• Ich möchte mich hier gerne vorstellen, ich bin 55 Jahre, weiblich und lebe in Hamburg. In dritte Ehe verheiratet und lebe dennoch allein, weil auch mein dritter Ehemann ein Alkoholproblem hat. Aus meiner ersten Ehe habe ich einen psychotischen Sohn, der Drogen genommen hat und nach einem Suizidversuch vor fünf Jahren seit dem im Rollstuhl sitzt, ich betreue ihn, er lebt in einer Wohngruppe. Mein Vater und mein Bruder waren auch alkoholkrank, meine Mutter war zweimal mit einem Alkoholiker verheiratet. Ich bin verheiratet und fühle mich unendlich allein, alle meine Hilfsangebote meinem Mann gegenüber habe ich eingestellt. Mein Mann will sein Leben nicht mehr ändern und bedrängt mich, wieder mit ihm zusammen zu ziehen. Das werde ich nicht tun, es ist mir zu riskant auf Grund der Erfahrungen, die ich mit ihm machen musste, wenn er betrunken aggressiv wurde und Schuldzuweisungen machte. Er baut immer mehr ab, fühlt sich körperlich oft sehr unwohl, weiss am nächsten Tag nicht mehr, was er gesagt und zugesagt hat. Das alles kann ich nicht ändern und es liegt nicht in meiner Macht. Dennoch gelingt es mir nicht, mich endgültig zu trennen und einen Schlußstrich zu ziehen. Ich frage mich, warum nicht. Ich liebe ihn noch und kann ihn noch riechen. Wenn das vorbei wäre, so würde es einfacher sein. Ich weiß, ich lebe mein Leben alleine und verfolge meine Interessen, kann auch zeitweise gut allein sein, dennoch ist da eine Sehnsucht, die nicht gestillt wird. Oft schon habe ich mir ausgemalt, dass ich irgendwann Witwe sein werde und dann ohnehin allein bin. Ich habe ihn verflucht und verteufelt, mein Verstand sagt mir, er ist nicht gut für mich und zieht mich runter, warum gehe ich nicht meines Weges. Warum habe ich mir bis Heute immer wieder abhängige Männer gesucht, weil ich z.B. meinen Vater immer wieder gesucht habe, bzw. die Zuwendung und Nähe haben wollte, die mein Vater mir nicht geben konnte. All die guten Ratschläge des Verstandes nützen sehr wenig, wenn das Herz anders schlägt. Ich bin auch in mehreren Angehörigengruppen gewesen, betreffend meines Sohnes und meiner abhängigen Männer, habe Therapien mitgemacht, warum ändert sich bei mir nichts und warum kann ich diese Prägung nicht verlassen, mir sind fast alle psychologischen Hintergründe bekannt, dennoch gelingt es nicht, ein vollkommen anderes Leben zu leben. Ich bin wohl das, was man fachlich als Co.-Abhängig bezeichnet, schade mir selbst und komme da nicht heraus. Ich bin mir nicht sicher, ob mir zu helfen ist, wie gerne würde ich die Ursache meines Verhaltens finden und einen neuen Weg gehen, bzw. das Erkannte umsetzen können. LG Laurina5 :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Hallo Laurina

    Auch von mir ein Willkommen

    Du schreibst leider nicht, wie lange ihr schon getrennt lebt. Bis eine Trennung richtig verkraftet ist, können einige Jahre vergehen. Sicher werden Überlegungen bei dir vorhanden sein, ob du alles richtig gemacht hast, ob du ihm die richtige Hilfe angeboten hast und so weiter. Auch wenn dein Verstand dir sagt, dass du alles getan hast, was für dich machbar war, so kann ich mir doch vorstellen, dass du ein Gefühl hast, als ob du mehr hättest machen müssen. Du schreibst: „Ich liebe ihn noch …“. Wenn ich das Wort „liebe“ durch „Mitleid“ ersetze, könnte das nicht eher dein Gefühl beschreiben? Jetzt, wo es ihm immer schlechter geht, könnte ich mir das durchaus vorstellen.

    Ich meine, es ist richtig, dass du dich von deinem Mann getrennt hast und brauchst dir auch in keiner Beziehung Vorwürfe zu machen. Versuche jetzt, etwas für dich zu tun.

    Hier noch ein Link, der die Zeit nach der Trennung beschreibt. Kannst ihn dir mal durchlesen. Hilft dir vielleicht ein bisschen.

    klick mich

    LG Henri

  • Hallo Henri, zuerst einmal danke für die Antwort.
    Ich lebe schon seit 1 1/2 Jahren in eigener Wohnung, bin ausgezogen, als ich mit meiner Kraft am Ende war und krank wurde. Die Erschöpfung und Ängste sind bis Heute nicht ganz auskuriert. Die ersten 4-5 Monate hatte ich keinen Kontakt mehr zu meinem Mann. Anfangs war ich ganz euphorisch über meine neue Situation alleine und war in Hochform, habe im Internet geflirtet, ich suchte einen Mann für meine Seele und erhielt Antworten von sexuell Abhängigen. Das habe ich dann zu den Akten gelegt. Ich bin auch süchtig, rauche nämlich ziemlich viel. Und dann und wann habe ich auch einmal Lust, auszugehen und ein Glas zu trinken, so ganz ohne kann ich mir Heute nicht vorstellen, ich konnte nie einsehen, dass ich vollkommen abstinent leben soll, weil ich kein Problem mit dem Alkohl habe, kann aufhören und brauche nicht am nächsten Tag gleich wieder den Aufwärmer, mir geht es nämlich dann, wenn ich überzogen habe, recht schlecht. In den Angehörigen-Gruppen bin ich immer auf Paare gestoßen, die zusammen lebten und infolge dessen die Partnerin zu Hause die alkohlfreie Zone toleriert hat. Das kam für mich nicht in Frage, weil ich alleine lebe. Es ist auch nicht mein Ziel, Bekannte zu haben, die vollkommen abstinent leben, mal ein Glas Wein zum Essen oder einen Drink beim Ausgehen, das finde ich akzeptabel. Leider finde ich entweder nur Bekannte, die viel trinken oder ich könnte Kontakt haben mit den Abstinenten, die auf Grund ihrer Erkrankung gar nicht mehr trinken. Ich brauche die goldene Mitte. Mein Mann hat mich aufs Glatteis geführt, hat vorgegeben, er wolle sein Leben ändern - und ich war wieder voller Hoffnung. Er war zweimal zu Gesprächen bei einer Psychologin und diese soll ihm gesagt haben, er sei kein richtiger Alkoholiker, weil er morgens nichts braucht und keine zittrigen Hände habe. Über sein Leben und seine Vergangenheit zu reden, war ihm dann doch nicht angenehm, somit brach er den Kontakt wieder ab. Ich denke nicht, zuwenig getan zu haben, meine Schwiegermutter warf mir immer vor, dass die Frau Schuld sei, wenn ein Mann zuviel trinkt, sie hätte das in der Hand. Ihr Mann durfte nicht trinken und hielt sich daran, er hatte alles, was ihm privat Spass machte, auch Sport, für seine Frau aufgegeben. Sie kontrolliert ihren Sohn und klammert, er ist ambivalent mit ihr verbunden, kann und will sich davon nicht lösen. Und dazwischen ich als angeblich Schuldige, obwohl mein Mann immer wieder äußerte, dass seine Mutter sein Lebensproblem wäre. Es ist kein Mitleid, das ich empfinde, es ist schon noch eine Portion an Zuneigung vorhanden, er ist krank, und ich käme mir vor, als hätte ich ihn im Stich gelassen. Das ist wohl mein wahres Problem. Ich habe es bis Heute nicht gelernt und angenommen, egoistisch zu sein, es ist eine Empfindung, als würde mir das nicht zustehen, weil ich ja mein Leben lang stets die Probleme anderer geregelt habe, das brauche ich wohl noch. Obwohl ich in allen anderen Bereichen vollkommen selbständig lebe und meine Angelegenheiten regeln kann. Es wird immer wieder empfohlen, loszulassen. Wie lässt man los mit guten Empfindungen? Das habe ich bisher nicht hingekriegt. Ich bin im Internet aktiv, lese, gehe zum Sport, habe an Kursen teilgenommen, betreue aktiv meinen Sohn - was ich möchte, wäre mal eine Schulter zum Anlehnen, wo ich sein kann, angenommen, geliebt und verstanden werde.
    Das alles, kann ein Alkoholiker nicht geben, warum hänge ich dann noch an ihm, das ist ansich sehr widersprüchlich. Ich bin in befristeter EU-Rente und suche eine Aufgabe, die mich ausfüllt, womöglich finde ich dann die innere Stärke zum Loslassen, das vermag ich Heute noch nicht zu beurteilen. Ich danke dafür, dass ich mich hier auseinandersetzen kann, um einen Schritt weiterzukommen. LG Laurina5 8)

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Liebe chrissyta, dieser Beitrag hilft und spricht mich an.
    Ich habe im Moment wenig Zeit, habe einen Termin, hoffe irgendwann über eine positve Entwicklung berichten zu können. LG Laurnia5 :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • :(

    Liebe chrissyta,
    ich schäme mich so, habe mich wieder mal zwei Wochen lang auf meinen Mann eingelassen, er wollte sein Leben ändern hatte Zukunfspläne mit mir, wollte zwei junge Kätzchen nehmen und vollkommen anders leben, ich war so blöd, daran zu glauben und eine neue Hoffnung zu haben. Ein paar Tage ging es gut, dann ist er wieder wie immer zum Sportzplatz gefahren und anschließend für 4-5 Stunden in die Kneipe. Heute wollten wir zusammen mit seinem Bruder und Frau sowie Schwiegermutter gemeinsam nach Glückstadt fahren zum Matjesessen, ich konnte nicht mitfahren, empfand das als zu verlogen und bin allein zu mir nach Hause gegangen. Kann nicht der Familie gegenüber so tun, als sei alles in Ordnung. Die sagen ohnehin, mein Mann ist kein richtiger Alkoholiker und das läge an mir, ich sei der Schwachpunkt. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, der nicht zu gewinnen ist. Bisher war sein vom Vater geerbtes Geld immer noch ein kleines Trostpflaster, wenn ich finanziell im Engpass war, doch das kann es auch nicht aufwiegen. Ich muss den endgültigen Absprung schaffen, weil mich dieses Hin- und Her fertig macht. Wie kann ich nur lernen konsequent zu sein. Immer, wenn ich eine zeitlang allein war und gerade nichts vorhabe, lasse ich mich dann wieder auf Angebotevon ihm, wie z.B. zum Essen gehen, ein. Ich bedaure meinen Rückfall und hoffe, es irgendwie zu schaffen.
    LG Laurina

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  • Hallo Chrissyta,
    danke für Deine Antwort. Du kennst das selbst alles und kannst es nachempfinden, wie es sich anfühlt, und was man sich immer wieder vormacht, wahrscheinlich solange, bis man richtig satt ist und genug hat. Co.-Abhängige müssen wohl genauso an den Punkt in ihrem Leben kommen, an dem sie erkennen, dass es wirklich nicht mehr geht, diese Schwelle ist individuell ganz verschieden. Ich habe Respekt vor Frauen, die sofort sagen können, nein der Mann trinkt mir zuviel, das kommt für mich nicht in Frage. Ich habe immer lange gebraucht, bis ich mich aus Beziehungen endgültig lösen konnte, im Nachhinein habe ich immer gesagt, das waren schon Jahre zuviel, dennoch passierte es mir wieder. In der letzten Zeit habe ich bemerkt, dass ich nicht mehr zu meinem Mann stehen konnte, dass es mir teilweise sogar unangenehm war, mit ihm angetrunken gesehen zu werden. Dann hat er Gespräche bei einer Psychologin geführt und ich glaubte, nun passiert was. Es war eine Illusion, er ist noch lange oder überhaupt nicht soweit, das Trinken aufzugeben, seine Mutter ist abhängig von ihm, sein Bruder erzählt ihm, er sei kein richtiger Alkoholiker, außerdem ist in der Familie Geld und er wird immer wieder erneut erben, somit wird es ihm finanziell nie richtig schlecht gehen und er wird sich weiterhin seine Freunde kaufen, macht er ohnehin schon. Seiner Familie ist es auch ganz recht, wenn ich gehe, die sind ohnehin der Meinung, dass ich durch meinen Auszug ihn im Stich gelassen habe, und dass ich mit dem Geld der Familie nichts zu tun habe, da muss ich wohl wirklich drüber stehen. Bisher hatte ich mich geärgert, weil ich soviel Geld in diese Beziehung gesteckt habe, folglich wollte ich von dem Kuchen auch ein Stück zurück haben. Doch ich muss mich dafür verkaufen und seine Launen und Macken ertragen, dann merkte ich, dass das doch nicht geht, ich fühle mich damit nicht wohl und verlogen. Es war sehr schwer mit anzusehen, wie er das Geld an seine Kumpels großzügig verteilte und alle ihm in den Hintern krochen. Hinzu kommen noch Bekannte und meine Mutter, die meinten, lass ihn saufen sei diplomatisch, Hauptsache für Dich bleibt auch noch was übrig. Wenn man das kann, ich kann es nicht, ich wollte an ihn noch einmal glauben und geliebt werden. Nun muss ich mir eingestehen, dass seine Liebe nicht reicht und er schon vor langer Zeit ausgestiegen ist und sich fürs Trinken entschieden hat. Irgendwie wollte ich der Mutter auch beweisen, dass er mich genug liebt, weil sie mich immer abgelehnt hatte, ich wollte die Frau sein, die es schafft, dass er gesund wird, das wäre für mich ein Erfolg gewesen. Hört sich recht kompliziert an. Die Schwiegermutter hatte mir stets erzählt, was für große abgöttsche Lieben er früher hatte, und dass die Exfrauen ihn Heute auch noch lieben, unsere Beziehung tat sie stets als belanglos ab. Ich wollte einen Sieg davontragen, der nicht zu gewinnen war und habe mich mit meiner ganzen Kraft und allen Möglichkeiten da rein gesteigert, nun ist es nicht so leicht, zu kapitulieren und loszulassen, ich übe es und hoffe, es zu schaffen. Ich hatte in diesem Spiel eine Aufgabe, die mich viel an Kraft und Enttäuschung gekostet hat, nun gilt es umzudenken und meine Kraft woanders rein zu stecken, leider habe ich momentan noch keinen Anhaltspunkt, wo das sein soll. In der Hoffnung, für mich selbst diese Kraft nutzen zu können, verbleibe ich und wünsche einen schönen Abend. LG Laurina

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

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