schreck in der Entgiftung

  • Hallo zusammen,

    wenn ich die schlimme Geschichte von Elfriede Lustig im Co-Bereich lese, dann sehe ich, dass es Menschen gibt, die viel schwerwiegendere Probleme haben, als ich hier in dem Krankenhaus. Deshalb ganz kurz :

    Bin heute morgen in relativ desolatem Zustand (der Morgentrunk fehlte) ins Krankenhaus zum „körperlichen Entzug“, wie es hier bezeichnet wird, gefahren. Habe ein Einzelzimmer bekommen (Nutznießer der Zweiklassen-Medizin), das im EG liegt und sogar eine kleine eigene Terrasse hat. Das hört sich hier sicher etwas unglaublich an, aber es ist so. Dort darf ich auch meinen Laptop benutzen (und kann dort möglicherweise auch mal eine rauchen). Ärzte und Personal sind sehr nett. Ich bin durch Pillen sediert worden und hänge mehrere Stunden am Tropf.

    Ich bin schon jetzt froh, den Schritt zum körperlichen Entzug unternommen zu haben. Morgen schreibe ich vielleicht mal ein wenig mehr, speziell für die Entgiftungs-Aspiranten.

    LG von schreck

  • Nee, nee craving,

    ganz normales Krankenhaus. Aber eben privatversichert. Weil ich immer selbständig war, komme ich in die gesetzliche gar nicht mehr rein.

    LG von schreck

  • Hi Schreck,

    dann wünsch ich Dir mal, dass Du die Entgiftung gut rumkriegst.

    Liebe Grüße

    pauly

    PS: Rauch net so viel... 8)

    Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden,
    doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

    Agnes Repplier

    Abstinent seit Oktober 2006

  • Hallo zusammen, hallo pauly,

    heute war mein 2ter Entgiftungs-Tag im Khs. Arzt und Schwestern sind wirklich super freundlich und meine Befürchtungen, hier möglicherweise aufgrund meiner Krankheit „wie der letzte Penner“ behandelt zu werden, sind so ziemlich gewichen. Aber ich habe leichte Schwindelgefühle und einen unsicheren Gang.

    Was passiert denn nun bei dem körperlichen Entzug im Krankenhaus ?

    Am 1. Tag, also gestern, fielen zuerst die Vampire über mich her, um sich ein (Blut-)Bild von mir zu machen. Danach erste Untersuchung und Gespräch mit dem Arzt und anhängen an den Tropf. Insgesamt wurde ich 3 x im Abstand von mehreren Stunden abgezapft. Jedesmal dabei : Blutdruck- und Fiebermessung. (Blutdruck ist zu hoch). Ich erhielt eine Portionsschachtel mit je 2 Tabletten für morgens, mittags und abends. Eine Tablette ist prophylaktisch gegen Krampfanfälle, die zweite drosselt wohl das Verlangen nach Alkohol.

    Am Abend wurde gefragt, ob ich etwas zum Einschlafen benötige : „mit oder ohne Chemie ?“ Könnte aber jederzeit auch die Nachtschwester rufen. Habe eine Pflanzliche genommen. Tropf kam über Nacht weg. Ansonsten passierte am 1. Tag nichts weiter.

    Heute morgen („wecken“ ist erst um 8 Uhr, da war ich schon 2 Stunden angezogen), kamen wieder die Vampir-Mädels und anschließend der Arzt. Der teilte mir mit, daß ich gestern einen leicht delierartigen Eindruck gemacht hätte. Ich hab davon jedenfalls nichts gemerkt, wie das wohl eben so ist.

    Dann hat er mir einen Test abverlangt : Gehen Sie mal ein Stück mit geschlossenen Augen. Das ging nicht. Sollte jeder mal für sich ausprobieren (nüchtern und auch mit Alk).
    Das hat mich dann doch recht nachdenklich gemacht. Auch den Versuch 1 Minute lang nur auf einem Bein zu stehen musste ich abbrechen. Er hat mir dann noch eine ganze Reihe von medizinischen Untersuchungen für die nächsten Tage angekündigt. Welche das sein werden habe ich aber nicht behalten.

    Auf der Station scheinen eine ganze Reihe männlicher und weiblicher Entzugs-Patienten zu sein. Manche sehen sehr, sehr schlecht aus (ich auch ?) und benehmen sich auch so.

    Verpflegung ist übrigens sehr gut (mittags 3 Menues zur Auswahl nach Vorbestellung).
    Da ich vor meiner Ankunft im Khs. meinen Kalorienbedarf vornehmlich, wenn nicht sogar fast völlig, durch Weisswein gedeckt habe, war mir Hunger eigentlich ein Fremdwort. Nun esse ich hier mein Tellerchen leer incl. des Nachtisches.

    Was ich schon gestern geschrieben habe wiederhole ich hier : Ich bin froh, den Schritt zum (professionellen) körperlichen Entzug getan zu haben.

    LG von schreck

  • Hallo Schreck,

    Willkommen bei uns. Ist es nicht schön endlich wieder was gutes zu essen?
    Ich habe mich zuletzt auch fast nur flüssig ernährt und musste dann erst wieder lernen feste Nahrung zu mir zu nehmen. Ich wurde in der Klinik erst künstlich über eine Magensonde ernährt weil ich so geschwächt war und keine feste Nahrung zu mir nehmen konnte.
    Erst nach und nach lernte ich wieder normal zu essen.

  • Hallo zusammen,

    heute 3. Entgiftungs-Tag und wie man merkt, ich habe hier viel Zeit im Khs. So schlimm wie bei Maddin mit Sonde im Magen war es bei mir glüklicherweise noch nicht.

    Auch heute wieder Blutkontrolle und das wird bis zur Entlassung weiter täglich so sein, weshalb ich es nicht mehr erwähnen werde. Bei der Visite erfuhr ich erstmals etwas von meinen Laborwerten. Gamma GT, GOT und MCV-Werte sind deutlich zu hoch.

    Am Vormittag wurde eine Sonografie der Organe gemacht. Dass ich eine Fettleber habe, war mir schon bekannt, woher hab´ ich die wohl ? Nun sieht aber auch die Gallenblase nicht so sehr gesund aus.

    Nachmittags EKG naja. Außerdem war eine Psychologin da, die aber nicht hier aus dem Khs. ist. Es war ein längeres Gespräch, in dem es um die Zeit nach der Entgiftung ging. Im Haus selbst findet einmal in der Woche ein Abhängigen-Beratungstermin statt. Der ist zwar überlaufen, aber ich habe einen Termin bekommen.

    Meine Gangunsicherheit wird auf gestörte Tiefensensibilität (was immer das auch sein mag) zurückgeführt, kann aber auch von den verabreichten Medikamenten her rühren. Ist aber besser geworden.

    Morgen ist ein Termin in der neurologischen Abteilung angesagt. Außerdem wurde ich gefragt, ob ich mit einer Spiegelung von Speiseröhre und Magen einverstanden wäre. Unter der Voraussetzung, daß diese in einer Kurzzeitnarkose durchgeführt wird, habe ich bejaht.

    Meine anfängliche Scham weicht mehr und mehr, was eben daran liegt, daß man mich nicht wie einen „Saufkopf“ abfertigt und ich mich auch nicht so benehme. Es gibt hier ein paar Mitpatienten, über die man wirklich nur den Kopf schütteln kann. Wie schlimm tief müssen die gefallen sein, wenn sie nicht mehr merken, daß Ihnen beim Gang zur Toilette die Hose runterrutscht oder lallig auf dem Flur herumgröhlen.

    Das stößt mich derartig ab, daß ich schon deshalb eine Aversion gegen Alkohol bekomme. Und die Schwestern tun mir sehr leid; das ist ein nervenaufreibender Job.

    LG vom optimistischen
    schreck

  • Hallo zusammen,

    mein 4.Tag der Entgiftung. Die übliche Routine, Blutdruck ist besser geworden, also runter gegangen.

    Gestern abend hatte ich noch einen Schreck (nomen est omen) bekommen. Pipi (entschuldigung) war total dunkel. Ich dachte, in Hinblick auf die Berichte von Elfriede Lustig im Co-Bereich, schon an was Schlimmes. Wie sich dann aber herausstellte, war es eine Reaktion von Nieren und Leber auf die verabreichten Medikamente. Einen „Spülvorgang“ könnte man es vielleicht nennen, der ja auch Sinn der Entgiftung ist.

    Deshalb auch von mir nocheinmal der dringende Hinweis : Keine eigenen Versuche der körperlichen Entziehung durchführen ! Der Körper reagiert schon heftig auf das Fehlen des Alk´s , weshalb andauernde Blutkontrollen unerläßlich sind. Und diese Kontrollen können nur durch ärztliches Personal vorgenommen werden.

    War in der neurologischen Abteilung zur angiologischen Untersuchung wegen des Verdachts auf eine beginnende distal ... soundso ... Polyneuropathie. Das ist, normal ausgedrückt, im Grunde nichts anderes als die Messung der Druckwerte in den Fußarterien. Wegen meiner Raucherei hatte ich schon Befürchtungen (gibt ja Raucherbein z.B.), aber es pulst dort ganz normal.

    Bei der Visite heute morgen hat der Arzt sich viel Zeit genommen und mich zum wiederholten mal ausführlich über die Gefährlichkeit des mißbräuchlichen Alkoholgenusses informiert und mir von Patienten erzählt, die ganz jämmerlich aufgrund der eingetretenen Folgeschäden gestorben sind. Zur Verdeutlichung habe ich auch Sonografien von Zirrhose-Lebern und andere Schock-Fotos gezeigt bekommen. Da kann einem im wahrsten Sinne des Wortes der Appetit vergehen. Einem „Mitpatienten“ - natürlich weiss ich nicht wer es ist – gibt er noch maximal 6 Monate. Medizinische Hilfe nicht mehr möglich. Furchtbar.

    Mir geht es wirklich gut hier und habe nicht eine Minute Verlangen nach Alk gehabt. Gehe, wenn keine Untersuchung ansteht, jetzt auch viel an die frische kalte Luft. Einen Zigaretten-Automaten gibt es im Umkreis von einem km (leider) keinen, natürlich auch nicht in der Cafeteria. Das ist (nicht so) gut.

    LG von
    schreck

    ________________________
    Thema Entgiftung
    Meine Stationäre Entgiftung

  • Hallo Schreck,
    schön daß es dir gut geht, da fragt man sich warum man nicht schon früher was unternommen hat.Viele Monate und Jahre einfach weggeworfen. Deine Beiträge sind sehr interresant und bestimmt für noch unentschlossene sehr wichtig. Sie vermittel einem das Gefühl daß man in der Klinik auch als Patient und nicht als irgendein 3.Klasse Mensch behandelt wird.

    Gruß Maddin

  • Hallo, Schreck, da bin ich, aber ohne Adresse, dass Teichlinchen,

    lesen wie eine hungrige über Deine Entgiftung, macht mir Mut, kommt auf mich jetzt auch zu nach der Kostenzusagen von der Rentenversicherung, aber Du fühlst Dich wohl dabei, dass meine ich zu hören, ich will auch, aber habe eben Schiss vor dem was auf mich zukommt, aber Du hast ja auch den ersten Schritt getan, nur weiter so.

    Viele liebe Grüsse Teichlinchen

    Wenn ich mir überlege, als welches Tier ich gerne wiedergeboren werden würde, dann als Bär. Sie sind nachdenkliche, liebevolle Geschöpfe.
    Jean-Charles de Castelbajac)

  • Hallo Schreck,

    erkenne mich bei vielem wieder, was Du da schreibst.

    Ich landete aber leider gleich auf der Intensivstation, aber nachdem ich die nach 1,5 Wochen verlassen durfte, lief alles sehr ähnlich ab wie bei Dir.
    Ja, auch ich mußte wieder lernen, richtig zu Essen, ist das nicht schlimm ? Hat man sich doch wirklich oft nur noch von flüssigen ernährt, au weia.
    Ich hatte anfangs ziemlich Schwierigkeiten mit dem Essen, nahm immer weiter ab, aber dann hat mir die Schwester gesagt, wenn ich nicht endlich richtig esse, kann ich gleich weiter in eine Magersüchtigen-Therapie :shock: Das meinte sie aber nicht richtig ernst, hat dabei etwas gegrinst und ich hab vor Schreck prima brav gegessen :D
    Auch zuhause nahm ich geringfügig weiter ab, ich saß manchmal regelrecht weinend ne halbe Stunde bei einem Joghurt. Und es dauerte seine Zeit, bis ich wieder vernünftig essen konnte.

    Eine Magenspiegelung wurde bei mir auch gemacht, dabei wurde dann ein blutendes Magengeschwür festgestellt und gleich "zugeschweist", merkt man aber nix von, ich konnte dabei auf einem Monitor zusehen :wink:
    Bei mir wurde die allerdings auf die "harte Tour" gemacht, ohne Gleitgel im Hals, ohne Beruhigungstablette, das war sehr unangenehm. Lass Dir besser was geben, ne Lack-mich-am-Arsc...Tablette, dann ist das halb so wild. Mein Mann hatte auch schon eine Magenspiegelung, mit Tablette und so einem Gel und er meinte, da war nix dabei, nicht angenehm, aber auch gar nicht schlimm. Nur Mut, ist besser, mal nachzusehen, denn man kann sich durchaus Magengeschwüre ansaufen, so war es jedenfalls bei mir.

    Ja, und die Blutabnahmen von den Vampieren, grins...so war datt, stimmt.
    Die Werte gehen halt nur sehr langsam runter.
    Als ich entlassen wurde, hatte ich immer noch einen sehr hohen Gamma-GT-Wert. Meine Hausärztin, eine Internistin, die mich ab da weiter betreute, sagte, das eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse das richtige wäre.
    Sie meinte, ich solle mir auf keinen Fall irgendwelche "Wundermittelchen" zur Regenerierung der Leber kaufen, das wäre alles Humbug und rausgeschmissenes Geld, das solle ich besser in frisches Bio-Obst und Gemüse investieren. Das ist dann nicht schadstoffbelastet und somit besser für die Leber.

    Und auch bei mir waren die Schwestern sehr freundlich und nett, genau so wie mein türkischer Pfleger Achmed, der sich rührend um mich gekümmert hat, und ich war teilweise auch nicht die einfachste Patientin die ersten Tage noch auf der Intensiv.
    Ich habe nie einen schiefen Blick geerntet. Als ich entlassen wurde, nahm mich die eine Schwester noch ganz fest in den Arm und sagte: Das war jetzt alles, was wir für sie tun konnten, machen sie jetzt das Beste draus. Diesen Satz habe ich mir gut gemerkt und auch so gehandelt.

    Ach so, ich habe dann, als ich wieder einigermaßen fit war, mit Sport begonnen, das hat meine Leberwerte nochmal erheblich gesenkt. Frag mich nicht, warum, war einfach so. Das war so ca. 1/2 Jahr nach der Entgiftung, als ich damit begann, ansonsten hatte ich ernährungstechnisch nicht so viel geändert, natürlich so gegessen, wie ich sollte. Also kann es eigentlich nur am Sort gelegen haben, denn ansonsten war alles beinah unverändert.

    Ich wünsche Dir noch eine gute Entgiftung, wenn man das so sagen kann :wink: und dann sag ich DIR nun : Das war alles, was sie dort für Dich tun konnten, mach DU auch das Beste daraus.

    LG
    Lilly

  • Hallo zusammen, hallo Lilly12,

    am Samstag (also gestern) hatte ich keinen Zugang zum Internet, seit eben klappt es wieder.

    Vielen Dank für Deine Ausführungen Lilly12, schaun mer mal was mit der Spiegelung auf einen zukommt. Es ist ja eigentlich eine Routine-Geschichte, aber auf eine Einsichtnahme in meine Innereien verzichte ich lieber. Ist auch für einen Laien sowieso schwer erkennbar. Auf Sonografie Bildern von unseren zukünftigen Rentenzahlern im Bauch von Mami´s habe ich mich schon schwer getan den Kopf vom Po zu unterscheiden.

    Am meinem gestrigen 5. Tag der Entgiftung ereignete sich nichts besonderes. Die Vampire waren wieder dreimal da und sind mit zufriedenen grinsenden Minen wieder von dannen gezogen. Visite hat der Stellvertreter vom Chef gemacht; ein junger Arzt, der mir ohne "Arzt-Deutsch" und ohne vorwurfsvollen Unterton eine Standpauke darüber hielt, was ich denn für einen Mist mit meiner Gesundheit gemacht hätte. Es ist nicht so, daß solche Apelle im linken Ohr rein und gleich rechts wieder rausgehen. Das Gesagte verarbeite ich schon sehr intensiv.

    Heute nun 6. Tag. Für morgen ist Speiseröhren- und Magenspiegelung vorgesehen. Ansonsten, wg. Sonntag, keine weiteren Untersuchungen, bis auf das übliche.

    Mir wird jetzt ein wenig langweilig. Da ich mich morgens immer normal anziehe, bin ich auch schon mal verwechselt worden. Als die zwei Damen von der Khs.-Bücherei in´s Zimmer kamen, fragten sie, wo denn der Patient sei. Nun laufe ich viel im Khs. herum, begutachte alle Stationen und bin - wenn es nicht regnet - auch viel an der frischen Luft.

    Ein völlig neues Lebensgefühl entwickelt sich hier in Bezug auf mein Gewicht. Seit 20 Jahren immer 69 kg (bei 1,74 Höhe) gewogen, zeigt der Zeiger der Khs.-Waage jetzt auf 74. Ich glaube, die ist kaputt.

    Leute, die Ihr an diesem Wochenende möglicherweise doch wieder etwas getrunken habt, obwohl Ihr nicht wolltet : Seid ehrlich zu Euch, wenn Ihr es alleine nicht schafft. Trotz Kinder, Arbeit und anderen wichtigen Dingen, die man meint nicht alleine bzw. liegen lassen zu können :

    Es gibt Lösungen für die Unabkömmlichkeit und macht eine professionelle Entgiftung. Das ist die Basis, der Startpunkt für einen Weg in ein gesünderes und besseres Leben. Hört sich für manchen etwas pastoral an. Der kennt mich aber nicht. Ich bin das Gegenteil.

    Einen schönen Rest-Sonntag wünscht allen der
    schreck

  • Hallo zusammen,

    ich berichte hier aus dem Krankenhaus von meiner Entgiftung (körperlicher Entzug), weil mir aufgefallen war, dass sich im Forum Neuangemeldete oft nicht im Klaren darüber sind, was bei einer Entgiftung eigentlich geschieht oder sie Angst davor haben.

    Heute ist der 7te Tag meines Aufenthaltes in einem ganz normalen Khs. Eine Spezialklinik, die sich speziell mit Suchtkrankheiten befasst, braucht man m.E. Nicht für diese Behandlung auf zusuchen; zumindest nicht, wenn man – wie ich – zum ersten mal einen körperlichen Entzug macht. Jedes Krankenhaus ist medizinisch in der Lage, die notwendigen Maßnahmen durch zu führen.

    Wie angekündigt, wurde heute eine Spiegelung der Speiseröhre, des Magens und eines kl. Teil des 12Fingerdarms vorgenommen. Diese Untersuchung muss nicht zwingend erfolgen, ist aber je nach Lebensalter und Dauer der Alkoholabhängigkeit sehr ratsam. Ich habe jedenfalls sofort zugestimmt, allerdings um eine Kurzzeitnarkose gebeten. Wem es nichts ausmacht, der kann auf dem Monitor die Fahrt der Kamera mit verfolgen.

    Diese Untersuchung bringt Aufschluss darüber, ob sich in den „Kanälen“ schon Wucherungen (z.B. Varizen) gebildet haben, die zu einem Blutstau in den Venen dort führen können. Dies kann bei länger anhaltendem Alkoholgenuss, wie bei mir, durchaus der Fall sein. Dann allerdings ist höchste Eisenbahn angesagt, weil Giftstoffe z.T. ungefiltert bis zu den Nervenzellen des Gehirns gelangen können. Alkohol zerstört also nicht nur die Leber, wie manch einer glauben mag, sondern oft noch mehr.

    Kurzum, ich habe von der Prozedur überhaupt nichts mitbekommen, hatte auch hinterher keinerlei Beschwerden außer der Aufwachmüdigkeit und einsetzendem Hungergefühl. Am Morgen hatte man mir nämlich wahrhaftig die Nahrungseinnahme verweigert und ca. drei Stunden nach der „Innenbesichtigung“ gab es auch noch nichts. Aber die lieben Schwestern haben mir das Mittagessen aufgehoben und nochmal warm gemacht. Auf dem Tablett lag sogar ein kl. Täfelchen Schokolade. Nicht lange übrigens.

    Das Spiegelungsergebnis (bei mir ohne Gewebeentnahme) liegt sofort vor. Bis auf Irritationen an der Magenschleimhaut wurde bei mir nichts entdeckt. Natürlich hatte ich heute morgen noch ordentlichen Respekt vor der Untersuchung.. Aber ich darf hier jedem, der das noch nicht gemacht hat, versichern : Angst ist völlig unbegründet. Höchstens vor dem Befund, wenn er denn nicht gut ausfallen sollte. Aber mit einer solchen Quittung müssen wir Schluckspechte ggfls. für unser (wissentliches) Fehlverhalten rechnen.

    Im Laufe des gestrigen Abends konnte ich hier auf der Station noch zwei Neuzugänge registrieren. Unüberhörbar. Mensch Meier, man muss das real miterleben um zu begreifen, wohin der Alkoholgenuss die Menschen bringen kann. An diese Ereignisse werde ich mich (hoffentlich) mein Leben lang erinnern. Sie werden mich auf dem Weg in die Abstinenz, den ich ja gerade erst begonnen habe, ganz sicher begleiten.

    Morgen steht das erste Gespräch mit einem Suchtberater an. Darüber werde ich, wenn ich darf, berichten. Die „Abschiebung“ aus dem Krankenhaus soll vermutlich schon übermorgen sein. Dann enden auch meine langen Beiträge unter diesem Titel. Allerdings nicht, ohne noch ein Fazit abzugeben. Und mein Aussehen (Originalfoto bei meiner Einlieferung siehe oben links) werde ich ändern müssen. Denn ich sehe schon wieder richtig gut aus (Hinweis für die hier lesenden Damen).

    Bis morgen grüßt Euch der
    schreck

  • Hallo Schreck,

    Danke Dir auch für Deinen ausführlichen Bericht von der Entgiftung.
    In vielen Dingen hab ich mich wieder erinnert, ja, genauso war das.

    Auch hat der Stationsarzt mit mir ein sehr ernstes Gespräch geführt und mir genau geschildert, was ich meinem Körper angetan hab aus rein medizinischer Sicht. Auch ohne Vorwürfe, aber halt Klartext. Er kam auch oft selber zum Blutabnehmen und für kurze Gespräche dabei.
    Es war auch noch ein relaiv junger Arzt, der zufälligerweise der Bruder eines Arbeitskollegen war. Äußerlich null Ähnlichkeit, aber identische Stimme. Oft mußte ich später noch an den Stationsarzt denken, wenn ich dann wieder mit meinem Kollegen sprach. Dem sagte ich das aber gleich, seinen Bruder, den Arzt hatte ich allerdings auch informiert, nachdem ich nach seinem Namen gefragt hatte und mir klar wurde, das sie Brüder sind.
    Mein Kollege wußte aber nicht, warum ich im KH war, ich hab es ihm so gesagt. Das war echt ein lustiger Zufall. Naja, andere würden das vielelicht nicht grad komisch finden, aber ich ging von Anfang an offen mit meiner Krankheit um, als ich zurück zur Arbeit kam.

    Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und warte auf das neue Foto, bin schon ganz unruhig :shock: (neee, nur Spaß natürlich :lol: )

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo Schreck, schön, dass es Dir den Umständen entsprechend gut geht, Du hast mich wachgerüttelt, es ist alles vorbereitet, ich gehe in die Entgiftung, in ein Krankenhaus in Bayreuth, bis dahin verfolge ich natürlich auch Deinen Werdegang, hat mir aber wirklich Mut gemacht.

    Alles Liebe mach weiter so,

    das Teichlinchen

    Wenn ich mir überlege, als welches Tier ich gerne wiedergeboren werden würde, dann als Bär. Sie sind nachdenkliche, liebevolle Geschöpfe.
    Jean-Charles de Castelbajac)

  • Hi Schreck,

    so ähnlich wie Deine waren meine Erfahrungen in der Entgiftung auch. Besonders manche Neuzugange haben mir auch eindringlich vor Augen geführt, was passieren kann.

    Ich freu mich für Dich, dass Du das so durchgezogen hast.[Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/midi/froehlich/b025.gif]
    Wie gehts denn jetzt weiter?

    Liebe Grüße

    pauly

    Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden,
    doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

    Agnes Repplier

    Abstinent seit Oktober 2006

  • Hallo zusammen und vielen Dank für die Resonanzen.

    Heute ist 7ter und vorletzter Tag der Entgiftung im Khs. Nun kommt doch noch ein Wermutstropfen in meine ansonsten positiven Erlebnisse. Das Ergebnis des Gespräches mit dem Suchtberater war sehr unbefriedigend.

    Mir ging es um die Frage, was nach der Entgiftung an weiteren wichtigen Schritten angesagt ist.
    Antwort : „Sie müssen jetzt umgehend in die Klinik nach daundda. Das ist eine geschlossene Einrichtung und ich empfehle Ihnen dort für 6 Monate hin zu gehen.“

    Frage von mir : „Wieso geschlossen und für 6 Monate ? Sie kennen mich und meine Krankengeschichte doch überhaupt nicht.“

    Antwort : „Hören Sie mal, ich mache das hier schon einige Zeit. Jeder Alkoholkranke hier stellt mir diese Frage. Das ist das Beste für Sie, ich habe die besten Erfahrungen und die Klinik hat tolle Ergebnisse. Hier sind die Formulare (Sozialbericht) für den Rentenversicherungsträger, die füllen Sie aus, bei ein paar Sachen helfe ich Ihnen. Die zahlen das schon.“

    Antwort von mir : „Ich bin überhaupt nicht rentenversichert, habe nur 2 Jahre nach meiner Schulzeit etwas einbezahlt und war ansonsten immer selbständig“.
    Antwort : „Das kann doch nicht sein, das weiß ich dann auch nicht.

    Frage von mir : „Welche Alternativen gegenüber dem 6-monatigen Klinikaufenthalt können Sie mir benennen?“
    Antwort : „Alternativen gibt’s da nicht. Hören Sie, ich „vermittle“ schon seit einiger Zeit die Patienten an diese Klinik.“

    Frage von mir : „Es gibt doch Alternativen, ich habe mich schlau gelesen. Z.B gibt es ja auch Selbsthilfe ... „.
    Unterbrechung : „Das können Sie doch vergessen. Da können Sie ja mal hingehen, wenn Sie aus der Klinik rauskommen. So, ich gebe Ihnen jetzt mal die Formulare, da draußen warten noch drei Leute und meine Sprechzeit ist nur bis 15 Uhr. Sie können mich ja einmal anrufen, hier ist meine Karte.“

    Das Gespräch dauerte keine 10 Minuten. Der Mann war „Angestellter im Außendienst“ einer Suchtberatungs-Institution, hatte mit dem Khs. also weiter nichts zu tun außer, dass ihm dort an einem Tag in der Woche ein Raum zur Verfügung gestellt wurde.

    Dieses Erlebnis fand ich - um mich hier vornehm auszudrücken - besorgniserregend. Ich berichtete „meiner“ Krankenschwester davon. Tja, der hat hier keinen so guten Ruf teilte sie mir mit. Aber sie hätte einen Tipp für mich, den sie mir bei der Entlassung geben würde, jetzt wolle oder dürfe sie nichts weiter sagen.

    Mich hat das ganz schön aufgeregt und es wird morgen ein Thema bei der Visite des Chefarzts sein. So ein Ober-Stoffel, dieser Sucht-Hansel.

    Nun gut, mich wird das nicht daran hindern meine mir gesteckten Ziele einer geeigneten Nachsorge bzw. Therapie nach der Entgiftung zu suchen und zu finden. Wenn es der Elfriede Lustig gelungen ist Schafsläuse zu finden, dann finde ich die richtige Therapie allemal. Natürlich habe ich nicht geglaubt, daß nach 8-tägiger Entgiftung nun plötzlich alles glatt laufen wird und sich alles schlagartig zum Positiven wendet. So illusionär bin ich beileibe nicht. Die Arbeit an mir fängt jetzt erst an. Ich bin bereit.

    LG vom sauren
    schreck

  • Servus Schreck,
    ich kann Deine Wut nachvollziehen. Das ist so die typische "Abzockermentalität", da könnte ich auch die Wand hochgehen.
    Fakt ist leider, dass es auch im Suchtbereich um sehr viel Geld geht. Therapien sind nicht zum Nulltarif zu haben, und wo Geld im Spiel ist, sind Abzocker nicht weit.
    Schade, aber das ist nunmal so.
    Ich finde es aber gut, dass Du ich davon nicht "ins Bockshorn jagen lässt".
    Ich habe mich damals nach der Entgiftung auch auf die Suche gemacht, und mir mehrere Alternativen aufzeigen lassen. Für mich persönlich war's halt damals die LZT (gesamt zum Schluß 16 Wochen) in einer geschlossenen Einrichtung, aber das war halt "mein Leben". Ich bin sicher, Du findest das für Dich passende Angebot aus der Fülle der Möglichkeiten (Einzeltherapie, Tagesklinik, LZT, etc.) heraus.
    Hier im Forum stehen ja auch einige Erfahrungsberichte.

    Mach weiter so, viel Erfolg!

    LG
    Spedi

  • Hallo miteinander,

    es ist schon richtig, heute mittag hatte ich Wut im Bauch, die sich aber verflüchtigt hat. Was geblieben ist, ist völliges Unverständnis meinerseits.

    Unverständnis darüber, wie so ein unfähiger Mensch in so einer ja nicht unwichtigen Position sitzen kann. Hier und in diesem Moment sollen und müssen doch die Weichen gestellt werden. Hier ist die Schnittstelle zwischen dem physischen und dem psychischen Entzug.

    Da muß jemand sitzen, der Mut macht, der motiviert und die ernsthafte Bereitschaft besitzt, mitzuhelfen und zu unterstützen bei dem Bemühen einen Weg in die Abstinenz zu finden.

    Meine vielen positiven Erlebnisse durch Ärzte und Personal, aber auch die krassen negativen, die mir hier durch "Leidensgenossen" beschert worden sind, haben meinen Kopf schon gewaltig aufgeräumt. Daran ändert auch dieser unmögliche Dämlack nichts.

    Es darf aber einfach nicht sein, daß anderen, denen es vielleicht nicht so gut geht wie mir, eine dermaßen inkompetente Person gegenübergestellt wird. Darüber werde ich mich beim Verwaltungsdirektor des Krankenhauses beschweren, bei dem ich am Donnerstag einen Termin bekommen habe. Dafür fahre ich extra noch einmal in´s Krankenhaus. Bei der Gelegenheit kann ich mich dann auch mit einer Kleinigkeit bei den Feen (gibt es das Wort ? also ich meine die guten Geister) bedanken.

    Diese Aktion unternehme ich nicht für mich, meine Rechnung wird wohl schon geschrieben sein.

    Liebe Grüße und Dank auch an Annika für die herzvollen Worte sagt
    schreck

  • Hallo Schreck,

    beim Lesen Deines Berichts vom Gespräch mit dem sog. "Suchtberater" habe sogar ich eine Wut bekommen. Wie man solche Leute auf auf Rat und Unterstützung angewiesene Menschen loslassen kann ist meiner Meinung nach unverantwortlich!
    Ich würde mich nicht nur beim Verwaltungsdirektor des KH beschweren, sondern auch beim Vorgesetzten dieses Stümpers. Du hast ja seine Karte. Anhand der Daten kannst Du Dich ja nach seinem Chef erkundigen.

    Viel Erfolg!

    Liebe Grüße

    pauly

    Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden,
    doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

    Agnes Repplier

    Abstinent seit Oktober 2006

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!