Mutter säuft sich noch zu tode

  • hallo erstmal

    also als erstes solltest du meiner meinung nach mit ihrem freund reden. wenn deine mom so drauf is wie du sie beschreibst (und wenn du es sagst, glaube ich es dir auch), dann hat er auf alle fälle gemerkt, dass sie zuviel trinkt. vielleicht hat er noch nicht gemerkt, dass sie alkoholikerin is, manche brauchen dafür ewig, weil sie es einfach nicht wahrhaben wollen. verlassen wird er sie bestimmt nicht deswegen, weil du ihn darauf angesprochen hast.

    vielleicht könnt ihr zu zweit mit ihr reden. was den inhalt dieses gesprächs betrifft kann ich mich baggerschen nur anschließen.

    das sie bei diesem gespräch heulen wird, wird wahrscheinlich passieren. das wird sich nicht vermeiden lassen.

    biete ihr an mit ihr zu ihrem hausarzt zu gehn, er kann euch auf jeden fall an weitere stellen verweisen.

    das mit dem autofahren kenn ich nur allzugut, aber blöderweise gibts eigentlich keinen rat dafür. zu mir wurde mal gesagt, man darf den autoschlüssel nur wegnehmen, wenn der betrunkene sich ins auto hockt und den schlüssel ins zündschloß steckt. weiß aber nicht genau ob das stimmt.

    wie wär's wenn du mal zur suchtberatung gehst? da kannst du dich informieren und darüber reden, wie es dir bei der ganzen sache geht.

    liebe grüße

    - dani -

  • Servus Mannlehen,

    ich kann Deine Wut gut nachvollziehen.

    Aber bitte der Reihe nach: ein "Einsperren" bringt gar nichts - außer, dass Du bewusst den Tod Deiner Mutter durch einen sogenannten "klaten Entzug" riskierst.
    So schwer es für Dich sein mag, du hast nur eine einzige reale Chance:
    1.) Sprich mit ihr wenn sie nüchtern ist - sonst nicht.
    2.) Sag Ihr, dass Du nicht länger bereit bist, sie zu decken.
    3.) Sag ihr, dass SIE etwas dagegen tun muss - angefangen von der Entgiftung (nur unter medizinischer Aufsicht!!!), über Suchtberatung / SHG / Therapie. Was halt für Sie in Frage kommt.

    Und nun zu Deinen Fragen:
    - Eine Entgiftung in der Klinik dauert zwischen 10 und 14 Tagen, wenn sonst keine medizinischen Indikationen gegeben sind.
    - das kann im "normalen" Krankenhaus durchgeführt werden. Optimal wäre es, wenn dort eine Abteilung für psychosomatische Leiden / Suchtkranke vorhanden ist.
    - Es gibt bei jedem Entzug viele Gefahren, von Krampfanfällen bis zum Herzinfarkt ist alles drin. Daher NIE (selber) "kalt" entziehen!!!
    - Sie erhält eine Krankmeldung ohne Angabe von Gründen. Für den Arbeitgeber ist nicht ersichtlich, warum sie dort ist.

    - Nach der Entgiftung ist erst mal das Gift Alkohol aus dem Körper raus. Danach gibt es keine körperlichen Entzugserscheinungen mehr.
    - Die eigentlichew Arbeit des "Trockenwerdens" kann erst dann beginnen. Die Rückfallgefahr besteht bei dieser Krankheit leider lebenslang. Du musst Dir das verinnerlichen: Unsere Krankheit kann nie geheilt werden. Lediglich die 100%ige Abstinenz bringt unsere Krankheit zum Stillstand - mehr nicht. Die Gefahr des Rückfalls ist umso höher, je weniger ein Kranker an sich selbst "arbeitet" und für sinnvollen Ersatz des Alkohols sorgt. Das muss er/sie aber erst lernen.
    - Alkoholsuch ist mit Nikotinabhängigkeit nicht vergleichbar. Das ist wie Kamelreiten und Weltraumflug. Beides ist Fortbewegung (=Sucht), aber das war dann auch die einzige Gemeinsamkeit. (ist jetzt sehr platt ausgedrückt, aber glaubs mir erst mal).

    - Ich hatte in der früh keine Kater. So weit liess ich den Pegel in meinem Körper gar nicht absinken, da war die Sucht zu stark.

    - Bei einer Entgiftung in der Klinik werden auch bei Bedarf Medikamente verabreicht, um den Kranken kontrolliert zu entgiften.

    Konnte ich Dir damit erst mal helfen? Noch Fragen? Immer her damit, ich werde gerne versuchen darauf einzugehen.

    LG
    Spedi

  • Servus Mannlehen,

    nix: viele Fragen - keine Antworten. Antworten kommen schon, garantiert...

    Aaaalso, ich versuchs mal (bitte keiner schreien, wenns wieder mal sehr stark vereinfacht dargestellt ist)

    - warum wird ein Alkoholiker wieder Rückfällig? Nun, wir Alkoholiker haben alle irgend einen "Grund" gehabt, warum wir uns der Realität nicht gestellt haben, sondern gesoffen haben. Manche sind auch einfach(?!?) vom permanenten Missbrauch in die Sucht "abgerutscht". In uinserem Gehirn gibt es ein sogenanntes "Suchtgedächtnis", das sich an unser Rauschmittel gewöhnt hat und unserer Psyche sagt, dass wir diesen Stoff gerne wieder hätten. Dieses Suchtgedächtnis hat leider keine "reset"-Taste und bleibt lebenslang auf Alkohol geeicht. Hat sich jetzt ein trockener Alkoholiker keine ausreichenden Strategien besorgt, wie er/sie in Krisenzeiten ohne Alkohol "durchkommen" will, dann wird er in solchen Momenten "schwach" werden. Aber wie gesagt: das ist sehr vereinfacht dargestellt. Davon gibt es zig Varianten.

    - wer trägt die Kosten für einen Entzug? Die Krankenversicherung ist der Hauptträger von derartigen ärztlich verordneten Massnahmen. Ein eventuelle Therapie wird je nach Status durch den Rentenversicherungsträger oder die Krankenkasse bezahlt.

    - Die Frage nach Ein- oder Mehrbettzimmer stellt sich eigentlich nicht so sehr - entweder, der Alkoholiker will sich helfen lassen, dann ist die Art der Unterbringung "egal". Oder er hat so viel Scham, dann wird er nichts gegen seine Sucht unternehmen. Aber ja, es gibt in Einzelfällen auch Einbettzimmer und Chefarztbehandlung. Ist aber "Schwachsinn".

    - Du wirst kaum Zeit bei Deiner Mutter im Krankenhaus verbringen. Außer, Du besuchst sie mal und/oder bringst ihr ein paar Sachen mit. Sie wird dort medizinisch und psychologisch betreut. "Langeweile" wird sie keine haben, mein Wort darauf! Ablenkung bringt ihr schon die Tatsache genug, dass sie sich (erstmalig(?!?)) ihrer Sucht stellt.

    - Während sie in der Entziehung ist, wäre es super wenn Du das komplette Haus/Wohnung zu 100% alkoholfrei machen könntest. Vergiss bitte nicht, auf Mundwasser etc zu achten, sämtliche Versteckmöglichkeiten auszuräumen etc.

    - Viele Alkoholiker (ich kenne zumindest keinen, bei dem es anders gewesen wäre) wissen um ihr Problem. Die Sucht ist jedoch sehr oft so stark, dass sie mit Alkohol jeden Gedanken an eine Veränderung ihres Alkoholikerdaseins ertränken - das kann bis zum persönlichen Tiefpunkt oder bis zum Tod gehen. In den Phasen dazwischen überwieg Selbtsmitleid - mal ein Pfund, mal ein Zentner. Manchmal werden auch halbherzige Versuche unternommen, trocken zu leben. Wir nenn das dann Trinkpausen. Sie sind gekennzeichnet davon, dass der Kranke nichts in seinem Leben tatsächlich verändert und vorhersehbar rückfällig wird.

    Ich muss Dir leider nochmal sagen, all diese "Massnahmen" werden nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn Deine Mutter es möchte. Du kannst sicher alles "vorbereiten", Du magst sogar (sehr hypotetsich!!!) Glück haben und sie überreden können, etwas zu tun. Aber wenn sie von sich aus nicht bereit ist, ihr Leben von Grund auf zu ändern (Freundeskreis, Arbeit (?!?), Hobbies etc.) um künftig alkoholabstinent leben zu können, dann wirst Du mit all dem scheitern!

    Sorry, in aller Deutlichkeit: wenn sie nicht will, dann säuft sie sich zu tode - und Du kannst nichts, aber auch gar nichts, dagegen unternehmen!

    Ich bin sicher, das beantwortet noch nicht alle Deiner Fragen. Also, lies Dich hier im Forum in Ruhe durch, stell Deine Fragen - dafür sind wir ja hier.

    Worauf ich in Kürze gerne mal eingehen möchte ist die Frage, wie es Dir eigentlich geht - und wie Du Dir Hilfe suchen kannst, wenn Du es möchtest. Täusche Dich nicht: Angehörige von Alkoholikern (oder gar Co-Abhängige) machen die Hölle durch und brauchen auch sehr oft Hilfe, um aus dieser Misere einigermassen unbeschadet rauszifinden!

    Also, viel Kraft auf Deinem Weg, wir sind für Dich da.

    LG
    Spedi

  • also erstmal würd ich dir den tip geben zur suchtberatung zu gehn. sag denen am telefon, was sache ist, dass deine mom erst am wochenende heimkommt und du da mit ihr reden willst, aber nicht weißt wie. dann wirst du schneller nen termin bekommen, wir ham den gleich am nexten tag gekriegt, du hast ja die ganze woche zeit. dann "kotz" dich bei dem herrn oder der dame erstmal richtig aus. schildere alles und vergess dabei nicht wie's dir dabei geht.

    gewalt bringt gar nix, weder dir noch deiner mom. deine mutter kriegt das mit auch wenn sie betrunken ist und es macht sie noch fertiger. genauso wie du selber danach noch mehr zum grübeln hast, da es dir vielleicht in dem moment besser geht, da du dich abreagieren konntest, aber hinterher tut's dir leid und du würdest es gerne wieder rückgängig machen. kenn ich nur allzugut mir gings auf jedenfall immer so.

    alkohol wegschütten bringt leider überhaupt nix. meine mom hatte ihre sachen an vielen orten versteckt, dabei auch immer etwas außerhalb des hauses, irgendwo im wald in nem graben oder so. und falls nix mehr da ist, kommt der zwang für deine mom, dass sie sich neuen besorgen muss und das wird sie dann machen, egal wann und in welchem zustand sie ist, wenn es sein muss, läuft oder fährt sie dann halt zur nexten tanke.

    die beziehung zu ihrem freund wird auf keinen fall zu bruch gehn, weil du es ihm sagst. mitgekriegt hat er es auf alle fälle, vielleicht noch nicht richtig realisiert, manche brauchen dafür halt länger. könnte mir auch vorstellen, dass er es schön findet, dass du ihm vertraust und die sorge mit ihm teilen willst, wie heißt der spruch "geteiltes leid ist halbes leid". er wird bestimmt auch an dem problem zu knabbern haben und zu zweit könnt ihr vielleicht mehr ausrichten als jeder für sich alleine.

    wenn deine mom sich nicht helfen lassen will, würde ich dir empfehlen auf abstand zu gehn. das ist zwar schwer, aber für dich ist es am besten.

    liebe grüße

    - Dani -

  • Hallo mannlehen,
    dein beitrag macht mich unheimlich betroffen. ich bin nämlich auch "so eine" mutter. meine beiden söhne sind inzwischen 33 und 34 jahre alt. wir haben uns sehr lieb gehabt aber meine trinkerei machte ihnen ihre jugend kaputt. nach meiner 1. therapie habe ich mich von meiner familien getrennt. nicht wegen meiner kinder - um himmels willen, sie sind und waren mir das liebste - sondern wegen vieler anderer dinge die nicht funktionieren konnten. das haben mir die beiden ganz lange überhaupt nicht verziehen. jetzt bin ich seit 2004 trocken und langsam kommen wirkliche gespräche, auch über "früher" zustande. meine beiden jungs sind zwar sehr fleißig, haben aber, meiner meinung nach, auch beziehungsprobleme. sicher nicht ohne grund.
    Es ist ganz toll dass du dir hilfe suchst. ich wünschte meine beiden hätten das zu dieser zeit auch tun können. nach aussen hin waren wir richtig heile welt. haus gebaut, gute jobs, viel arbeit ... alles für die kinder. irgendwann haben sie mir - zu recht natürlich - um die ohren geknallt dass sie das so überhaupt nie wollten. deine wut, deine ausbrüche ... das alles kenne ich (von meinen jungs) auch. trotz aller liebe war ich damals nicht in der lage zu reagieren. ich konnte ganz einfach nicht. es ist ja leider nicht so, dass, wenn man mal ein paar tage nichts trinkt, dass man dann raus aus der nummer ist. Ich habe dann, aus schlechtem Gewissen, meine beiden mit "Liebe" überhäuft, was ihnen natürlich total auf den nerv ging. das war ein ständiges hin und her. wenn ich dann nüchtern war wollte ich alles so perfekt machen dass sie manchmal ganz angenervt waren und sagten: sauf doch endlich wieder!
    Du siehst, nur mit trinken aufhören ist es nicht getan. da steckt eine menge arbeit hinter.
    Ich wünsche dir so sehr dass du deinen weg findest. ich überlege gerade wie ich mir die beiden damals hätten "helfen" können. im nachhinein wünschte ich mir natürlich sie hätten alles getan um SELBST so wenig schaden wie möglich zu nehmen. es hat bei mir lange gedauert bis ich spüren konnte was ich meinen kindern angetan hatte (ohne es natürlich zu wollen). es war mir auch ganz lange nicht bewusst wie wichtig ich für meine beiden jungs war. obwohl sie es immer wieder sagten konnte ich mir nicht vorstellen dass ich für überhaupt jemanden wichtig hätte sein können. jetzt bin ich ehrlich gesagt froh und dankbar wenn mir wenigstens mein jüngerer sohn manche wahrheit sagt. so weh das tut es ist auf jeden fall besser als damit hintern berg zu halten oder es in sich hineinzufressen. was leider mein älterer sohn macht. er musste viel zu früh erwachsen werden um seine mutter so schützen. ein kind das seine mutter liebt kann wohl nicht anders. es ist furchtbar.
    Jetzt bin ich wie gesagt seit ein paar Jahren trocken und jetzt weiss ich wie wichtig meine trockenheit für meine kinder ist.
    Achte auf DICH lieber Mannlehen, lass die helfen. auch was deine aggressionen betrifft. so verständlich deine wut und hilflosigkeit auch ist. es würde dich noch trauriger machen wenn du da grenzen überschreiten würdest. vielleicht kannst du sport machen (mein jüngerer ging kickboxen). das trinken deiner mutter hat ganz sicher nichts mit dir zu tun.
    Alles alles liebe für dich (für euch) ... melody
    Ich habe übrigens all die jahre (ich habe nicht durchgehend getrunken und nach aussen meist super funktioniert) furchtbar unter meiner "schwäche" gelitten und mich ganz schrecklich geschämt ... und ich habe viel blödes zeug (auch zu meinen kindern) gesagt das ich nie so gemeint habe und von dem ich froh wäre ich könnte es ungeschehen machen. meine söhne sagen heute, sie wissen dass ich sie liebe und immer geliebt habe und sie verzeihen mir auch. aber vergessen können sie nicht - vielleicht irgendwann ...

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