• Guten Morgen,

    hab hier in den letzten Tagen viel gelesen, wohl um meine Vergangenheit vollends aufzuarbeiten.

    War 4 Jahre lang mit einem Alkoholiker zusammen - einer der krassen Sorte, der oft verbal und körperlich gewalttätig wurde und von dem ich mich übelst manipulieren ließ - bis hin zur Hochzeit.

    Er sah gut aus, war äußerst charmant und witzig und machte einen auf unverstandenen Ehemann (er war noch verheiratet, als ich ihn kennen lernte angeblich aber getrennt lebend), hat 4 erwachsene Mädchen und ist 15 Jahre älter als ich.

    Wir machten uns mit einem Ausflugslokal mit Fremdenzimmern selbständig, natürlich mit meinem Geld (wie günstig für ihn, immer Alkohol im Haus). Ihr könnt euch sicher vorstellen, was dort los war. Komischerweise hat niemand mitgekriegt, dass er ständig unter Strom stand - ich umso mehr. Während dieser Zeit hat er 5 Entgiftungskuren in einer Privatklinik gemacht, die mehr gekostet haben als wir verdient haben. Danach hat´s nicht lang gedauert und es war wieder so weit. Ich wusste damals nicht viel über diese Krankheit, wusste nicht, dass ich co abhängig war und hab alles falsch gemacht. Für mich und für ihn.

    Bin wirklich erst geflüchtet, als ich Angst um mein Leben hatte (in der Unterhose und blutend) und hab bei einem Freund Unterschlupf gesucht. Hätten nicht all meine Freunde auf mich eingeredet, mich fast eingesperrt, wär ich wieder zurück.

    Das liegt jetzt 6 Jahre zurück und ich denk immer noch dran. Unglaublich wie man zu einem Nichts werden kann. Und das war ich, hab mich nicht mehr gespürt, nicht mehr gewusst was richtig und was falsch ist. Heute würd ich sagen ich war ein Pflegefall für meine Eltern und meine Freunde. Die sind fast mit verzweifelt.

    Dieses Forum hätte mir sicher sehr geholfen.

    Bin jetzt wieder verheiratet, wir haben einen kleinen Hund und einen großen Garten. Leider ist im Bekanntenkreis Alkohol ein großes Thema, er fehlt bei keinem Anlass. Hin und wieder treffen wir uns im Sommer in unserem Garten und diesen Sommer ist mir aufgefallen dass meine Freundin wohl ein starkes Alkoholproblem hat. Sie trinkt schon eine Weile zuviel und ist immer die erste, die so betrunken ist, dass ihr die Gesichtszüge entgleisen, sie nur Müll redet und blöd wird. Erst dachte ich, dass das nur ab und zu am Wochenende der Fall ist hab aber jetzt von der Wirtin ihrer Stammkneipe gehört (ist meine Schulkammeradin), dass das auch unter der Woche der Fall ist. Ihr Mann trinkt ebenfalls, nach der Arbeit 2 bis 3 Biere und am Wochenende von Fr. bis So. Vollkanne.

    Ein langjähriger Freund meines Mannes ist aufgrund wochenlangem exzessiven Alkoholmissbauchs in der Psychatrie gelandet und hat wohl schon Hirnschäden. Hab ihn gestern besucht, er ist seit 2 Wochen dort - eigentlich ist er ganz normal wie immer nur verwirrt und erzählt Dinge, die so nicht waren oder sind.

    Ja, und vor 3 Jahren ist mein bester Freund an Leberzirrhose gestorben. Er hat sich bewusst totgetrunken weil er 15 Jahre lang seine MS kranke Frau gepflegt hat, die aufgrund eines Gehirntumors sehr böse und ungerecht war. Er hat das so liebevoll gemacht (sie sitzt im Rollstuhl, kann sich nicht mehr selber versorgen) und sich darüber vergessen. Er wollte es so, wir haben stundenlang geredet er war nie total betrunken hat sich aber immer betäubt.

    Im Moment ist mir alles zuviel und ich hab mich sehr zurück gezogen, da ich weiss wie schnell man in eine co Abhängigkeit gerät muss ich mich schützen. Bin froh, dass ich euch gefunden hab - ein bischen drüber sprechen, ein bischen was loswerden muss ich schon. Mein Mann sagt, er habe keine Zeit für so einen Schwachsinn, also ein absolut co-abhängig-ungefährdeter :) . Er meint das nicht böse, denkt dass Jeder selber für sich verantwortlich ist und er sagt, ich soll auf mich schauen. Er hat mich quasi "aufgesammelt" nach dem Drama mit dem Ex, er war damals schon ein langjähriger guter Freund und als ich wieder "gesund" war, hat´s gefunkt :-).

    Hoffe, ich hab nicht allzu durcheinander geschrieben, kann im Moment die Gedanken nicht richtig ordnen.

  • Hallo ihr Lieben,

    war heute wieder den Freund in der Psychatrie besuchen hab mich aber entschlossen nicht mehr hin zu gehen. Er will raus und trinken und denkt, ich helf ihm dabei. Mir ist jetzt noch ganz schlecht und ich kann nicht schlafen. Ein schlechtes Gewissen hab ich auch.

  • Hallo Liesele!

    Das mit dem schlechten Gewissen kannste ganz beruhigt streichen, dein Freund wird weitersaufen, ob mit deiner Hilfe oder ohne, also kannste deine Kraft für andere Dinge verwenden :wink: .

    Liebe Grüße von
    Elfriede
    _______________________________________

    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • DANKE - das hab ich jetzt sehr gern gelesen!
    Hab halt Hoffnung, dass er´s irgendwann lässt aber jetzt wo das Hirn schon defekt ist, ist´s wohl noch aussichtsloser, oder?

  • Guten Morgen,

    meine Freundin hat mich am Samstagabend angerufen (nicht nüchtern) und gesagt, sie bringt sich um weil ihr Mann ständig am trinken ist. Obwohl ich sehr geschockt und aufgeregt war, bin ich nicht hingefahren (das hab ich schon ein paar Mal gemacht und gemerkt, dass es einfach nix bringt :cry: ).

    Natürlich denk ich dauernd dran und bin unruhig - das stört mich und ich möchte das abstellen weil ich vermutlich nicht wirklich helfen kann. Trotzdem belastet es mich sehr. Hab mir überlegt, ihr einen Brief zu schreiben - unter der Woche ist sie nicht so oft betrunken - und ihr zu erklären, warum ich mich zurückziehe und dass ich mir Sorgen mache. So direkt hab ich ihr das noch nicht gesagt. Oder soll ich einfach gar nix machen? Ich WILL da nicht dauernd dran denken!

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