Die Liebe zu meiner Mutter

  • Hallo,
    mein Name ist Anna, eigentlich schreibe ich im Kinderbereich, aber ich dachte vielleicht könnt auch ihr mir helfen, vor allem die Mütter...
    Ich weiß gar nicht genau wie und wo ich anfangen soll, momentan weiß ich eigentlich gar nichts mehr, bin verzweifelt und hilflos...
    Mein Vater ist Alkoholiker, seit vielleicht ca. 15- 20 Jahren, wer weiß das schon...
    Ich selbst bin 28, gerade verheiratet und in der 31. Woche schwanger. Mein Mann und ich sind Anfang des Jahres zu meinen Eltern gezogen, getrennte Wohnungen in einem Einfamilienhaus, wir hatten uns alles so schön vorgestellt und das könnte es ja eigentlich auch sein. Seit Ende des letzten Jahres ist es mit der Sucht meines Vaters erst richtig schlimm geworden. Im Frühjahr hat er dann einen Entzug mit anschließender 6wöchiger stationärer Therapie gemacht. Bald darauf ist er rückfällig geworden. Heute denke ich, er war nie wirklich trocken, hat zumindest das nasse Denken nicht abgelegt... Seitdem ist nicht mehr mit ihm zu reden. Er sagt zwar selbst, dass er aufhören will, dass es so kein Zustand mehr ist... aber er ist nicht bereit noch mal Hilfe anzunehmen. Warum weiß ich nicht, er sagt immer er will nicht noch mal weg, ambulante Therapie lehnt er genauso ab. Er schaffe es allein... das sieht man ja... lügt sogar mich mittlerweile an... alles scheint keinen Wert mehr zu haben- nicht meine Mutter, nicht meine Schwester und ich, noch nicht einmal seine Enkelkinder...
    Ich kann bitten, betteln, flehen, weinen, schreien, emotionslos und kalt sein- nichts, keine Reaktion.
    Samstag nacht ist er gefallen, so dass wir den RTW rufen mussten. Mein spontaner Gedanke war nicht der Alkohol sondern Schlaganfall, so wie er war.... Leider, oder Gott sei Dank?, hat sich ersteres herausgestellt... bin mir mittlerweile wirklich nicht sicher was mir lieber gewesen wäre...

    Jetzt hab ich soviel von ihm geschrieben, wo es mir doch eigentlich um meine Mutter geht...
    Ich weiß einfach nicht mehr weiter... Das ich meinem Vater nicht helfen kann wenn er nicht will, hab ich mittlerweile begriffen... Ich wäre auch bereit zu gehen, aus zuziehen um mich zu retten... aber ich kann sie nicht allein lassen... es geht einfach nicht... sie war all die Jahre da für uns, ist nie typisch Co- Abhängig geworden, hat sich immer um uns und sich selbst gekümmert, hat sich nie den Schuldschuh angezogen, auch heute nicht, ist auch heute noch für uns da, leidet natürlich sehr unter der Sucht meines Vaters, beklagt sich aber nie- aber sie will/ kann nicht gehen... Das ist ja ok, aber ich kann sie nicht allein lassen... Was ist wenn er wieder fällt oder schlimmeres... dann ist sie allein mit ihm...und dann?... Sie sagt zwar, wenn du nicht kannst, dann geh deinen Weg...aber ihre Augen sagen mir was anderes... Sie ist doch meine Mutter, warum soll sie noch mehr durch die Sucht meines Vaters leiden, nur weil er sich sträubt...

    Jetzt sitz ich wieder hier und kann vor lauter Tränen nichts mehr sehen...
    Was soll ich nur tun... Ich habe solche Angst um meine Mutter, um mein Kind, um mich... Ich bringe es nicht über mich ohne sie zu gehen....
    Ich weiß einfach nicht mehr weiter... Was würdet ihr mit euren Töchtern machen, sagen, raten...? Wie würde es euch gehen, wenn die Tochter geht...?

  • Hallo Anna,

    ich hab lange nachgedacht ob ich dir schreiben soll,weil es nicht leicht ist.
    Aber ich schreib jetzt als Mutter.
    Ich würde mir für mein Kind wünschen das es die Kraft besitzt sein eigens Leben zu leben. Wenn schon ich(also deine Mutter)so schwach ist und lieber leidet, dann wünsch ich meinem Kind nicht so ein Leben. Du bist Erwachsen dann fang an dein Leben zu leben. In liebe loslassen und sich um sich und seine Familie kümmern.
    Auch wenn es sehr sehr schwer ist du musst an dich denken.

    LG
    Elocin

  • Hallo

    In der heutigen Zeit ist es nicht gut mit den Eltern unter einem Dach zu wohnen. Zu sehr unterscheiden sich die Lebensumstände, Erziehung, Lebensziele.

    Meine Eltern wohnen auch im gleichen Haus.
    Wir sind aber konsequent für uns, da legen wir großen Wert drauf. Das klappt auch ohne große Probleme.
    Bei meinen Eltern gibt es kein Problem mit dem Alk. Die haben andere zwischenmenschliche Konflikte, wie das nach 60 Ehejahren so ist. Das ist manchmal unheimlich nervig.
    Was ich damit sagen will ist:
    Man nimmt am Leben der anderen teil und andersrum, ob man will oder nicht.
    Ich finde das manchmal sehr belastend.

    Für dich finde ich das unzumutbar in der Wohnsituation weiter zu leben.
    Ihr müsst euer eigenes Leben leben!
    Deine Mutter hat schon unendlich viele Tränen geweint und ist es wahrscheinlich müde oder hat es nicht gelernt darüber zu reden.
    Du hilfst ihr nicht indem du dort bleibst.
    Aus der Distanz kannst du ihr viel objektiver beistehen.

    Du hast bald eine eigene kleine Familie.
    Fang an loszulassen!!!

    LG

    vergissmeinnicht

  • liebe anna!

    mir kam bei deinem beitrag der gedanke das...

    DU eventuell sogar das leiden deiner mum verlängerst...indem du in unmittelbarer nähe,bei ihr bleibst...

    sie weiss DU bist da..warum soll sie denn dann etwas in IHREM leben ändern?sie hat dich ja als ein stück "halt"...
    bedenke aber das du in naher zukunft all deine kraft,liebe,zuneigung und pflicht für dein kind brauchen wirst!!!denn unseren eltern gegenüber haben wir KEINE verantwortung...unserem kind gegenüber ABER doch....

    liebe grüsse caro

    p.s.wer weiss was deine mum ändern WILL..
    wirst du nicht erfahren,wenn du bei ihr bleibst..

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Vielen Dank für eure Antworten.
    Einiges hab ich mir schon gedacht, manches hat mich zum nachdenken gebracht, aber vieles ist so schwer...
    Ich hatte meine Eltern schon losgelassen und bin zurückgekehrt... Jetzt fällt mir das Wieder- Loslassen umso schwerer... Welch eigenartige Wege das leben manchmal geht... Der Kopf weiß was richtig ist, und auch das es ok ist, der Bauch sagt noch was anderes... Wenn die beiden sich doch mal verstehen könnten... Leider bin ich eher der Bauch- Mensch...
    Manchmal erscheint es mir wie Flucht, Verrat, Schwäche..., wenn wir ausziehen. Denn das werden wir müssen, wenn ich mich wieder wichtig nehmen will, denn diese emotionale Distanz bei räumlicher Nähe- das kann ich nicht!
    Das Wieder- Ausziehen hat für mich was von im Stich lassen...Ich weiß dass es das nicht ist...
    Wie geht das, los-lassen in Liebe? Wie gehe ich mit meinen Gefühlen, Ängsten um? Ich weiß es nicht. Fühle mich so hilflos, überfordert...
    Anna

  • Ihr Lieben,

    es ist wohl soweit, die Wohnung gefunden und am 01.01. ziehen wir aus.
    Müßte ich jetzt nicht eigentlich glücklich sein, Freudentänze vollführen, mich auf meine baldige "Freiheit" freuen.... ???
    Bin momentan nur verzweifelt. War/ Ist das richtig? Werde ich wirklich glücklicher? Entspannter? Zufriedener?
    Ich fühle mich so schuldig. Meine Gefühle und Gedanken fahren Achterbahn und ich finde den "Halt"- Knopf einfach nicht. Habe Angst die Kontrolle zu verlieren, an allem "Schuld" zu sein.
    Wie kann ich meiner Mutter die Traurigkeit nehmen? Wie kann ich ihr das antun?
    Liebe Mütter, sind das berechtigte Gedanken einer Tochter? Was denkt ihr wenn ihr mich lest? Was wäre euch für eure Tochter wichtig? Klar, dass sie glücklich ist...
    Wie werde ich diese Schuldgefühle los? Ich habe das Gefühl ihnen etwas weg zunehmen....
    Ihr müßt mich für total krank halten...

  • guten morgen anna!

    DU fragst : wie werde ich diese schuldgefühle los?

    LIEBE fängt mit SELBSTLIEBE an..

    solange WIR uns NICHT selbst lieben,sind wir nicht in der lage,anderen eine gute "gesunde" liebe zu geben..

    ich schreib es DIR jetzt einfach nochmal..um DICH dran zu erinnern..

    anna...du bist dabei "etwas" zu verändern..
    wehre dich nicht gegen deine schritte..
    du weisst ganz genau,das "sie" notendig sind um in DEIN leben mit deinem partner und mit DEINEM KIND zufriedenheit zu bekommen..

    löse DICH (was nicht heissen soll,vergesse alles was sonst noch IST)

    entdecke DICH..noch hast DU ein bisschen zeit..kraft für DICH zu tanken..der kleine neue erdenbürger kommt auf die welt und FORDERT eine mum die für IHN 100 prozentig da ist..mit all ihrer liebe,wärme..ihm gegenüber bist DU verantwortlich..

    du "tust" niemanden etwas an..indem ihr auszieht..DU tust das einzige richtige..
    ich freu mich auf jeden fall für euch über diesen schritt,in richtung eurer neuen besseren zukunft...

    liebe grüsse caro

    p.s.wie geht es dem baby denn momentan?

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

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