Silvester naht, was nun?

  • Silvester naht, was nun ?

    Der Tag des Jahreswechsels ist auf der Welt sehr verbreitet der Tag des Alkohols, es wird gefeiert und als Stimmungsmacher oder als Kommunikationshilfe sich des Alkohols bedient. Das muss nicht sein. -

    Ich kann euch nur als Langzeittrockener sagen, denen die sich zu einem abstinenten Leben entschlossen haben, aber noch mit einem weinenden Auge diesem Tag entgegen sehen, dass ihr gerade an diesem Tag dem Teufel euren neuen Weg zeigen müsst.

    Ich habe mich damals konsequent über mindestens 1 Jahr von solchen und allgemeinen Feiern ferngehalten, - für meine Trockenheit !

    Ich habe aktive Trockenheitsarbeit an mir betrieben, d.h. bin dem Alkohol und seinen Konsumenten, dem Umfeld fern geblieben.
    Ich habe mein Leben gefüllt mit Aktivitäten, die meinem neuen Lebensbild entsprachen und die mit der Zeit den Alkohol gänzlich verdrängten.

    Nun naht dieser Silverstertag und manche meinen, die schon länger oder kürzer nichts mehr trinken, sich dieser Konfrontation aussetzen zu können und beabsichtigen doch, im Freundes- oder Bekanntenkreis solch einer Veranstaltung beizuwohnen, ohne zu trinken.

    Womöglich denken sie noch, sich durch diesen Prüfstein und eben eiserner Disziplin ihre Trockenheit zu festigen, dem Teufel paroli gezeigt zu haben. Und das ist grundlegend falsch. –
    Du setzt dich nach alten Verhaltensmustern wieder inmitten des Alkohols, ohne dass du ihn trinkst. Du trennst dich nicht rigoros genug. Du willst altes beim alten belassen, du siehst Verzicht.

    Gerade an diesen Tagen, sowie auch im übrigen Leben, heißt es gerade aktive Trockenheitsarbeit zu leisten. Und das heißt, sich ebenso diesen Tag zu planen, evtl. mit besonderen Freizeitaktivitäten, fern des Alkohols.

    Für den Abend werde ich besonders einkaufen, schön kochen und essen. Der Tisch kann auch einmal feierlicher gedeckt werden. Man hat Zeit für Besinnlichkeit. Man legt sich gelassen zurück und lässt Jahr Jahr sein.

    Am nächsten Tag werdet ihr noch gelassener auf den gestrigen zurückblicken und könnt daraus schöpfen, das erste Silvester nach langer Zeit anders und schön verlebt zu haben, und nur das ist aktive Trockenheitsarbeit.

    Für manchen vielleicht noch schwer begreifbar, aber wenn ihr anders handelt, seid ihr keinen mm voran gekommen und könnt mit mir und anderen diese Erfahrung nicht teilen.

    Eure Gesundheit und Trockenheit fürs Leben haben absolute Priorität.

    Gruß, Freund.

  • Guten Morgen Freund,

    hm.....das ist wohl richtig was du geschrieben hast

    ABER

    ich kann es trotzdem nicht richtig nach vollziehen.


    Ich gebe dir ein Beispiel an mir:

    Was wäre WENN ich zur einer Feier gehe,dort esse....klöne u.s.w.
    Klar,der Alkohol wäre präsent da auch beim essen schon getrunken wird.
    Ich kann mich dort doch recht schnell wieder verabschieden....wenn ich merke das es mir zu viel wird.
    Sagen wir,die Feier beginnt um 20.00 Uhr und ich gehe um 22.oo Uhr.

    Ich verstehe einfach nicht,das ich mich dann in Gefahr begeben würde
    oder mein Verinnerlichungsprozess da schaden dran nehmen würde.
    Wieso wird hier so viel von 1 Jahr geschrieben?

    Ich denke,das jeder individuell ist und das anders "erlebt"
    oder täusche ich mich jetzt total? :oops:


    Lieben Gruß
    Kijara

    Ohne Alkohol seit 20.08.06

  • Moin Freund,

    das "Schöne" an Sylvester war in den letzten Jahren, dass ich mich endlich mal besaufen konnte, ohne dass jemand die Nase rümpft, da an dem Tag fast Alle Alkohol konsumieren. Das Paradies für einen Alkie. Keine Versorgungsengpässe, überall wird man eingeladen, selbst in meinem "Kuhkaff" war die Versorgung rund um die Uhr vorhanden. Wir haben meist mit Bekannten gut gegessen und ich habe mir während und nach dem Essen richtig die Birne zugekippt. Als die Gäste dann nach Hause gingen war für mich natürlich noch nicht Schluss. Ich bin dann meist noch um die Häuser gezogen, habe Frau und Kinder allein gelassen und bin im Morgengrauen stockbesoffen in mein Bett, wenn ich es noch bis dorthin geschafft habe, gefallen. Neujahr habe ich selten vor 18.00 Uhr erlebt. Das wird dieses Jahr nach langem mal wieder anders sein. Ich muss keinem etwas bewiesen, ich tirinke keinen Alkohol, brauche ihn nicht zum lustig sein. Warum sollte ich dann an Sylvester Alkohol trinken? Ich werde Sylvester mit der Familie verbringen. Wir werden gut essen und einen schönen Abend verbringen. Wo ich mich dieses Jahr am meisten drauf freue, ist am Neujahrsmoregn mit den Kindern einen schönen Spaziergang zu machen, ohne einen "dicken Kopf" vom Vortag zu haben. Ich jedenfalls freue mich auf die Jahreswende, vor Allem weil es der erst Jahreswechsel ist, den ich beuwsst und nicht im Tran erlebe.


    Liebe Grüße

    Caruso

    Lasse niemals die Menschen fallen, die Dich tragen. Caruso 11/06

    Stuff you died but I don`t cry, my life still starts it`s not a try.
    Caruso 2006

  • Moin Kijara,

    ich habe alles anders gemacht als bei unzähligen Trinkpausen.
    Es geht nicht darum, dass jeder etwas anders erlebt oder sich anders stark oder schwach fühlt. Es geht hier um einen Verinnerlichungsprozess, der alte Strukturen, die bei manchen über 20 Jahre sich geprägt haben, ausmerzen und überschreiben soll. Und das dauert seine Zeit !!!
    Ich habe mir die Zeit dafür genommen, habe genug andere Zeit in meinem Leben verschenkt, und bin dabei bestens gefahren.

    Moin Caruso,

    deine Sichtweise zur Vergangenheit und Zukunft ist sehr positiv.
    Ich denke auf jeden Fall am Neujahrsmorgen an dich beim Kaffee. Ich kann dir heute schon eines versprechen: Du wirst ein Highlight erleben.

    Gruß, Freund.


    P.S. Aber jeder wie er mag, soll mehr als Gedankenanregung dienen.

  • hallo,

    jeder muß für sich, seinen weg in die trockenheit finden.

    ich persönlich, habe die ersten zwei jahre, sämtliche veranstaltungen die mit alk zu tun hatten gemieden.
    mein motto war damals, im verzicht liegt der gewinn.

    heute entscheide ich das am gleichen tag, je nach tagesform.

    das problem liegt oft nicht am tag der feier, da bereitet sich jeder darauf vor und weiß heute trinke ich nicht, dass suchtgedächnis meldet sich dann später.

    darum vorsicht, es ist eine gradwanderung, jeder muß wissen was ist mir meine trockenheit wert.

    andersrum verstehe ich euch auch, wenn ihr sagt, ich möchte nicht auf alles verzichten.
    mir würden meine freunde auch fehlen, da gibt es welche die können mit alk umgehen, wenns meine freunde sind werden sie mit dafür sorgen, dass ich nicht in versuchung komme.

    wichtig ist, ihr müßt euch trocken wohl fühlen, denn nur ein zufriedener alkoholiker der keinen verlust dem alk gegenüber empfindet, kann auf dauer trocken bleiben.

    liebe grüße und passt gut auf euch auf, hört auf euren bauch.

    schorni

  • Liebe Leute,

    ich hatte von jmd. in einem anderen threat die „Kritik“ gelesen, man würde sich hier u.a. auf das Meiden von Feiern etc. zu sehr konzentrieren.
    Die Arbeit zur Trockenheit läge noch ganz wo anders.

    Das ist vollkommen korrekt, und ich habe das daher auch schon richtig gestellt. War von dem Betroffenen nur nicht komplex integriert worden.

    Das Forum ist ja auch schließlich keine Lehranstalt, wie es manche vielleicht verstehen. Hier gibt es keine Anweisungen, die zu befolgen sind. Hier schreiben Betroffene, egal welchen Entwicklungsstandes, von ihren Erfahrungen. Und da heißt es, diese oder andere an sich zu reflektieren und evtl. davon Gebrauch zu machen. Wer sich was nimmt und umsetzt, wie derjenige letztendlich seinen Weg für sich geht, was er macht oder sein lässt, bleibt ihm allein überlassen. Wir sind ein Forum zur Selbsthilfe, jeder hilft sich letztendlich selbst und kann daher eigenverantwortlich seine Erfolge oder auch mal seine Nichterfolge an seinem Weg widerspiegeln.

    Noch einmal zu meinem Weg, den ich seit 5 ¾ Jahren gehe.
    Postum gesehen hatte ich bei unzähligen Versuchen, mich von meinem Alkoholleben zu trennen, immer den gleichen Fehler gemacht. Ich habe mir auch geschworen, nie wieder Alkohol zu trinken und bin damit aber weiter durch mein (bisheriges) Leben gelaufen. Der Großteil meiner sozialen Kontakte, mein Umfeld in meiner Freizeit, war aber geprägt durch Party und Alkoholkonsum, das ich nicht aufgeben wollte. Den Alkohol schon, nur nicht das Partyleben und die Menschen. Ich war also ständig konfrontiert mit meinem ALTEN Leben. Diese Trinkpausen habe ich bis zu 3 Monate geschafft, hätte ein wichtiger Grund vorgelegen, hätte es auch 1 Jahr sein können. Dann wäre der Rückfall eben später gewesen, der Zeitpunkt, an dem ich mir stolz gesagt hätte, was ich denn geschafft habe, aber mein Suchtverhalten wieder die Oberhand gewonnen hätte. Ich hatte aus der Vergangenheit gelernt, dass sich mein Leben nie ändern wird, auch wenn ich temporär nichts trinke, wenn ich mein Leben so weiter lebe, wie gehabt.

    Meine Gesundheit, meine Unabhängigkeit sollte ab dem Tag 0 das Wichtigste in meinem Leben werden. Und dazu wollte ich alles anders machen wie bisher. Und dazu gehörte ein NEUES Leben.

    Ich habe also neben meiner aktiven Trockenheitsarbeit, meiner permanenten verinnerlichenden Reflektion, den Alkohol und sein Umfeld gemieden. Natürlich hätte ich auch auf eine Silvesterfeier gehen können, mit den mir bekannten oder nahe stehenden Menschen feiern können, hätte keinen Alkohol getrunken und wäre eben dabei gewesen. Am nächsten Tag hätte ich mir selbsttrügerisch für meine Leistung auf die Schulter geklopft. -
    Nein, dieser Weg war aus meiner Erfahrung und der Erfahrung meiner Mitbetroffenen aus meiner Gruppe der falsche.
    Und da wollte ich etwas ändern, ab sofort hatte mein Weg in die Suchtfreiheit absolute Priorität. Was andere denken oder sagen, ob sie mich vermissen, war mir soooo gleichgültig. Es zählte nur mein Leben.

    Natürlich war es auch schwer für mich, solchen oder anderen Events plötzlich fernzubleiben. Aber ich sah die Notwendigkeit.

    Es ist viel Kopfarbeit erforderlich. Ich setzte mich natürlich nicht einsam in mein Kämmerlein und spielte mir ein Kopfkino der illustren Gesellschaft vor, die meiner Sucht nachgingen.

    Ich ging meinen neuen Weg. Ich habe an solchen Tagen mir neue Unternehmungen vorgenommen, die fern des Alkohols und deren Konsumenten waren. Schließlich könne das ja auch zig Millionen andere Menschen. Und ich konnte es auch, wie ich feststellte.

    Wieso auch nicht ? –

    Gruß, Freund.

  • Nachtrag:

    Und gerade dieser Schritt zum NEUEN erscheint so gewaltig und dem Menschen als Gewohnsheitstier so schwierig.

    Ich sehe den größten Fehler, den auch wie gesagt ich lange Zeit gemacht habe, darin, dass man nur eines ändern möchte, das Trinken. Man will für sich eigentlich nur die freie Entscheidungskraft entwickeln, nicht mehr trinken zu brauchen. Und das reicht nicht !

    Man träumt von der Psyche eines gesunden Menschen, als ob man das Suchtverhalten im Kopf einmal bereinigen könnte, über die Willenskraft entscheiden zu können, ob man trinkt oder auch nicht.

    Leider geht es nicht nur über die Willenskraft, der Wille ist nur ein Teil-Mittel für die Verinnerlichung seines neuen Wertesystems und des trockenen Lebens.
    Und eben auch die strikte Distanzierung vom Alkohol und seinem Umfeld über eine längere Zeit, ich hatte mir hierfür z.B. 1 Jahr genommen, ist nur ein Mittel, seinem Lernprozess nichts Unnötiges in den Weg zu stellen. Auch dieses 1 Jahr ist kein genereller Maßstab, war für mich aber eine erforderliche Mindestzeit.

    Auch wenn ich mich wiederhole.
    Man darf nie vergessen, dass sich dieses Suchtverhalten, teils über Jahrzehnte entwickelt hat und unauslöschbar ist, sobald man wieder Alkohol zu sich nimmt.

    Und für seine Trockenheit sollte man sich nicht zu wenig Zeit nehmen oder ungeduldig sein, alte Gedanken- und Verhaltensstrukturen zu überschreiben und auszumerzen. Es könnte der letzte Versuch sein. -

    Gruß, Freund.

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