• Hallo zusammen,

    etwas, was ich immer wieder lese, ist, dass Co-Abhängige unehrlich sind. Das mag ich mir gar nicht so eingestehen, weil es gegen meine Prinzipien geht.

    Wenn es darum geht, Dinge wahrzunehmen, dann sah und hörte ich nur, was ich sehen und hören wollte. Ich sah nicht die Ausweglosigkeit an der Situation. Ich hörte nicht die Worte anderer, die meinten, dass sie so etwas nicht aushalten würden.
    Ging es mir wirklich nur um Macht, um Kontrolle, wenn ich mich für den Partner aufopferte?
    Waren da überhaupt keine Gefühle da? Ach man, ich weiß nicht. Zumindest, das, was da am Ende geschah, hatte nichts mehr mit Liebe zu tun. Aber nach außen hin, war alles heil.

    Sagt mal, wie gestört in ihrer Wahrnehmung sind Co's denn? Das, was ich nicht hören will, werde ich ehe verdrängen. ;)

    Noch etwas hat mich zum nachdenken gebracht. Das sich schuldig fühlen. Ich habe immer geglaubt, dass er mir die Schuld für sein Verhalten gab. Derweil habe ich mich selbst schuldig gemacht, weil ich mich verantwortlich für seine Krankheit fühlte.


    Nachdenkliche Grüße

    Apfel

  • Guten Morgen Äpfelchen,

    klar ist es schwer, zuzugeben, dass wir uns ganz viel vormachen, wenn wir mit einem Alki leben. Wir finden tausend Entschuldigungen für sein Verhalten, so wie dieser tausend Gründe findet, zu trinken. Wir ignorieren, verleugnen, reden schön und machen uns selbst vor, dass wir ihn lieben. Allerdings lieben wir ihn nicht so, wie er ist. Nein, wir hoffen und bangen und wollen helfen, dass er trocken wird, dass er so wird, wie wir ihn uns vorstellen. Wir wollen unsere Machtlosigkeit, unser Kämpfen gegen Windmühlenflügel nicht sehen, weil es uns auf uns selber zurückwerfen würde.

    Aber Apfel, wenn du dir solche Gedanken machst, wie du sie hier schreibst, deine Verleugnung merkst, dann ist das schon ein guter Weg, gesund zu werden. Denn es ist nicht gesund, wie wir uns in der akuten Co-Abhängigkeit verhalten. Wir „ver-sorgen“ unsere eigenen schlechten Gefühle (Verlassensängste, Minderwertigkeit) hinter der Sorge für den Alki, so wie dieser seine schlechten Gefühl „wegtrinkt“.

    Heute sage ich, mein „Suchtmittel“ trägt Hosen und muss sich rasieren, früher sagte ich, ich liebe ihn unendlich. Und diese Erkenntnis, die Ehrlichkeit, die war für mich selbst schon recht schmerzhaft. Diese Ehrlichkeit war auch nicht gleich da, als „mein“ Alki nicht mehr trank. Schließlich dachte ich, wenn er endlich so ist, wie ich ihn mir wünsche, ist alles gut. Wieder eine Verleugnung! Es wird erst gut, wenn wir auch unsere eigene „Sucht“ angehen, eingestehen, ehrlich mit uns selber sind. Unsere „Liebe“ ist allzu oft nur unsere Angst, verlassen zu werden, alleine nichts wert zu sein. Und gegen die anzugehen, dafür muss ich auch erst einmal eine Weile alleine leben, habe ich für mich festgestellt. Erst wenn ich in der Lage bin, alleine zu leben, alleine klarzukommen, werde ich auch in der Lage sein, gesund mit einem Partner zu leben.

    Wenn ich mich dann von einer Beziehung in die nächste stürze, dann vermeide ich diese Entwicklung, will nicht sehen, dass ich hier Defizite habe, die ich für mich ehrlich ansehen muss.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

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