Familie und Freunde

  • Hallo,
    ich lebe nun seit 2 Wochen ohne Alkohol. Es geht mir soweit ganz gut.

    Ein Thema was mich aber rund um die Uhr beschäftigt ist:

    Verzeiht einem die Familie irgendwann einmal nachdem man einen riesen Scherbenhaufen hinterlassen hat?

    Meine Familie geht mir aus dem Weg. Wenn ich meine Probleme anspreche wird das Gespräch abgeblockt. Meine 18-jährige Tochter lebt bei ihrem Vater seit einem Jahr und will garkeinen Kontakt mehr. Auf meine Mails antwortet sie nicht und ich sehe sie nur wenn sie ihre Grosseltern besucht, die nebenan wohnen. Wenn ich sie auf etwas anspreche, antwortet sie nur kurz.

    Wahrscheinlich ist das mit der Familie und dem Verzeihen (vergessen werden sie die Verletzungen wohl nie) auch eine Geduldsfrage wie so viele andere Dinge nach dem Alkoholentzug.
    Mich in Geduld zu üben war noch nie meine Stärke und ich muss es wohl erlernen.
    Mein Wunsch, dass sich alles wieder zum Guten wendet, besser gestern als heute, wird wohl noch auf sich warten lassen.

    Was für Erfahrungen hab Ihr mit Angehörigen und Freunden gemacht?

    LG
    Claudi

  • Hallo hexe,
    kann mich nur meriamuns Worten anschliessen, mir wurde verziehen, vergessen wird das aber wohl nie so ganz.
    Es braucht seine Zeit, bis Deine Familie das alles verstehen und akzeptieren wird. Du bist noch nicht sehr lange trocken, sie werden noch misstrauisch sein, ob Du es auch wirklich ernst meinst. Je länger Du trocken bist, desto mehr werden sie sich auch mit Dir freuen. Überforder sie nicht, sie müssen auch erstmal lernen, damit umzugehen. Wenn sie fragen, antworte Ihnen ganz offen, sodas sie Dir wieder vertrauen können.

    Meine Familie hat mich von Anfang an unterstützt, besonders meine Tochter und mein Mann. Und denen hab ich ja durch meinen Alkoholismus am meisten weh getan. Die anderen waren erst einmal ein bisschen misstrauisch, besonders meine Mutter, die denkt bis heute, wenn ich mal schlecht drauf bin und etwas abgenervt oder wortkarg am Telefon bin, das ich evtl. wieder trinken könnte. Aber meine Tochter wird dann immer ganz sauer, weil meine Mutter dann sie anruft und wieder blöd rumlabert. Soll sie lieber mich vollabern, als hinter meinem Rücken zu reden. Aber so ist sie nun mal, eine Plaudertasche, wie sie im Buche steht, aber sie meint es ja nicht böse, macht sich halt immer Sorgen. Sie wird sich nicht mehr ändern...aber sie hat mich jeden Tag im Krankenhaus besucht, mir die Wäsche gebracht etc, während mein Mann das haus "entseucht" hat vom Stoff. So hat jeder das getan, was er am besten konnte.

    Meine Tochter war nur unheimlich erleichtert, als der Alptraum vorbei war und ist gleich aktiv geworden, hat sich, als ich noch im KH lag, nach Therapien und SHG erkundigt und ich kann immer mit ihr reden.

    Mein Bruder hat mich auch oft besucht, die Fragen kamen allerdings erst ein halbes Jahr oder noch später, weiß nicht mehr genau. Er ist eher ein zurückhaltender Mensch und mußte sich wohl erst selber über alles klar werden und sich an den Gedanken, das seine Schwester Alkoholikerin ist, gewöhnen. Ich bin schliesslich seine große Schwester und er hängt sehr an mir. Aber er hat auch alles begriffen und akzeptiert und es ist alles in Ordnung.

    So , genug von mir. Also hab Geduld mit Deiner Familie, das wird schon.

    Lieben Gruß von der Lilly

  • Hallo ihr Beiden, vielen Dank für Eure tröstenden Antworten. Ich weiss, dass es Zeit brauchen wird bis die Familie wieder Vertrauen hat und sieht, dass man wieder glücklich lebt. Im Grunde genommen wollen sie ja auch nur, dass es einem gut geht und so ist es schon richtig wie sie zur Zeit mit mir umgehen- Du, lieber Karsten hast gesaagt, Nichthilfe ist die beste Hilfe und deshalb sollte ich ganz besonders meiner Tochter dankbar sein, dass sich mich durch ihre völlige Agnoranz zwingt, über mein jetziges und bisheriges Leben nachzudenken.

    Im übrigen bin ich jeden Morgen froh, wenn ich entdecke, dass keine Zigarettenasche herumliegt- die Wolldecke vom Sofa sorgfältig vom Vorabend zusammengelegt ist- keine Brandflecken auf dem Teppich oder meinem Schlafanzug zu entdecken sind. Die Teller in der Spülmaschinesind, die Stereoanlage ausgeschaltet ist , die Haustür nicht die ganze Nacht aufgestanden hat usw. Alles ehemalige Spuren, an denen ich am nächsten Morgen nach dem Trinken germerkt habe, dass es mal wieder hart zu gegangen war.

    Ich werde und muss meine negativen Gefühle auch ohne Alkohol in den Griff bekommen-ein wesentlich angenehmeres Leben wartet auf mich.

    LG
    Claudi

  • hallo hexe

    was du jetzt erlebst ist eine schwere zeit, denn wie meine vorredner schon sagten du mußt erst mal beweisen das du trocken bist.

    mal hand aufs herz wie oft hast du deiner tochter gesagt du hörst auf und hast es nicht getan?
    diese frage kannst nur du beantworten.

    ich für meine person habe das x-mal gesagt und passiert ist nichts. ich habe meine kinder massiv enttäuscht, aber als sie dann merkten das ich wirklich durchhalte, meine shg warnehme und mich eben auch sonst verändert habe ging es steil bergauf.

    ich bin jetzt seit fast 5 jahren trocken und alkohol ist in unserem täglichen leben kaum noch ein thema, es sei denn es gibt mal wieder zickenalarm dann kriege ich auch noch auf´s brot wie sch.... ich doch während meiner nassen zeit war. aber auch da stehe ich mittlerweile drüber.

    vergessen wird das thema nie sein , ist auch ganz gut so, aber das verhältniss wird sich wieder bessern, gib deiner familie die zeit die sie braucht das zu begreifen, dann wird es euch allen besser gehen.

    lg dorothea

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

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