Bin nun auch mit an Bord

  • Hi zusammen,

    tja, was schreibt man jetzt hier .... ? :D

    Ich bin süchtig. Früher war ich abhängig von Heroin, Kokain, Benzodiazepinen, ... naja in etwa von allem, was man auf dem Drogenmarkt bekam (auch Magersucht war und ist bei mir immer wieder ein Thema). Nebenbei trank ich schon immer. Alkohol ist/war für mich immer die "Ausweichdroge" schlechthin. Seit zwei Jahren bin ich absolut drogenfrei .... wäre da nicht der Alkohol. Damit kämpfe ich mich immer wieder herum. Gerade bin ich wieder drei Wochen trocken. Ich war im 2005/2006 schon mal 9 Monate trocken; damals mit einer enormen (aber ich denke, nicht übertriebenen) Begeisterung und Überzeugung. Doch dieses mal empfinde ich es als sehr mühsam, schleppend, zermürbend, ... einfach schwierig.

    Bei meinem letzten "Entzug" ging es mir psychisch sehr schnell viel besser - es war, als würde die Sonne endlich nach einer langen Nacht wieder aufgehen. Dieses mal aber fällt mir jeder Tag sehr schwer und die typischen Suchtgedanken und "Schnippchen", die mir die Sucht zu schlagen versucht, hauen mich oft beinahe aus der Bahn (wie vor drei Wochen). Ich weiss ja genau, dass ICH nicht kontrolliert trinken kann und doch kommen mir momentan täglich die Gedanken, dass ich es vielleicht doch könnte. Mich hält dann nur die Vorstellung von den mistigen Gefühlen, der Reue und den Schuldgefühlen am Tag danach, davon ab, ein Bier ( :roll: als könnte ich ein Bier trinken ... :wink: ) zu trinken.

    So, ich denke das reicht - möchte Euch ja nicht schon bei meinem ersten Post total zutexten. :D

    gruss liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo Liv ...
    und herzlich willkommen im Forum,

    deine 9-monatige "Trockenheit" war eine körperliche, keine geistige, - eine Trinkpause.

    Wie gestaltest du dein Leben ? Was macht dein Alkoholumfeld ?

    Gruß, Freund.

  • hi Freund (klingt gut ... :D ),

    Zitat


    und herzlich willkommen im Forum,

    Danke!!

    Zitat

    deine 9-monatige "Trockenheit" war eine körperliche, keine geistige, - eine Trinkpause.

    Ja, natürlich war es eine Trinkpause, da ich es ja leichtsinnig damals wieder beendet habe; also die Sucht nicht aus dem Kopf "raus" hatte. Somit sind wir aber doch alle irgendwie in einer Trinkpause, da wir ja nie eine Garantie darauf haben können/geben können, dass es für alle Zeiten so bleiben wird, oder?!? Kann man denn zu Lebzeiten von einer Trockenheit sprechen? Sind nur so Gedanken, die sich mir dazu aufdrängen. Ist aber ja eigentlich eh nur Theorie und Haarspalterei .... . :D

    Ich weiss, ich bin süchtig und werde das mein Leben lang bleiben. So spreche ich auch z.B. beim Heroin (wovon ich 10 Jahre clean bin) niemals davon "es geschafft zu haben", wie es von Aussenstehenden so gerne genannt wird.

    Zitat

    Wie gestaltest du dein Leben ? Was macht dein Alkoholumfeld ?

    An der Lebensgestaltung beisse ich mir gerade die Zähne aus. Aber da müsste ich jetzt weit ausholen. Mein Alkoholumfeld ...? Naja, ich trinke am liebsten alleine zuhause und habe von daher keine "Saufkumpanen". Mein Umfeld trinkt im allgemeinen "normal" - und ich kann ja keinem verbieten zu trinken, wenn ich in der Nähe bin (darum bitten natürlich schon). Was für mich momentan gerade ein Problem darstellt, ist, an gewissen Aktivitäten aus Selbstschutz nicht teilnehmen zu können - weil mir einfach das Risiko, meiner Sucht da nachzugeben, zu gross ist. Gerade heute mal wieder *schnief* :D

    gruss liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo Liv,

    dein *schnief* zeigt mir Verzicht.

    „Es geschafft zu haben“ vom Alkohol weg kann ich von meiner geistigen Loslösung dennoch behaupten, der Weg zum Alkohol zurück würde Vernachlässigung meiner Prioritäten und meines Lebensgenusses voraussetzen.

    Es kommt ja gerade auf die Lebensgestaltung und Neustrukturierung an. Ein alkoholfreies Zuhause und als Refugium dienend ist Voraussetzung. Neue Freizeitgestaltungen fern der Assoziationen zum Alkohol, auch hier im Forum regelmäßig möglich.

    Du hast also ein Umfeld, das trinkt. Ob normal ist dabei unerheblich.
    Du kannst keinem verbieten in deiner Nähe zu trinken, aber bestimmen, wer sich in deiner Nähe aufhält.
    Du willst also immer noch an Aktivitäten teilnehmen, bei denen der Alkohol präsent ist.
    Das war auch ein Grund deines Rückfalles.

    Du musst dir ein neues Umfeld suchen, fern des Alkohols und der Menschen, die ihn konsumieren. Ich mache es. Er hat keine Bedeutung mehr in meinem Leben. Aktivitäten MIT Alkohol sind für mich unbedeutend.

    Diese Verinnerlichung musst du in einem langen Prozeß erreichen und kannst dich vom Alkohol geistig loslösen.

    Gruß, Freund.

    P.S. Habe deinen threat mal in >Alkoholsucht< verschoben.

  • hi Freund,

    Zitat

    dein *schnief* zeigt mir Verzicht.

    Ja, Verzicht auf eine Veranstaltung, auf die ich echt Lust gehabt hätte. Aber das :D sollte aussagen, dass ich es als nicht so tragisch empfinde.

    Darf ich fragen, wie lange Du denn schon trocken lebst? Obwohl das ja grundsätzlich nicht soo wichtig ist, weil es, meiner Meinung nach, nicht viel über das "wie weit" man schon ist, aussagt, oder?! Ich weiss es nicht.


    Zitat

    Du hast also ein Umfeld, das trinkt. Ob normal ist dabei unerheblich.
    Du kannst keinem verbieten in deiner Nähe zu trinken, aber bestimmen, wer sich in deiner Nähe aufhält..........Du willst also immer noch an Aktivitäten teilnehmen, bei denen der Alkohol präsent ist.

    Ich bin auch sicher, dass jeder meiner Bekannten für mich an dem gewissen Abend auf das trinken verzichten würde, wenn ich das wünschen würde. Aber ist das wirklich eine "Lösung"? Oder kann ich in Zukunft nur noch mit alkoholabstinenten Leuten verkehren? Ich müsste ja meinen ganzen Bekanntenkreis aufgeben, weil wahrscheinlich alle hin und wieder mal ein Glas Wein trinken.

    Klar im Moment vermeide ich es, mich irgendwohin zu begeben, wo ich allzu sehr mit Alkohol konfrontiert werde. Doch geht das auf Dauer, respektive ist das erstrebenswert, wenn ich mich "abschotte".

    Welchen Freizeitaktivitäten gehst denn, z.B. Du nach? Ich müsste z.B. mein Hobby aufgeben.

    Zitat

    Du musst dir ein neues Umfeld suchen, fern des Alkohols und der Menschen, die ihn konsumieren. Ich mache es. Er hat keine Bedeutung mehr in meinem Leben.

    Aber räumst Du damit dem Alkohol nicht gerade wieder grosse Bedeutung ein, indem Du Dich diesem fern hälst. Wäre das Ziel nicht, (locker) neben dem Alkohol leben zu können und nicht nur "fern des Alkohols"? (ich meine solche Fragen absolut werfrei und möchte Deine Meinung/Einstellung keineswegs in Frage stellen oder jemanden hier gar provozieren - im Gegenteil!! Nicht, dass hier was falsch rüberkommt ... ;-))

    Ich danke Dir für Deine Antworten, wünsche Dir einen schönen Feiertag und grüsse Dich, liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo,

    Zitat


    Hat man sich in Jahren ein nüchternes Leben und Umfeld erarbeitet, wird man automatisch kein alkoholtrinkendes Umfeld mehr haben, wenn man es richtig gemacht hat.
    Wenn man sich dann mal in ein Kaffee oder eine Gaststätte begibt, wird man mit dem eventuell am Nachbartisch weintrinenden Besucher umgehen können.
    Dies ist aber eine Frage von Jahren.

    Ich denke, das es nicht auf die Anzahl von Jahren ankommt, sondern wie weit ich geistig mich vom Alkohol distanziert habe, ein vollkommen ! alkoholfreies Umfeld finde ich gibt es nicht, aber ich kann heute ohne Probleme in einem Cafe meinen Capucciono trinken, auch wenn am Nebentisch jemand ein Glas wein trinkt.

    Liebe Grüße, Rose

  • Hallo liv,

    du schreibst: … weil es, meiner Meinung nach, nicht viel über das "wie weit" man schon ist, aussagt, oder?!

    Da hast du Recht.
    Ich habe vor kurzem aufgehört, die Jahre zu zählen.
    Alkoholabstinent lebe ich schon viele Jahre, geistig trocken einige Jahre.

    Du schreibst: … oder kann ich in Zukunft nur noch mit alkoholabstinenten Leuten verkehren? Ich müsste ja meinen ganzen Bekanntenkreis aufgeben, weil wahrscheinlich alle hin und wieder mal ein Glas Wein trinken.

    Ich habe es getan und mich von jenem Bekanntenkreis getrennt.
    Ich habe seinerzeit für mich erkannt, dass diese Menschen mich zeitlebens nicht vom Alkohol loslassen werden, d.h. der Alkohol immer in meinem Leben eine Rolle spielen wird, auch wenn ich ihn über den Willen nicht trinken möchte/werde. Dieser Weg letztendlich immer eine Trinkpause sein und mit einem Rückfall enden wird.

    Ich hatte von Langzeittrockenen die räumliche Distanz vom Alkohol und die geistige Abstinenz und Loslösung vermittelt bekommen, die notwendig ist, um sein Suchtgedächtnis zu überschreiben bzw. zu bereinigen.

    Ich habe seinerzeit mit jenen „Freunden“ versucht ohne Alkohol meine Freizeit zu gestalten, nur wenige sind geblieben, die dazu bereit waren.

    Die Gesundheit und Suchtfreiheit hatte bei mir oberste Priorität, ich war nicht mehr bereit zu Eigenversuchen mit Alternativmöglichkeiten aus nassem Denken.

    Gehst du diesen Weg akribisch, wirst du andere Wertschöpfung erfahren, du dieses Umfeld nicht mehr vermissen.

    Bei geistiger Distanz zum Alkohol, die einen längeren Prozeß voraussetzt, kannst du nach Jahren sicherlich einmal neben alkoholtrinkenden Menschen verweilen und kommunizieren, du suchst dieses Umfeld aber nicht.

    “Locker neben dem Alkohol leben zu können“ ist ein Wunsch aus nassem Denken wie der des kontrollierten Trinkens, NICHT möglich, aber aus meiner heutigen Sicht auch nicht erstrebenswert.

    Ich hoffe, dir einige Antworten gegeben zu haben …

    Gruß, Freund.

  • Hi Karsten, Rose und Freund,

    danke für Euere Antworten!

    :( Aber sagt mir mal, WIE baut man sich ein absolut alkoholfreies Umfeld auf? Ich kann doch nicht jeden Menschen, den ich kennenlerne zuerst fragen, ob er manchmal ein Bier trinkt und entsprechend der Antwort meine Sympathie verteilen. Natürlich kann man über eine Selbsthilfegruppe trockene Freunde finden, aber ist das Ziel wirklich, mich auf eine Insel zu retten und das Fernglas für immer zu verbuddeln? Das heisst nicht, dass ich irgendwas gegen Selbsthilfegruppen habe (war wärend meiner Drogen-Lanzeittherapie fast täglich in der AA oder NA).

    Ich suche hier nicht krampfhaft nach Gründen, mir kein alkoholfreies Umfeld aufbauen zu können/dürfen/müssen. Mir ist es einfach wirklich ein Rätsel, wie man das hinbekommt. Mit ein Grund, weshalb ich die Selbsthilfegruppe in der nächsten Stadt nicht besuche, ist, dass ich um dahin zu gelangen, durch den Bahnhof muss, wo ich früher gerne getrunken habe - und wo ich immer automatisch alte Drogen-/Alkfreunde treffe.

    Ich weiss auch nicht, ob ich alkoholfreies Umfeld falsch verstehe. Es kommt bei mir selten vor, dass ich mit Freunden trinke (meistens trinke nur ich :cry: ). Soll ich alle Freundschaften in den Wind schiessen, weil ich weiss, sie trinken manchmal (wenn ich nicht dabei bin) ein Glas Wein?

    Naja, ich finde, dass "(locker) neben dem Alkohol leben zu können" und der Wunschtraum des "kontrollieren Trinkens" schon zwei verschiedene paar Schuhe sind. Das eine hat doch mit Konsum meiner Droge zu tun und das andere damit, sich von dem Thema nicht vollumfänglich beherrschen lassen zu wollen. Mein Wunsch ist es sicher nicht, in einer Kneipe arbeiten zu können, sondern irgendwann "loslassen" zu können, dem Thema Alkohol gegenüber gleichgültig zu empfinden, ohne Hass, Gram, Neid, Gier oder sonstwas. So, wie mich heute Drogen (ausser Alkohol) nicht mehr interessieren, es ist mir einfach gleichgültig, wer wann wo was konsumiert oder konsumiert hat, weil es mir so lang wie breit ist (da ich dabei kein Gefühl von "ich möchte auch", "ich hasse Drogen", .... mehr empfinde). Ist denn sowas bei Alkohol nicht möglich? Gut, wahrscheinlich findest Du, Freund, dass ich in dem Fall auch bei den Drogen noch kein "cleanes Denken" habe. Aber ist es nicht gesünder, einem Thema gegenüber gleichgültig zu sein, anstatt sich mit Händen und Füssen dagegen zu wehren?

    Ich weiss, ich habe noch viel zu lernen .... :D

    gruss liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo Liv,

    Zitat von liv

    Aber ist es nicht gesünder, einem Thema gegenüber gleichgültig zu sein, anstatt sich mit Händen und Füssen dagegen zu wehren?

    Jau, Bingo :lol: .
    Und das erreichst du nur durch eine geistige Loslösung, die du über einen langen Prozeß mit Distanz zu dem Alkoholumfeld erreichst.

    Ich lerne neue Menschen in einem Umfeld kennen, in dem der Alkohol nicht präsent ist. Sollten diese Menschen trinken, überlege ich mir wohlweislich weiteren Kontakt.

    Oder hast du in deiner Abstinenzphase den Kontakt zu deinem H-Umfeld gepflegt ?

    Gruß, Freund.

  • Korrektur oder zur besseren Verständlichkeit:

    Das Thema ist mir nicht gleichgültig, aber der Alkohol wird unbedeutend, obwohl ich Respekt vor ihm habe.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous (17. Mai 2007 um 18:16)

  • Hallo Liv,

    du fragst:

    ...Soll ich alle Freundschaften in den Wind schiessen, weil ich weiss, sie trinken manchmal (wenn ich nicht dabei bin) ein Glas Wein?...

    Das ist aus meiner Sicht natürlich übertrieben, du bist ja nicht anwesend.

    Wenn sie aber in deiner Gegenwart trinken, und wenn es nur ein Glas ist, solltest du die Sache überdenken.

    LG Martin

  • Hallo Liv,

    das Forum bietet enorme Erfahrungen, derer du dich belesen kannst.

    Gruß, Freund.

  • hi Freund,

    Zitat

    Und das erreichst du nur durch eine geistige Loslösung, die du über einen langen Prozeß mit Distanz zu dem Alkoholumfeld erreichst.

    Das ist mir klar. Ich meide zur Zeit bewusst, Orte wo Alkohol getrunken wird oder Leute, wo ich weiss, sie trinken was. Auch wenn ich weiss, dass ich in den Momenten dort wohl kaum was trinken würde, aber bei mir baut sich das dann so langsam immer wieder auf und steigert sich meist bis zu einem Rückfall. Zumindest bei mir ist ein Rückfall ein Prozess und kommt nicht aus heiterem Himmel. Unterdessen glaube ich schon schon ziemlich gut zu spüren (kann natürlich aus der Erfahrung mit dem Umgang mit den anderen Süchten herrühren), wo ich dabei gerade stecke. Deshalb schreibe ich auch hier, weil ich spüre, es ist wieder stark im "aufwärts-trend" (der Suchtgedanken) oder besser, es ist seit meinem Rückfall vor 3 Wochen nie ein wirklicher "abwärts-trend" zu verspüren gewesen. Und ich weiss die letzten Tage nicht mehr wirklich, wie ich damit umgehen soll. Wie ich das stoppen und wieder in die andere Richtung leiten kann .... :? . Daher habe ich auch nach so einem Forum gesucht.

    Zitat

    Oder hast du in deiner Abstinenzphase den Kontakt zu deinem H-Umfeld gepflegt ?

    Nein, in meiner Abstinenzphase (klingt deprimierend ... :D ) vom Heroin habe ich kaum Kontakt zu (Noch-)Konsumenten. Anfangs überhaupt keinen. Aber unterdessen meide ich sie nicht mehr mit allen Mitteln. Wenn ich einen "alten Bekannten" treffe, habe ich keine Mühe mich mit diesem zu unterhalten. Wenn ich merke, es wird mir zuviel, bin ich aber natürlich auch schnellstens wieder weg und dann weiche ich auch für die nächste Zeit (und das kann lang sein) diesen Leuten wirklich aus. Aber im Normalfall suche ich sie bestimmt nicht, aber ich mache auch keine Umwege mehr wegen ihnen.

    Hmmm, nochmal danke für Deine prompten Antworten, gruss liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo Liv,

    Zitat von liv

    Auch wenn ich weiss, dass ich in den Momenten dort wohl kaum was trinken würde, aber bei mir baut sich das dann so langsam immer wieder auf und steigert sich meist bis zu einem Rückfall.

    Damit weisst du doch schon verdammt viel, und es passiert zudem auch noch im Unterbewusstsein.

    Lies, schreib und reflektiere hier täglich im Forum, das ist z.B. aktive Trockenheitsarbeit.

    Gruß, Freund.

  • hi Karsten, Maddin und Freund,


    Zitat

    Ich habe mir mein nasses Umfeld so aufgebaut, dass es keine trockenen Menschen gab.
    Genauso habe ich mir im laufe der Zeit jetzt ein trockenes Umfeld aufgebaut.

    Das klingt und ist gut!


    Zitat

    Heute gehe ich ein Kaffee und weiß, dass dort nur in Außnahmefällen mal einer was trinkt.

    In dem Fall habe ich Euch wahrscheinlich etwas falsch verstanden (oder Ihr seht das einfach nicht alle gleich - es muss ja eh jeder, den für ihn passendsten Weg finden und gehen) - ich dachte echt, Ihr geht alle nie irgendwo hin, wo eventuell jemand Alkohol trinken könnte und verkehrt ausschliesslich mit Leuten, die nie Alkohol trinken. Und das empfand ich doch als sehr anstrengend, ja fast unmöglich.

    Ich meide natürlich auch meine üblichen früheren "Sauforte" - aber aufgrund meiner früheren Obdachlosigkeit könnte ich streng genommen kaum mehr durch unsere (kleine) Stadt gehen, weil ich wohl schon überall getrunken habe und bekannte Trinkende treffen würde.

    Zitat

    Wenn Du nun jemanden kennen lernst, fragt man natürlich nicht: "trinkst Du auch Alkohol?"
    Aber der Ort, die Situation geben schon Anlass zur Selektierung, wie die Lebenssituation des anderen schon ist.

    Das stimmt!

    Es freut mich wirklich sehr, dass man hier so einfach Fragen stellen kann und solch ehrliche Antworten bekommt.

    @Freund - ja, ich habe vor, hier täglich zu lesen und gegebenenfalls zu schreiben. Aber noch komme ich mir hier ziiiiemlich unwissend vor .... . :D Naja, die Theorie hätte ich wohl schon mehr oder weniger im Kopf (denn ich persönlich denke, dass fast jede Substanzbezogene Abhängigkeit ähnliche Hürden und Stolpersteine aufstellt und sehr vieles doch sehr ähnlich ist - von den Suchtgedanken, Selbstbetrug, etc.), aber an der Umsetzung hapert es teilweise noch ziemlich. :?

    So, ich danke wieder für Euere Antworten und grüsse herzlich, liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo Liv,

    Respekt, Respekt. Da hast Du ja ein breites Spektrum von schweren Abhängigkeiten gehabt und viel gekämpft.
    Ist nicht jeder, der sich von Abhängigkeiten lösen möchte, zunächst und -letztendlich auch immer -
    auf sich selbst angewiesen ? Ich habe begriffen, es wird mich niemand loben, wenn ich einen Schritt tue,
    doch wird man es nicht für gutheissen, wenn ich wichtige Schritte unterlasse.
    Die Tatsache, dass mir niemand ständig über die Schulter schauen kann, sollte mich stärken, dieses kleine Monster, was auf meiner Schulter sitzt,
    wieder und wieder zum Schweigen zu bringen. Ich kann mich nicht einsperren, denn dass würde bedeuten, dass ich mich vor dem Leben verschliesse. Ich kann mich nicht selbst einschliessen und nicht wissen, wo der Schlüssel liegt. Ich muss mich also allen möglichen Gefahren und Konfrontationen stellen, täglich. Das Forum ist für mich eine wertvolle und grosse Hilfe. Gerade eben kam an Anruf von einem Weindepot, woraufhin ich antwortete ich trinke keinen Alkohol und meine Kundenkarte sofort in den Müll wanderte (ich hatte sie völlig vergessen) , egal ob noch Bonuspunkte drauf sind oder nicht. Habe mir bis zuletzt eingeredet, ist zwar teurer aber besitzt eine "Rechtfertigung wegen Geschmack".
    Freundeskreis ? Umfeld ? Es reicht zu sagen, dass ich wegen eines Fahrraddiebstahls meinen besten Freund verloren habe, den ich 32 Jahre lang kannte. Er ist immer noch mehrfach abhängig, chronisch krank. Sein Vater ist tot. Seine Mutter sagt nur: "Ist doch alt genug. Muss selbst wissen, was er tut". Na wunderbar, was für eine einstellung.
    Ich glaube, es war gut, diese Freundschaft zu verlieren. Es sollte doch schon reichen, wenn er mir sagt"hier trink mal was, reicht doch noch fürs Autofahren". Tja, dass wir so nicht auf einem Level kamen reichte ja schon. Aber uns nicht sicher zurück nach Hause bringen ? Nein.
    Die "süchtigen" und da reicht schon der unbequeme Raucher, der nicht auf meinen Balkon geht, besuchen mich nicht mehr.
    Ich hänge so gesellschaftsmässig "unten drin im Netz" und möchte wieder Fuss fassen können. GottseiDank ist da meine Partnerin, die mich in allen
    Lebenslagen versteht und unterstützt. Auch werde ich von meiner Familie sehr geschätzt. Von allen hätte ich den besten Charakter usw.
    Doch ich will nicht meine Lebensgeschichte erzählen, sondern Mut machen.

  • Ich habe zuletzt mal wieder einen Hinterhof in Bahnhofsgegend aufgesucht. Dort sind alle Drogen vertreten von A-Z. Hauptsächlich Alk.
    Insgeheim kam eine kurze Angst in mir hoch: Und was, wenn dir jemand eine Nadel in den Arm sticht ? Nur, warum sollte man das tun ?
    Setzt mir denn jemand ein Glas oder eine Flasche an den Mund ?


    Habe mich auf der Terrasse ein wenig gesonnt, einen Kaffee getrunken, vereinzelt standen Flaschen auf den Boden, hier durfte wohl zumindest "draussen" konsumiert" werden. Der Grund, warum ich da war ? In Ruhe dort sitzen und die unterschiedlichsten Stimmungen aufnehmen.
    2 Begegnungen möchte ich nicht vorenthalten: Der eine 11 Jahre in Asien gewesen, dort hat er keinen Alkohol getrunken, weil es das dort nicht an jeder Ecke gibt, wie er sagt. Die andere -kannte ich etwas näher als vom Sehen her-, nach 19 Jahren, raucht immer noch, der neue Freund da, jetzt der sog. "TOTAL"-Alkie, was hat sie nur aus sich selbst gemacht, warum hängt die sich jetzt erneut eine Co-Abhängigkeit an den Hals. Auf meinen Satz -in die Runde gesprochen-, ich hatte mal getrunken, jetzt trinke ich nicht mehr wandte sie sich nur ab und ich verlies diese "heitere Runde mit Hinterhof-Idylle". Dort, wo die Kommunikation - aus welchen Gründen auch immer versiegt - möchte ich nicht sein.

  • Hallo Schneemann,

    ....Alte Szene besuchen, Spiel mit dem Feuer ?!!! nach noch nicht einmal 4 Wochen Abstinenz ? :roll:

    Hast glaube ich noch nicht genügend gelesen und verinnerlicht hier im Forum, sonst verstehe ich diesen Leichtsinn nicht !

    L.Gr. Rose

  • danke Dir, Schneemann, für Deine Worte.

    Das wird wohl eines der Posts sein, welche ich mir regelmässig immer wieder durchlesen werde .... .

    Witzig, dass Du von dem Telefonat erzählst - hatte auch gerade ein, für mich äusserst unangenehmes Telefonat. Meine "Freundin" (eher Kollegin und doch, neben meiner Familie, meine Vertrauteste reale Person :-/ ) hatte mich vor zwei Tagen eingeladen, mit ihr zusammen heute abend eine Handels-und Gewerbe-Ausstellung zu besuchen. Schon als ich das hörte, wurde mir schwammig zumute, weil dort halt ohne Ende die verschiedensten Sorten Alkohol degustiert wird. Aber ich konnte (wie immer) nicht nein sagen.

    Seither schwankte ich extrem zwischen "ich will absagen, aber wie erkläre ich ihr das?" und "ach, xxxx drauf und geh hin" (typisch Sucht - es wäre für heute bestimmt der einfachere Weg gewesen ... aber der nächste Morgen kommt ja auf den Fuss). Vorher nun habe ich mir ein Herz gefasst und ihr abgesagt (ich habe ihr genau erklärt, wieso ich da nicht hin möchte). Sie war daraufhin sehr kurz angebunden und leicht schnippisch ... aber eigentlich ist das nun ja nicht mehr mein Problem. Ich war ehrlich und entweder kann sie damit umgehen oder lässt es. Auf alle Fälle ist mir jetzt viel leichter ums Herz. Aber ich denke, wenn ich nicht diese paar Tage, die ich jetzt dabei bin, hier mitgelesen und mich mitgeteilt hätte, hätte ich das so nicht hinbekommen und mich hinreissen lassen, den Willen anderer über mein (physisches und psychisches) Wohl zu stellen.


    Zitat

    Ist nicht jeder, der sich von Abhängigkeiten lösen möchte, zunächst und -letztendlich auch immer -
    auf sich selbst angewiesen ?

    Ja. Man kann sich Hilfe und Unterstützung holen, aber die Schritte vorwärts muss man selber gehen. Und vor allem, kann man sie nicht für jemand anderen tun.

    Zitat

    Ich habe begriffen, es wird mich niemand loben, wenn ich einen Schritt tue,
    doch wird man es nicht für gutheissen, wenn ich wichtige Schritte unterlasse.

    Wie wahr ... .


    Zitat

    Habe mir bis zuletzt eingeredet, ist zwar teurer aber besitzt eine "Rechtfertigung wegen Geschmack".

    Kann ich gut nachvollziehen - und finde es klasse, dass Du dem heute so ein Ende gesetzt hast!

    Zitat

    Es reicht zu sagen, dass ich wegen eines Fahrraddiebstahls meinen besten Freund verloren habe

    Sorry, das verstehe ich nicht ganz.

    Zitat

    Ich glaube, es war gut, diese Freundschaft zu verlieren. Es sollte doch schon reichen, wenn er mir sagt"hier trink mal was, reicht doch noch fürs Autofahren".

    Tja, in dem Fall, war die Einstellung Deines Freundes Dir und Deiner Sucht gegenüber wirlich nicht toll. Wieso versuchen Leute einen überhaupt zum trinken zu animieren? Weil sie sich dann selber weniger schlecht vorkommen müssen, wenn sie selber saufen? Bei mir ist das auch immer so eine Sache; da höre ich schnell mal Sachen, wie: "ach liv, gönn Dir doch ein Bier, Du hast ja mit allem aufgehört - ein Laster braucht doch der Mensch ..." und solches Palaver. Viele denken, weil ich mit allem anderen aufgehört habe, könne doch sowas (legales) wie Alkohol mich nicht mehr gefährden.


    Zitat

    Ich hänge so gesellschaftsmässig "unten drin im Netz" und möchte wieder Fuss fassen können. GottseiDank ist da meine Partnerin, die mich in allen
    Lebenslagen versteht und unterstützt. Auch werde ich von meiner Familie sehr geschätzt.

    Wie meinst Du das "gesellschaftsmässig unten drin im Netz hängen"? Vom Beruf her, von Freundschaften her, ...? Bei mir ist es so, dass ich kaum mehr Freunde habe. Das ist natürlich absolut mein Problem. Ich habe Mühe Freundschaften am Leben zu erhalten, weil es mir sehr schwer fällt, jemanden anzurufen. Bei Bekannten einfach so mal schnell vorbeigucken, geht für mich gar nicht. Ich habe immer Angst, jemandem lästig zu sein und möchte nicht, irgendwo reinschneien, und die Leute in die Situation bringen (wie ich immer) nicht nein sagen zu können. Ich schliesse da von mir anscheinend zu schnell auf andere.


    Zitat

    Doch ich will nicht meine Lebensgeschichte erzählen, sondern Mut machen.

    Ersteres fände ich spannend und zweiteres hast Du gemacht, danke!

    Ich grüsse Dich herzlich, liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Degustieren ? Schnüffeln und Verkosten ? Die Weinkennersprache hält die tollsten Verar... Volksverdummungen parat.
    Ich finde es gut , dass Du abgesagt hast hierfür. Ich hätte Dich sonst gefragt, wie gut Du im Weitsprung bist oder ob Du häufig Schnupfen hast 8) .
    Und selbst das hätte Dich nicht bewahrt vor den "Aromen", dem faden Gescmack und der "limbischen Gefahr".
    Obwohl Du bestimmt kein Ja und Amen-Sager bist. Warum fällt es allgemein schwer nein zu sagen ?
    (Ich kann z.B. meinem Vater leider nur aus plausiblen Gründen etwas abschlagen, aber siehe da, die wirken und zwar weil sie neuerdings PLAUSIBEL sind, aha ! )
    Fahrraddiebstahl: Er hat mir sein Fahrrad auf 400 m geliehen während Boulespiel. Für ihn Bier, für mich Frikadellenbrötchen. Abgeschlossen jedoch nicht am Gitter angekettet, Fahrrad weg (teuer-für ihn Status wie ein Auto), er kein Geld, Pistole auf die Brust, nach 2 Tagen zum Anwalt, da ich nicht den kompletten Verlust bezahlen wollte. Auf einmal stehen sich Fremde gegenüber wegen Nicht-Schuldeinsicht oder Unschuld, Erwartungshaltung und Drohung. Nicht schön. Das Gericht hat im übrigen das gleiche "Ergebnis" gebracht wie eine spätere, private Einigungsidee "unter Freunden".

    Bier ? Autofahren ? Ich würde heute während eines Ausfluges / Spaziergang und auch sonst nicht für erneute Rucksackfüllung an der Tankstelle halten. Er war stündlich auf Pegel. Ich habe mehr "vertragen" als er, habe ihn jedoch nie animiert.
    Gesellschaftlich unten im Netz: Suche feste Arbeit, und werde ganz bestimmt mit Trockenheit wieder dahin kommen.

    Grüsse
    Schneemann

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