Alle Jahre wieder....

....heißt es: Er macht eh nicht mehr lange, dann hat sich das "Problem" von alleine erledigt.

Das "Problem" lautet:
- ER mischt sich in Dinge ein, die meine Tochter angehen: z.B. will ich ihr ein Fahrrad zu Ostern schenken, meine Mutter musste es ihm ausreden, dass ER es nicht schon jetzt zum Geburtstag bzw. zu Weihnachten schenkt.
- ER mischt sich ein, wenn ich einen Freund habe: weil ihm irgendetwas nicht passt, macht er meiner Mutter das Leben zur Hölle (in meiner Abwesenheit) und ich habe ein tierisch schlechtes Gewissen.
- ER erzählt tagtäglich immer wieder die gleichen Geschichten und weiß nicht, dass er sie bereits vor 10 Minuten erzählt hat
- ER scheint mich ab und an mit seiner Frau zu verwechseln: ich soll Leute kennen, mit denen meine Eltern in ihrer Jugend viel unternommen haben
- ER meckert über alles und jeden und NERVT nur noch
- SEINE Anwesenheit ist erdrückend
- ER bestimmt ALLES
- ER kontrolliert ALLES
- ER missgönnt mir mein Glück, dass ich trotz meines Alleinerziehenden-Daseins und der damit verbundenen wenigen Freizeit, dennoch Freunde habe, mit denen ich wenigstens ab und an mal etwas unternehmen kann
- ER hat meine Kindheit auf dem Gewissen
- wegen IHM hatte ich keine Jugend
- er regt sich über seinen Bruder auf, der seiner Tochter das Leben zur Hölle gemacht hat und bis heute macht...sie ist mittlerweile 40

Meine Mutter:
- sieht ihre einzige Chance in seinem baldigen Ableben, auf das sie nun schon seit 10 Jahren wartet....
- setzt ihre einzige Hoffnung, wenigstens mal sonntags da herauszukommen, in mir und meiner Tochter, da wir ja dann für ein paar Stunden spazieren gehen können

zu mir:
- mein Selbstwertgefühl war in früheren Jahren sehr sehr gering, so dass eine Person es mit einem einzigen Kommentar geschafft hat, mich in die Magersucht zu treiben
- mein Selbstwertgefühl litt auch unter Kommentaren wie "Wenn Du jetzt aufgibst, dann wird nie etwas aus Dir" (als ich mit 9 Jahren Lottozahlen ankreuzen sollte und er sein wachsames Auge drauf hatte, so dass ich zu zittern begann
- Freunde hatte ich im Kindergarten nur wenige...Grundschule war hingegen besser....aber ab 5. Klasse fing das Mobbing an, weil ich nicht zu denen gehörte, die Markenkleidung trug
- meine beste Freundin aus Grundschultagen ließ mich ab der 5. Klasse im Stich, weil ich ihr nicht mehr gut genug war

aaaaber:

ICH lasse mich nicht unterkriegen, von nichts und niemandem.
Auch wenn ich noch so sehr am Boden zerstört bin, so werde ich für mich und meine Kleine kämpfen.
Ich bin froh, dass ich meine kleine Tochter habe - auch wenn sie momentan eine extrem trotzige Phase durchmacht.

ICH verspreche mir hiermit, dass ich mich ab sofort nicht mehr von den Worten "Es hat sich ja eh bald erledigt, wenn er so weiter macht..." einlullen lasse. Ich kann nicht diesen Satz zur Basis meiner Zukunftsplanung werden lassen.

Was ich mir für 2007 vorgenommen habe:
- neuer Job
- neue Wohnung (evtl. Eigentumswohnung - zumindest schonmal dafür sparen *g*)
- Urlaub mit meiner Tochter (2 Wochen Ostsee !!!)
- mein Vater bestimmt NIE mehr über mein Leben !!!

ICH STARTE JETZT DURCH !!!

Hach, jetzt gehts mir wieder gut.....

Hallo Kerstin,

hört sich klasse an, ich wünsche Dir viel Kraft.

Und ich bin ganz sicher Du schaffst es Alleine schon für Deine Kleine!

Alles Liebe
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Liebe Kerstin,

Das alles hört sich sehr bedrückend an, lass Deinen Vater einfach nicht mehr in Dein Leben rein, Du bist selber erwachsen, mache Du nun aus Deinem Leben das beste. Lass auch nicht Deine Kinder unter dem Verhalten Deines Vaters leiden, manchmal ist es einfach besser, einen Schlusstrich zu ziehen, Du hast genug durchgemacht, verschone wenigstes Deine Kinder davor, das hat wirklich niemand verdient.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Deine guten Vorsätze erfüllen zu können und ich wünsche Dir ein frohes Weihnachtsfest.

Lieben Gruß an Dich
Lilly

.....so unterschiedlich können die Ansichten sein

Mit "hört sich klasse an" meinte ich natürlich nur den letzten Abschnitt!

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Hallo,

mal ne Ergänzung zu meinem Thema:

Es ist erschreckend, mein Vater war heute schon gegen 14 Uhr dicht. Nicht, dass er umhergefallen ist oder so, aber er hat ganz schön gelallt. Und DAS an Heiligabend... .

Zum Glück war meine Tochter mit ihren Geschenken beschäftigt....einfach zu rührend, wie ein kleiner Mensch von drei Jahren sich freuen kann.

Aber mein Vater hat es mal wieder geschafft, Weihnachten zu "versauen". Ständig dieser Unterton...was mich auch verwirtt hatte: Ich habe meinem älteren Bruder einen Plüsch-Elchkopf als Wandtrophäe geschenkt für seine Wohnung. Mein Vater hat sehr wohl mitbekommen, dass es ein Geschenk von mir an meinen Bruder war und meinte dann aber zu mir: "Auf so´ne Idee muss man erstmal kommen, was ?" Also, wirklich mitbekommen hat er dann wohl doch nichts.
Danach saß er vor seinem Weihnachtsgeschenk (er wünschte sich ein Keyboard, dabei kann er noch nichtmal Noten lesen) und klimperte sinnlos darauf herum.
Ich bin dann mit meiner Kleinen nach Hause gefahren, um zu schauen "ob das Christkind denn auch bei uns gewesen ist...". Wir haben dann bis 20 Uhr Kaufladen gespielt. Ich habe diese Bescherung genossen, auch wenn ich mit meiner Kleinen alleine war - oder vielleicht grade deswegen ?

Jedenfalls - die Vergangenheit betrachtet - empfand ich die Heiligabende am schönsten, an denen mein Vater sehr zeitig nach der Bescherung in die Kneipe verschwunden war.

Aber auch wenn ich ihn noch so sehr hasse, hier und da kommen doch mal Gedanken in mir hoch, ob ich ihm nicht mal ins Gewissen reden könnte/müsste/sollte... . Aber mit welchem Ergebnis ?
Nur dann wiederum ignoriere ich diese Gedanken, weil es unsere Leidenszeit verlängern könnte.
Nur wenn ich hier im Forum lese, wie es manch anderem Alkoholiker geht, und meinen Vater anschaue, so geht es ihm gesundheitlich gesehen recht gut, wenn man bedenkt, dass er seit etwa 30 Jahren säuft...

Warum muss man grade in der Weihnachtszeit so sentimental und nachdenklich sein ?

Liebe Kerstin,

mir macht die Weihnachtszeit auch zu schaffen. Das Fest der Liebe. Und diese Liebe ist für die Allermeisten nun mal untrennbar mit der Familie verbunden. Alle kommen zusammen, fühlen sich mit ihren Angehörigen verbunden, wissen wo sie hingehören. Ein kleiner Kreis, auf den man sich mehr oder weniger verlassen kann. Man hilft sich gegenseitig, ist füreinander da, sei es nun tatsächlich aus Zuneigung oder auch nur aus dem Gefühl einer Verpflichtung heraus. Immerhin!
Wie sollte „unsereins“ da nicht nachdenklich und sentimental werden? Wir verbinden den Begriff Liebe keineswegs automatisch mit unserer Familie. Zumindest nicht mit der Ursprünglichen. Wieder mal ein Grund, um sich anders, nicht dazugehörig zu fühlen. Wieder ein Anlass für Schmerz. Ob man sich nun völlig zurückgezogen hat und diese Zeit alleine verbringt oder sich noch auf solche „familiären“ Zusammenkünfte einlässt, als Festtage kann man diese Zeit wirklich nicht empfinden. Im Gegenteil, es tut verdammt weh, so oder so.

Zitat

Aber auch wenn ich ihn noch so sehr hasse, hier und da kommen doch mal Gedanken in mir hoch, ob ich ihm nicht mal ins Gewissen reden könnte/müsste/sollte....

Wir können es uns scheinbar nicht oft genug sagen: Wir haben keinerlei Macht über das Leben anderer! Wir können es niemals verändern! Wir können nur uns selbst verändern. Für uns selbst den richtigen Weg finden. Schwierig genug! Wenn uns das Verhalten anderer belastet, müssen wir diese Situation ändern. Wir! Wir können uns vor dieser Belastung schützen! Das unangenehme Verhalten der Anderen können wir nicht beeinflussen.

Hoffentlich klinge ich nicht zu „belehrend“. Ich muss mir das alles auch immer wieder vor Augen halten.

Du bist ein wichtiger und wertvoller Mensch. ER hat lange genug Deine Chancen auf ein glückliches Leben vergiftet. Lass nicht zu, dass DU seinen Einfluss immer noch aufrechterhältst.
Nicht einmal dadurch, indem Du ihn hasst!

Liebe Grüsse
...und trotz allem eine Schöne Zeit für Dich und Deine Kleine

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Hallo Ihr Lieben,

mein Vater hat es mal wieder auf die Spitze getrieben. An Heiligabend war er ja schon gegen 14 Uhr hackedicht. Er war zwar in der Lage zu reden (aber das ist er ja immer, den Knock-Out gab es noch nie, dass er nur noch in der Ecke hing). Die 3 Weihnachtsfeiertage zusammen gerechnet, hat er 30 Flaschen Bier, 1 Flasche 35%tigen Jägermeister und 24 bis 30 kleine Fläschchen Magenbitter konsumiert. Da muss doch irgendwann mal die "Quittung" dafür kommen.... Bin mal gespannt, er wird schätzungsweise wegen "Schlechtwetter", Resturlaub und Überstunden bis etwa Anfang/Mitte März zuhause bleiben. Welch schöne Zeit... . Ich weiß nur, dass ich die Tage, die ich nicht gezwungen bin, zu meinen Eltern zu gehen (um meine Tochter abzuholen) auch nicht bei ihnen erscheinen werde.
DAS möchte ich weder mir noch meiner Kleinen antun.

Achja......ich tue grade etwas für mich:
1.) schaue ich grade nach günstigen Urlaubsmöglichkeiten an der Ostsee (2Wochen im Sommer sollen es sein mit meiner Tochter)
2.) habe ich ein Stellengesuch geschaltet, nach dem Motto "Sie suchen....ein verantwortungsbewusstes, belastbares und hoch motiviertes Organisationstalent? Wer eignet sich besser als eine berufstätige, allein erziehende Mutter?....." Bin mal gespannt, ob die Investition sich lohnt
3.) suche ich nach nem "neuen" Auto
4.) werde ich zusehen, für meine Kleine und mich ne 3Zimmerwohnung zu finanzieren...(müssen nur noch die Banken mitspielen *g*)

Momentan gehts mir richtig gut.....*freu*

Kerstin

Hallo Krümelmonster,

vielen Dank für Deine Zeilen... .

Stark bin ich eigentlich bedingt durch die Krankheit meines Vaters geworden, indirekt. Denn von kleinauf musste ich für Anerkennung kämpfen. Habe etliche Tiefen überwunden (Mobbing in der Schule, Magersucht, fehlendes Selbstbewusstsein bedingt durch besch...... und unüberlegte Kommentare innerhalb der Familie, Mobbing am Arbeitsplatz zuletzt). Diesen Kampf hätte ich beinahe mit 13 verloren, als ich keinen Sinn mehr in meinem Leben sah und schon plante aus selbigen zu treten.
Dann sagte ich mir aber, dass ich davon nichts haben werde, ganz im Gegenteil, die ANDEREN hätten dann - in meinen Augen - gewonnen.
In erster Linie wollte ich all denen beweisen, dass ich nicht das häßliche Entlein bin, dass keine Freunde hat, sondern ich wollte es der Welt beweisen. Gut, mittlerweile bin ich da doch etwas bedachter, aber zumindest habe ich es mir selbst bewiesen, dass mehr in mir steckt.
Das alles ging natürlich nicht von jetzt auf gleich, auch ich habe ganz kleine Schritte getan..und als ich merkte, wie gut mir das tat, wagte ich den nächsten Schritt....also, nichts überstürzen, sonst wirst Du von Deinem eigenen Elan vor ne Nebenlwand gestellt *g*.
Ich leide auch heute noch an den Folgen der ich-bin-die-Tochter-eines-Alkoholikers-Jahre.
Aber ich habe mir vorgenommen, dass ich für mich und meine Tochter stark sein werde.
Ehrlich gesagt, hat meine Lütte mich zur Vernunft gebracht (auch was die Magersucht angeht, erst seit sie auf der Welt ist, habe ich begriffen, was da verkehrt gelaufen ist)... .

Was sind denn Deine Marotten ? Erzähl mal, vielleicht kommt mir ja die ein oder andere bekannt vor *g*. Das mit der Geduld geht mir genauso......mit anderen habe ich eine immense Geduld, aber alles was mich betrifft, kann ich tierisch aus der Haut fahren. Meine Tochter meinte dann schon mal mit 2 Jahren zu mir "Mama, bleib ruhig..." und tätschelte mir den Rücken. Da habe ich dann doch gemerkt, dass es an der Zeit ist, daran etwas zu ändern. Und wenn ich heute merke, "holà, ich steh wieder kurz vor´m Geduld verlieren", dann lass ich die Sache erstmal gänzlich links liegen und kümmere mich um etwas anderes *g*.

Momentan bin ich allerdings wiederum dabei aus der Haut zu fahren...naja, stehe kurz davor...aber mehr wegen meinem Vater. Da mein Bekanntenkreis altersbedingt (alle so zwischen 25 und 40) allmählich dem Club der "lahmen Haufen" beitreten (mit denen ist irgendwie nichts mehr los *g*), hatte ich mit meiner Kleinen eben Silvester bei meinen Eltern gefeiert. Mein Vater besoffen wie er war, zündete eine Rakete nach der anderen, obwohl wir ihm gesagt hatten, dass er 1 oder 2 übrig lassen sollte, für den Fall, dass meine Tochter doch noch wach werden sollte.

Jedenfalls wurde sie NACH der ganzen Knallerei wach. Und da ist dann eben nur Mama angesagt. Wer sie dann zu sich lotsen will, hat schlechte Karten und erntet ein tränenreiches Weinen ihrerseits. Aber mein Vater kann es nicht lassen... . Meine Mutter hatte vorher schon gefragt, ob wir dann bei ihnen schlafen wollten. Ich verneinte, weil ich schon gegen Mittag in das versoffene Gesicht meines Vaters schauen musste und ich habe momentan einen absoluten Ekel vor Suffköppen, dass ich reinschlagen könnte. Er meinte dann, meine Tochter "umstimmen" zu müssen, dass wir doch dort schlafen, wollte sie aber nicht.
Als ich sie dann anzog und Richtung Wohnungstüre gehen wollte, ließ mein Vater sein Ärgernis (darüber, dass ich mich entschieden hatte doch zu fahren - sind nur 10 Autominuten) mal wieder an meiner Tochter aus und sagte ihr nicht tschüss. Meine Kleine meinte dann "Der Opa hat mir nicht tschüß gesagt". Na, prima, Du Hinterteil eines Primaten !!! Wahrscheinlich tobt er sich grade bei meiner Mutter aus. Was soll´s......zur Not ist mein Bruder noch zur Stelle, wenn er´s übertreibt. Und wenn meine Mutter Veränderungen will, soll SIE es in die Hand nehmen und nicht auf die "Lösung" warten. Boaaah!!! Ich reg mich grade tierisch auf über soviel naives Verhalten.... .

Ups, bin grad etwas abgekommen...aber das musste jetzt mal raus.

So, nun wünsche ich allen erstmal ein frohes neues Jahr und verabschiede mich in mein Bettchen.

Gruß,
Kerstin

P.s. In nem anderen Thread erwähnte ich ja kurz, dass ich jemanden kennen gelernt hatte.....tja, scheint auch dann schon alles gewesen zu sein. Sch....!

Zitat

Na, prima, Du Hinterteil eines Primaten !!!

ich finde es tut saugut, wenn man so was nicht nur denkt, sondern direkt sagt. In dem Fall und noch dazu wenn es um mein Kind ginge, hätte ich es wahrscheinlich sogar ETWAS LAUTER gesagt !
Wer sich wie Rotz am Ärmel benimmt, wird von mir auch so behandelt!

Es macht nicht wirklich Sinn, aber es fühlt sich trotzdem besser an, als wieder mal jede Frechheit kommentarlos herunterzuschlucken.

Tut mir leid, wenn ich zu aggressiv klinge, hab mich aber grad geärgert....

Gruß
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Hallo Lavendel,

Du hast vollkommen Recht. Eigentlich war Silvester ja auch anders geplant. Aber irgendwie hatte keiner aus meinem Bekanntenkreis dann den Elan gehabt, etwas in die Wege zu leiten.
Ich weiß aber, dass ich dieses Jahr dann an Silvester nicht mehr bei meinen Eltern feiere. Es ist wirklich wahr, mit meinem Vater wird es von Tag zu Tag schlimmer. Und dass er seinen Ärger jetzt zum zweiten Mal an meiner Tochter ausgelassen hat, verzeihe ich ihm niemals. Das bestätigt mir nur, dass ich ihm ab sofort anders gegenüber treten werde.
Es ist mir mittlerweile auch egal, was meine Mutter davon hält, wenn ich ihm (habe ich mir als guten Vorsatz vorgenommen) zukünftig meine Meinung sage. Sie muss es doch selbst wissen, wie es mir geht. Wenn sie ihr Leben so weiter führen möchte, dann bitte.....aber ich habe die Nase voll !!!

So, nun gehört mein restlicher Tag meiner Tochter. Meine Eltern erwarten zwar, dass ich wieder schön brav andackel, aber nicht mehr mit mir. Ich habe berufsbedingt so wenig Zeit für mein Kind, da werde ich meine wenige freie Zeit nicht in einem Haushalt verbringen, in dem der stetige Nikotingestank und die Falschenbatterie in der Küche an der Tagesordnung sind.

Gruß,
Kerstin

Hallo Charisma,

vielen Dank für Deine Zeilen.

Gerade in letzter Zeit habe ich mir Gedanken gemacht, wo ich wäre, wenn mein Leben nicht unter diesem Einfluss vonstatten gegangen wäre.
Bisher war ALLES fremdbestimmt, was ich getan und gelassen habe.

Ich habe Schulfeste gemieden, weil ich nicht wollte, dass vielleicht mein Vater urplötzlich ange"tanzt" kommt.
Im Alter von 9 Jahren fing meine Magersucht an, die bis sich bis zur Schwangerschaft fest verankert hatte (ich wurde mit 24 schwanger). Einzig meine Tochter hat mich "geheilt", weil ich nicht wollte, dass sie sich ein Beispiel an mir nimmt. Seitdem habe ich auch keine Waage mehr in meinem Haushalt. Einfach, weil ich mich dem Druck nicht mehr aussetzen möchte. Und warum wurde ich magersüchtig ? Weil ich in den Ferien bei meiner Oma war und sie mich verwöhnt hatte, wie es für Oma´s üblich ist. Ich kam mit 2 kg mehr nach 5 Tagen heim. Meine Mutter meinte dann zu mir: "Na, die Oma hat es mal wieder zu gut mit Dir gemeint. Hast ganz schöne Backen gerkiegt. Stell Dich doch mal auf die Waage..." Tja, und dann musste ich mich vor ihren Augen auf die Waage stellen und sie meinte, dass ich jetzt mal ein bißchen langsamer machen sollte. Wohl angemerkt, dick war ich nie !!!
Ab dem Tag an habe ich nur noch die Hälfte gegessen, Margarine wurde vom Frühstück verbannt, bis ich eines Tages ohne Frühstück ausm Haus ging, etc...... Ihre Worte taten mir damals soooo unendlich weh !!!
Ich wollte Schlagzeug spielen lernen...was habe ich - dank der Überredungskunst meines Vaters - gelernt ? Keyboard ! Vor 15 Jahren mit Unterricht angefangen, vor 14 Jahren aufgehört. Seitdem staubt das Ding ein (gut, meine Lütte hat es nun für sich entdeckt *g*). Vor allen Dingen, wenn man dann einen Streit zwischen den Eltern mitbekommt, dass ja keiner dafür war, dass ich das Instrument lerne.
1 Jahr lang ging ich - um endlich Kontakte nach außen zu knüpfen - in den Chor. Mein Interesse wurde hinuntergespielt, meine Mutter sprach abfällig von "Singstunde" und meinte, dass das wohl auch nichts für mich sei, wegen der Mädels, die dort waren.
Nach dem Abi, bzw.noch während dem Abi ging es an die Bewerbungen, weil ich mir von meiner Mutter einreden ließ, dass ein Studium für mich nicht in Frage kam ("Na, ich weiß ja nicht, ob das das Richtige für Dich ist"). Ich hatte stets das Gefühl, dass sie mich für weniger intelligent wie meine Brüder hielt, schon zur Schulzeit... . Es war die Hölle, wenn z.B. mein älterer Bruder mir Vokabeln abhören sollte (und das machte er in einem Oberlehrerton) und sie gesellte sich auch noch dazu und tat so, als würde sie ´auch noch was dazu lernen´ "Siehste, das habe ich auch nicht gewusst...."
Ich hatte IMMER das Gefühl, dass mich meine gesamte Familie für blöd hielt. Klar, waren meine Leistungen nicht gut (aber unter Mobbing vonseiten der Mitschüler macht einem keine Schule Spaß), aber das lag nicht an mir.
Was meine Bewerbungen anging, so habe ich diese dorthin geschickt, was meine Mutter für´s beste hielt. Wollte ich zur Bank ??? Nein, ich wollte kreativ tätig sein, denn DAS ist meine Stärke!!!
Aber so bin ich nun seit 8 Jahren in einem Betrieb und übe eine Tätigkeit aus, die mir keinen Spaß macht.
(Bei meinen Brüdern war es übrigens kein Problem, als sie bekannt machten, dass sie studieren wollen...) Als dann auch noch das Unternehmen pleite ging, bei dem ich mich aus eigener Initiative beworben hatte, fühlte sich meine Mutter auch noch bestätigt.
Mein jüngerer Bruder macht nun genau das, was ich mir für MICH vorgestellt hatte....und es tut so verdammt weh !!! Und der Kommentar meiner Mutter: "Naja, meist merkt man erst viele Jahre später, was einem wirklich Spaß gemacht hätte..."

Wie ignorant kann die Menschheit eigentlich sein ???
Das ist doch alles nicht wahr, oder ???

Es tut so verdammt weh....ich würde so gerne noch viele, viele Dinge machen...aber gerade als allein Erziehende fehlt einem beim Spagat zwischen Beruf, Kind und Haushalt, etc. die Zeit.
Auch wollte ich Theater spielen, machte ein VHS-Seminar mit, das mir unendlich viel Spaß gemacht hatte.....meine Mutter fragte zwar, was wir machen, aber wirkliches Interesse hatte sie daran nicht. Auch das redete sie mir aus.

Ich habe bis jetzt NIE gemacht, was mir gefallen hat, was mir Spaß gemacht hat....habe immer brav gehört und nach den Vorstellungen der anderen gelebt.

Und genau DAS hört jetzt auf !!!

Nächstes Silvester lade ich mir ein paar Leute ein. Und wenn keiner Zeit haben sollte, feiere ich mit meiner Kleinen alleine... .

Ich weiß aber auch eines.....meine Tochter soll ein besseres Leben haben als ich. Wenn sie Wünsche hat, soll sie sie ohne Bedenken äußern dürfen. In ihre Berufswahl werde ich ihr mit Sicherheit auch nicht reinreden. Es ist ihr Leben !

Sorry, wurde etwas lang, aber ich musste mir grad etwas von der Seele schreiben.

Wünsche Euch allen ein wunderschönes Jahr !!!

Es kann nur aufwärts gehen

Kerstin