Trauer, Scham, Hoffnung, Verbundenheit

  • Hallo Ihr Lieben!
    Ich hatte letzte Woche meine ersten meetings (Selbsthilfegruppe). Gestern meine ersten nüchternen 24 Stunden. Ich bin von den SHG tief beeindruckt und sehr geschockt. Geschockt deshalb, weil ich mich in den Erfahrungsberichten wieder erkannt habe, von den 12 Fragen aus einer Broschüre die man erhält für einen Selbsttest 11 mit ja beantworten mußte. Ich wußte nicht, daß ich Alkoholkrank bin. Ich bin zu tiefst beschämt und traurig, daß noch nicht mal die Liebe zu meinen Liebsten es vermag mich vom Alkohol abzuwenden und ich fremde Hilfe in Anspruch nehmen muß. Ich wurde sehr freundlich in den Selbsthilfegruppen aufgenommen und es war ok, daß ich nur zuhöre. Und wie ich zugehört habe. Die Erkenntnisse meines Zustands und was ich meiner Familie im Alltag abverlange, hat mir gezeigt, daß ich handeln muß. Nun haben meine Zweiten 24 Stunden begonnen und das nächste SHG Treffen ist erst Mittwoch abend. Meine liebsten sind aus dem Haus, und ich sitze hier und mir wird bewußt, daß ich gar nicht so recht mit mir was anzufangen weiß. Lenkt ihr euch irgendwie ab? wenn ja mit was?

    Danke fürs zuhören, lesen

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Bin 34 Jahre alt,
    Fachinformatikerin
    und habe gerne für mich alleine getrunken. Mit Alkohl habe ich mir eingebildet Höchstleistungen zu erzielen, gut drauf zu sein und alles zu schaffen. so daß ich ohne nichts schaffe bzw. überhaubt nicht mehr weiß wie ich mein Alltag gestalten soll.

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Hallo panther !

    Willkommen im Forum !

    Ist doch schon mal ne Ablenkung hier im Forum zu lesen. Ich habe viel Rad gefahren und meine Wohnung renoviert.
    Du schreibst von deinen Liebsten, sind das Kinder und Mann , wenn ja unterstützen sie dich ?

    Viele Grüsse von Bernd

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

  • Das stimmt hier im Forum zu sein/lesen ist erstmal Ablenkung. Allerdings hat man ja eigentlich so Alltagsaufgaben und diese machen mir ohne Alkohol keinen Spaß. Egal ob Hobby, Berufliches, Haushalt ect. Mir war früher nie langweilig und jetzt ist das auch irgendwie keine Langeweile sondern eher eine Leere.

    Meine Liebsten sind meine Frau mit der ich seid 8 Jahren zusammen und verheiratet bin und meine Tochter. Meine Frau unterstützt mich wo sie kann. Allerdings fühlt sie sich etwas hilflos und macht sich große Sorgen, da auch ihr jetzt erst bewußt wird wie fortgeschritten meine Alkohlkrankheit ist. Wie gesagt ich habe gerne für mich alleine getrunken und fast schon mein Alltag danach ausgerichtet, so daß sie ja nicht so wirklich alles mitbekommen hat. Zudem habe ich letztes Jahr angefangen zu Lügen und erzähle ihr jetzt erst alles. Und da ich ja trotzdem Haushalt, Job und Kind gut gemeistert habe und immer alle Sachen auch erledigt habe, konnte mein Umfeld nicht soviel merken. Außer letztes Jahr. Wo ich meine Trinkhöhepunkte hatte, und Sachen getan habe die ich sonst niemals tun würde. So daß es doch zum Thema wurde. Deshalb ja auch der Gang jetzt zum Anfang des Jahres mich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Im Moment habe ich ganz viele Erkenntnisse, aber nur das Ziel Nüchtern zu bleiben. Ziele fürs Leben sind mir abhanden gekommen. So mit dem Alkohol in Watte gepackt hatte ja auch was gutes, kuscheliges. Um so ernüchternd sich jetzt selbst zu spüren. Das macht mich ganz wild.

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    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • hallo panther,
    "sich selbst nüchtern zu spüren", ja da muss man sich erst wieder dran gewöhnen, ging mir genauso; am Anfang ist es aber wichtig sich abzulenken, Sport/Bewegung wäre da an erster Stelle zu nennen, warst du schon beim Arzt? :wink:

  • Danke für eure Mutsprechungen und Erfahrungen. Sie helfen mir.

    Nun habt ihr mich schon mehrmals gefragt, ob ich beim Arzt war. Nein, meine Ärztin weiß nur das ich aufhören will, aber nicht das ich dies auch seid Sonntag tue. Ich denke sie hätte mir etwas vom kalten Entzug erzählt, wenn sie der Meinung ist, es könnte mir schaden. Ich werde sie heute anrufen und mit ihr Rücksprache halten. Ich merke eine Zunehmende Unruhe und Reizbarkeit (Wände hoch gehen können).

    Sensei schrieb:
    Sich nüchtern zu spüren ist weiss Gott nicht immer angenehm, aber Deine Angehörigen spüren Dich auch nüchtern und das ist umso unangenehmer.

    Ich dachte es ist für die Angehörigen unangenehmer mich nicht nüchtern zu spüren.

    Eigentlich habe ich einige Interessen. Mein Beruf ist auch mein Hobby (Computer) , dann spiele ich leidenschaftlich gerne Schach und Skat und überhaubt Gesellschaftspiele. ich lese gerne, hab früher Tischtennis im Verein gespielt und war überhaupt ein Sport As. Alles verloren gegangen. Ich tanze gerne. Wir haben früher viel getanzt. Meine Eltern kommen aus Slowenien und die Südländer tanzen viel. Allerdings saufen sie auch viel. So morgens ein Slibowitz in der Provinz ist normal.

    heute ist mein 3. Tag der Abstinenz und ich hoffe er wird besser als die zwei davor. Am ersten tag flogen vor lauter Unverständnis und Reizbarkeit ein Teller mit Roladen. Am Zweiten Tag hab ich es geschafft mich mit meiner Frau zu streiten und meine Tochter anzuschreien. Abends gings besser. Heute verpiesel ich mich in mein Büro wenn ich gereizt bin.

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  • Guten Morgen Panther!

    Für mich hört es sich so an, als wärst Du auf dem richtigen Weg und ich wünsche Dir alles erdenklich Gute.

    Allerdings möchte ich Dir noch einmal sagen, dass es auch am Tag 3 noch sehr gefährlich für Dich werden kann, ohne Aufsicht der Ärztin zu entgiften.
    Also, tu´ Dir den Gefallen, tu´ es für DICH, ruf´ sie an und sag´ ihr, was Du vorhast!!
    Es ist ein Schritt in die richtige Richtung!

    LG an Dich,
    Tinika

  • Was kann auch am 3. Tag auch noch gefährlich für mich werden. Ich muß das wissen, warum ihr das so dringend macht. Ich lebe auf dem Lande (so richtig JWD'Jans weit draußen') und wenn meine Frau gleich aufsteht und zur Arbeit fährt, habe ich kein Auto zur Verfügung. Das heißt wenn ich heute noch zum Arzt gehen sollte, müßten wir irgendwie den Tag anders planen.

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  • Der Kalte Entzug zu Hause alleine kann sehr gefährlich für Dich werden! Wie gesagt, auch am 3. Tag noch!

    Bei mir war es so. Ich hatte am 1. und 2. Tag kaum merkliche Probleme mit dem Entgiften und am 3. Tag kam der Zusammenbruch.
    Im wahrsten Sinn: Ich bin einfach umgefallen, ohne Vorankündigung.
    Krampfanfall, Dilirium, Notarzt, Krankenhaus.

    Plane diesen Tag anders. als geplant, fahr zu Deiner Ärztin , rede mit ihr!
    Das ist nur ein gutgemeinter Rat und soll keine "Angstmacherei" sein!!

    Sag´ Bescheid, wie Du Dich entschieden hast, wenn Du magst!

    Alles Gute für Dich an diesem trockenen Tag!

    LG, Tinika

  • Meine Ärztin ist erst heute ab 16:00 Uhr da. Meine Frau wird zwischendurch anrufen, ob alles in Ordnung ist.

    Jetzt kann ich sowieso nicht mehr weg. Sie hat das Auto mitgenommen, damit ich mir nichts holen kann. Würde ich nicht, aber sie sagt dann kann sie entspannter/beruhigter zur Arbeit gehen.

    Hätte nie gedacht, daß der Alkohol mich mal so einnimt. Komme mir wie ein kleines Kind vor, das man kontrollieren und unter Arrest setzen muß. Ich glaube jetzt habe ich gerade das IAS-Syndrom (Ich Arme Sau). Wer hier die Arme Sau war. wahrscheinlich eher meine Liebsten. Mein Gott je mehr ich darüber nachdenke, fallen mir immer mehr Situationen ein, die nicht so in Ordnung waren und für die Familie eine enorme Belastung darstellen. An manche Sachen kann ich mich gar nicht erinnern und höre nur geschockt zu.

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    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Hallo Panther!

    Es wird Dir sicher immer wieder passieren, dass Du, oder vielleicht auch andere, Dich an Situationen erinnern, die Dir im Nachhinein sehr unangenehm sind, für die Du Dich schämst, was Dich, bei genauer Betrachtung, schockiert.

    Diese Erinnerung tut oft sehr weh!

    Vielleicht ist es aber genau das, was Dir hilft!
    Die Erinnerung an ein Leben, dass Du so nicht mehr führen möchtest, bestärkt Dich Deinen Weg in ein klares, trockenes Leben zu gehen!

    Diese Erinnerungen lassen Dich an Dein "altes" Leben denken, nun bist Du auf dem Weg in Dein "neues" Leben!
    Und, das kann wunderbar sein! Glaub´ es mir ;-)!

    Mach´ Dir einen schönen Tag und grübel nicht zuviel!!
    Ich hoffe, wir hören von Dir!
    LG, Tinika

  • Hallo Panther!

    Fühl Dich bitte nicht bedrängt, wenn ich dich jetzt frage, ob Du mit Deiner Ärztin gesprochen hast!
    Es wäre schön, wenn Du Dich meldest, nur wenn Du magst und berichtest, wie es Dir seit gestern früh ergangen ist.

    Ich mach´ mir da so meine Gedanken ....... und sicher nicht nur ich.

    LG, Tinika

  • Hallo Panther,

    und Herzlich Willkommen hier im Forum.

    Auf die Gefahren eines kalten Entzuges wurdest Du ja hier hingewiesen, so etwas kann im schlimmsten Fall tödlich ausgehen, ich hätte einen kalten Entzug mit Sicherheit nicht überlebt.

    Ja sicher hat man viel Mist im Suff gemacht und man wird sich auch noch eine Weile dafür schämen, aber das vergeht mit der Zeit. Deine Liebsten werden auch noch eine längere Zeit brauchen, um Dir wieder vertrauen zu können. Wir haben ja viel für den Alk gelogen, das wird Dir sicher ähnlich gegangen sein. Aber das muss man ja nicht mehr tun, wenn man nicht mehr trinkt.

    Aber allein Nur-nicht-mehr-Trinken reicht nicht aus, um ein wirklich trockenes Leben zu führen. Das merkst Du jetzt ja schon, indem Du diese innere Leere ansprichst. Deine Zeit, die Du früher mit Saufen verbracht hast, mußt Du nun am besten sinnvoll füllen. Und Du wirst auch davon von den wahrscheinlich noch länger um den Alk kreisenden Gedanken abgelenkt.

    Hast Du Dir schon einmal Gedanken gemacht, wie Du Dein Umfeld ändern möchtest ? Das sollte möglichsst alk-frei gestaltet sein, das heißt auch, sich von evtl. noch saufenden Freunden zu verabschieden etc.

    Du siehst, der Weg in die Trockenheit ist nicht ganz einfach und mit vielen Änderungen an Dir selbst und Deinem Umfeld verbunden. Aber wenn man das wirklich will, wenn es an erster Stelle steht, dann schaffst Du das auch.

    Gerne wollen wir Dich auf DEINEM Weg in die Trockenheit begleiten, bitte nimm unsere Ratschläge an, auch wenn Du sie nicht gleich auf Anhieb verstehen solltest. Sie haben alle ihren Sinn, den man manchmal selber erst später erkennt.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo und vielen vielen lieben Dank für eure Kommentare und Anregungen. Ich nehme sie wie ein Schwamm auf.

    Meine Ärztin ist informiert und ich bin unter ärztlicher Beabachtung mit allem drum und dran. Kennt ihr bestimmt. Nun stellt sich die Frage, ob ich 'nur' die SHG mache oder nach Visbeck in die Frauenklinik gehen soll oder in der Suchtberatungsstelle eine ambulante Therapie mache. Wäre schön eure Erfahrungen zu hören.

    Gestern war ich nicht beim meeting. Ich war hin und her gerissen. Meeting ist wichtig, aber ich hatte auch das Gefühl bei der Familie bleiben zu wollen. Ich bin bei der Familie geblieben. Wir waren gemeinsam spazieren, einkaufen und abends war es auch ohne Alkohl nach langer Zeit richtig lustig. Dafür war der Vormittag eine Katastrophe. Ich schmücke jedes Jahr den Weihnachtsbaum ab. Dieses Abschmücken erwies sich zu meiner Überaschung als sehr schwierig. Ich hatte das Gefühl ich produziere mehr Chaos als ich aufräume. Aufeinmal war die Küche, Wohnzimmer und mein Büro das reinste Chaos. Ich war sowas von gereizt und hatte so ein Druck, daß ich geheult habe. Gott sei Dank war ich alleine. Es hat mir gezeigt wie selbstverständlich ich schon mit dem Alkohol gelebt habe und der mir gute Laune vorgegaugelt hat und ich ohne nicht im stande bin ein gutes Gefühl in mir zu spüren.

    ich muß sagen die Erfahrungsberichte machen mir Mut. Mut zu leben, den Kampf aufzunehmen und das man es wirklich schaffen kann und den Alkohl in seinem Leben nicht braucht.

    Heute ist bei uns im Dorf Kranzbinden. Wir sind erst neu dazugezogen. Meine Frau hat heut Nachtschicht und ich muß da alleine hin für die gute Nachbarschaft. Ich hab da richtig schiss vor, weil da getrunken wird und ich nicht weiß wie ich da so stand halten soll. Also eher nicht das die komisch gucken wenn ich nicht mittrinken würde, eher traue ich mir nicht. Der Druck ist doch noch ganz schön da. Hier zu Hause haben wir eine Alkoholfreie Zone geschaffen. Ich weiß nicht wie es ist irgendwo hinzu gehen, wo getrunken wird.

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    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Servus Panther,

    ich bin beim Lesen etwas verwirrt - Du schreibst einerseits von Deiner Frau, die Dich unterstützt, andererseits fragst Du Dich, ob Du in die Frauenklinik gehen sollst - wer von Euch hat den jetzt das Alkoholproblem und wer entzieht jetzt gerade? Schreibt ihr zu zweit unter einer Anmeldung?

    Unabhängig davon: wenn du Dich noch nicht in der Lage fühlst, an einem "geselligen Abend mit trinkenden Menschen" teilzunehmen, dann lass es! Du spielst hier wirklich mit dem Feuer! An den örtlichen Veranstaltungen kannst Du noch oft genug teilnehmen, jedenfalls wenn Du trocken bist - sonst wird's ohnehin nichts gescheites...
    Also, nimm dir eine "Auszeit", was ein Umfeld mit Alkohol angeht!

    LG
    Spedi

  • danke für Dein Beitrag Pauli! Ich werde mit meiner Frau über mein ungutes Gefühl beim Kranzbinden sprechen.

    Ich war gerade im Forum mit dem Beitrag ''diesmal solls für immer sein''.

    Ich bin über die Umgangsformen doch sehr schockiert. Vielleicht kann und darf ich das als Neuling nicht beurteilen.

    Bei den AAs gibt es eine Grundregel: Es werden keine Ratschläge erteilt. Man profitiert nur von den Erfahrungsberichten, es sei den es fragt eine konkret um Rat. Und dann werden, also so empfinde ich das bei den AAs, diese Erfahrungsbericht und Ratschläge sehr liebevoll natürlich auch mit Nachdruck gegben.

    Ich finde es sehr vermessen und anmaßend Prognosen zu erstellen und teilweise analytische/therapeutische Verhaltensmustern des einzelnen Forenteilnehmers abzugeben. Ich finde es auch eher entmutigend jemanden der nach dem 8 Tag und einer zur Zeit sehr schwierigen Lebenssituatin steckt und dem entsprechend einer hohen Belastbarkeit ausgesetzt ist teilweise seine Bemühungen Nüchtern zu bleiben (egal wie es sich darstellt hauptsache man schafft es) abzusprechen.

    Heute ist mein 5. Tag und auch ich hatte gestern Saufdruck und hätte mir am liebsten was geholt. Hätte ich was geholt und trotzdem nicht getrunken wäre es für mich auch ein Erfolg gewesen und nicht so wie ich das da gelesen hab ich noch nicht mein Tiefpunkt gehabt zu haben. Wer mißt beim einzelnen die Meßlatte. Ist sie nicht individuell??

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
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    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Danke Pauli!
    Ja ich lebe in einer eingetragenen LebensPartnerschaft. Ich bin eine Frau die schreibt und bin mit einer Frau verheiratet.

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  • Pauli, Panther: darum geht's mir nicht - ich wollte nur sicherstellen, dass nicht Betroffener und Angehöriger unter gleichem Anmeldenamen schreiben. Wäre nicht das erste mal...

    Panther, mir ging's umgekehrt: ich persönlich konnte mit dem extrem offenen "System" von AA nichts anfangen - mir war es einfach nicht "griffig" genug, bin allerdings auch mehr ein Freund der "klaren Worte". Ich habe mich daher für den Kreuzbund entschieden, wobei es auch da von Gruppe zu Gruppe sehr starke Unterschiede gibt. Ich persönlich habe aber auch die Erfahrung machen müssen, dass sehr viele Alkoholiker durchaus mal "einen Tritt" brauchen, wenn das Umfeld bereits feststellt, dass der Betroffene sich in was kontraproduktives oder alte Verhaltensmuster "verrennt". Da helfen in den seltensten Fällen sanfte Hinweise, da ist "Klartext" angesagt. Aber, wie gesagt: das ist eine Philosophiefrage.

    LG
    Spedi

  • Hm,
    Kreuzbund, Guttempler. AAs. Mein Gott wieso soviele unterschiedliche Gruppierungen? Ist nicht von allen das Ziel jemanden zur Nüchternheit zu verhelfen und in der Nüchternheit sich gegenseitig zu stärken? Was heißt offenes System? Verstehe ich nicht. Ich hab jetzt nur die AAs kennengelernt.

    Hm, Du meinst manchmal reicht es nicht aus nur nicht mehr trinken zu wollen. Wie verinnerliche ich den die Krankheit? Und wann merke ich, das ich mich in was kontraproduktives oder alte Verhaltensmuster verrenne?

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  • Panther,

    so, jetzt wird's interessant. Gute Fragen.
    Ziel aller SHG ist es, ein trockenes Leben zu führen und auf dem Weg dahin zu unterstützen. So weit die Gemeinsamkeiten.
    Die einzelnen SHG haben sich einfach im Laufe der Jahre bestimmte Rituale angeeignet, die durchaus sehr gruppenspezifisch sein können. Rituale an sich sind m.E. durchaus positiv zu verstehen, es fördert das Zugehörigkeitsgefühl, gibt Sicherheit/Vertrautheit etc.
    Beim von Dir beschriebenen System AA ist es halt so, dass mehr oder weniger die aussagen der Sprecher unkommentiert bleiben, eher ein Monolog als eine Kommunikation. Von daher offen, es erfolgt kein zwingendes Feedback / Resultat.
    Beim Kreuzbund z.B. wird (wie in anderen SHG auch) eher miteinander über ein Thema gepsrochen, das Thema wird aus mehreren Sichtweisen "beleuchtet", und die einzelnen Gruppenmitglieder geben ihre eigenen Erfahrungen wider - aber eben zu exakt diesem Thema. Der Betroffene erfährt so direkt eine Reaktion auf sein Anliegen und kann sich seine Gedanken über die einzelnen Erfahrungen machen, das für ihn passende "herausziehen".

    Verinnerlichen der Krankheit: nun ja, jeder geht anderst damit um, Alkoholiker zu sein. Wichtig ist schon mal (in der Anfangsphase), sich selbst eingestehen zu können, dass man Alkoholiker ist. Weiter geht's dann (bitte die unvollständige, lose Sortierung zu entschuldigen - ist seeeehr stark vereinfacht) damit, dass derjenige nicht "gegen den Alkohol ankämpft", sondern akzeptiert, dass "der Alkohol stärker ist", und sich auf ein Leben ohne Alkohol bedingungslos einstellt. Dass die alten Trink- und Verhaltensmuster auf "Zukunftstauglichkeit" geprüft werden. Nur die passenden werden übernommen, der Rest "fliegt über Bord". Dass Strategien entwickelt werden, um in Gefahrensituationen nicht in alte Automatismen zurückzufallen, sondern bewusst und stark mit der Situation fertig zu werden usw. usw.
    Wir Alkoholiker sind ja nicht von "jetzt auf gleich" süchtig geworden. Es hat ja bei jedem von uns eine lange Zeit des Missbrauchs gegeben, in der wir uns den Alkohol gezielt zugeführt haben, um eine erwünschte Wirkung zu erreichen. Ein sog. antrainiertes Verhaltensmuster. Und dieses wird natürlich von uns auch im trockenen Zustand erst mal "abgerufen", wenn was unangenehmes "auf dem Programm" steht. Und genau das merken wir (zumindest in der Anfangsphase) sehr oft eben nicht selbst, das es für uns ja "normal" ist. Erst im Laufe der Zeit erkennen wir, womit und wie wir uns selbst belogen haben, und können für die Zukunft neue Muster anlegen, die nicht mehr auf der Zufuhr von Alkohol basieren. Die alten Muster sind in sich aber untereinander recht ähnlich, so dass längerfristig trockene Alkoholiker sehr oft ein solches Verhalten eines "Neulings" schon sehr frühzeitig erkennen, er selbst jedoch nicht.

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