Hallo, ich hatte ja bereits diesen Text im "Vorstellungsbereich" geschrieben, denke aber, dass ich eventuell hier mehr Resonanz bekommen werde:
Hallo zusammen,
ja, wo soll ich anfangen. ..Nachdem ich bereits mit zwei sucht-kranken Menschen eine Beziehung geführt habe, die mir unterm Strich nicht gerade gut getan haben, frage ich mich langsam, woran das liegt. Da man mit mir sehr schlecht streiten kann, weil ich sehr impulsiv und manchmal auch verbal aggressiv um mich schlage, sind die Streitgespräche in meinen Partnerschaften unter Alkohol oder Drogeneinfluss meiner Partner immer total eskaliert. Ich rede hier von körperlichen Übergriffen. Nach meiner ersten Beziehung dachte ich, dass würde mir nie mehr passieren.
Da ich schon sehr lange mit mir selbst Probleme hatte und noch habe, war ich auch schon mehrmals in psychiatrischer Behandlung und bin aus diesen Erfahrungen auch meist gestärkt heraus gekommen, sodass ich relativ schnell wieder am „normalen“ Leben teilnehmen konnte, das heißt, integriert war. In den Momenten, in denen ich wieder einigermaßen stabil im Leben stehe, fühle ich mich meist von Männern angezogen, die labil sind und einen Haufen von Problemen mit sich schleppen.
So war es auch bei der nächsten Beziehung. Ich verliebte mich Hals über Kopf in einen sehr liebenswerten, aber kranken Alkoholiker. Vor lauter rosaroter Brille unterschätzte ich natürlich, wie sehr krank er war. Natürlich wollte ich ihm helfen, aber wie? Dieses Thema war total neu für mich. Das Schreckliche war, dass ich den ganzen Tag arbeiten war und er arbeitslos mit seinen Kumpels saufen war..nicht lange..und ich gab meine Arbeit auf..ich wollte ihm helfen..das war ein großer Fehler, das weiß ich heute! Nach ein paar Monaten zogen wir zusammen und er hörte mit dem Trinken auf. (das war auch meine Bedingung für das Zusammenziehen). Er ging wieder arbeiten, alles schien gut. Das hielt leider nicht lange an. Wir stritten immer häufiger, über jeden banalen Mist. Meine Stimmungsschwankungen wurden indes auch wieder schlimmer und ich war sehr leicht reizbar. Es eskalierte wieder, wie bei meiner ersten Beziehung, in einem schlimmen Streit , der erste unter Alkoholeinfluss, der zweite und dritte nüchtern, so dachte ich zumindest. Denn wenn er Bier trank, dann nur alkoholfreies. Es folgte ein rascher Auszug aus der gemeinsamen Wohnung meinerseits und erstmal kein Kontakt. Es verging einige Zeit, bis wir uns wieder etwas annäherten. Ich ging davon aus, dass er noch immer trocken ist. Oft kamen mir seine Verhaltensweisen merkwürdig vor, oft hörte er mir nicht richtig zu oder vergaß das eine oder andere, manchmal kam er mir so vor, als hätte er zwei Gesichter!Manchmal war es echt unheimlich.
So, nun kam vor kurzer Zeit die Wahrheit ans Licht! Er hatte die Abstinenz nur kurze Zeit durchgestanden und trank seitdem wieder. Auch, als wir noch zusammen wohnten. Mir fielen die Augen fast aus dem Gesicht, vieles Ungereimtes ergab auf einmal ein Puzzle. Der Alkohol soll zwar keine Entschuldigung sein für sein Verhalten, aber doch eine Erklärung. Als der Leidensdruck so schlimm war und ich auch nicht mehr, wie vorher, ihm Hilfe angeboten habe , sondern ihm Klipp und Klar gesagt hatte, wenn er sich selbst keine Hilfe sucht, dann könne ich auch nichts für ihn tun, ging er in die Klinik. Seitdem er da ist und auch Therapien besucht etc.. ist er wie ausgewechselt. Er ist plötzlich ganz zuversichtlich, will sein ganzes Leben umkrempeln, seinen Bekanntenkreis ändern etc...auch natürlich, um MICH nicht noch einmal zu verlieren!!! Ich finde das einerseits natürlich toll, dass er so zuversichtlich ist, andererseits bin ich natürlich auch ängstlich, da ja Rückfälle bekanntermaßen bei einem Alkoholiker dazugehören.. er ist zuweilen so euphorisch, dass er denkt,er schaffe es beim ersten Mal, zumal er all die Alkoholleichen in der Klinik sieht und da einfach nicht enden will.
Mein Problem ist jetzt einfach, dass ich Probleme habe damit, ihm wieder zu vertrauen . Meint er das wirklich ernst und sind seine Ziele überhaupt realistisch? Durch die vielen Lügen, die er mir ständig im Zusammenhang mit dem Alkoholismus unterbreitet hat, habe ich natürlich auch ein sogenanntes Grundvertrauen in ihn verloren. Mal ganz abgesehen von den Streitereien und den Eskalationen. Ich weiß, dass diese Lügengeschichten zum Krankheitsbild eines Alkoholikers dazu gehören, trotzdem ist es so.
Ich wäre nun sehr, sehr dankbar, wenn mir erfahrene trockene A. etwas dazu schreiben könnten. Wie es Euch ergangen ist und ob ihr den plötzlichen Enthusiasmus meines Freundes nachvollziehen könnt und seine gesteckten Ziele durchaus realisierbar sein können. Vielleicht können mir auch Angehörige helfen , in dem ihr mir schreibt, wir ihr mit dieser Situation umgehen würdet oder umgegangen seid. Ich bin dankbar für jeden Rat und hoffe, dass ich hier in diesem Forum viel wertvolles mitnehmen werde. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.