Trennung nach 40 Jahren Ehe mit Alkoholiker

  • hallo martina,

    willkommen hier im forum.

    vor deiner mutter kann man nur den hut ziehen, ich finde, sie macht das völlig richtig!

    nun die frage, was du tun kannst: tatsächlich solltest du dich da raushalten. du bist die tochter, deine eltern sind erwachsen und sollten ihre probleme mit sich selbst ausmachen und nicht ihr(e) kind(er) "benutzen", sei es als blitzableiter oder als instrument, um den jeweils anderen zu beeinflussen. das ist natürlich leichter geschrieben als getan, irgendwie bleibt man doch immer "kind".

    ob dein vater es ernsthaft schaffen kann ohne fremde hilfe weiss ich nicht, das ist sehr schwer. es gibt solche fälle, hier und auch in meiner realen selbsthilfegruppe, aber wie gesagt, der weg ist schwer, und ganzlich ohne hilfe und unterstützung (verstehen der krankheit, erlernen von verhaltensweisen) wird es wohl nicht klappen: einfach den alk weglassen reicht nicht, um dauerhaft trocken zu bleiben. ob deine mutter sich allerdings komplett stur stellen sollte bei den sechs monaten, weiss ich nicht. ich denke, sie will die ernsthaftigkeit sehen, und da ist ihr erstmal nix anderes eingefallen.

    der "normale" weg wäre, dass dein vater zu seinem hausarzt geht und mit ihm wege aus der sucht bespricht. normalerweise gibts dann erstmal eine (stationäre oder ambulante) entgiftung, und dann therapie, ebenfalls entweder stationär oder ambulant. der regelmäßige und dauerhafte besuch einer selbsthilfegruppe gehört auch dazu.

    deine mutter hat schon recht, wenn sie fordert, dass sie weitere ernsthafte schritte sieht, denn sonst ist der rückfall programmiert, und sie sitzt wieder in der gleichen falle. vielleicht kannst du deinem vater das mal versuchen zu erklären. nicht, was du fühlst oder dass du ihn bemitleidest, sondern einfach nur die wege aus der sucht. die mit hilfe. seiner wird nämlich ziemlich sicher nicht klappen.

    deshalb soltest du deine mutter auch darin unterstützen, dass sie gegangen ist - und nicht zum heimgehen animieren. sie wird sich ihre gedanken gemacht und schon viel zu viel mitgemacht haben. das solltest du respektieren.

    gruß

    lavendel

  • hallo Martina,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Als allererstes etwas organiatorisches in eigener Sache. Dein "Nickname" klingt wie ein Orginal.

    Wenn dem so sein sollte möchte ich Dich darauf hinweisen das das gesammte Internet Dich über jede Suchmaschine finden kann. Du schreibst hier in einem offenen Bereich. Es können auch rechtliche Probleme auftreten wenn sich reale Personen hier wiedergegeben finden. Überleg Dir bitte ob Du das so lassen willst, falls nicht kannst Du den Admin kontaktieren per PN oder etwas hierhereinschreiben.

    Zu Deiner Sache kann ich erstmal nur schreiben das Deine Mutter in jedem Fall konsequent bleiben sollte. Eine Anmeldung in irgendeiner SHG reicht in keinem Fall.
    Deine Mutter wird nach 40 (!!) Jahren wissen was Sie tut, das kannst Du sicher sein.

    Unterstütze Sie in Ihrer Entscheidung. Es ist wohl der einzige Weg der Ihr bleibt um wenigsten eine Veränderung in Sicht zu bekommen.

    viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Martina,

    ich denke Deine Mutter weiss ziemlich genau was passiert wenn Sie nachgibt. Es wird nicht das erste Mal sein das Sie gegen eine Wand gelaufen ist und in diesen 6 Monaten wird sich zeigen ob Sie überhaupt noch zurückwill.
    Diesen Entscheidungsprozess hat Sie vom Zeitraum nach eigenem Ermessen gewählt und da solltest Du auch keinen Einfluss drauf nehmen.

    Stell Dir jetzt mal die Frage warum Dein Vater im Moment nicht trinkt. Meinst Du das das ausreicht für den Rest seines Lebens , das er nach diesem Schuss vor den Bug nie wieder trinken WILL???

    Nach meiner persönliche Erfahrung nicht. Und ich habe nicht so lange getrunken wie Dein Vater.

    Da müssen Lernprozesse in Gang gebracht und konsequent fortgeführt werden, da ist eine komplette Lebensumstellung erforderlich.

    Der erste Schritt ist wohl der zum Arzt und schon treten die ersten Schwierigkeiten auf. Er sieht garnicht ein wie krank er ist. Die ärztliche Anweisung wird wie nichts vom Tisch genommen. Das jemand aus der Klinik nicht mehr rauskommt ist ja wohl indiskutabel und entbehrt jeglicher Grundlage. Der Arzt kennt wohl auch seine psychatrische Vorgeschichte und es gilt seine Anweisung was zu tun ist.
    Wie jeder Alkoholiker der einfach nur in Ruhe weitersaufen möchte, wehrt sich Dein Vater dagegen sich helfen zu lassen. Alles ganz normal.

    Vieleicht lässt es sich dann doch auf einen Aufenthalt in einer Klinik ein, erstmal wohl eine Entgiftung, falls das nicht mehr nötig ist wäre eine Langzeittherapie im Alkoholbereich angezeigt.

    Das Problem dabei ist, das er das wohl nur auf Druck von aussen tut. Er möchte aber eigentlich das alles wieder so wird wie es war. Das darf aber nicht mehr passieren.

    Alles was helfen könnte seinen Denkprozess in diese Richtung zu bewegen für immer mit dem Trinken aufzuhören ist hilfreich. Das hat Deine Mutter getan. Der Rest liegt in der Hand von Deinem Vater. Am Tag 50 mal bei Deiner Mutter anzurufen und in Selbsmitleid zu baden ist nicht der effektiveste Weg aus der Sucht . Die Zeit lässt sich wohl besser verwenden.

    Natürlich ist eine SHG keine schlechte Sache ....wenn man sich auch darauf einlässt. Einfach nur hingehen und seine Stunden absitzen bringt garnichts. Mit Therapien sieht es genauso aus.

    Grundsätzlich ist es so das Deine Mutter ihm so helfen kann wie es in Ihrer Kraft steht und wie sie es überhaupt will. Aber wenn Sie Ihr Ultimatum bricht, aus Mitleid oder weil Sie sonst nicht weiss was sie tun soll , dann geht das Spiel von vorne los. Die behandelnden Ärzte und die Klinikregeln tun ein übriges und steuern Hilfe von aussen wie Sie sinnvoll ist. Patentrezepte gibt es nicht, das hast Du ja schon erkannt.

    Dein Vater muss von sich aus aktiv werden, am besten ohne Deine Mutter.
    Wenn es um das trinken ging waren massenhaft Kräfte vorhanden, zu jeder Tages und Jahreszeit an den unmöglichsten Orten. Jetzt ist plötzlich keine Kraft mehr da um etwas gegen die Krankheit zu tun?
    Das muss selbst einem Aussenstehenden spanisch vorkommen.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Liebe Martina,

    Hut ab vor deiner entschlossenen Mutter und dir die sich Rat holt,

    ich kann dir nur erzählen wie es bei mir war. Nachdem mein Mann 33 Jahre lang getrunken, hat habe ich es aufgegeben ihm klarmachen zu wollen was mir klar war. Dann habe ich angefangen zu überlegen, was er nach Meinung von Fachleuten und Betroffenen tun müsste um dauerhaft trocken zu bleiben, habe das zusammen mit dem verglichen was ich von ihm wusste und habe dann die Entscheidung für mich getroffen, dass das einzige was mich überzeugen könnte die Beziehung wieder aufzunehmen eine ambulante Behandlung( in dieser wird ein Sozialbericht erstellt, in unserem Fall von einer Suchtambulanz - für den Antrag bei der BFA) mit anschliessender LZ-Therapie wäre.

    Diese dauert so 3-4 Monate und muss erst mal beantragt werden. Von da her kommt ein Zeitraum von 6 Monaten schon ganz gut hin.
    Ich habe ihm das freigestellt und gesagt, ohne das kann ich dir nicht mehr glauben und werde die Beziehung beenden.

    Er hat sich dann entschlossen zu die Dinge in die eigene Hand zu nehmen und zu gehen.

    Die ersten 4 Wochen waren ohne Ausgang, aber telefonieren war möglich. So nach und nach wurde das gelockert. Glaube nach 4-6 Wochen konnte ich ihn besuchen und es gab auch ein gemeinsames Gespräch mit dem Therapeuten( bei der Aufnahme auch). Etwa in der Mitte gab es ein Seminar über 3 Tage mit dem Partner. Das war insgesamt mit 6 Paaren ( in einem Fall mit Tochter) und es war sehr schön.
    An Wochenenden wurden auch Gespräche nur für Angehörige angeboten.
    Keine dieser ganzen Angebote waren Pflicht für Angehörige.
    Gegen Ende der Therapie gab es auf Wunsch auch mal ein Wochenende zu Hause für den Klienten.
    In dieser Zeit hat es bei meinem Mann Klick gemacht und er hat selbst gesagt, ambulant hätte er es nicht geschafft. Ein Ultimatum habe ich auch gesetzt, nämlich das er ab der Mitteilung über meine Bedingungen binnen eines halben Jahres die Therapie angetreten haben muss. Das hat gerade noch geklappt, da er erst in eine bestimmte Klinik wollte, die aber die BFA nicht wollte.

    Das ist wie gesagt nur unser Weg gewesen.
    Wollte dir nur mal berichten wie so etwas laufen kann, es erhebt keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

    Deine Mutter hat für sich entschieden, erst mal eine dicke Regel aufzustellen und hat deinem Vater sein Seilende zugeworfen, damit er sich selbst auf den Weg machen kann wenn er will.

    Alles Liebe wünscht dir Smilla

    Lieben Gruss Smilla

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