Jetzt ist ER ein Pflegefall....

  • Hallo,

    die letzten Tage waren sehr hektisch! Papa hat überlebt, ist jetzt aber von der Intensiv auf eine normale Station verleget worden, aber zu welchem Preis? Er ist ein menschliches Wrack!!! Abgemagert…, die Ärzte versuchen sämtliche Innereinen am Versagen zu hindern! Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber ich kann sagen, dass ein Häufchen Elend noch gut neben meinem Vater aussieht! Der behandelnde Arzt sagte mir gestern nur kurz, dass mein Vater, wenn er denn wieder etwas aufgepäppelt ist, in ein Alters-/Pflegeheim müsste! Seine Nieren funktionieren nicht richtig, seine Leber ist natürlich geschädigt und er hat durch das Hämatom Muskelfraß. Ich weiß noch nicht, ob er in Zukunft weiter so apathisch sein wird, wie er jetzt ist. Wird er laufen können oder nicht? Kann der Muskelfraß gestoppt werden oder nicht? Wird er jemals wieder richtig sprechen können?

    Am Montag habe ich einen Termin mit dem sozialen Dienst und dem verantwortlichen Arzt, dann bekomme ich hoffentlich Antworten. Werde auch den Hausarzt aufsuchen, um das Attest für den Amtsrichter zu bekommen, damit ich alles regeln kann.

    Mein Problem ist jetzt dieses: Zurzeit fahre ich jeden Tag 50 km/ Strecke, um meinen Vater zu besuchen! Seine Geschwister leben im Umkreis ± 10 km, aber solange er getrunken hat, haben seine Geschwister nichts mit ihm zu tun haben wollen. 1. Weil er sich im trunkenen Zustand benommen hat, wie die Axt im Walde und 2. weil er ihre Hilfe (Vorwürfe: Hör doch auf zu saufen! Mach eine Therapie) nie angenommen hat.

    Ich würde aber gerne ein Pflegeheim in MEINER Nähe auswählen! Wäre das verkehrt?

    Als Papa Dienstag in die Klinik kam, habe ich meine Cousine (mein einziges Bindeglied zu Papas Familie) angerufen und ihr gesagt, wie es um ihn steht und sie gebeten seine Geschwister (deren Adressen ich nicht habe) zu informieren. Das hat sie getan und ein Onkel von mir ist seitdem 2 x bei meinem Pa gewesen. Mein Vater hat in seiner Gegend sonst eigentlich keine sozialen Kontakte (außer die Saufkumpanen – und ich denke, dass die alles andere im Kopf haben, als ihn regelmäßig in einem Heim zu besuchen).

    Wäre es „unmenschlich“ meinen Vater in meine Nähe zu holen? Würde ich ihm mehr nehmen als geben?

    Wieder einmal Fragen über Fragen!!!!

    Einen schönen Abend wünscht euch – eine wieder einmal nachdenkliche –

    Aileen

  • Hallo Aileen,

    es tut mir leid zu lesen, dass es Deinem Vater so schlecht geht. So wie ich es bisher in Deinen Beiträge gelesen habe, gehst Du sehenden Auges mit der Situation um, so dass es nicht wirklich überraschend für Dich gekommen ist. Trotzdem ist es nicht weniger traurig.

    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, bezieht sich seine Orientierungsfähigkeit nur noch auf sein gewohntes Umfeld. Wenn er in ein Pflegeheim kommt, hat er diese Umgebung ohnehin nicht mehr. Seine sozialen Kontakte waren so gut wie nicht vorhanden, solange er in seiner Wohnung gelebt hat. Ich denke von daher macht es für ihn keinen Unterscheid, ob das Pflegeheim in seinem Ort ist oder in Deiner Nähe. Es wird so oder so eine massive Umstellung für ihn.
    Warum solltest Du also kein Pflegeheim in Deiner Nähe auswählen? So hast Du es dann ein wenig einfacher Dich zu kümmern, wenn Du möchtest und wenn es nötig werden sollte. Wenn seinen Geschwistern etwas an dem Kontakt zu Deinem Vater liegt, werden sie auch den weiteren Weg in Kauf nehmen. Bisher haben sie es Dir überlassen sich um ihn zu kümmern, aus welchen Gründen auch immer, also solltest Du in dieser Entscheidung keine Rücksicht auf sie nehmen. Es geht in erster Linie um Deinen Vater und auch um Dich, alle anderen werden sich anpassen, wenn ihnen etwas an Deinem Vater liegt.

    Ich wünsche Dir einen geruhsamen 3. Advent, damit Du wieder etwas Kraft schöpfen kannst.

    Skye

  • Liebe Aileen,
    es ist wiklich traurig zu hören, dass es mit deinem vater erst soweit kommen mußte. Und ich kann nachvollziehen , dass du eine menge durchgemacht hast. Trotz allem - und das geht vielleicht nur wenigen so- hast du noch die kraft und auch die liebe deinem vater beizustehen. Ich glaube, das kann man nur schaffen, wenn man erkannt hat, dass es sich hier um eine krankheit handelt und nicht um den bösen willen deines vaters. aber auch seinen anderen verwandten solltest du es nciht übel nehmen. sie haben eben versucht den anderen weg zu gehen- ihn zu ignorieren , in der hoffnung dass er so zur vernunft kommen würde. Aber das hat auch nciht geklappt. keiner von euch konnte ihm bisher helfen, du hast dein bestes getan und sie auch. wie du immer wieder liest gibts kaum ne andere möglcihkeit. jetzt ist dein vater an einen punkt gekommen, wo du schon mit deiner hilfe das erste mal einsetzen kannst.
    seine alten kontakte waren ihm sicherlich nie nützlich. die geschichte meines vaters ist glücklciherweise etwas anders verlaufen, er konnte gerade noch sozusagen in letzter minute gerettet werden. auch er war schon gesundheitlcih ein häufchen elend. dadurch, dass er alles 'versoffen' hatte mußten meine eltern zwangsläufig umziehen und das war auch das große glück für ihn, dass er die alten kontakte nicht mehr hatte. was du aus alledem einfach lernen solltest ist zum einen, dass du dir niemals vorwürfe machen solltest, dass du nicht genug getan hast . Und zum anderen solltest du ruhig einbißchen mehr an DICH denken bei der ganzen geschichte. in erster linie soll es dir in deienm leben gut gehen. daher ist es doch wohl nur das beste für auch alle, wenn dein vater in deine nähe kommt. für mich wäre es gar keine frage. ihr beide habt doch nur vorteile davon. undich finde es auch sehr schön von dir, dass du die anderen verwandten auch informiert hast und mobilisiert hast, dass sie sich jetzt um deinen vater kümmern. mein allergrößter rat an dich ist aber: vergiß dich selber nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    na, jetzt habe ich ja die Bestätigung, die "von außen" brauchte :D Skye, du hast natürlich völlig recht - es ändert sich ja ohnehin alles für ihn, also ist es eh egal!

    Habe heute eine "Krankenhausralley" hinter mir - zuerst zu Papa (wie erwähnt 50 km), dann zu meiner Schwester (weitere 150 km!!). Jetzt kann ich endlich die Füße hochlegen :D

    Meine Schwester ist auch der Meinung, dass Papa in meiner Nähe sein sollte - letztendlich werde ich auch die Betreuung für ihn beantragen und wenn das alles durch ist, dann müsste ich ja für jede Kleinigkeit diese lange Strecke fahren! Also, die Entscheidung ist gefallen: Er kommt hierher.

    Frozen, natürlich denke ich auch an mich - im Moment halt nicht so viel! :wink: Je eher ich Papas Betreuung habe, seine Wohnung aufgelöst (da hilft mir meine Schwester und unsere Männer, auf die im Übrigen immer super Verlass ist!!) und einen Heimplatz gefunden habe, desto eher kann ich mein Leben wieder ruhiger angehen und mich auf den neuen Job konzentrieren. 2007 kann nur noch besser werden :D

    Ich wünsche euch einen schönen Abend.

    Liebe Grüße

    Aileen

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!