Wen alles "einweihen" ?! Offenheit?

Hallo.

Mein "Einweihen" verrät mich schon ein wenig. Als ob es eine Art Geheimwissen sei das man nur besonderen Leuten weitergibt:

Wem alles sage ich, daß ich keinen Alkohol trinke, weil ich ein Alkoholiker bin?

Meine Familie, die Freunde wissen Bescheid, no problem. Darüber hinaus wird es jedoch brenzliger. Bin z.B. seit ein paar Monaten in einem Sportverein und habe da die letzte Zeit erfolgreich gestartet, daß wir danach noch in die Kneipe Quatschen gehen. Die anderen trinken ihr Bierchen (no problem) ich mein Schorle (andere auch). Ich frage mich nur wann die Warum-immer-nur-Schorle-Frage kommt, und bin unschlüßig wie genau ich darauf eingehen soll. Die Leute im Verein sind allesamt okay, die würden das mit Verständnis und ohne großen Umtrieb aufnehmen. Mich treibt mehr die Frage um, was beginne ich damit? Wenn ich den Schritt gehe muß ich fast auf Dauer weiter völlig offen damit hantieren.

Völlige Offenheit hätte den Vorteil mir nie wieder groß Gedanken machen zu müssen, wo jetzt die "Grenze" zu bewahren sei. Andererseits: Was geht Bekannte oder gar Fremde meine Suchtgeschichte an? Was ist eben "persönlich" - und was ist "praktisch" sinnvoll?

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Wo liegt Eure "Grenze"?

Euer Martin

Eine Runde Cola für alle - finde ich cool Karsten!
(Schon was gelernt, haha...)

Also,

ich geh vollkommen offen damit um. Ich sag´s jedem, auch flüchtigen Bekannten oder Urlaubsbekanntschaften. Vor allem am Arbeitsplatz.
Ich weiße bei der Gelegenheit auch immer deutlich drauf hin, daß ich keinen Alkohol, in egal welchen Lebensmitteln auchimmer, dulde.
Auch keinen der "verkocht" oder den man "gar nicht schmeckt"

Die ersten 2-4 Jahre war ich aber auch eher verschlossen.

Wenn alle wissen, daß ich der Alki bin, stellt sich sehr schnell raus, wer in dieser Gruppe noch ein Alkoholproplem hat.
Diese Leute reagieren oft mit Ablehnung auf mich.
Ich denk mir, sie haben Angst, daß ich den Alkoholissmus öfter zum Thema mache.

Mach ich dann meistens auch.

Eine Gruppe von Leuten, die nix von meiner Sucht wissen .........?
Das währe mir zu heiß.
In einem schwachen Moment kann das die Hintertür sein, die mir das Genick bricht.

Für mich bedeutet diese Offenheit-----Selbstschutz.

Gruß Baumann

Hallo.

Hat`s den jemand dem seine "wer-weiß-bescheid-Grenze" weggerutscht ist? Wo es z.B. auf Arbeit unvermeidlich doch zum Thema wurde? Und damit vielleicht auch unangenehm wurde, das Gefühl entstand "jetzt dringend die in meine Privatsphäre ein"? Die Erfahrung ein Stück weit bloß gestellt zu werden?

Martin

Zitat von zai-feh

Ich habe noch nie - wirklich noch nie Ablehnung dadurch erlebt. Mir wurde da immer respektvoll begegnet. Es ist sogar eher so, dass andere micht gefragt haben, ob es für mich Okay wäre, wenn sie etwas trinken würden.

Das kann ich nur unterstreichen, oft hat dieses "Bekenntnis" sogar dazu geführt, daß ein vermeintlicher Smalltalk sich zu einem anregenden Gespräch entwickelte. Ich hänge mir kein Schild um den Hals "Gerd, Alkoholiker" aber ich würde meinen Alkoholismus auch niemals leugnen.

Einzig, wenn ich "nassen Gerds" begegne, dann gibt es schon mal ein klein wenig Ärger. Ich konnte richtig fies werden, wenn Leute in meiner Gegenwart bewußt keinen Alkohol tranken, während ich zusehends voller wurde. Dann habe ich entweder Streit gesucht oder mich in noch dunklere Kaschemmen verdrückt, um "unbeobachtet" weitersaufen zu können.

Uns allen gute 24h

Gerd, Alkoholiker, trocken

Also, ich sag denjenigen, die es wissen müssen, das ich trockener Alkoholiker bin. Das ist meine Familie, meine Freunde und meine Arbeitskollegen.
Anderen sag ich in dementsprechenenden Situationen: Ich trinke keinen Alkohol. Meist fragen die dann: Nie? Und ich sag: Nein, nie! Wenn sie weiter bohren kommt es drauf an, was ich dann sage. Aber ich sage nie irgendwelche Ausreden, von wegen, ich mag keinen oder bekomme Sodbrennen davon. Wenn es Leute sind, die selber zu viel trinken, fragen die meist nie genauer nach, weil sie Angst haben, selber über ihr Alkoholverhalten nachdenken zu müssen und ich könnt ja unangenehme Sachen für sie sagen. Die fühlen sich auch unwohl in meiner Gegenwart,aber das ist nicht mein Problem...

Wenn jemand fragt, warum ich keinen Alkohol trinke, was der Grund ist, dann sag ich meist schon die Wahrheit,aber wenn ich den kaum kenne, dann auch vielleicht nicht, kommt immer drauf an. Wenn mich allerdings jemand direkt fragt: Bist Du Alkoholiker? dann sag ich auch direkt: JA !
Aber das sind dann auch diejenigen, die es wirklich wissen wollen und auch meine Story ertragen können. Und meist haben die einen Grund, zu fragen, weil sie darüber nachdenken, ob sie vielleicht auch selber schon zu viel trinken oder Fälle dieser Art in der Familie haben und einen Ratschlag wollen.

Allerdings bin ich kein Missionars-Typ, ich sag niemanden:Trink nicht so viel! Das bringt gar nichts, hat bei mir selber ja auch nicht geholfen. Ich hab höchstens gesagt:Ach, lass mich doch in Ruhe...
Aber wer mich um Hilfe bittet, bekommt sie auch ganz sicher!

Die Lilly