Wenn man als Chef denkt, dass ein Angestellter trinkt

  • ... was macht man dann?

    1) Wie bekomme ich raus, ob jemand wirklich regelmäßig trinkt?
    Momentan ist es aufgrund von Dingen, die ich Morgens rieche und beobachte, nur ein Verdacht. Ich hab keine Ahnung, was ich nun machen soll. Wie bekomme ich raus, ob derjenige wirklich Morgens schon was trinkt?

    2) Was mache ich dann?
    Hilfe anbieten ist klar, aber will man die überhaupt?
    Soll man drohen?
    Soll man bitten?

    Ich will nicht warten, bis was passiert. Der Job ist nicht so, dass man da riesen Fehler bauen kann, das Einzige, was passieren kann, dass Leute meckern, aber das muss der Betroffene dann immer selbst ausbaden, da sie ihn selber anmeckern.
    Blos wäre das auf Dauer natürlich nicht tragbar, da Kundenzufriedenheit im Vordergrund stehen muss.

    Was mach ich denn nun?

    Danke

  • Hallo Salt&Pepper

    Bei der Person gehe ich im Folgenden von einem „Er“ aus. Das Einfachste um herauszubekommen, ob er morgens schon trinkt, sprich morgens mit ihm. Du wirst dann riechen und auch an seinem Benehmen merken, ob er getrunken hat. Wenn du nun feststellst, dass er regelmäßig morgens schon getrunken hat, dann rede mit ihm und lege ihm nahe, etwas gegen seinen Alkoholkonsum zu tun. Falls er abhängig ist, wird er es nicht lange schaffen und er ist wieder auf seinem gewohnten Level. Dann bestehe in einem weiteren Gespräch darauf, dass er eine ambulante oder stationäre Therapie mitmacht. Dabei kannst du ihm deine Hilfe anbieten. Andernfalls müsst ihr euch trennen. Es stellt sich die Frage, ob er vorher eine Abmahnung erhalten muss, gesetzlich sicher, aber weil doch ein freundschaftliches Verhältnis besteht, ist es vielleicht nicht notwendig.

    Ein Seminar über Suchtkrankheit ist zwar eine gute Idee, wird aber bei ihm nicht viel bewirken, da er sicherlich nicht einsieht, dass er Alkoholprobleme hat. Jeder andere hat damit Probleme, nur der Abhängige selbst nicht.

    Gruß Henri

  • Hallo an Alle,

    ich lese das hier bestimmt zum 5. Mal. Ich habe dabei viel über meine eigene Situation vor 2-3 Jahren nachgedacht. Ich arbeite in einem sehr grossen Betrieb und wir haben eigene Sozialberater, die von den Führungskräften für solche Gespräche eingesetzt werden können, dabei aber zur absoluten Verschwiegenheit gegenüber dem Arbeitgeber verpflichtet sind.

    Trotzdem hat keiner was gemacht, ich hab ja auch noch funktioniert. Letztendlich habe ich selbst den Sozialberater (selbst trockener Alkoholiker) um Hilfe gebeten.

    Jetzt sieht es so aus, als ob wir in meinem Bereich wieder so einen Fall haben. Ich selbst arbeite von diesem Kollegen knapp 100km entfernt, ein bischen weit für ein persönliches Gespräch, ausserdem kenne ich ihn nicht wirklich.

    Ich hab dann mal ein Gespräch mit meinem stellvertretenden Chef in diese Richtung gelenkt (er weiss, dass ich Alkoholikerin bin!). Es wurde sofort gedeckelt, von schwierigen Lebenssituationen, familiären Problemen usw. geredet. Hilfe "0".

    Ich finde, es ist nicht nur lobenswert wenn ein Vorgesetzer sich Gedanken macht und das Gespräch sucht. Irgendwo ist es auch seine (Fürsorge-) Pflicht.
    Leider passiert sowas viel zu selten und die Folge ist, dass der betroffene irgendwann auf der Strasse steht und womöglich auch noch Schaden angerichtet hat.

    @ Salt&Pepper

    was Du machst ist gut, ich hoffe Du findest einen erfolgreichen Weg. Aber selbst wenn er uneinsichig sein sollte kannst Du Dir sagen, dass Du alles in Deiner Macht stehende getan hast und das ist wichtig.

    Einen schönen Abend noch

    Käthe

    Alkohol ist nicht die Antwort, aber beim Trinken vergisst man die Frage.

  • Hallo Salt&Pepper

    Deinen Überlegungen kann ich mich nur anschließen. Wie man zwischen den Zeilen lesen kann, ist die Wohnungssuche nur eines ihrer Probleme. Wenn sie jetzt gezwungen wird, etwas gegen ihr Alkoholproblem zu tun, hat sie noch ein Problem zu bewältigen. Hinzu käme auch noch die Angst, ihre Arbeitsstelle möglicherweise zu verlieren. Von dieser Sicht her denke ich auch, dass es für sie nicht von Vorteil ist wenn du sie zusätzlich belastest.

    Ein Aspekt sollte dabei trotzdem noch bedacht werden. Sind ihre Probleme durch ihren Alkoholkonsum entstanden, wäre es unter Umständen doch sinnvoll, dass du mit ihr redest. Möglicherweise könnten sich einige Probleme von selbst erledigen, wenn sie ihr trinken in den Griff bekommt. Ich denke, dass durch diese Überlegung deine Entscheidung, wie du dich verhältst, leider auch nicht einfacher geworden ist. Wie wäre es, wenn du nicht als Chef, sondern als Freund mit ihr reden würdest? Es wäre ein Kompromiss. Leider kann ich als Außenstehender dir bei deiner Entscheidung nicht viel helfen, da ich ganz sicher die Sachlage nur zu einem kleinen Teil sehe. Es sind eben nur Gedanken, die vielleicht ein klein wenig helfen können.

    Wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung triffst und ihr, dass sie ihre Probleme lösen kann.

    Henri

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