Mein Vater..

  • Ihr Lieben...

    mein Vater hat seit vielen Jahren ein Problem mit Alkohol.
    Schon als Teenager hatte ich darunter (auch körperlich) zu leiden.
    Nun lebe ich seit 7 Jahren allein und habe einigermassen Frieden mit ihm und den Ereignissen von früher geschlossen (wobei ganz ist das natürlich nicht zu vergessen).

    Leider hat sich seine Sucht in den letzten Jahren immer weiter verschlimmert. Nun muss meine Mutter (finanziell und nervlich) darunter leiden, denn er baut immer öfter Unfälle weil er alkoholisiert fährt :cry:
    Seit gestern ist er seinen Führerschein los weil er (endlich) mal erwischt worden ist dabei. Meine Mutter hat ihn erst vor kurzem davon abhalten müssen alkoholisiert nach Hause zu fahren und er hat es nur nicht getan weil sie ihm mit aller Gewalt den Schlüssel abgenommen und sich vor das Auto gestellt hat. Er hat sie Zuhause dann wie den Buhmann dargestellt weil sie ihn ja blamiert hat.

    Er trinkt nicht in Massen und auch nichts Hochprozentiges.
    Er isst fast nie was und trinkt dann Abends 2-3 Bier oder eine Flasche Wein, was durch den leeren Magen natürlich extra stark anschlägt.
    In seinen Augen hat er kein Problem, er meint meine Mutter wüde "rumspinnen" wenn sie ihm sagt das er ein Problem hat.
    Er geht ja auch täglich arbeiten, hat einen grossen Freundeskreis (die auch alle gut dabei sind, das ganze spielt sich auf einem kleinen Dorf ab wo Alkohol völlig normal ist!) dennoch haben seine Kollegen das Ganze wohl noch besser "in Griff" als er.
    Jedenfalls leidet meine Mutter extrem darunter, vor allem weil jetzt in der aktuellen Lage wiedermal viel Geld allein für die Strafe und die Gerichtskosten draufgehen wird.
    Meine Mutter hat selber als Erzieherin mit abhängigen/süchtigen Menschen gearbeitet und kann trotzdem privat nicht agieren.
    Ich bin das einzige Kind und kann nur zusehen wie mein Vater sich kaputt macht und meine Mutter finanziell mit ruiniert.
    Ich bin langsam wirklich verzweifelt und weiss nicht was ich noch tun soll, denn mein Vater sieht nicht ein was für ein Problem er hat.
    Vielleicht kann einer von Euch nachvollziehen in welcher Lage ich bin.

    Mit traurigen Grüßen
    Navarra

  • Hallo Navarra,

    zunächst einmal: Herzlich Willkommen! :)

    Na, wenn HIER keiner nachvollziehen könnte, in welcher Lage du bist… wo dann?

    Auch ich kannte meinen Vater nur alkoholisiert und bis zum seinem Tod im Dezember waren körperliche Beschwerden usw. auf alles zurück zu führen - nur nicht auf den Alkohol. Mein Vater hat ebenfalls regelmäßig gearbeitet –der totale Absturz kam dann mit der Altersteilzeit.

    Wie ich lese, hast du die ersten wichtigen Schritte gemacht! Du hast dich räumlich getrennt und Frieden mit ihm geschlossen – vergeben, aber eben nicht vergessen!

    Leider ist es so, dass du für deinen Vater nichts tun kannst, außer bei seinem Verfall zuzusehen. Solange ER nicht erkennt, dass er ein Problem hat, kannst du nichts tun! Für deine Mutter gäbe es die Möglichkeit, ihm die Pistole auf die Brust zu setzten: Alkohol oder Ehe! Aber leider kannst du auch hier nur beraten und unterstützen.

    Vielleicht „stöberst“ du hier noch einmal rum und findest auf diesem Wege noch die eine oder andere Anregung. Ansonsten: wild drauflos fragen und/oder einfach nur alles von der Seele schreiben! Hier sind ganz viele Leute, die dich unterstützen können. :wink:

    Viele Grüße

    Aileen

  • hallo navarra,

    auch von mir ein herzliches willkommen hier im forum. ja, hier werden dich viele verstehen, die hilflosigkeit, das nicht be-greifen können, der ärger, dass ein elternteil dem anderen (und auch einem selbst) das leben zu hölle macht.

    das einzige was du tun kannst ist auf dich zu achten - und es ist gut, dass du dich abgegrenzt hast. genau das gleiche müsste deine mutter auch machen - aber scheinbar tut sie das ja nicht. aber auch das ist IHRE sache, nicht deine. es ist dann auch ihre sache, wenn wieder viel geld für gericht und ähnliches bezahlt werden muss. so lange sie all die eskapaden von deinem vater mitträgt und ausbügelt, wird sich voraussichtlich auch nichts ändern. aber es ist ihr leben. sie muss es in die hand nehmen. du kannst das nicht für sie.

    viele grüße

    lavendel

  • Lieben Dank für Eure Antworten und das Verstehen..

    Das Problem meiner Mutter ist zusätzlich das sie letztes Jahr an Krebs erkrankt ist und auch jetzt wo sie ihn los ist die ganzen Nebenwirkungen spürt und deshalb nicht mehr arbeiten kann.
    Daher ist sie auch von meinem Vater abhängig, denn er entlastet sie ja auch ein Stück mit im Haushalt (wenn er dann malda ist).
    Wenn sie gehen würde, müsste sie trotz mehrern Ausbildugen von ganz wenig Geld leben und ich glaube das ist dann ihr Untergang.
    Vorallem weiss sie auch das mein Vater dann allein total verkommen würde. Meine Eltern haben vor 7 jahren mal einige Zeit arbeitsbedingt in verschiedenen Städten gelebt, als meine Mutter dann alle paar Wochen nach Hause gefahren ist sah die Wohnung meines Vaters furchtbar aus, weil er eben nur arbeitet, trinkt, selten mal isst und schläft. Er würde allein überhaupt nicht klarkommen. Und da meien Eltern fast 30 Jahre verheiratet sind, hängt meine Mutter natürlich auch irgendwie an meinem Vater.
    Mein Vater ist an sich ein netter Mensch, aber es gibt einige Faktoren in seinem Leben die nicht so gelaufen sind wie er sie sich gewünscht hätte.
    Und das verdrängt er seit Jahren.
    Ich mache mir einfach Sorgen das ich bald allein da stehe weil beide Eltern durch den Stress kaputt gehen.
    Auch wenn ich unabhängig bin, ich komm damit nicht so klar als wäre es deren Sache, ich fühle mich besonders für meine Mutter mitverantwortlich :(

    LG Navarra

  • Liebe Navarra,

    in welchem Verhältnis steht denn die ENTlastung zur BElastung, die dein Vater einbringt? Haushaltshilfen gibt es reichlich und eine Unterhaltspflicht würde seitens deines Vaters ja auch bestehen. Also, das sind alles praktische Dinge, die sich sicherlich lösen lassen würden. Die Gefühle deiner Mutter für deinen Vater und die 30 Ehejahre lassen sich sicherlich nicht einfach so ausschalten - das ist klar!

    Aber das sollten– sorry für die Wortwahl – für dich Nebenschauplätze sein. JEDER ist für SEIN Leben verantwortlich. Ich weiß, dass es schwer ist los zu lassen, aber die Alkoholkrankheit deines Vaters sollte nicht Dreh- und Angelpunkt deines Lebens sein. Sicherlich ist es schlimm die Mutter als Co zu erleben – insbesondere nach schwerer Krankheit – aber nur SIE kann etwas ändern oder es eben aushalten!

    Viele Grüße

    Aileen

  • Da ich das einzige Kind meiner Eltern bin, werde ich damit auch tagtäglich belastet.
    Dazu kommt, wenn meinen Eltern was passiert bin ich dafür verantwortlich alles Weitere für sie zu tun.
    Das mich das dadurch auch jetzt schon belastet ist doch klar oder?

  • Hallo Navarra,

    natürlich ist das alles belastend, aber man darf es sich auch nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Meines Erachtens sollte man sich nicht um "umgelegte Eier" sorgen. Vorbereitet und informiert zu sein ist eine Sache, aber sich um Dinge einen Kopf zu machen, die evtl. nicht eintreffen.... damit macht man sich das Leben noch schwerer. Es ist sicherlich schwer das nicht zu tun, aber man kann es lernen.

    Sprichst du denn offen mit deinen Eltern? Was sagt dein (nüchterner) Vater, wenn ihr ihm eure Sorgen und Nöte mitteilt?

    Kopf hoch!

    Viele Grüße

    Aileen

  • Hallo Aileen,

    natürlich hast Du recht, man weiss nie was kommt, aber ich bin so ein Typ der sich gerne absichert. Wenn ich plötzlich in die Lage käme und so gar keine Möglichkeit parat hätte, würde ich glaube ich in ein tiefes Loch fallen :(

    Mein Vater vermeidet Gespräche über das Thema, wenn ich mal zu Besuch bei meinen Eltern bin und er morgens aufsteht ist er mürrisch und nicht sehr gesprächig. Er geht dann schnell auf die Arbeit und dann sehe ich ihn abends erst wieder im üblichen Zustand. Manchmal ist er ja auch Zuhause, dann lenkt er sich mit fernsehgucken ab oder geht auch mal mit uns spazieren, aber wenn es dann gen Abend geht holt er die Weinflasche raus, meistens beim kochen - das findet er gemütlich- oder halt mehrere Gläschen beim TV. Jedenfalls ist abends die Flasche dann leer und dann geht er eben schlafen.
    Mit meiner Mutter rede ich häufig darüber, aber um wirklich was zu ändern ist sie momentan auch zu sehr mit Ihrer Ex Krankheit und den ganzen Nachwehen beschäftigt als das sie grade die Kraft hätte sich abzugrenzen. Sie klagt mir halt ihr Leid täglich am Telefon und auch wenn sie das nicht täte, wüsste ich ja was los ist.
    Allerdings sind das meistens keine dramatischen Gespräche (nur wenn wie jetzt z.B. der Führerschein weg ist), ansonste regt sie sich eben drüber auf aber redet dann wieder über andere Dinge.
    Es macht mir eben auch Angst das durch den ganzen Stress damit, meine Mutter auch gesundheitlich wieder drunter leiden muss.
    Und ich kann nur zusehen :(

    LG Navarra

  • Hallo Navarra,

    deshalb hab ich ja gesagt, dass es ok ist, sich im Vorfeld Informationen zu besorgen und vorbereitet zu sein, aber die Probleme, die da auf dich zukommen KÖNNTEN dürfen nicht lebensbestimmend werden.

    Sicherlich ist es schwer zuzusehen, mitunter frustrierend, vielleicht wird man zwischenzeitlich aus super wütend, aber letztendlich ändert dies alles die Situation nicht.

    Könntet ihr deinen Pa nicht vielleicht bei einem eurer Spaziergänge in ein gemütliches Cafe lotsen (da gibt es neben Tee und Kaffee auch gleich das passende Nervenfutter für schwieriege Gespräche :wink: ) und dort - nüchtern und mit "frisch freigewehtem" Kopf - mit ihm sprechen?

    Ich kann mich daran erinnern, dass mein Vater (von seinen Geschwistern bis zum Schluss) aussschließlich Vorwürfe zu hören bekommen hat. Viele Jahre von meiner Schwester und mir auch. Eines Tages habe ich, als er nüchtern war, mit ihm gesprochen und gesagt, dass ich Angst um ihn habe - ich sprach von MEINEN Ängsten und Gefühlen in Bezug auf seine Alkoholkrankheit. Mein Vater hat das verstanden und ich denke, es ging im nah, aber er war leider schon so weit, dass er nicht anders konnte, als weiter zu trinken.

    Es hat Jahre gedauert, bis ich verstanden und akzeptiert habe, dass er meine Hilfe nicht annehmen will/kann. Der Weg war lang und schmerzhaft, aber ich habe es geschafft mich abzugrenzen.

    Wie gesagt, Kopf hoch, man kann viel lernen und auf einmal eine Stärke beweisen, die man nie für möglich gehalten hätte.

    Viele Grüße

    Aileen

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