• Hallo!

    Zu allererst möchte ich sagen, dass ich in letzter Zeit kaum im Forum geschrieben habe. Lesen tu ich die Beiträge aber fast täglich. Habe mir nun vorgenommen auch regelmässig zu schreiben. Schliesslich hat mir NUR dieses Forum den Weg in meine Trockenheit gegeben. Ich habe meine Entgiftung hinter mir und bin heilfroh darüber.

    Ich habe bereits einige threads im Forum geschrieben. Habe auch berichtet, dass ich nun endlich trocken bin. Jeden abend danke ich für einen wieder trocken erlebten Tag.

    Ich habe versucht, meinen Freundeskreis, der sehr viel mit Alkohol zu tun hat, zu ändern. Man hat mir geraten, dieses Umfeld zu meiden. Ich habe meinen Freunden erzählt, dass ich Alkoholkrank bin und sie haben es akzeptiert. Nun aber stehe ich an einer - wie ich meine - gefährlichen Stelle. Ich denke manchmal, naja so ein Gläschen.... Aber ich bleibe standhaft und hart. Ich möchte mein Leben lang nie wieder diesen Alptraum Alkohol mitmachen.

    Das Problem welches ich habe ist aber folgendes: meine Freunde sind keine Alkoholiker. Sie trinken ab und an mal ein Gläschen und können damit umgehen. Filmrisse oder Kontrollverlust kennen die nicht, denn sie haben ihren Alkoholkonsum im Griff.

    Wenn wir beisammen sind trinke ich Mineralwasser, Kaffee, oder sonst was "Bleifreies". Wenn ich aber meinen Freundeskreis der trinkt meiden soll, dann bin ich fast ganze Zeit alleine. Denn kaum jemand von ihnen ist absolut trocken.

    Ich fühle mich zur Zeit etwas schwach und habe mich daher in den letzten Tagen auch etwas von meinen Freunden distanziert. In mir kommt eine innere Leere auf und ich komme mir vor wie eine Aussetzige. Ich arbeite täglich an meiner Trockenheit und umso mehr kommen mir Gedanken über mich und mein künftiges Leben ohne Alkohol. Ich weis, das sollt man nicht denken, aber ich möchte ehrlich sein und mein Problem aussprechen: manchmal denke ich, die sind alle so lustig und feiern, nur ich kann nicht mit tun denn ich bin ja Alkoholkrank und darf nur Wasser geniessen. Diese Schwäche kommt nun in mir auf und ich fühle mich komisch. Eigentlich sollte es mir gut gehen, denn ich bin schon wochenlang trocken. Anstatt stolz auf mich zu sein habe ich derart komische Gedanken.

    Bitte verzeiht mir meine Offenheit, ich werde selbstverständlich weiterhin trocken bleiben und es geniessen.

    Liebe Grüße, Sungold.

  • Hallo sungold,
    Offenheit ist immer gut,egal wie es andere auffassen,sie hilft Dir,und das ist wichtig :!:

    Sungold,Du strukturierst gerade dein Leben neu,und steckst noch in den Anfängen!


    Zitat

    Ich fühle mich zur Zeit etwas schwach und habe mich daher in den letzten Tagen auch etwas von meinen Freunden distanziert. In mir kommt eine innere Leere auf und ich komme mir vor wie eine Aussetzige

    Du bist keine Aussätzige,wie oben schon gesagt,Du strukturierst dich,und das ist wichtig.Deine Freunde,kennen deine Abhängigkeit,und wären es gute Freunde,würden sie auch darauf Rücksicht nehmen,und in deiner Gegenwart,nicht's trinken!

    Jetzt kommt natürlich wieder der Gedanke"Ich kann denen doch nicht verbieten,in meiner Gegenwart nicht's zu trinken"Nein,kannst Du nicht!
    Aber wären es "gute Freunde" würden sie es akzeptieren,und in deiner Gegenwart,darauf verzichten,und deshalb,ist es doch völlig legitim,daß Du dich von Ihnen fernhältst!

    Diese innere Leere gilt es zu füllen,in dem Du Dir,andere Aktivitäten suchst,Sportverein etc.Hierzu gibt es viele Möglichkeiten,Du musst sie nur erkennen!Du bist in keinem Fall eine Aussätzige,nur weil Du dich von trinkenden Leuten fernhältst!Nun mach dich mal nicht kleiner wie Du bist :wink:

    Gruß Andi

  • Nachtrag:

    Zitat

    manchmal denke ich, die sind alle so lustig und feiern, nur ich kann nicht mit tun denn ich bin ja Alkoholkrank und darf nur Wasser geniessen. Diese Schwäche kommt nun in mir auf und ich fühle mich komisch

    Auch Du kannst lustig sein ohne Alkohol,glaube mir,es geht :!:

    Das was dich jetzt so schwach auszusehen scheint,sind meines Erachtens Verzichtsgedanken,die immer wiederkehren werden,sofern Du dein Umfeld nicht änderst!

    Gruß Andi

  • Hallo sungold,

    ich denke, jeder hier weiß, wie es dir geht und viele von uns haben ab und an noch ähnliche Gefühlszustände.

    Dagegen hilft nur die Zeit. Du solltest dich aber auch aktiv darum bemühen, positive Gedankenmuster zu entwickeln, um solche Situationen in Zukunft gelassener meistern zu können. Dazu ist es wohl zu allererst von Nöten, den von dir angesprochenen "Verzichtsgedanken" zu "bearbeiten". Versuch doch einfach mal den Gedanken umzudrehen: Wenn du nicht trinkst, dann verzichtest du auf nichts - wenn du aber wieder rückfällig wirst in einer solchen Situation, dann verzichtest du auf vieles: körperliche und psychische Gesundheit, die Chance auf dauerhafte Zufriedenheit u.v.m.

    Was ich jetzt noch schreibe, ist vielleicht nicht "politisch korrekt", aber es ist doch in der Tat so, dass wir Alkoholkranken nicht die einzigen sind, die auf dieser Welt auf irgendetwas verzichten müssen! Zehntausende Menschen in diesem Land müssen ohne gesunde Beine oder Arme auskommen, Millionen von Menschen in diesem Land haben diverse Pollen-Allergien, weswegen sie keinen Frühlingsspaziergang genießen können; Millionen von Menschen haben zu wenig Geld, um sich wenigstens gelegentlich einen Auslandsurlaub leisten & genießen zu können;

    Was ich damit sagen will: Verzicht gehört für jeden Menschen irgendwie zum Leben - ich bin sicher, dass es keinen Menschen (selbst unter den reichsten der Reichen) gibt, der nicht auf irgendwas "verzichten" muss. Selbst Millionäre und Stars müssen verzichten - zb. auf ihre Freiheit, überall und jederzeit ohne Personenschutz hingehen zu können.

    Diese Gedanken können einem helfen, den eigenen "Verzicht" in eine gesunde Relation zu setzen - und damit nicht im Selbstmitleid zu versinken.

    Viele Grüße,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Sungold


    Ich habe mir in der nähe wo ich wohne eine SHG gesucht.
    Dort kann man auch kontakte knüpfen.
    Ich fühle mich dort sehr wohl, unter Menschen die mich verstehen
    und die das gleiche Problem haben.
    Es werden gemeinsame Ausflüge angeboten usw.
    In den Sommerferien gibt es sogar eine Campingfreizeit.
    Habe Geduld mit dir.

    Grüssle von Horst :wink:

    der weg zu dir selber hört nie auf,

    hinter dir gehts abwärts,

    und vor dir steil bergauf. (wolfgang ambros)

  • Hi Sungold,

    ich denke, die meisten hier koennen Dich verstehen und haben aehnliches durchgemacht. Ich selber war auch vollkommen durch den Wind nach meiner Entgiftung, ich wuerde sagen: instabil und labil. Aber das ist wohl ganz normal: Du hast einen grossen Schritt getan und jetzt gilt es, das ganze zu festigen und zu verinnerlichen. Du kannst Dir sicher sein, dass es immer besser wird und auch diese Zweifel und stoerenden Gedanken werden irgendwann verschwinden. Konzentriere Dich auf das Heute und Jetzt! Sage Dir: Heute werde ich nicht trinken -- der Rest ergibt sich schon.

    Zitat


    Ich habe versucht, meinen Freundeskreis, der sehr viel mit Alkohol zu tun hat, zu ändern. Man hat mir geraten, dieses Umfeld zu meiden. Ich habe meinen Freunden erzählt, dass ich Alkoholkrank bin und sie haben es akzeptiert. Nun aber stehe ich an einer - wie ich meine - gefährlichen Stelle. Ich denke manchmal, naja so ein Gläschen.... Aber ich bleibe standhaft und hart. Ich möchte mein Leben lang nie wieder diesen Alptraum Alkohol mitmachen.

    Zuerst solltest Du einmal genau ueberlegen, wie Du das Wort "Freund" definierst. Kann denn jemand, mit dem Du hauptsaechlich das Saufen gemein hattest, Dein Freund sein? Und wenn die nur noch Spass haben koennen, wenn sie abgefuellt sind, dann mache Dir mal klar, wie erbaermlich das eigentlich ist. Und wenn Du da nicht aufpasst und konsequent bist werden die Dich wieder mit runter ziehen. Also Augen zu und durch. Du wirst neue Leute kennenlernen.

    Du scheinst im Alkohol noch einen Verzicht zu sehen, das ist gefaehrlich, aber sicher auch normal, wenn man erst so kurz trocken ist. Ich sehe darin immer weniger irgendeinen Verzicht, da ich viel darueber nachgedacht habe. Denke mal darueber nach, was Alk mit Deinem Leben gemacht hat. Also bei mir hat er vieles, sehr vieles zerstoert. Das letzte mal als ich Mist mit Alk im Blut getrieben habe hab ich 1 Jahr auf Bewaehrung bekommen -- um Dir mal einen Eindruck zu geben. Ohne Alk waere mir das (und vieles andere) nie passiert. Verdeutliche Dir das. Und dann frag Dich: worin besteht der Verzicht?


    greets,
    Michael

  • Hallo!

    DAnke für Eure hilfreichen Antworten!

    Vorallem die Sache mit dem Verzicht ist ja so richtig! Vermutlich sieht ein kleiner Teil in mir die Nüchternheit immer noch als Verzicht, obwohl sie eigentlich der größte Gewinn für mich ist. Vielleicht ist es aber wie Ihr schon sagtet auch Euch am Anfang der Trockenheit so ergangen.

    Ich habe mir nun Gedanken darüber gemacht, wie ich diese Leere füllen kann. Es soll keine Ersatzdroge sein - im Gegenteil. Ich möchte neue Aktivitäten beginnen. Habe heute den Tag erst mal bewußt begonnen und wahrgenommen, wie schön eigentlich mein Garten ist. In meiner Nassen Zeit war mir das alles egal. Habe nun begonnen, zu malen. Ich sitze im Freien und male die Natur und finde dabei eine Entspannung und innere Zufriedenheit in mir.

    Hoffentlich hält das länger an. Für Abends habe ich mir schon eine interessante Lekture (zum Thema Alkoholismus) besorgt. Ich denke, dass ich vorallem jetzt intensiv an mir arbeiten muss damit meine Nüchternheit in Fleisch und Blut übergeht.

    Morgen wenn ich wieder zur Arbeit gehe bin ich sowieso gut drauf. Im Job da geniesse ich meine Nüchternheit so richtig und ich denke kaum an Alkohol. Ich bin leistungsfähiger und habe wieder Freude an meiner Arbeit. Die Problemzone bei mir sind dann Momente nach dem Büro, Wochenenden oder Feiertage. Früher waren diese immer mit Saufgelagen gefüllt. Nicht das ich diese vermissen würde, nein nein! Hilfe, wie schlecht es mir danach immer ging!

    Werde nun versuchen einfach andere Interessen zu entwickeln, was möglicherweise auch ein Lernprozess sein wird.

    Danke Euch! Bis bald,
    Sungold.

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