Ich muss Euch mal was fragen

  • Guten Morgen liebe Forenteilnehmer,

    Obwohl ich abstinent lebe, reagiert in meiner Familie keiner so wirklich darauf. Ich hatte erwartet (wahrscheinlich viel zu früh und das hat wohl etwas mit Ungeduld zu tun) das positive Bemerkungen kommen, Veränderungen eintreten, die nicht nur von mir ausgehen. Ich "strampele" mich ab( werde es auch weiterhin tun meiner selbst willen )und hatte eben mehr Resonanz erwartet.
    Eine gute Freundin von mir hat allerdings meine jetzt wieder positive Einstellungzum Leben bemerkt und gesagt, dass ich mich verändert hätte, wieder unternehmungslustig, zuverlässig, gesprächsbereit( keine Laberei so wie in meiner trinkfesten Zeit) bin.
    Das hat mich natürlich riesig gefreut und mich darin bestärkt, das ich den richtigen Weg eingeschlagen habe.
    So eine Bemerkung tut gut- noch mehr gut tun würde sie , wenn sie von meiner Tochter käme oder meinen Eltern. Das würde mich noch mehr antreiben.
    Habe z.Zt. deswegen einen Tiefpunkt und der Gedanke an Alkohol um dieses miese Gefühl nicht mehr zu haben, ist vorhanden.

    Finde im Moment alles so sinnlos- gebe mich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden, die sich ja bereits in meiner alkoholfreien Zeit statt gefunden haben. Müsste normalerweise damit zufrieden sein- bin es aber eben nicht!

    Bitte, bringt mich gedanklich wieder auf den richtigen Weg. Ich weiss, ich verlange zuviel von meiner Familie.

    Ich bin wie ein kleines Kind was auf eine Belohnung wartet und nun enttäuscht ist, weil es sie nicht bekommt.

    LG Claudi

  • Hallo Claudi,

    mir gehts eigentlich auch wie Dir.Es sagt auch keine aus meiner Familie"Toll,was du gemacht hast,......"Ich höre auch immer nur von entfernten Bekannten,ich hätte mich gut entwickelt,sehe gut aus.
    Klar erwarten wir beondere Aufmerksamkeit in inserer Familie.
    Wenn ich bedenke was wir alles ihnen durch unser trinken zugefügt haben,kann ich aber nicht erwarten,das alles vergessen und vorbei ist.Sicherlich würde es uns gut tun,wenn irgendwas lobendes von ihnen rüberkommt.
    Aber wichtig ist doch,dass wir abstinent leben und nicht mehr auf die alte Schiene zurückfallen.Wäre doch schade.
    Ich muss und will nicht mehr trinken ist mir absolut wichtiger als alles andere.
    Kopf hoch Claudi,ich (wir) haben so lange gesoffen und können nicht einmal so schnell die Superstars werden,auch das braucht seine Zeit.

    Ganz liebe Grüsse und ein trockenes Wochenende
    Peter Pan

  • Hallo Claudi,

    auch bei mir ist es nicht anders, wenn ich darüber spreche dann ja da kommt schon mal ein Satz, aber sonst kann ich in Augen von meinem Mann lesen dass er es nicht wirklich versteht, er gibt sich Mühe mich zu verstehen aber das klappt nicht so richtig, ich akzeptiere das, ich bin trocken für mich in erster Linie.
    Mein Sohn hat vor kurzem zu mir gesagt(13J) " Mama ich bin stolz auf Dich dass Du getrunken hast und dass Du jetzt nicht trinkst" ich musste bei diesem Satz richtig lachen.

    Liebe Grüße und ein schönes trockenes Wochenende wünsche ich Dir!!!
    Maria

  • Hallo Claudi,

    warte nicht bis andere dich Loben. Tue es selbst.
    Mein Tipp an der Stelle ist immer ein etwas ausgefallener:

    Stelle dich jeden Morgen vor den Spiegel und sage dir „Ich bin ein wertvoller und ganz besonderer Mensch und ich liebe mich“.

    Hört sich zwar verrückt an, klappt aber weil das Unterbewusstsein nicht unterschieden kann, ob von außen oder innen gelobt wird.

    Das schöne ist, man ist so nicht auf das Lob anderer angewiesen.

    Meine bisherige Freundin hat mich am Anfang gelobt und ich gewöhnte mich recht schnell daran und an das schöne Gefühl. Dann plötzlich wendete sich das Blatt. Sie begann, für mich kleine Fehler zu sehen. Kritisierte meinen Lebenswandel und meinen Ordnungssinn. Alles an mir und meinem Umfeld war plötzlich schlecht. Die Katzen, die Wohnung, alles.

    Aus dem anfänglichen Lob dass ich nicht mehr trinke wurde plötzlich ein „Es sind viele die nicht mehr trinken wollen, aber die meisten fallen doch wieder um“.
    Ich verstand die Welt nicht mehr. Jetzt verzichte ich lieber auf Fremdlob (blödes Wort). Denn wenn man sich daran gewöhnt hat, möchte man es auch nicht mehr missen.

    Lobe dich selbst, du hast jeden Grund dazu. Wenn du dich aufbaust, bemerken das auch die anderen. Du bist immer ein Spiegel deiner Seele. Und dann kommt auch das Feedback, dass dir gut tut.

    Lieber Gruß und schönes Wochenende

    Michael

  • Hi Hexe,
    die die am engsten mit uns zu tun haben, hatten am meisten unter unserer Trinkerei gelitten. Ich mußte einige Jahre trocken sein um wieder Vertrauen von meiner Familie zu bekommen. Lob gabs bei mir von meiner SHG und von Freunden, die meinen Wandel eher bemerkten, weil sie mich nicht ständig sahen.
    Mittlerweile ist das trocken leben so was von normal, dass ich eher überrascht bin, wenn mich jemand dafür lobt.
    Und dass es so selbstverständlich wurde ist mir die größte Bestätigung, dass mein Weg stimmt. Ich bin wieder aufgenommen in die Welt der "Normalen" und Vertrauenswürdigen.
    DAS ist etwas was ich mir in den ersten zwei, drei Jahren meiner Trockenheit nicht im Traum vorgestellt hätte.
    Also gräm dich nicht, es wird immer besser werden :D
    gute 24h
    Ralf

  • Hallo Claudi,

    es ist frustrierend wenn man wie bescheuert an sich arbeitet und keiner bemerkt es. Ich erfahre das im Moment auch am eigenen Leib. Ich weiß, daß ich mich ändere, an mir arbeite und trotzdem, bekomme ich immer noch zu hören Du musst etwas ändern, Du musst an Deiner Co-Abhängigkeit arbeiten. Gerade wieder diese Woche habe ich es wie eine nassen Lappen um die Ohren bekommen. Garniert mit Vorschlägen, wie es zu ändern habe und dem „genialen“ Vorschlag den Kontakt zu meiner Mutter vollkommen abzubrechen. Als wenn das meine Probleme auf einen Schlag lösen würde.
    Toll da rackert man sich ab und keiner merkt’s. Dann sage ich mir immer wieder, ich weiß das ich an mir arbeite, ich merke das es voran geht, in kleinen, manchmal klitzeklein, Schritten und das ist das wichtigste, denn ich tue es ja für mich. Und wenn ich es merke, dass sich etwas ändert ist das das Wichtigste. Das gibt mir die Bestätigung die ich brauche auf dem richtigen Weg zu sein. Natürlich ist Lob schön, aber wenn man es erwartet, wird man fast immer und überall im Leben enttäuscht. Also sollte man nicht darauf bauen als Hilfe für den Weg. Es ist die schöne Blume am Wegesrand.

    Weißt Du, es ist als Angehöriger nicht einfach wieder Vertrauen zu fassen. Denn man muß ja vertrauen, dass nicht getrunken wird, selbst kann man ja nichts dafür tun. Außerdem kommt dazu, dass man dann endlich wieder den Menschen vor sich hat, den man so lange vermisst hat. Also der lange gewünschte „Normalzustand“. Den will man nicht verlieren, aber aus der Vergangenheit hat man gelernt vorsichtig zu sein, nicht zu schnell wieder zu vertrauen. Zu oft ist man enttäuscht worden.

    Als Angehöriger ahnt man vielleicht die inneren Kämpfe und denkt vielleicht auch darüber nach wenn das Gespräch darauf kommt, aber man sieht sie nicht und kann es nicht nachempfinden. Karsten hat Recht ich weiß nicht wie es ist, wenn man Alkohol zu seinem Leben gemacht hat. Für mich ist es vollkommen normal, dass er nur eine winzige Nische in meinem Leben besetzt. Im Gegenteil ich meide Alkohol sogar, zwar mag ich den Geschmack mancher Getränke, aber ich mag den unweigerlichen Rausch, die Veränderung die mit mir vorgeht nicht. Ich weis nicht wie es ist, wenn man gerade das anstrebt, kann es auch nicht wirklich verstehen, weil ich es überhaupt nicht mag.

    Versuche nicht nur das Große zu sehen und zu wünschen, das direkte Lob. Sieh auch mal die „Kleinigkeiten“, Du wirst nicht mehr gemieden, man fühlt sich in Deiner Gegenwart wieder wohl. Auch eine Handlung kann ein Lob sein, nicht nur das ausgesprochene Wort. Deine Tochter sucht von sich aus den Kontakt zu Dir, das ist doch auch ein Lob. Sie meidet Dich nicht mehr. Ein größeres Lob kannst Du von ihr doch gar nicht erhalten.

    Deine Tochter, Deine Eltern, Deine Verwandten und Freunde lassen Dich wieder an ihrem Leben teilhaben. Sie grenzen Dich nicht mehr aus oder dulden Dich einfach, sie lassen Dich teilhaben. Nach ihren Erfahrungen in der Vergangenheit ist das schon eine Leistung, das ist auch ein Lob. Werte das nicht gering, nur weil Du die Worte nicht hörst die Du gern hören möchtest. Freu Dich an den „Kleinigkeiten“ in Deinem Leben. Alles was mal groß wird, hat klein angefangen……

    Einen schönen Tag wünscht Dir

    Skye

  • Ein herzliches Danke an alle, die mir bisher geantwortet haben. Ihr habt Recht, wenn ihr sagt, freu Dich über die Kleinigkeiten- lobe Dich selbst, denn Du weisst was Du bisher geleistet hast und wie schwer das ist.
    Vertrauen zurück zu gewinnen- besonders das Vertrauen der Familie, das liegt mir am meisten am Herzen- aber wie Du schon schreibst, Skye- zu oft hat man seine Liebsten enttäuscht und immer und immer wieder Mißtrauen gesät. Ich/man kann wohl nicht erwarten, dass plötzlich alle wieder an Dich glauben. Das braucht Zeit- vielleicht sogar Jahre wie ja auch gesagt wurde von Ralf.

    Ganz besonders interessiert mich deshalb wie Co-Abhängige darüber denken und ich bin dankbar über jede Antwort, wenn sie auch nicht immer mundet.

    Dir, lieber Skye, wünsche ich, dass Du Deiner Mutter auch mal wieder vertrauen kannst. Ich weiss, dass ihr Co-Abhängigen ebenfalls sehr leidet.

    Ihr werdet wohl auch nie verzeihen können- vielleicht aber mit der Zeit vergessen. Ich hoffe es.

    Lieber Karsten, ja -eine ehrenamtliche Tätigkeit neben meinen Beruf auszuüben wäre möglich und nicht schlecht. Komme gut mit Alt und Jung aus und wenn, dann müsste es etwas mit Menschen zu tun haben.

    Bücher lese ich schon immer gern- habe es nur in meiner nassen Zeit vernachlässigt-

    Habe daran gedacht in meinem Freundeskreis " das perfekte Dinner" ins Leben zu rufen. Koche nämlich sehr gern- die anderen allerdings nicht so. Macht ja nichts- es geht halt um die Geselligkeit. Habe lange keine Einladungen mehr ausgesprochen oder angenommen, wenn mich denn überhaupt noch einer eingeladen hat in meiner nassen Zeit.(Verstehe jetzt warum)

    Der gute Wein, der so ein Essen bisher abgerundet hat, wird allerdings ffehlen.

    Möchte noch mal sagen, Ihr habt mich wieder aufgebaut und jetzt gehts wieder besser!

    Danke!!

    LG Claudi

  • Hallo Claudi,

    Zitat

    Ihr werdet wohl auch nie verzeihen können- vielleicht aber mit der Zeit vergessen. Ich hoffe es.

    Angehörige können verzeihen, aber sie werden nicht vergessen. Diese Reihenfolge ist besser, denn sie zeigt, das man lernt, das vielleicht immer noch mal was geht.

    Du solltest Dir selbst verzeihen, aber nie vergessen, was der Alkohol anrichtet.

    Skye

  • Hallo, möchte Euch alle an meiner Freude teilhaben lassen.
    Gerade stand meine Tochter vor der Tür- nach einer Woche Funkpause. Der Besuch war zwar nur kurz aber das Abschiedküsschen hat mir soooo gut getan.
    Weiss nun, nach diesen vielen lieben Antworten, das es voran geht.

    Hallo Annika, der Wein steht nicht auf dem Tisch-sprich gibt es einfach nicht zum Essen, das ha be ich damit zum Ausdruckbringen wollen.

    LG Claudi

  • Hallo Hexe,
    ich möchte mich grundsätzlich dem anschliessen, was Karsten am Anfang geschrieben hat.
    Unser Umfeld kann nicht wissen was es für Kräfte kostet, trocken zu sein und zu bleiben.
    Du stehst da in einer Erwartungshaltung, die immer unerfüllt bleiben wird. Ich glaub auch nicht , das Du das wirklich möchtest. Nun stell Dir mal vor, jedesmal wenn Du an einem Regal mit Alk vorbeiläufst, nimmt Dich jemand in den Arm und beteuert wie stolz er auf dich ist.......
    Das Du zwischendurch mal eine dünnhäutige Phase bekommst ist normal, aber dafür haben wir hier ja genug virtuelle Taschentücher im Forum...... :wink:
    Aber für die eigentliche Leistung gilt wohl:

    Das Lob kann Dir nur von einem Alkoholiker ausgesprochen werden, oder von Dir selbst.

    Was über die Jahre zwischenmenschlich kaputtgegangen ist, braucht wie alle Wunden eben seine Zeit. Und es wird immer Narben geben.

    Ich war und bin froh , wenn mein Umfeld mich wie einen normalen Menschen behandelt, nicht in Watte packt, mir nicht aus dem Weg geht.
    Damit habe ich schon viel erreicht, und das ist Lohn und Lob genug.

    LG

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

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