Ich muss es mal loswerden...

  • Hallo,

    bevor ich es mit wieder anders überlege - irgendwie habe ich das Gefühl, an meinem Mann Verrat zu üben, indem ich mich mit Fremdem austausche- schreibe ich einfach drauflos.

    Wir sind seit sieben Jahren verheiratet. Mein Mann hat schon immer viel getrunken,mit 19 war er deshalb den Führerschein erstmal los. In diesem Alter hat er gespielt - diese Sucht hat er in den Griff bekommen, wobei ich meine, das die eine die andere abgelöst hat. Was sich aber doch sehr gab, als unsere Kinder zur Welt kamen, die jetzt 5 und 6 Jahre alt sind. Meine Große stammt aus einer früheren Beziehung.
    Wenn er allerdings trank, dann bis nichts mehr reinging. Seine Umgebung trinkt auch sehr viel.
    Vor anderthalb Jahren haben wir sein Elternhaus gekauft. Seitdem trinkt er regelmäßig, in immer kleiner werdenden Abständen. War er früher wenigstens noch lustig, so ist er heute aggressiv. Einmal hat er mich geschlagen, mehrmals übelst beschimpft.

    Ich habe immer und immer wieder mein Gewissen geprüft, denn ich bin ja auch nicht unfehlbar, was ich falschmache und ich habe allerhand versucht - mir mehr Zeit für ihn genommen, ihm mehr Zeit für sich gelassen, solche Sachen, alles bin ich in Gedanken durchgegangen, vom Kochen übers Putzen und die Kinder bis hin zu der Frage, wie sehr nervt ihn sein Job, wie sehen unsere Finanzen aus...

    Mein Mann trinkt nur in Gesellschaft - wenn er wirklich anch der Spätschicht ein Bier aufmacht, nippt er nur dran. Ich habe das ganze Haus nach stillen Reserven abgesucht - nix. Er geht nicht in die Kneipe - sein Umfeld erlaubt es ihm einfach, mehrmals in der Woche zu trinken. Unser ganzer Freundeskreis ist mit Hausbau - oder renovierung beschäftigt, und sobald die Männer loslegen, gibt es Bier.
    Er verträgt nicht viel, aber wenn er Mixgetränke zu sich nimmt wie Cola - Pernod oder Bacardi, bekommt er einen roten Ausschlag, vor allem im Gesicht und am Hals.
    Mein Mann -soweit bin ich schon - trinkt, wenn er überfordert ist, vor allen Dingen aber wohl, weil er unter Minderwertigkeitskomplexen leidet. wenn er getrunken hat, dann fühlt er sich den anderen Männern gewachsen. Nüchtern steht er oft dabei wie ein kleiner Junge, obwohl er in meinen Augen das gar nicht nötig hat.Er hat viele wunderbare, absolut liebenswerte Eigenschaften.

    Er betrinkt sich auch, wenn die Kinder dabei sind, was ihn für mich besonders unberechenbar macht. Zweimal ist er mit unserem Jüngsten im Fahrradsitz gestürzt, einmal hat er sich mit einem Riesen-Messer verletzt,ein anderes Mal auf einer Firmenveranstaltung betrunken, der Kleine lief dort zwischen den parkenden Autos herum...und so weiter.
    Die Kinder sehen, daß er kaum noch laufen kann, sich einfach auf den boden legt und einschläft.
    Wir waren auch zusammen zur Suchtberatung - als man ihm dort ein Alkoholproblem bescheinigte, hat er die Gespräche abgebrochen.
    Seitdem ist es nicht besser, sondern schlimmer geworden, so als wolle er mir sagen:" Jetzt erst recht :"

    Besonders verletztend ist, daß ich so nach und nach erfahre - eher zufällig - daß er schlecht über mich spricht, wenn er betrunken ist. Seine Kumpel haben den Eindruck, daß ihn Zuhause etwas so stört, daß er gar nicht nach Hause will, regelrecht überreden müssen sie ihn.
    Ich habe zwei Hunde, dazu habe ich zwei mal einen Pflegehund genommen. Natürlich machen die Tiere Schmutz - sie sind oft nicht stubenrein - und auch mal was kaputt. Ich habe damit angefangen, als ich gemerkt habe, daß ich nicht weiterkomme - nichts, was ich meinem Mann geben will, kommt an.
    Kein Liebesbeweis, kein Lob, meine Sorge nicht, nichtmal die Tatsache,daß ich mittlerweile Angst vor ihm habe.
    Auch das habe ich nun aufgegeben - gegen meine Überzeugung, weil mir der Tierschutz sehr am Herzen liegt. Mein Mann gibt widerwillig zu, daß ich wohl das gefunden habe, was ich wirklich gut kann, er hat auch nie etwas dagegen gesagt - hätte er bloß - im Gegenteil, er wollte die eine Hündin sogar behalten...

    Ich verstehe ihn nicht mehr. Es gibt keinen ehrlichen Austausch zwischen uns, nur noch Manöver, die ich einfach nicht durchschaue, mit denen ich auch gar nicht rechne.

    ... widersinnigerweise glaube ich ihm trotzdem, daß er mich liebt. Aber er haßt mich auch.
    Ich denke, er merkt, daß ich ihm nicht mehr vertraue, ihn auch nicht mehr achte, ich kann mich bei ihm nicht beschützt und gut aufgehoben fühlen, es gibt keine Sicherheit mehr.

    Ich weiß, daß wir uns solange im Kreis drehen, wie ich an der Ehe festhalte. Aber ich habe Angst vor diesem Schritt, auch um ihn habe ich Angst, denn er schreckt nicht davor zurück, betrunken Auto zu fahren. Eine meiner größten Ängste ist, daß er verunglückt und vielleicht Unschuldige mit ins Verderben reißt.
    Ich mußte das alles mal loswerden. Danke fürs Zuhören.

    Viele Grüße

    Nadja

  • hallo nadja,
    unsere antworten scheinen sich überschnitten zu haben...

    dein mann HAT ein alkoholproblem, und er sollte schnellstens dagegen was tun. wie ich aber gelesen habe, hat er das gespräch nach der beratung abgebrochen, als ihm eine abhängigkeit "bescheinigt" wurde. jeder alkoholiker, dem die einsicht fehlt, wird von sich behaupten, er sei nicht krank.
    so, wie du schreibst sind nicht nur die kinder sehr gefährdet, sondern euer ganzes familien leben, du darfst ihm erst mal die kinder nicht mitgeben, wenn er was getrunken hat, DAS würde ich ihm auch klar machen.
    geh DU alleine zu einer beratungsstelle, und hol die dort unbedingt hilfe.

    rede auch mit deinem mann, dass er mit konsequenzen deinerseits rechnen muss, wenn er für sich nichts unternimmt, d.h. einen weg sucht, um mit dem trinken aufzuhören, sprich einer entgiftung und einer therapie. denn so wie es es aussieht, hat er auch ein grosses problem mit sich selbst, sonst würde er auch nicht trinken.
    getan MUSS was werden, denn von allein wird er nicht aufhören zu trinken.
    ich wünsche die viel kraft
    soul

    "Hurra, wir leben noch" **Milva**
    Wer Fehler findet, kann sie behalten ;)

  • Hallo Nadja

    Verrat an deinem Mann ist es sicher nicht, wenn du hier schreibst. Verrat bedeutet für mich auch gleichzeitig eine Schädigung oder Benachteiligung des anderen, und hier ist genau das Gegenteil der Fall, da du ihm helfen willst. Deshalb mach dir mal keine Sorgen.

    Von Konsequenzen ankündigen halte ich nicht besonders viel, weil es sich so halbherzig anhört. Ein Alkoholiker geht immer bis an die Grenze dessen, was man zulässt. Das heißt, er wird sich nicht ändern und erst einmal abwarten was du weiter unternimmst. Deshalb sag ihm klipp und klar was du von ihm erwartest und was du machst, wenn er nicht mit dem Trinken aufhört. Allerdings musst du dann auch bereit sein, deine Ankündigung in die Tat umzusetzen. Dazu gehört aber auch, dass du dich auf diesen Fall vorbereiten musst. Deshalb kann ich mich Souls Meinung nur anschließen, dass du alleine zur Suchtberatung gehen solltest. Auch eine SHG für Angehörige empfehle ich dir, da du dort Leute mit gleichen Problemen findest.

    Ich wünsche dir, dass du für euch den richtigen Weg findest

    Gruß Henri

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!