Martin grüßt Euch!

  • Hallo zusammen!

    Bin hier per Zufall hereingeschneit, fand das ganze Forum sympathisch, und zu meiner eigenen Überraschung verspürte ich auf einmal große Lust meine Gedanken hier zu einzelnen Themen nieder zu schreiben. Was ich doch einfach gleich mal getan habe.

    Bin mit 35 Jahren in einer grundsätzlichen "Lebensumbau-Phase". Eigentlich studierter Landschaftsarchitekt, suche ich nach meinen Talenten und eigenen Interessen und werkel deshalb zur Zeit als Allround-ein-Mann-Handwerksbetrieb durch die Gegend. Schwitzende Selbsterfahrung! Sehe es aber auch als mindestens genauso wichtiges Projekt jenseits des "Schaffens" mir ein fröhliches Leben, eines das zu mir passt auf zu bauen. Zum Teil ist`s mir schon gelungen!

    Die Trinkerkarriere begann mit dem Erwachsen-werden und war innerhalb weniger Jahre "eingepegelt". Ohne dramatische äußere Ereignisse verstrudelte ich so rechtschaffen funktionierend gut 10 Jahre. Der Knackpunkt zur Wende war die Geburt meines Sohnes, mein kleiner Held (3 Jahre alt), das erste Mal in meinem Leben war ich voller Verliebtsein und Glück, ein unbezahlbares Geschenk. Die Trinkerei ging trotzdem ihren weiteren Gang, aber es nagte immer stärker das Wissen "so kannst Du auf Dauer Deinem Kind kein rechter Vater sein." Nach der Trennung von der Frau saß ich das erste Wochenende alleine in meiner neuen Wohnung, inklusiver Dauerabsturz. Und dann hat`s Klick gemacht, ich konnte "es" das erste Mal neben mich stellen und sagen "Ich will Dich nicht mehr!"

    In der Folge entschied ich mich nach einigen Wirrungen und Besuch einer Entzugs-Fachklinik für eine intensive stationäre Therapie (gut 3 Monate). Als Nachsorge laufe ich seitdem zu meinem Psychoterapeuten, meinem "Angestellten mit Anwesenheits- und Zuhörpflicht! :-)" Habe zusätzlich engen, freundschaftlichen Kontakt "um die Ecke" mit einem ebenfalls trockenem Klinik-Kollegen. Ein nicht zu unterschätzender Genuß. Und mein nahes Umfeld unterstütz mich - um meine "Schwäche" wissend - in meiner Auf- und Umbauphase.

    Verspüre keinen missionarischen Eifer ("böser Alkohol") und denke doch ein wenig mit meinen Erfahrungen helfen zu wollen. Ich sehe auch jenseits der Alkoholiker-Gemeinde eine Menge psychisch Kranker, fast ein Massenproblem(?! So speziell und wenige sind wir gar nicht!) denen man Mut und Respekt geben kann. Wie ich auch überzeugt bin, daß niemand aus Böswilligkeit heraus handelt - auch wenn es noch so sehr danach aussieht - sondern immer aus Hilflosigkeit heraus. So eben auch der "Trinker".

    Das Schwierigste im Leben ist sich selbst lieben zu lernen.
    Den eigenen Weg zu finden.
    Und überhaupt - das Leben ist eine Baustelle!
    Und als ein Auto um die runde Ecke fuhr...
    Klappe zu - Affe tot!

    Seid herzlichst gegrüßt,
    Euer Martin

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!