. ich habe viele kontakte verloren, weil ich sie mit meinem freund nicht mehr gemeinsam pflegen wollte (man weiß ja nie, was passiert), habe mich immer weiter isoliert, immer mehr auf ihn gestarrt, alle gedanken haben nur noch darum gekreist, wie ich verhindern kann, dass er alkohol trinkt. mit hilfe dieses forums und einer selbsthifegruppe habe ich mich mühsam an die erkenntnis herangetastet, dass ich dieses leben nicht auf dauer weiterleben kann und will. ICH gehe dabei drauf. ICH leide. ICH zermatere mir das hirn. ICH bin unglücklich. ICH baue körperlich immer mehr ab. wahrscheinlich geht es meinem freund auch so, aber ER tut, was er will. ER nimmt keine rücksicht. ER macht die flasche auf. ER betrinkt sich. ER beschimpft mich. ER pumpt mich an. und ICH kann daran nichts ändern :-(. soweit bin ich mittlerweile, und jetzt heißt meine devise nur noch, mich selbst zu retten. ich habe ihm ein ultimatum getellt, dass er sich zwischen mir und dem alkohol entscheiden muss. er hat für die ersten schritte 10 wochen zeit. und wenn er sich dann nicht für ein trockenes leben entschieden hat, MUSS ich gehen :-(. es geht nicht mehr anders. ich lasse mir nicht mein leben kaputtmachen. ich brauche meine kraft für meinen job, dafür, neue freundschaften aufzubauen und wieder anzufangen, an anderes als den alkohol zu denken :-).

    ich weiß nicht, was dabei herauskommt. ich habe tierische angst, dass er sich für den alkohol entscheidet, ich habe angst, alleine zu sein. aber trotzdem: objektiv betrachtet kann es für mich nur besser werden. was er mit seinem leben anfängt, ist seine entscheidung.

    und vielleicht würde das auch für dich gelten. du hast kinder. du kannst neue freundschaften suchen oder alte wieder aufbauen. du kannst tun, wozu du lust hast. du könntest ein italienisches oder französisches essen kochen, OHNE dir darüber gedanken zu machen, dass ein gegenüber nach wein schreit (ich hab auch schon angefangen so zu denken und nur noch das zu kochen wo ich meine, dass kein alkohol dazu passt. das ist doch bescheuert, oder????). ich weiß, es ist leicht gesagt, dass dir nur eine trennung eine chance gibt. aber wer weiß, vielleicht bringt das deinen mann zur einsicht? solche beispiele gibt es hier im forum, und auch in meiner selbsthilfegruppe, was ich dir übrigens nur empfehlen kann. da lernt man nämlich, dass man nicht spinnt mit seiner wahrnehmung.

    ach ja, und zum verstand: ich schreibe tagebuch, was er wann wo wie gesagt und getan hat. dann kann ich nämlich nachlesen und muss mich nicht immer fragen, ob ich das nicht alles falsch verstanden oder überdramatisiert habe, wie er immer mal wieder versucht mir einzureden :twisted: .

    wünsche dir viel kraft.

    lvendel

  • Ja die Worte passen, alles paßt und ist richtig...

    Heute abend wieder sturzvoll betrunken ..... und ich frage mich nicht mehr, ob ICH den Anlaß dazu gegeben habe (ging um 5 Uhr einkaufen und kam erst um 8 Uhr wieder nach Hause), habe die Lektion richtig gelernt oder nicht?

    "aber ruhig zu bleiben um bei ihm eine gewissen reaktion NICHT auszulösen...das ist CO-denken !!! "..... las ich hier in einem Thread.

    Und so wurde der heutige Abend Anlaß mit meinem Sohn und meiner Tochter ein sehr langes und ehrliches Gespräch zu führen. Am Nachmittag erkannte ich nämlich erschütternd in der ganzen Tragweite, wie mein 26 jähriger Sohn, Jurist, als er meinem Mann bei bestimmten Arbeiten half, alles tut und sagt, um eben gewisse Reaktionen NICHT auszulösen.

    Ergebnis:
    Wir gestanden uns endlich ein, daß der Alkohol wirklich d a s Problem ist, - wer spricht schon gerne von einem Alkoholiker, aber es nützt niemanden davor die Augen zu verschließen.
    - Es stellte sich heraus, daß es war für diese zwei meiner drei Kinder immer klar war, daß sich alles an den möglichen Reaktionen ihres Vaters ausrichtete. Mein dritter Sohn ist seinem Vater am ähnlichsten, natürlich nicht so wie er jetzt ist, sondern so wie er einmal war und wie es leider nur noch ganz selten durchkommt. Dieser Sohn kümmert sich am wenigstens um die möglichen Reaktionen seines Vaters, schimpft oder mault zurück und geht, wenn es ihm nicht paßt - dieser Sohn wird am meisten geschätzt und mein Mann ist ihm gegenüber sehr vorsichtig in seinem Verhalten.
    - Meine Kinder bestärkten mich, daß ich eine Selbsthilfegruppe aufsuchen soll; meine Tochter schlug eine Gesprächs- oder Familientherapie vor (da habe ich allerdings best. Bedenken).
    - Meine Kinder stellten ebenfalls übereinstimmend fest, daß es wirklich notwendig ist, endlich "ICH" zu sagen und zuerst an mich zu denken.

    Ich werde in Kürze folgendes sagen: - wenn mein Mann nüchtern ist:
    ICH mag nicht mit dir fortfahren, weil ICH mich davor fürchte, weil ICH mich total unwohl fühle, wenn sich deine Laune schlagartig ändert, weil ICH nicht mit einem immer wieder Betrunkenen ein paar Tage allein in einem Haus wohnen möchte.
    ICH möchte vor allem von dir wissen, was du dir bei deinen rassistischen Vorwürfen gedacht hast und ICH erwarte hier eine Entschuldigung.
    - Und meine Kinder bestärkten mich darin, ein selbstständiges Leben zu beginnen ohne Rücksicht auf s e i n e jeweiligen Befindlichkeiten und selbst mit der Option der Trennung.

    Vielleicht kann das meinen Mann dazu bringen professionelle Hilfe zu suchen ..... ich kann mir das nur überhaupt nicht vorstellen. Oder vielleicht ist seine im betrunkenden Zustand immer wieder erhobene Forderung, daß ich reden soll, ein Ruf um Hilfe, um klare ultimative Worte?

  • Hallo webby,

    Danke für deine Antwort -
    Ja es war eine Erleichterung sich einmal ohne Tabu aussprechen zu können; es war aber einfach - es lag einfach bereits lange in der Luft und wir konnten schon immer gut miteinander diskutieren und reden. Dabei sitzen wir in der Küche - wir können ohne zu Überlegen reden und lachen. (Dabei kommt mir sofort in den Sinn, daß das natürlich mein Mann heftigst bestreiten würde und ich selbst hier den Drang habe mich zu verteidigen - falsch gedacht, mein Co-ego!!!). Hin- und wieder erscheint dann mein Mann, der mit der Bier- oder Weinflasche vor der Glotze liegt und ist sichtlich unglücklich, daß niemand bei ihm sitzt. Aber das konnte ich schon lange nicht mehr und meine Kinder auch nicht. Wenigstens hier ließen wir uns nicht in ein Co-Verhalten hineinziehen.

    Es ist gut, die beschönende Decke wegzuziehen, die wir alle und insbesondere ich über das Alkoholikerproblem gelegt haben. Welchen Mut braucht es für mich, das auszusprechen "Alkoholiker"!
    Die Lebenslüge kann aber nicht ein ganzes Leben andauern. Und ich bin sehr dankbar, daß ich hier meine Gedanken ordnen und ausprechen darf.

    Im Zuge des letzten Eklat gestand mein Mann zum ersten Mal von selbst und ohne daß ich etwas dergleichen gesagt habe ein ein Alkoholiker zu sein - allerdings mit der Erklärung, daß er früher zum Vergnügen getrunken habe und nun aus Frust trinken muß; wenn man aus Frust tränke, dann wäre man Alkoholiker und so weit sei er jetzt - wenn man aus Vergnügen trinke nicht - Also ein Stück weiter in der Selbsterkenntnis, aber noch zu wenig, denke ich. (Und wer am Frust schuld ist, sei klar ........ nein, nein, ....ich werde mich nicht rechtfertigen) Aber ein Fortschritt gegenüber einem früheren Gespräch, wo mein Mann die Meinung vertreten hat, er könne kein Alkoholiker sein, da er nur Bier und Wein trinke - "echte" Alkoholiker würden harte Sachen trinken.

    Mein Mann ist unheimlich trinkfest (war immer darauf stolz). Die meisten Menschen würden bei seinem normalen Pegel nicht merken, daß er schon soviel intus hat. Er wird auch normalerweise nicht aggressiv. Das war auch ein Grund, warum es mir so lange gelang vor mir selbst und vor den Kindern die Wahrheit zuzudecken.

    Heute abend werde ich ein Konzert besuchen, das unter freiem Himmel auf einer von einer wunderbaren Bergwelt umrandeten Alm stattfindet, --- Ich weiß, daß es IHM nicht gefallen wird, wenn ich weggehe und ich fürchte mich jetzt schon vor dem Nachhausekommen (Damit wurde ich seit Jahrzehnten manipuliert, eben nicht auszugehen, mit Freunden etwas unternehmen, ... - aber gemeinsam war es ebenfalls unmöglich, weil ihn alles außerhäusliche, was nicht mit Trinkmöglichkeiten verbunden war, nicht interessierte und auf meine Bedürfnisse hat mein Mann wirklich selten, ich möchte fast sagen noch nie Rücksicht genommen.

    Also, ich freue mich auf den heutigen Abend mit meinem anderen Sohn und seiner Freundin!! Das Wetter wird mitspielen - toi, toi - und das werde ich als gutes Omen nehmen.

    An euch alle, die ihr mir so verständnisvoll antwortet, die besten Wünsche für EUER Problem. Werde heute bei Beethovens IX fest an euch denken!

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!