Beiträge von bluevelvet

    Hallo Hartmut, Dagmar und Doro.

    Ihr habt ganz sicher recht mit dem was ihr schreibt. Ich bin Co-Abhängig, dessen bin ich mir voll bewußt, wie ich damit umgehe? sicher ganz oft falsch, sonst wäre ich nicht hier um mir Hilfe und eure Ratschläge und Tips zu holen.
    Das ich ausgezogen bin, war für mich der erste Schritt, weil ich ihn und sein Trinken nicht länger ertragen konnte, weil es mich verletzt hat Tag für Tag mit ansehen zu müssen wie unsere Beziehung den Bach runter ging und er seine negativen Gedanken einfach weggetrunken hat. Der Garten war zum Schluß so ungepflegt und heruntergekommen wie unsere Beziehung.
    Nur, wir waren in 2008 schonmal getrennt. Damals habe ich ihn gebeten auszuziehen. Das hat er dann auch getan. Ich habe mich nach langen hin und her, Versprechungen und Beteuerungen etc. erneut auf ihn eingelassen und bin natürlich enttäuscht worden, obwohl ich es damals instinktiv schon wußte, dass er nicht dauerhaft trocken bleiben würde. Warum ich es dennoch getan habe, kann ich kaum beantworten. Ich wollte und konnte wohl nicht ohne ihn leben. Für mich steht heute fest, dass mir das kein zweitesmal passieren wird. Das ich so schlecht los lassen kann, hängt auch damit zusammen, dass ich großes Mitleid mit ihm habe. Es ist nicht mehr diese grenzenlose Liebe wie früher die mich alles aushalten lässt, es ist Mitleid. Ich weiß ich kann ihm nicht helfen, nicht in dieser Situation, nicht bei diesem Problem.
    Ich habe ihm heute die Zigaretten gebracht, war erschrocken als ich ihn gesehen habe, dass ist nicht mehr der Mann den ich mal so geliebt habe, es ist sehr viel Mitleid und ich war erleichtert, als ich nach 20 Minuten wieder ging. Vielleicht brauche ich einfach länger, bis ich mich völlig ablösen kann, vielleicht baue ich einfach auch ein Mauer um mich, wie Hartmut meint. Aber ich muss meinen Weg finden mit dem ich leben kann, im Anschluß, ohne mich dabei schlecht zu fühlen. Wir sind alleine hier, ohne Freunde, Verwandschaft, etc. Da ist niemand den ich anrufen könnte, einen Bruder auf den ich die Verantwortung für bürokratische Angelgenheiten abwälzen könnte. Auch das soll keine Entschuldigung für mein Verhalten sein. Aber z. B. die Krankmeldung des Krankenhauses für den Arbeitgeber. Hätte ich zu ihm sagen sollen, sieh zu wo Du Briefumschlag und Briefmarke herbekommst, das soll nicht mehr mein Problem sein.
    Die Krankheit bleibt die Gleiche, aber jede Geschichte dazu ist eine Andere. Ich muss meinen Weg irgendwie finden, ich will ihn finden irgendwie und wenn es häppchenweise ist mein Ablösungsprozess, bis ich mit gutem Gewissen losslassen kann. Sind wir nicht alle Meister gewesen im Aushalten belastender Situationen.
    LG bluevelvet


    LG bluevelvet

    Jetzt habe ich vergessen zu schreiben, dass er mich vor einer Stunde angerufen hat, aus der Klinik. Er ist natürlich völlig fertig, fragt ob ich denn überhaupt nicht an ihn gedacht habe.
    Zum Schluß hat er mich gebeten, ob ich ihm Zigaretten bringen könnte. In der Klinik gibt es keine zu kaufen. Hätte ich jetzt sagen sollen, dass es mir egal ist, wie er an Zigaretten kommt? Ich werde ihm genügend bringen und mich danach wieder schnellstmöglich verabschieden. Ist das jetzt verkehrt? auch Co-Abhängiges Verhalten, oft habe ich den Eindruck das ich nicht mehr weiß was richtig, bwz. falsch ist. Ich habe für mich nur einfach das Gefühl, dass ich selber bestimmen kann wieviel Kontakt ich zulasse. Ich darf mich zurückziehen in meine eigenen vier Wände. Ich bin jetzt wirklich verunsichert, auch mit dem was und wie ich hier schreibe.
    LG bluevelvet

    Hallo Linde.
    Ich bin jetzt etwas geschockt.
    Natürlich ist das nicht in Ordnung, habe ich ja auch gesagt, dass ich seine e-mails nachgesehen habe. Als wir noch zusammen waren hat er mich sogar oft gebeten, seine e-mail zu kontrollieren, bzw. Werbemails zu löschen. Es war einfach nur eine Eingebung.
    Wir schreiben hier viele Dinge, u. a. auch sehr intime Dinge. Ich hatte nicht das Gefühl ihn mit meinen Schilderungen zu outen, ich habe mich in keinster Weise negativ ihm gegenüber geäußert. Irgendwelche Flirtlines
    gibt es Zuhauf und Geschichten wie diese tausend. WEnn es einen dann selber trifft ist es immer seltsam.

    Und wenn ich seine e-mails gecheckt habe und es meine Befürchtungen bestätigt und mir auf dem Weg in meine Freiheit verhilft, bleibt es falsch?
    Wer weiß wie lange ich seinen Aussagen von Liebe und nassen Äußeruungen
    noch Glauben geschenkt hätte. Auch das hat für mich etwas mit Selbstschutz zu tun. Ich will einfach endlich nur Klarheit für mich auch wenn ich Wege einschlage die für manchen nicht nachvollziehbar sind. Und natürlich bin ich noch bei ihm. Nach drei Wochen kann ich das nicht einfach so abstellen. Ich hatte allerdings nicht das Gefühl mich heute vernachlässigt zu haben, sondern habe mir viel Gutes getan.
    Also wenn ich irgendetwas geschrieben, oder gesagt habe was nicht in Ordnung war (abgesehen von dem e-mail check) tut es mir leid und ich entschuldige mich dafür.

    Hallo Wichtel,

    ich möchte Dir nur sagen, dass ich sehr gut nachvollziehen kann, was Du zur Zeit durchlebst. Vielleicht tröstet es dich, dass es mir und anderen Menschen gerade jetzt genau in diesem Moment so ergeht wie Dir.
    Ich habe mich vor drei Wochen von meinem Partner getrennt, in der Überzeugung das Richtige zu tun. Mein Kopf sagt mir, dass es die richtige Entscheidung war, mein Gefühl geht seinen eigenen Weg. Ich muss beides erst in Einklang bringen und das ist ein langer beschwerlicher Weg. Wir sind auch krank Wichtel, wir trinken zwar nicht, aber unsere Seele hat großen Schaden genommen. Wir sind so mit unseren Partnern, Ex-Partnern beschäftigt, dass wir unsere Bedürfnisse und Wertvorstellungen denen unseres Partners angepasst haben. Ich habe mich manchesmal in dieser Partnerschaft erniedrigt und mich so unglaublich schlecht dabei gefühlt, Hauptsache er ist bei mir geblieben, so als hätte ich ohne diesen ganzen Stress und ohne diese Seelenqualen nicht leben können. Es wurde aber zu meinem Lebensinhalt. Ich fühlte mich nur lebendig wenn ich ihm helfen konnte und habe mich dabei selbst vergessen. Ich möchte heute noch helfen und es ist ein Kraftaufwand mich davon fernzuhalten, es sind fast körperliche Schmerzen. Und warum? Ich vermute ich habe mich vergessen. Ich weiß manchesmal nichts mehr mit mir anzufangen, mit dieser neuen Freiheit, fühle mich leer und nicht gebraucht. Und jetzt hat man Zeit zum Nachdenken und die Gedanken die kommen muss man ebenfalls aushalten.
    Noch was. Ich bin gegangen, weil ich nicht noch meinen letzten Rest Stolz verlieren wollte, dann wäre ich mir gar nichts mehr Wert gewesen. Mein Stolz hält mich ein Stück weit am Leben.
    Sei nciht so traurig, Wichtel und lass dich von deinem Kummer nicht auffressen, er hat es einfach nicht verdient.
    LG bluevelvet

    Hallo nici,

    lieb von dir, danke. Ich habe gerade mal in deiner Geschichte gestöbert. Ich werde mir am Wochenende etwas mehr Zeit dafür nehmen. Sitze im Job oft 9 Std. vor dem PC und meist sind die Augen am Abend zu müde um noch stundenlang zu lesen. Ich finde es schön das Du heute wieder geniesen kannst, das ist so wichitg. Ich wünsche mir, dass ich da auch wieder hinkomme. Werde mir im Gegensatz zu unseren Männern Mut anlesen.
    LG bluevelvet

    Hallo Doro,
    mit dem Satz, dass es mich nicht mehr berührt, meinte ich seinen Weg in die Entgiftung. Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt. Das hat mich anfangs immer sehr mitgenommen. Aber als ich dann jedesmal miterleben musste, dass er nach ein paar Tagen schon wieder wohl auf war und er in der Klinik Hilfe bekan, während ich mit meinem Gefühlchaos auf der Strecke blieb, empfand ich auch oft ehrlich gesagt richtige Wut.
    Er berührt mich schon noch. Das es nur nasses Gerede ist, ist mir bewußt. Du hast recht, wenn Du schreibst das ich vorsichtig sein soll und das es gefährlich wird sich auf den Anderen in irgendeiner Form wieder einzulassen. Mit der Umarmung war das nur so, dass er in den Arm genommen werden wollte, dass wollte er auch sehr oft im nüchternen Zustand. Er hat sich immer beklagt, dass ich das zuwenig tun würde, ihn in den Arm nehmen.
    Eines muss ich für mich noch herausfinden und das kann ich vermutlich auch nur mit dem nötigen Abstand. Hört sich jetzt vielleicht ein bißchen seltsam an, aber er war der erste Mann der es geschafft hat meine Gefühle für ihn lebendig zu halten. Das hat kein anderer vor ihm geschafft. Meist war nach vier, fünf Jahren die Luft raus, was ja auch irgendwie normal ist, man kann nicht ständig mit Schmetterlingen im Bauch herumlaufen. Heute frage ich mich, ob es vielleicht daran liegt, dass er mir nie ganz gehört hat, dass ich ihn teilen musste, ständig um ihn gekämpft habe, weil ich nicht wahrhaben wollte das mein Gegner stärker ist. Da wurde ein ständiger Anreiz aufrechterhalten. Das ist doch krank, oder.

    Ich habe das Buch, wenn Fraunen zu sehr lieben, gelesen und habe mich da natürlich wiedergefunden und war bei manchem Abschnitt doch sehr erschrocken. Es ist tatsächlich so, man liebt die, die einen am meisten verletzten. Das trifft jedenfalls für mich zu, so wie es aussieht. Da frage ich mich doch erschrocken wie krank bin ich eigentlich. Vielleicht sollte ich die Zeit des Abstand mal intensiv für mich nutzen und einige Dinge hinterfragen, bin zu mir überhaupt nicht mehr vorgedrungen in den letzten Monaten/ Jahren.

    Verstehst du, es ist für mich gefährlich, mich in irgendeiner Form wieder auf ihn einzulassen. Ich werde diesen Satz beherzigen, danke Doro
    LG bluevelvet

    Tja jetzt ist es wiedermal soweit. Er geht morgen zum x-mal in die Entgiftung. Das erstemal allerdings in der neuen Heimat. Den Gang zur Agentur hat er nicht geschafft. Die Krankmeldung erstmal verlängert.

    Als er das erstemal ihn Entgiftung musste habe ich noch Rotz und Wasser mit ihm gemeinsam geheult, beim zweiten und drittenmal auch noch, danach setze schon ein irgendwie anderes Gefühl ein. Was ich heute empfinde kann ich nicht genau sagen, ich möchte es nicht als Gleichgültigkeit beschreiben, aber es berührt mich nicht mehr sonderlich. Ihm wird schließlich geholfen. Es ist allerdings das erste Mal das er die Entgiftung alleine angeleiert hat, aber auch das beindruckt mich z. Z. nicht mehr sehr. Gestern hat er mich angerufen, geweint wie so oft, gejammert wie schlecht es ihm geht, dass er ohne mich einfach nicht sein kann, wie sehr er mich liebt und was er alles kaputt gemacht hat. Danach hat er mich gefragt, ob ich ihn in die Klinik bringe. Nein, das werde ich nicht tun. Ich habe ihm gesagt er soll sich ein Taxi nehmen, er habe den Gang zum Supermarkt schließlich auch noch geschafft. Ob ich denn wenigstens seinen Arbeitgeber anrufe. Nein, auch das werde ich nicht tun. Nur die Krankmeldung würde ich zum AG schicken, wenn er sie vorliegen hat. Das war heute der Fall. Von der Arbeit aus bin ich zu ihm. Er sieht schrecklich aus, sitzt nur da, starrt vor sich hin, weint, sieht mich an und fängt noch mehr an zu weinen. Es tut mir in der Seele weh ihn so zu sehen, aber ich bin dennoch hart geblieben. Ein Taxi für morgen früh ist bestellt, die Krankmeldung bereits im Briefkasten, mehr kann und will ich z. Z. nicht für ihn tun. Ich habe ihn nochmal in den Arm genommen, er hat mich darum gebeten, aber es tut so weh, ich möchte ihn halten, spüre aber das es nicht gut für mich ist. Er wirkt so hilflos. Aber ich will doch gar keinen hilflosen Mann, ich möchte doch auch jemanden der mich mal in den Arm nimmt und mir sagt: "Alles wird gut" und ihm glauben kann.

    Gestern ging es mir so bescheiden, ich musste nur heulen. Es war so ein Tag an dem alles schief gelaufen ist, ein Tag an dem man am besten im Bett geblieben wäre. (der Internetzugang funktionierte auch nicht) Ich dachte noch bei mir, bin ich denn nicht genug bestraft. Ich weiß nicht wieviel Kraft ein einzelner Mensch aufbringen kann, aber es geht irgendwie immer weiter. Wenn ich mich im Spiegel anschaue, kommt mir das Grauen, ich sehe jetzt tatsächlich aus wie 46. Augenringe, Sorgenfalten, einfach sch...

    Er hat mich natürlich gefragt, ob ich ihn im Krankenhaus besuche. Ich habe zwar nein gesagt, aber genau hier weiß ich schon wieder nicht ob ich das durchhalte. Warum tue ich mir das an?

    Hallo Susanni, Antilope und Doro
    lieben Dank für eure Teilnahme, dass ist ungemein hilfreich. Ich werde mit euren Zeilen nun ins Bett gehen und nochmal so einiges Revue passieren lassen. Die Nächte sind oft kurz, wenn ich erwache sind sie wieder da die endlosen Fragen und lassen mich nicht wieder einschlafen. Dann habe ich Sehnsucht nach dem Mann der mir von Tag zu Tag fremder wird. Aber ihr habt mir heute sehr geholfen, dafür bin ich wirklich dankbar. Es stimmt, ich habe oft das Gefühl mich über Dinge nicht freuen zu können, besser gesagt nicht freuen zu dürfen. Wenn es ihm schlecht geht, wie darf es mir dann gut gehen.
    Aber er ist doch für seinen Zustand verantwortlich, nicht ich. Er darf sein Versagen nicht auf meinem Rücken und meinen Gefühlen austragen. Wir müssen/mußten soviel erdulden, dass wir ein wenig Freude verdient haben. Ich werde an mir arbeiten und werde Euch wissen lassen wie es mir damit geht. Ich wünsche Euch allen eine ruhige und klare Nacht.
    LG bluevelvet

    wenn ich das so lese und auf mich wirken lasse, stehe ich wohl noch ganz am Anfang und muss noch vieles Lernen und vor allem Umsetzen. Dabei müsste gerade ich es besser wissen.
    Begreifen lernen, dass mein Traummann eine Geliebte hat, gegen die ich keine Chance habe. Das ich nicht festhalten darf an etwas das keine Zukunft haben wird. Ich habe es doch auch damals geschafft, meinen Frust und meine Depressionen habe ich im Alkohl ertränkt. So wollte ich nie und will ich nicht leben. Warum verdammt schafft er das nicht. Alles was ich sage und tue scheint von ihm abzurprallen, nicht anzukommen, was ich heute sage und er mir bestätigt, weiß er morgen nicht mehr. Natürlich ist er krank, aber diese Krankheit ist so schwer zu begreifen, so irreal. Ich weiß, das nur er sich Heilung, bzw. Stillstand verschaffen kann.

    Es liegt in jedem von uns helfen zu wollen, aber bei dieser Krankheit versagt jede Hilfe für den geliebten Menschen. Wie ich diesen Alkohol hasse, diesen verdammten hinterhältigen Teufel.

    Hallo Susanni,
    manchmal denke ich wir werden am Ende eh die Dummen sein. Entweder weil wir schuld daran hatten, dass sie getrunken haben, oder sie suchen sich ein neues Opfer wenn unsere Männer merken, dass wir nicht mehr so funktionieren wie wir das all die Jahre getan haben. Er hat vorhin angerufen. Du wolltest doch vorbei kommen, meinte er. Davon war nie die Rede. Er hat es nicht geschafft clean zu bleiben, wie auch. Ein bißchen habe er getrunken, auch das ist zuviel. Wenn er es morgen nicht schaffen würde, dann geht er eben am Dienstag zum Amt. Er merkt überhaupt nicht worum es eigentlich geht, wo derzeit die Prioritäten liegen. Spricht von einem neuen Job, etc. aber keine Andeutung das er bzgl. seines Problems irgendetwas unternehmen muss. Das bestätigt mich in meinem Entschluss, dass es die richtige Entscheidung war die ich getroffen habe. Er begreift es einfach nicht. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm in dieser Situation nicht mehr helfen kann. Er antwortete dann, Du glaubst nicht mehr an uns. Das habe ich bestätigt und plötzlich ging er auf Abstand, ich merkte es an seinem Tonfall. Waren wir nur gut, solange wir funktiioniert haben und nicht aufmüpfig wurden, wenn das Manipulationsspiel funktionierte. Mich macht das so traurig, dass ich mich frage ob ich nur benutzt worden bin, sein Leben nach außen aufrecht zu erhalten.

    PS: ich bin unglaublich dankbar das ich mich heute hier eingeloggt habe. Vielen, vielen Dank es hat mir unglaublich geholfen, die Rückmeldung und und und, einfach das Gefühl zu haben nicht völlig alleine mit sich zu sein. Danke

    Hallo Doro, wie recht Du hast. Ich bin in Moment nicht Baum, nicht Borke. Mein Gespür sagt mir jedoch, dass ich mich in den letzen Zügen des Loslösens befinde. Eben war ich unter der Dusche und das Telefon hat geklingelt. Mein Herz machte einen Satz und die Angst war wieder da. Ob er es war weiß ich nicht. Ich habe auf einen Anrufbeantworter verzichtet, erstmal. Ich habe Angst vor seinem Anruf, weil ich nicht weiß wie ich reagiere, weil ich nicht weiß wie die Dinge liegen. Ich könnte einfach nicht abnehmen, aber das schaffe ich noch nicht. Ich bin noch nicht soweit. Aber das ist das, was Du versuchst mir zu vermitteln. Dieses Abgrenzen, sich zurückziehen, sich ihm selbst überlassen. Erst dann beginnt für mich der Weg in eine Freiheit.
    Ein lieber Nachbar hatte angerufen und wollte wissen wie es ihm geht, er macht sich Sorgen weil immer Licht in seiner Wohnung brennt und die Jalousien ständig unten sind. Er weiß von seinem Problem und den Umständen, wir leben hier auf dem Land, da ticken die Uhren etwas anders und mit Geheimhalten ist nicht viel. Ich komme aus der Stadt und bin das nicht gewohnt, fand es dennoch sehr nett. Ich konnte ihm nur raten, dass nicht so nah an sich rankommen zu lassen. Aberwitzig oder. Ich gebe Ratschläge, gerade ich, aber was hätte ich sonst sagen sollen. Er versteht das nicht. Ihr wart so ein hübsches Paar, er ein so netter attraktiver, fleißiger und aufgeschlossener Mann, ja ja, das finden alle. Man sieht ihm nicht an, dass er solche Mengen in sich reinkippt und er legt immer großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Nur ich kenne die andere Seite. Bei mir hat er sich gehen lassen, Hauptsache Nachbarn und Arbeitskollegen, etc. bekommen nichts mit. Dafür habe ich natürlich fleißig mitgesorgt. Das Bild nach außen aufrecht erhalten, dass glaube ich kennen wir alle zu genüge. Und es ist so unendlich anstrengend.

    Hallo Doro.

    Das Geld wird bei ihm erstmal noch reichen, ist aber wenn er weiter so trinkt schneller weg als ihm lieb ist. Leihen kann ich ihm z. Z. nichts, der Umzug hat meine wenigen Ersparnisse aufgebraucht und ganz ehrlich möchte ich im September wenn ich Urlaub habe eine Woche mal weg von allem. Das würde heißen, dass ich darauf verzichten müsste. Verzichtet habe ich in der Vergangenheit zu genüge und geholfen habe ich ihm am Anfang unserer Beziehung u. a. auch finanziell. Und was hat es mir gebracht. Nichts
    Wie ist das mit dem sozialpsychatrischen Dienst, gibt es den in jeder Stadt? Davon habe ich noch nichts gehört, dass die sich in solchen Fällen kümmern. Meine Angst hängt auch damit zusammen, dass er insulinpfl. Diabetiker ist,
    Was die Entgiftung betrifft, wäre es seine zwölfte oder dreizehnte in den letzten fünf Jahren, auch hier habe ich aufgehört zu zählen, dass er danach nicht trocken bleibt ist mir bewusst. Entgiftung alleine reicht hier nicht mehr. Eine stationäre und abgebr. ambulante Therapie haben auch nichts bewirkt. Es ist mir fast peinlich das zu schreiben und immer noch die Hoffnung zu haben, dass das Böse irgendwann von ihm genommen wird.
    In Moment geht es nur darum das er für eine gewisse Zeit clean ist um seine Dinge zu regeln die ein Weiterleben unter einigermassen erträglichen Bedingungen ermöglichen. Es würde mich einfach nur beruhigen, vor allem mein Gewissen, was danach kommt liegt dann nicht mehr in meiner Macht. Er hatte mir zu meinem Umzug noch 200 Euro dazu gegeben, wieder so eine Handlung die die Co-Abhängigkeit fördert und ein schlechtes Gewissen macht. Es ist echt zum verzweifeln.

    Hallo Hanna,

    Ich schließe mich Antilope hier an. Stimmt, diese Wand vor die man immer und immer wieder läuft. Ich will nicht wahrhaben das der Alkohol stärker ist als die Liebe, aber es ist so damit müssen wir uns wohl abfinden, ob wir das einsehen wollen oder nicht. Ich war auch meist die einzige in unserer Beziehung die laut geworden ist, weil ich den Frust oft nicht anders abzubauen wusste, mich so unendlich hilflos gefühlt habe, mir den Mund fusselig geredet habe und mir dabei wohl nur selber gut zureden wollte und mir Mut machen. Immer nach Hintergründen gesucht, versucht Probleme auszumärzen, an mir gearbeitet, dass ein oder andere noch besser zu machen. Das macht mich kaputt. Und er sieht mich nur an, die Tränen laufen, diese Hilflosigkeit die da vor mir sitzt. Ich möchte ihn in den Arm nehmen und vor dieser bösen Welt und dem Alkohl beschützen. Und was macht er, er trinkt sich weiter Mut an, während ich immer mutloser werde. Ich habe mich getrennt, morgen werden es drei Wochen. Es ist eine schlimme Zeit in Moment, es sieht so aus, dass er jetzt komplett abstürzt und ich frage mich voller Angst was wird nun aus meinem Traummann. Ich lese auch schon den halben Tag hier um mir Mut zu holen für die Worte "Loslassen aus Liebe". Das ist so verdammt schwer. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft auch für deine Tochter die dich braucht.
    LG bluevelvet.

    vielen Dank für eure lieben Ratschläge und Tips. Jetzt geht es mir schon ein wenig besser. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man mit seinen Problemen nicht alleine dasteht.
    Schwer für mich ist z. Z. das ich wenig Kontakt hier in der neuen Heimat habe. Freunde und Familie leben 650 km entfernt und hier habe ich bisher nur oberflächliche Bekanntschaften geschlosseun, u.a. Arbeitskollegen und bei ihnen will man sein Leben nicht unbedingt komplett offenbaren. Es ist richtig, oft habe ich das Gefühl, dass mein Leben erst wieder neu befüllt werden muss, mit positiven Dingen, die mir und meinen Bedürfnissen entsprechen. Mir fehlt der permanente Stress, die Sorge und Angst die mein Leben ausgefüllt haben. Immer in Bewegung, bloß nicht nachdenken, auf meine innere Stimme wollte ich nie hören und die konnte ich nur durch noch mehr "kümmern" verdrängen. Ich hoffe das ich auch an den Punkt komme, dass ich das Album aufschlage und das Herz nicht mehr so schwer ist, weil mein Leben ausgefüllt ist mit positiven Dingen. Ich warte voll Bangen auf seinen Anruf. Ist er auf Entzug weil er morgen seinen Termin bei der Agentur wahrnehmen muss, oder hat er es nicht geschafft und ist gerstern noch zur Tankstelle. Keine Ahnung. Sollte er es nicht schaffen, werde ich ihm anraten morgen den Arzt aufzusuchen und sich einweisen zu lassen zur Entgiftung, mehr fällt mir nicht ein. Kann ich das wenigstens machen, oder ist das auch wieder verkehrt, wieder zuviel wenn ich ihm sage was er machen könnte, oder auch nicht.

    Hallo Susanni
    Du hast ja recht. Bauch und Kopf laufen bei mir einfach nicht konform. Das Loslassen fällt mir unendlich schwer. Meine Trennung hat mir eine schöne Wohnung gebracht, in der ich mich sicher und geborgen fühle. Keine Wodkaflaschen rumstehen, etc. Keine Alkohlfahne die einen den ganzen Tag oft begleitet. Meine Wohnung ist meine Rückzugsmöglichkeit um den nötigen Abstand zu gewinnen, der mit der Zeit hoffentlich wächst. Ich weiß, dass ich ihm nicht helfen kann, aber er fragt mich oft drei- bis viermal täglich ob ich ihm bei seinen Angelegenheiten helfe. Die hat er auch im nüchternen nicht bewältigt bekommen. Bürokratie war nie sein Ding. Das er versucht mir ein schlechtes Gewissen einzureden etc. weiß ich auch, aber warum liegt mir sein Wohlergehen am Herzen. Wenn er nüchtern ist, ist er ein liebevoller und verständnisvoller Partner gewesen und fünf Jahre kann ich nicht so einfach über Bord werfen, da waren auch viele gute Zeiten, ob sie die Schlechten aufwiegen glaube ich heute jedoch nicht. Diese verfluchte Co-Abhänigkeit.
    LG bluevelvet

    Hallo Nisa
    ich habe soeben deine Zeilen gelesen. Es ist zwar schon eine Weile her, aber wie geht es Dir heute? Ich selber habe mich am 15. Mai von meinem Partner getrennt. Wir haben keine Kinder und ich habe zum Glück einen Job, so dass ich finanziell unabhängig bin. Ich habe viel zu lange für diesen Schritt gebraucht. Man sagt immer die Hoffnung stirbt zuletzt, aber irgendwann stirbt sie. Ich habe erkennen müssen, dass ich keine Chance gegen den Alkohl habe. Zum Schluß sind mir keine Entschuldigungen mehr für sein Verhalten eingefallen, nur die Erkenntniss meine Kraft gelassen zu haben in dem Bemühen ihm zu helfen, nach Gründen zu suchen, etc pp. Alles ohne Erfolg. Es ist so depemierend das zu erkennen, weil man immer wieder hofft, nein bei uns ist das anders.
    Hilfe bekommst Du mit deinen Kindern in jedem Fall. Wie Matthias bereits gesagt hat, hast Du die Möglichkeit zur ARGE zu gehen wenn Du dich von deinem Mann trennen solltest. Du musst dir und deinen Kindern eine angemessene Wohnung suchen, erhälst Regelleistung und falls dein Mann keinen Unterhalt zahlt, erhälst Du über das Jugendamt Unterhaltsvorschuss. Dann noch Kindergeld. Aus Angst vor finanzieller Sorge solltest Du deinen Entschluß nicht abhängig machen, Du bekommst Hilfe. Wenn Du den ersten Schritt gemacht hast folgt das Andere von alleine. Aktiv zu werden, darin liegt die Schwierigkeit. Loslassen ist bitter. Ich wünsche Dir viel Kraft. Vielleicht schreibst Du ja mal wie es dir zwischenzeitlich geht.
    Gruß bluevelvet

    Hallo an Alle

    ich bin z. Z. mächtig verzweifelt, lese in den letzten Tagen hier im Forum. Es hilft mir, nimmt mir aber nicht die Angst und innere Unruhe. Ich komme einfach nicht zum abschalten. Am 17. Mai habe ich ihn verlassen, habe den Schritt gewagt mich aus dem Gefängnis zu befreien und fühle mich trotzdem gefangen. Fast noch schlimmer als vorher. Ich hatte geschrieben, dass er unseren gemeinsamen Urlaub alleine angetreten hat. Seine Rückkehr muss in getroffen haben wie ein Hammer, erst da wurde ihm bewusst, dass ich tatsächlich wahr gemacht habe, was ich seit Monaten angedroht habe, ihn zu verlassen.
    Wir haben uns Pfingstmontag getroffen, er kam in Begleitung seine besten Freundes, dem Alkohol. Seit dem geht es bergab. Seine Arbeit konnte er nach dem Urlaub nicht antreten, sein Arzt hat ihm ein Attest ausgestellt, dass er mit sofortiger Wirkung seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. (er würde hier nur sich und andere in Gefahr bringen). Als er das Attest in den Händen hatte, hat er es richtig krachen lassen. Das er sich jetzt um seine finanziellen Angelegenheiten kümmern muss, weiß er. Verlässt sich hier aber wiedermal auf mich. Ich fühle mich in der Pflicht, zumindest bis er Arbeitslosengeld etc. beantragt hat. Hört das denn nie auf. Er hockt nur da, jammert, weint um das was er alles verloren hat, beschimpft sich als Idioten, etc. Wie oft habe ich das schon erlebt. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Und trotzdem komme ich aus dem Bedürfniss des sich "kümmern" müssen nicht heraus. Er ist ein stiller Trinker, kein Kolleriker. Ich glaube das ist es. was mein Mitleid am Leben hält. Ich möchte nicht das er total vor die Hunde geht und auch noch die Wohnung verliert und noch schlimmeres passiert. Er macht auf mich den Eindruck, dass er alleine nicht lebensfähig ist, unbeholfen in jeder Hinsicht, nicht in der Lage sein Leben zu meistern. Ich habe immer wieder das Bedürfniss nach ihm sehen zu müssen, dann fahre ich vorbei um mich davon zu überzeugen, dass er noch lebt. So blöd wie das klingt, oder ich rufe an, oft nimmt er den Hörer gar nicht ab, was meine Unruhe nur noch mehr anpeitscht. Was soll ich bloß tun, wie soll ich mich in dieser Situation verhalten, wo es auch um seine weitere Existenz geht. Ich weiß oft nicht mehr wo ich selbst die Kraft noch hernehmen soll. Das Wochenende reicht nicht mehr um die Kraft für die Arbeitswoche zu tanken. Ich muss zu einer Entscheidung kommen, sonst geh ich auch noch vor die Hunde. Habt ihr vielleicht ein paar Tips, oder Ratschläge für mich. Ich bin so verzweifelt, dass ich schon wieder anfange zu heulen.
    bluevelvet

    Hallo ihr Lieben
    ich habe gerade eure Rückmeldungen gelsesen und danke euch, melde mich gleichzeitig aus dem Urlaub zurück. Eine herrliche Woche liegt hinter mir, ich konnte einigermassen entspannen und relaxen. Habe ein nettes Ehepaar kennengelernt mit denen ich mich Abends immer zum Essen verabredet habe, die Tage selber wollte ich mit mir verbringen und es hat so verdammt gut getan. Gefaulenzt, am Strand gelegen, gelesen, gegessen etc einfach mal relaxt. Er hat mich jedoch jeden Tag angerufen, war völlig fertig und hat nur geflennt. Ich glaube er hat erst da richtig registiert, dass ich das mit dem Urlaub tatsächlich ernst gemeint habe und auch ohne ihn Spass am Leben haben kann. Er stand Montagnacht mit einer Rose in der Hand am Kölner Flughafen und holte mich ab, nüchtern, aber immer noch fertig. Er ist sogar gefahren. Er hatte von Donnerstag an einen kalten Entzug gemacht. Er habe solche Angst mich zu verlieren. Muss dazu sagen, er hat da so ein Trauma. Seine Ex ist wohl mal alleine nach Kuba geflogen und hat sich dort in einen Kubaner verliebt den sie auch später geheiratet hat. Er hat auch sie damals vom Flughafen abgeholt und hat dann gleich gemerkt was los war und hat diese Niederlage nie verkraftet. Er hatte natürlich Angst das mir das gleiche passiert. Seitdem ist er bei mir, nüchtern und wartet auf die Zusage für die stationäre Therapie. Gestern waren wir im Kölner Zoo, es war ein schöner Tag. Wenn er nüchtern ist, dann ist es sehr haromonisch zwischen uns und ich merke das es ihm gut geht und er bereut ohne Ende. Ich weiss jetzt noch nicht was ich davon halten soll. Ich habe noch bis nächsten Dienstag Urlaub, lasse alles erstmal laufen und veruche mir keinen grossen Kopf zu machen, da ich weiss, dass mit Beginn der Therapie die Zweisamkeit ein Ende hat und was danach kommt werde ich sehen. Ich habe auf jeden Fall keine Angst mehr vor der Einsamkeit, blicke nach vorn für mich. Er hat in den letzten Tagen schon öfter gesagt ich sei verändert. Das ist gut möglich, er ist für mich nicht mehr der Mann um den sich alles dreht, ich bin mir wichtig geworden, versuche egoistisch zu sein und vernachlässige mich nicht. Lasse nur das zu, was für mich erträglich ist. Diese eine Woche hat mir gezeigt, wie toll es sein kann sich selber gutes zu tun, wie ruhig ich war und ausgeglichen, wenn ich da an unseren letzten gemeinsamen Urlaub denke, Jesus Maria, nein soetwas wird mir nie wieder passieren. Insgeheim plane ich jetzt schon wieder für nächstes Jahr einen Urlaub nur mit mir. Ich denke mein Abstand zu ihm hat eine gesunde Form angenommen, mein Selbstwertgefühl ist auf einem gesunden Stand und ich wünsche mir das es so bleibt und es nicht nur die Nachwehen des Urlaubs sind, aber es war eine wichtige Erfahrung und ich bin happy.
    Liebe Grüsse bluevelvet