Hallo,
ich heiße Heike, bin 33, habe 4 Kinder, voll berufstätig und mit einem Alkoholiker verheiratet.
Mein Mann trank schon, als ich ihn kennen lernte. Allerdings nur am Abend, dachte ich. Er versuchte eine zeit lang nur jeden 2 Abend zu trinken - damals waren es 4x 0,5 ltr Bier täglich - aber gab das bald auf.
Es vergingen weitere 2 Jahre bis zur Hochzeit (die Kinder sind nicht seine leiblichen) und 1 Woche vor der Hochzeit fuhr ich nach Paris um mir zu überlegen, ob ich das wirklich will. Eigentlich wollte ich nicht, aber ich wollte ein normales Familienleben, Geborgenheit und die Sicherheit eines Zuhauses.
Wenn ich so überlege, war ich wohl auch stolz, die erste Frau zu sein, die länger mit ihm als 2 Jahre zusammen blieb und die er heiraten wollte -trotz ihrer 4 Kinder. Und seine Familie war aus Hamburg angereist, was sollten die denn denken?
Wir heirateten, machten beiden unsere Umschulungen und ich dachte es ginge bergauf.
Seit 2 Jahren sorge ich allein für unseren Lebensunterhalt, er will gar nicht arbeiten und redet sich damit raus, dass man mit 4 Kindern nicht Doppelverdiener sein kann. Die Kinder sind zwischen 14 - fast 8 und die Kleineren werden in der Ganztagsschule betreut.
Mittlerweile weiss ich, dass er es auch nicht kann. Er trinkt seit seinem 15 Lj, ist 38 und hat seine Krankheit eingesehen. Er hat sich Hilfe gesucht, die Langzeittherapie ist beantragt, noch nicht bewilligt, aber er hat das Ziel am 2 Januar in Therapie (zuerst Entgiftung) zu gehen.
Abgesehen davon, hat sich nichts verändert. Er trinkt unverändert, mittlerweile 10x 0,5 ltr am Tag (von denen ich weiss), isst kaum, hat Gedächtnislücken und wird zunehmend verbal aggressiv. Nach außen wahrt er den Schein und geht im Anzug zu seinen Suchtberatungsterminen.
Er versucht mir Angst zu machen und mein " ich werde es zum positiven regeln, wenn du in Therapie bist" zieht er ins lächerliche. Er versucht mir auch Angst vor seiner Therapie zu machen -> Du wirst es sehr schwer haben, wenn ich weg bin. Es wird nicht einfach für dich mit den Kindern und deinem Job.
Ich muss tägl 1 Stunde fahren, um ins Büro zu kommen und bin auch öfter mal im Ausland.
Ich muss dazu sagen, dass ich einmal zu seinem Suchtberatungstermin mit ging und die Dame mir erzählte, dass ich ihm keinesfalls seine Aufgaben wegnehmen darf.
Also schreibe ich ihm morgens Zettel, was im Haushalt zu tun ist (das Meiste machen die Kinder) und habe ihm die Finanzen überlassen.
Ich sage es ungern, aber ich bin froh wenn er weg ist. Ich habe gestern erkannt, dass ich auch Hilfe brauche, denn ich bin co-abhängig.
Diese Erkenntnis hat mich ziemlich getroffen, denn eigentlich habe ich immer gedacht, ich sei nicht betroffen. Ich sehe es aber auch als große Chance, denn ich will nicht mehr immer verheult rumlaufen und mir 5x überlegen, ob ich etwas sagen kann oder nicht. Wir vereinsamen zunehmend, ich habe keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern oder Freunden und ich habe beschlossen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Ich weiss zwar nicht, wie es ausgehen wird, aber es kann nur besser werden.
Ausschlaggebend war, dass ich durchgesetzt habe, dass ich anteilsmäßig schon im Nov Weihnachtsgeschenke kaufe und er mir vorwarf, dass es ja unbedingt nötig war, jetzt schon zu kaufen (wir reden über 70 EUR) und das wir deshalb diesen Monat pleite sind.
Ich habe mit " Es ist bezeichnend, dass wir weder 38 EUR jährlich haben um den Hund zu impfen (wäre jetzt dran gewesen und ist auf Dez verschoben) oder 80 EUR für Weihnachtsgeschenke jährlich, aber wöchentlich 60 EUR für Bier und Zigaretten!" geantwortet.
Ich rauche und trinke nicht und wenn ich nachdenke, fällt mir auf, dass immer Geld für Zigaretten und Alkohol da sein muss -egal, ob die Kinder oder ich andere Sachen benötigen. So langsam kommt der Ekel vor ihm und das macht mir Angst.
Ich habe ihm gestern abend gesagt, dass ich es nicht mehr toleriere, dass wir 5 unter seinen Süchten leiden und dass es zukünftig so sein wird, dass wir erst die Dinge, die nötiger sind kaufen werden, als seine Suchtmittel. Er meint, ich sei arrogant.
Ich will kein Mitleid, denn ich bin an meiner Situation selbst schuld - ich hätte nur gerne den Austausch, denn ich bin zwar nach aussen hin stark, aber ich weiss innerlich nicht, ob ich das alles richtig mache.
Danke fürs zuhören!
Grüße
Heike