Kindheit mit Alkoholiker-Eltern

  • Liebe Gemeinde,

    aus meinem Vorstellungsthread geht hervor, warum ich mich hier letztendlich registriert habe, obwohl es der Vergangenheit angehört, dass ich Alkoholiker-Eltern habe.

    Abgesehen von dem ausschlaggebenden Auslöser lag mir schon lange viel daran, mich mit anderen einstigen Betroffenen auszutauschen.

    Ich frage mich oft, was ich damals als Kind bloß am besten hätte machen sollen gegen dieses Elend.

    Was wären reelle Möglichkeiten gewesen?

    Natürlich möchte ich mir hinterher nicht noch Selbstvorwürfe machen. Nein, mir geht es nur um die Frage inwieweit ein Kind in dieser Situation überhaupt etwas bewirken kann.

    Hat jemand von euch als Kind Hebel in Bewegung gesetzt?

    Ich spielte damals mit dem Gedanken mich einer Freundin meiner Mutter anzuvertrauen.

    Aber dann dachte ich mir immer:
    "Entweder redet sie es klein ('Ach Coca, deine Eltern dürfen doch mal ein bisschen feiern...') oder selbst wenn sie mich ernst nimmt und erkennt, dass das für mich unwürdige Zustände sind, dann wird sie mir vermutlich nur insoweit helfen können, dass sie mir anbietet 'Mal mit meinen Eltern zu reden'"

    Und DAS sah ich in einer Katastrophe enden.

    Wie habt ihr euch als Alkoholiker-Kinder verhalten?

    Liebe Grüße
    Coca

  • Hallo Coca,
    herzlich Willkommen hier im Forum! :)
    Ich bin auch als EK hier.
    Bei mir war es im Ergebnis so, daß ich als Kind keine Chance hatte, irgendwas zu bewirken.
    Es wurde einfach immer, immer schlimmer, völlig egal wie ich mich verhalten habe.

    - Ich habe mich einer Vertrauenslehrerin anvertraut - es wurde verharmlost.

    - Ich war bei einer Beratungsstelle, da saß ein Student - der rückte mir immer näher auf die Pelle und legte seine Hand "beruhigend" auf meinen Oberschenkel.

    - Ich redete mit dem Hausarzt meiner Mutter - der schmiss mich aus der Praxis und sagte was von Rufmord und meine Mutter ist keine Alkoholikerin.

    - Ich redete über die Jahrzehnte mehrmals mit ihr selber - es wurde immer abgestritten und hinterher zur "Beruhigung" zwei Wochen wesentlich mehr getrunkten.

    - Einmal fuhr sie bei mir im Auto mit, offensichtlich betrunken, das ganze Auto stank nach Wein. - Sie stritt es ab mit den Worten: "Du riechst verkehrt."

    usw. usw.

    Ich hatte als Kind keine Chance und auch nicht später. Wenn der Alkoholkranke keine Krankheitseinsicht hat und von sich aus nicht aufhören möchte, dann kann niemand ihn aus der Suchtkrankheit rausholen. Es ist unmöglich.

    Die Sucht muß der Süchtige selber stoppen wollen, die Hilfe annehmen wollen.
    Dann wiederum können Angehörige, (trockene!) Freunde, Arbeitskollegen, Ärzte, Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen usw. usw. tatsächlich unterstützend sein. Aber das Entscheidende ist, daß die Verantwortung beim Alkoholiker liegt, ob er aufhören möchte, und nur wenn er die Entscheidung für ein trockenes Leben selber in die Hand nimmt, dann kann das was werden.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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