Neues Leben

  • Ich trinke seit 6.8.07 keinen Alkohol mehr und es geht mir sehr gut.

    Ich trank, seit ich 14 war mehr oder weniger regelmässig, unterbrochen nur durch meine 2 Schwangerschaften und Stillzeit und dann auch wieder ein paar Jahre Trockenheit zwischendurch.

    Jetzt bin ich 42 und soweit, mein Leben und meine Schuldgefühle und meine Probleme und meine Wut und meine Sorgen und meinen Hass klar und nüchtern und bei Vollbesitz meines Verstandes zu meistern.

    Es kommen immer wieder so tiefe ungute Gefühle in mir hoch, bei denen ich früher sofort zur Flasche gegriffen hätte. Aber ich stelle mich diesen und analysiere und schreibe sie auf und schreibe im Forum und renne nicht davon und flüchte nicht in den Rausch.

    Viele Dinge in meiner Vergangenheit bereue ich zutiefst und kann sie nicht rückgängig machen - damit muss ich lernen zu leben. Viele Dinge sind aufgrund meiner Trunkenheit passiert. An vielen Dingen wiederum war ich Opfer und leide noch immer unter Wut und Hass und Zorn.

    Jetzt ist für mich die Zeit gekommen, diese Gefühle mit Hilfe eines klaren Kopfes und mit Hilfe einer Psychotherapie zu verarbeiten.

    Alkohol spielt in meinem Leben Gott sei Dank keine Rolle mehr - nein falsch - Alkohol wird in meinem Leben immer eine Rolle spielen, denn ich bin Alkoholikerin. Aber ich werde nicht mehr trinken und werde nie vergessen, was Alkohol in meinem Leben alles angerichtet hat.

    Ich bin 42, verheiratet, habe 2 großartige Kinder, einen lustigen, verrückten, wunderbaren Ehemann und es geht mir gut - seit vielen vielen Jahren bin ich wieder stolz auf mich.

    Ich gehe 3 x wöchentlich zu AA-Meetings und 2 x monatlich zur Alkoholberatungsstelle, 1 x wöchtentlich zum Psychotherapeuten und 1 x monatlich zur Ehe-Therapie - bin also voll im Programm - tut mir sehr gut, von allen Seiten Hilfe zu bekommen.

    Ich geniere mich auch nicht mehr so wie früher, Alkoholikerin zu sein. Ich habe erkannt, dass ich nicht schwach/dumm/widerlich oder sonst was bin sondern schlicht und ergreifend KRANK.

    Ich lasse das 1. Glas stehen - heute und hoffentlich auch an allen anderen Tagem meines Lebens.

    Alles Liebe,

    Vera

  • Liebe Vera

    Da kann ich nur sagen, du hast einen riesen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

    lg Pia

  • Hallo liebe Vera!

    schön daß du wieder "da" bist.
    Liest sich echt ganz anders als am anfang.

    alles liebe weiterhin.

    deine Gefühle der Wut, des Zornes, weil man Opfer war, kann ich gut nachempfinden. Da weiß man 100x, daß wut einen nciht weiterbringt.
    Aber sie muß eben erst einmal erkannt werden, ausgelebt werden, dann kann man auch wieder weiter gehen - ohne Groll.
    wie sagte meine TH: Wut (gegen den/die, die uns tief verletzt hat) ist die Umkehrung der Depression (Selbstzerstörung, Wut gegen sich selbst gerichtet).

    Ich finde es toll, daß du so mutig bist, dich all dem zu stellen. Ich versuche das momentan auch.

    Bin übrigens ab dem 08.08 trocken, also habe ich zwei Tage später als du angefangen bzw. aufgehört.

    alles liebe
    lydia

  • hallo,

    es ist so schön, nicht mehr alleine mit meiner krankheit zu sein sondern menschen (f2f und virtuell) zu begegnen, die genau das gleich haben wie ich.

    ich habe in meinem freundes-/bekanntenkreis nicht einen einzigen alkoholiker - haben zwar andere macken, aber alkohol ist dort nicht das problem. auch in meiner familie trinken alle moderat und kontrolliert.

    ich fühle mich endlich nicht mehr als ANDERS sondern als EINE UNTER VIELEN - das ist soooo beruhigend.

    bei den aa-meetings die ich besuche sage ich meistens nichts oder ganz wenig sondern höre meistens nur zu. ich weiss garnicht, wo ich anfangen soll zu erzählen bzw. weiss nicht, wie weit ich mich traue, mein herz zu öffnen.

    aber ich gebe mir zeit und ich weiss, ich muss nichts erzählen, aber ich kann.

    alles liebe,

    vera

  • Hallo Vera,

    bin ich froh, dass Du auf den Weg zurückgefunden hast- Trotzkopf stand Dir nicht!

    Es ist schön, dass Du die Hilfe nimmst, die Du bekommen kannst, aber halte dein Umfeld im Auge!

    Ich freu mich auf mehr.

    LG kommal

    unterwegs...

  • hi,

    ich glaube, es braucht seine zeit bis man realisiert "ICH BIN ALKOHOLIKERIN". das zu akzeptieren war nicht leicht für mich. das klang wie "ICH BIN ASOZIAL" oder "ICH BIN GEISTESKRANK" für mich.

    jetzt hab ich mich damit angefreundet. ich habe halt DIESE krankheit, und andere haben andere krankeiten - so ist es nun mal. ich geniere mich nicht dafür sondern akzeptiere es für mich. ich spekuliere auch nicht mehr so wie früher, dass ich mal irgendwann wieder kontrolliert trinken werden kann. ich bin alkoholikerin, bis ans ende meiner tage. punkt.

    wobei ich froh bin, eine krankheit habe, die mich nicht umbringen wird, solange ich jeden tag das 1. glas stehen lasse. ist für mich ein sehr beruhigender und tröstlicher gedanke! :D

    wichtig ist der austausch mit anderen und dass ich nicht alleine bin.

    tritt in den a... llerwertesten hier als neuling ist oft hart (vielleicht ZU hart?!) aber es rüttelt einen auch auf.

    liebe grüsse

    vera

  • Ich bin glücklich und zufrieden und TROCKEN - bis jetzt noch keine Sekunde Saufdruck oder mies drauf oder nervös - garnichts.

    Ich fühle mich so glücklich wie noch nie in meinem Leben - weil ich auch hart daran arbeite. Psychotherapie, Aufarbeitung meiner Vergangenheit - plötzlich lösen sich viele Hemmungen, Ängste, Wut und (Selbst-)Hass auf.

    Ich gehe regelmäßig zu AA-Meetings und lesen viel in verschiedenen Foren. Habe auch ein nettes Forum gefunden wo man über emails an alle kommuniziert - das gibt mir auch sehr viel.

    Ich schreibe hier nicht so viel zur Zeit, weil es mir immer gleich gut geht - ist wohl auch ein bisschen fad zu lesen für andere...

    ES GEHT MIR SUPER GROSSARTIG UND ICH BIN JEDE SEKUNDE DEMÜTIG DANKBAR TROCKEN SEIN ZU DÜRFEN!!!

    Alles Liebe

    Vera

  • Zitat von mamama

    ... ist wohl auch ein bisschen fad zu lesen für andere...

    Hallo Vera,

    Sicherlich meintest du ... von anderen.
    Aber das ist Erfahrungsaustausch, reflektieren und annehmen, dass du von deinem nassen Denken wegkommst.
    Du liest nur für dich, wir sind hier kein Stammtisch zum lockeren Plaudern.
    Dein mail-Kontakt dient da mehr einer Unterhaltungs- und Kontaktbörse.

    Ich wünsche dir, dass du die Arbeit an deiner Trockenheit an sich beginnst zu verstehen.

    Gruß, Freund.

  • Ja, ich weiss, ich denke immer zu viel an andere und zu wenig an mich - im GUTEN wie auch im SCHLECHTEN.

    Das ist es, was ich auch lernen will: BEI MIR BLEIBEN.

    Nicht andere unterhalten wollen, nicht andere ändern wollen, nicht andere entsetzlich finden, nicht andere beneidenswert finden sondern:

    MICH SELBST FINDEN UND AKZEPTIEREN

    Ich muss mich damit abfinden, dass ich nicht mehr knackig frisch und 17 bin sondern ein bisschen runzelig und fett; nicht besonders witzig, nicht besonders attraktiv - allerdings EINZIGARTIG ICH!

    Keiner liebt mich so wie ich mich selbst - das möchte ich mit ganzem Herzen sagen können. Im Moment mag ich mich ganz gerne (mal mehr mal weniger), aber eine große LIEBE ist es noch nicht.

    Bin aber auf direktem Weg dahin - wie lange der Weg dauern wird und ob ich je am Ziel ankommen werde, das weiss ich noch nicht.

    Liebe Grüße

    Vera

  • Hallo Vera,

    Zitat

    Keiner liebt mich so wie ich mich selbst

    bist Du dir bewußt, wie wichtig das ist?- Nur so kannst Du auch geliebt werden. - Eine Erfahrung, die ich gerade mache. Keiner belügt mich so wie ich mich selbst ist Vergangenheit!

    LG kommal

    unterwegs...

  • hallo vera!

    hatte am wochenende eine Familienaufstellung (siehe "Jäger und Sammler"-Thread) und habe mir da in einem Laden einen kleinen Spiegel für die Handtasche gekauft auf dessen RÜckseite ein jüdisches Sprichwort gedruckt war:

    Im Spiegel erblickst du immer deinen besten Freund.

    ja, bleib bei dir. Ich muss das auch lernen. Mich selbst zu akzeptieren wie ich bin, mich selbst zu lieben. Ich habe das auch nie gelernt. Aber man kann das nachholen.

    alles liebe
    lydia

  • Hallo,

    wollte mich mal wieder melden. Mir geht es sehr gut, ich gehe in die Psychotherapie (Einzelstunden und ab nächster Woche zusätzlich Gruppenmeetings). Ich lerne mich endlich besser kennen bzw. verstehen - kann meine Gefühle den Ursachen zuordenen und weiss, wie ich mit Schatten aus der Vergangenheit besser umgehen kann.

    Ich fühle mich so viel freier als noch vor kurzer Zeit - bin seit 2 Monaten trocken und 20000000 Kilo erleichtert von Scham-, Schuld- und Wutgefühlen.

    Ich brauche keinen Alk mehr - heute nicht und wahrscheinlich morgen auch nicht. Nie mehr trau ich mich nicht schreiben, dann bekomme ich Schimpfe, he he.

    Ich denke oft an all die vielen 100000en Menschen die noch trinken müssen obwohl sie wissen, dass sie Alkohol nicht unter Kontrolle haben. Und ich bete, dass auch sie es schaffen, ein freies und glückliches Leben führen zu dürfen.

    Liebes Grüße

    Vera

  • Nach wie vor bin ich glücklich trocken und arbeite jetzt - auch mit Hilfe von Psychotherapie - meine Vergangenheit auf. Habe so vieles vergessen und verdrängt - ich schreibe jetzt alles genau auf wann, wo, was passiert ist - das alles dazu, um mich besser kennen zu lernen und zu verstehen.

    Ich gehe 2 x wöchentlich zu AA Meetings und sage noch immer meistens nichts, aber manchmal melde ich mich schon zu Wort - langsam, langsam - aber beständig gehe ich meinen Weg.

    Hatte seit ich trocken wurde noch kein einziges Mal Saufdruck sondern es geht mir wirklich sehr, sehr gut.

    Alles Liebe allen hier!

    Vera

  • Hallo Vera,
    schön dass Du dich meldest. Freut mich, das von Dir zu lesen. Du hast nen mächtigen Satz nach vorne gemacht (wenn ich an deine Anfangszeit hier denke :roll:). Ich wünsch Dir alles Gute für die Zukunft- Schritt für Schritt- nur so kommmst Du weiter. :)

    LG kommal

    unterwegs...

  • Ganz am Anfang war ich recht bockig und wollte mich nicht als alkoholkrank auf Lebenszeit ansehen. Aber das bin ich und das werde ich mir auch immer, immer wieder vorsagen, damit ich es ja nicht vergesse.

    Wenn ich manchmal von Leuten lese oder höre: Na ja, ich trinke schon zu viel, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich AlkoholikerIn bin.... Dann denke ich mir immer: Ja, bist du. Wenn man sich Gedanken macht, ob oder ob nicht dann ist es eh schon zu weit bzw. zu viel.

    Jemand, der seine Trinkerei im Griff hat macht sich doch darüber keine Gedanken, weil es für ihn/sie kein Problem ist. Es gibt Leute, die trinken viel, sind aber trotzdem keine Alkoholiker. Und manche trinken wenig und sind trotzdem süchtig. Es kommt wirklich nicht auf die Menge an.

    Ich darf heute trocken sein und ich danke meiner HM sehr sehr sehr dafür, dass ich mich nicht zu Tode gesoffen habe sondern rechtzeitig aufgewacht bin.

    Alles Liebe,

    Vera

  • Bin heute auf den Tag genau seit 3 Monaten trocken :D:D:D und bin schon so viel weiter, was die Aufarbeitung meiner Ängste, Schamgefühl, Reue etc. betrifft - ganz erstaunlich.

    Wo ich früher nicht hinschauen konnte, weil es einfach zu weh tat und ich deshalb immer schnell alles runtergespült habe mit möglichst viel Alk - da kann ich mich jetzt stellen und sagen: Es ist passiert. Es ist nicht zu ändern. Wieso ist es passiert? Würde ich heute anders handeln? etc. etc.

    Ich lerne auch langsam, meine Eltern für meine lieblose Kindheit zu verzeihen. Sie konnten es nicht besser und es war nicht meine Schuld, dass sie so sind wie sie sind. Ist nicht meins. Ich kann es bei meinen Kindern besser machen. Und das ist gut so.

    Ich wünsche Euch allen Gelassenheit für dieses verrückte, nicht immer einfache Leben!

    Vera

  • Zitat

    Ich kann es bei meinen Kindern besser machen.

    ja das kannst du vera.

    herzlichen glückwunsch zu drei monate nicht trinken.

    hat sich sonst noch was in deinem leben verändert? z.b aüßere veränderung. außeres umfeld. umgang mit kindern, situationen.

    panther

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Es hat sich alles verändert - bin viel gefestigter, selbstbewusster, trau mir mehr zu, hab wieder Freude am Leben, hab nicht ständig Angst, bald sterben zu müssen weil ich mich langsam aber beständig zu Tode saufe.

    Ich hab Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten, ich hab weniger Lebensängste und kann mich unangenehmen Situationen besser stellen, viel viel besser sogar.

    Früher war ich schon tagelang vorher fertig wenn ich wusste, es kommt was unangenehmes auf mich zu. Jetzt bin ich viel gelassener und denke mir immer: Hauptsache, ich muss nicht mehr trinken - alles andere sind Kinkerlitzchen dagegen. Wenn ich das geschafft habe, dann schaff ich den Rest sowas von mit links!

    Ja, ich fühle mich sehr gut, bin viel freundlicher und umgänglicher geworden, bringe Geduld auf, bin nicht mehr so hektisch, lebe bewusst und lebe unbeschwert. Und meine Kinder kann ich jetzt viel besser annehmen und mich mit ihnen wirklich beschäftigen, nicht nur so halbherzig und notgedrungen. Es macht mir Spass, oh Wunder! :D

    Mein Mann muss sich allerdings noch dran gewöhnen, dass ich auch viel Zeit für mich bzw. AA brauche, sowohl um in Foren zu schreiben, als auch zu AA Meetings zu gehen.

    Dass ich da den Mut aufgebracht habe zu den Meetings zu gehen war die beste Entscheidung überhaupt. Kann ich jeden nur sehr empfehlen - das ist weder peinlich noch sonst was dort sondern einfach ein Erlebnis - jedes Mal.

    Vera

  • Hallo mamama,
    schick mir doch über pn mal wo du im Netz sonst noch nachschaust.

    Danke
    Alles Liebe

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