Beiträge von shari

    Liebe Uschi...
    ich verstehe dich sehr gut. Als ob dir keine Ruhepause vergönnt wäre... Irgendwo hab ich mal gehört, Gott gibt uns nur soviel in unserem Säckchen zu tragen, wie wir verkraften.
    Wünsche dir einen entspannten Feierabend und viele gute Gedanken!

    Lieben Gruß,

    die shari

    Da ist schon seit ein paar Tagen so ein komisches Gefühl, sich wie in einem Tranceartigen Zustand zu bewegen... irgendwie dreht sich alles nur noch um diese Krankheit und meinem Beschäftigen damit (die ersten Anzeichen für das Potential zu einem CO?)
    Andererseits habe ich genauso den Eindruck, ich muß das jetzt machen, weil es mich möglicherweise vor größerem Schaden bewahrt, wenn ich mir alle Facetten und Auswirkungen vor Augen halte.

    Liebe Emma...

    bevor ich dir antworte, wollte ich erst mal deinen Thread lesen- bewußt und absichtlich, um zu erfassen, wer sich hinter den lieb gemeinten Worten verbirgt. Emma, ich bin sehr überrascht und wirklich beeindruckt! Deine Geschichte zeigt, wie tief du in dem Sumpf gesteckt hast und wie vertraut du selbst mit Suchterkrankungen bist. Mit dieser Erfahrung meinen... so ja, nennen wir es neugierigen, erst mal abwartenden Umgang mit diesem neuen Mann in meinem Leben auch noch zu loben, finde ich bewundernswert. Wir Menschen neigen schließlich nach schlechten Erfahrungen zu Pauschalisierung/Verallgemeinerung. Als Beispiel: bei der Geschichte in meiner vorigen Wohnung handelte es sich um türkische Vermieter und ich habe danach oft gesagt: NIE WIEDER! Und bitte: laßt uns jetzt nicht auf das Thema Rassismus eingehen! Ich bin keiner! Bin christlich erzogen und wenn ich meiner Mutter sonst wirklich nichts gutes nachsagen kann, aber das, was sie mir damit in die Wiege gelegt hat, ist das einzige, wofür ich ihr dankbar bin. Aber das nur nebenbei...

    Ich lese noch immer sehr viel und ich glaube, es hat sicher seinen Grund, warum ich welche Threads in welcher Reihenfolge finde (Fügung?). Vermutlich lese ich auch viel mit meinem Bauchgefühl, erfasse das meiste mehr intuitiv, alle Informationen landen wie Zutaten in einem Topf, in dem mein Unterbewußtsein dann vor sich hinköchelt und mir ein Gefühl ausspuckt... ein Gefühl, das mir bestätigt, was mein Kopf vielleicht schon längst weiß :(
    Ich wünsche dir von Herzen die Kraft, die du brauchst, dieses Tief zu überstehen!

    LiebeR Seti,

    ja, so kann das gehen in der Annonymität der virtuellen Welt... ;) Sei mir bitte nicht böse! Dein Nick hat mich irrtümlich eine falsche Schlußfolgerung bzgl. deines Geschlechts ziehen lassen. Ich hoffe, das hat dich nicht gekränkt!!!

    Im Übrigen kenne ich deinen Thread bereits, es war mir nur nicht bewußt, weil ich soviele gelesen hab.

    Es gibt ein paar Veränderungen... nur IN mir, nicht äußerlich... ein paar Antworten... eine Tendenz...
    Vielleicht magst du weiterlesen!

    Mit ganz lieben Grüßen für den Herrn Seti! :)

    So, ihr Lieben...

    ich muß mich jetzt fertig machen- die Arbeit ruft :(
    Die nächsten 2 Tage habe ich frei und er hat keine Zeit. Ich hoffe so sehr auf einen regen Austausch mit euch!
    Und noch was: ist es normal, daß ich gerade lieber hier lese und schreibe als mit ihm zu telefonieren?

    In diesem Sinne wünsche ich allen einen erholsamen, streßfreien Feierabend! :)

    Liebe Grüße,

    die shari

    Liebe Seti,

    ich verstehe, was dich bewegt ohne deine Geschichte gelesen zu haben. Ich glaube, aus deinen Worten zu lesen, daß du wohl voll drinsteckst und es dir dabei ziemlich schlecht geht. Das tut mir unendlich leid und glaub mir, ich renne nicht sehendes Auges in mein eigenes Unglück. Aber ich glaube, Wahrheiten brauchen ihre Zeit. Und jeder Mensch hat sein eigenes Tempo. Ich weiß von meinem, daß es kein Rennen gewinnen würde... ;)
    Ich bin hier, um mir über alles klar zu werden. Was begegnet mir mit dieser Krankheit? Was kann das für mich bedeuten? Wie hoch sind die Chancen auf Heilung? Auf seinen Willen zur Heilung? Und wie groß das Risiko, mit unterzugehen? Gibt es einen Weg, damit umzugehen ohne ihn zu verlassen?
    Und wenn ich auf all diese Fragen MEINE Antworten habe, werde ich entscheiden. Und ich bin mir sehr bewußt darüber, daß es mit jedem Tag schwerer wird, ihn zu verlassen.

    Ich werde mir deinen Thread durchlesen, falls du einen hast. Leider ist meine Zeit nun wieder eingeschränkt, da ich wieder am arbeiten bin und natürlich beschäftige ich mich nach all der Leserei in der vergangenen Woche sehr mit meiner Situation- wie unschwer zu erkennen ist.... ;)

    Auf jeden Fall sind meine Gedanken bei allen Betroffenen- zur Zeit Tag und Nacht. Es berührt mich sehr tief und ich kann mir vorstellen, mich auch real und offline in diesem Thema zu engagieren- selbst wenn ich mich von meinem Freund trenne.
    Meine besten Wünsche begleiten dich!

    Hallo Motte,

    das ist eine Frage, die ich noch vor 4 Wochen anders beantwortet hätte als heute. Und zwar NICHT, weil ich jetzt selbst betroffen bin, sondern vor allem, nachdem ich hier soviel gelesen hab. Früher hätte ich sicher angenommen, daß es für den Süchtigen wie auch für die Angehörigen der einzig mögliche Weg ist, heute bin ich mir dessen nicht mehr sicher. Und genau darum bin ich hier: herauszufinden, was richtig ist....

    Hallo Linde...

    ja, natürlich hast du recht, das sind die denkbar ungünstigsten Voraussetzunen, tatsächlich zusammenzuziehen und selbstverständlich stelle ich mir das nicht unter einer liebevollen Beziehung vor. Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Außer, daß Gewalt das letzte ist- in jeglicher Form! Von Männern gegenüber ihren Frauen noch dreimal mehr. Und ich bin mir mehr als 100%ig sicher, daß das ein k.o.-Kriterium für mich ist. Erhebt er die Hand gegen mich, bin ich weg- sofort und unwiederruflich. Punkt.
    Aber- und das ist KEINE Entschuldigung!- wieviel Einfluß hatte die Sucht, der Stoff, wenn es bei ihm eskaliert ist? Im Umkehrschluß: hätte dieser Mann ein Problem mit Gewalt, wenn er keins mit Alkohol hätte. Sehr hypothetisch, ich weiß....

    Auf die Frage nach dem Zusammenziehen gehe ich jetzt halbherzig ein: Es ist eine Willenserklärung von uns beiden, eine Absichtsbekundung, ein Ziel. Aber es steht nicht unmittelbar bevor. Da sind ganz praktische Umstände entscheidend, warum es wenn überhaupt, noch ein halbes Jahr Zeit hätte. Das hängt mit meinem Job zusammen und mit seinem. Und das verschafft mir Zeit. Zeit, meine Fragen zu beantworten und dann zu entscheiden.

    Ich habe meine ganz eigene Motivation dafür und die hat schlicht gar nichts mit ihm, sondern nur mit mir und meinem Leben zu tun. Ich rede auch darüber, halte es nur im Moment für den falschen Zeitpunkt. Also versteh mich nicht falsch: ich will nichts verbergen oder so, aber ich möchte mich gerade ein bißchen sortieren und erst mal soviel wie möglich über diese Krankheit begreifen und ihre Folgen für die Betroffenen und deren Angehörige.

    In diesem Sinne, hab Dank für deine Worte! Ich habe sie gehört- nicht nur mit den Ohren!

    Ich weiß nicht, ob meine Worte tatsächlich rüberbringen können, was ich meine und was mich tatsächlich verunsichert, darum versuche ich es nochmal anders:
    Ich glaube, es ist ein Fehler, wenn ich über ihn sage, er sei aggressiv, das stimmt so nicht. Er ist eher schlecht gelaunt, NICHT zugewandt, gereizt. Und das ist er HEUTE, wenn er NICHT trinkt. Das war in den ersten Wochen ohne Alk nicht so. Wenn sich seine Zugewandtheit, sein Interesse an mir, seine Freundlichkeit und eben alles positive nur unter Alk zeigen, ist das dann glaubwürdig? Ehrlich? Echt?
    Ist diese umgekehrte Form, unter Stoff liebenswürdig zu sein und OHNE reizbar zu werden, auch eine Form dieser Krankheit?

    Dann seine Offenheit zu dem Thema. Als er mitbekam, was ich hier lese, hat er mir direkt auf den Kopf zugesagt, ich bräuchte nicht zu lesen, ich brauche ihn nur zu fragen. Er könne mir alles über Alkohol erzählen. Das war am Sonntag kurz bevor ich nach Hause gefahren bin, ansonsten hätte ich ihn bereits mit meinen Fragen gelöchert- darauf könnt ihr euch verlassen!
    Irgendwie fühle ich, daß er sich mitteilen will. Er erzählt mir auch viel aus seiner Vergangenheit. Es kommt mir auch stellenweise wie ein Hilferuf vor, aber ich bin gewarnt vor den Manipulationen, die ein Alki drauf hat und darum trau ich meinem Bauchgefühl nicht so ganz.

    An alle, die bis jetzt gelesen haben, meinen herzlichen Dank. Möglich, daß euch daß alles bekannt vorkommt, mir nicht. So direkt und bewußt bin ich in meinem vergangenen Leben nicht mit diesem Thema konfontiert worden. Mal kurz nebenbei will ich euch erzählen, wie merkwürdig ich meinen ersten Arbeitstag gestern empfunden hab... daß ich Stammgäste jetzt in einem anderen Licht sehe. Also versteht mich richtig, ich weiß von Leuten... kenne Menschen mit diesem Suchtproblem, aber ich betrachte es jetzt mit anderen Augen, weil ich die Distanz nicht mehr habe. Da ist eine leise Sorge, daß ich ein Problem damit kriegen könnte, Bier zu verkaufen...

    Wer bis jetzt gelesen hat, hat vielleicht einen Eindruck von meiner Situation, von den Umständen und Abläufen und kann das vielleicht auch anders einordnen, kann IHN und sein Verhalten einordnen.
    Mich beschäftigen dabei zwei völlig verschiedene Dinge. Zum einen möchte ich begreifen, wie weit die Sucht bei ihm geht und vermutlich möchte ich wissen, ob und wie groß die Chancen sind, daß er da raus will. Zum anderen versuche ich mich und meine Rolle zu begreifen, bin mir noch nicht sicher, ob die Krankheit mich so sehr abschreckt, daß ich mich von ihm abwende.
    Dann versuche ich ganz sachlich an das Thema CO-Abhängigkeit ranzugehen. Hab ich Potential dafür? Wie schütze ich mich davor? Worauf muß ich achten?
    Und die Frage, wie verhält man sich als Angehöriger gegenüber einem Süchtigen richtig ohne die Sucht zu unterstützen, aber auch ohne ihn fallenzulassen....

    Nach diesem "Fußball-Wochenende" bin ich Montagmittag nach Hause gefahren- ohne festen Termin, aber mit der Zusage, daß wir uns in meiner letzten Urlaubswoche auch abends mal sehen würden. Zu diesem Zeitpunkt begann ich zu lesen. Erst bei Wikipedia. Ich weiß jetzt, daß es verschiedene Stadien einer Alkoholvergiftung gibt und wie die aussehen. Ich hab mich mit Begriffen wie "kalter Entzug", "Delir" und "Tremor" beschäftigt, weiß, daß es einen Unterschied zwischen Mißbrauch und Abhängigkeit gibt, dessen Übergang schleichend ist, kenne alle möglichen Auswirkungen im Körper, die tödlich enden können und bereits viel zu oft auch so endeten... und begreife, daß die Fachwelt keinen Unterschied macht zwischen den Endstadium der Alkohol- und der Drogensucht. Wenn es nicht so unendlich traurig wäre, müßte man die Tatsache, daß es Alk legal erhältlich im Supermarkt zu kaufen gibt, für einen guten Witz halten.

    Gleich Anfang der vergangenen Woche traf ich meinen besten Freund, der gleichzeitig mein Ex ist. Er hat heute eine Vaterrolle in meinem Leben, ist mit der wichtigste Mensch und Ansprechpartner für mich und ich hab ihm unendlich viel zu verdanken. Zwischen uns ist rein gar nix mehr, was unseren Partnern Grund zum Mißtrauen geben könnte, aber ich verstehe ein bißchen, daß es meinem Freund ein Dorn im Auge ist. Aber ich brauchte dieses Gespräch. Es gab Streit deswegen und auch, weil wir uns eben doch nicht unter der Woche trafen und ich beendete diese Beziehung. Wie ich schon erzählt habe, bin ich beim Klamottentausch wieder umgekippt und es folgte ein ruhiger Samstag bei ihm zu Hause. Er hat gekocht, wir haben ferngesehen, Karten gespielt, geredet- alles in Begleitung von 2,5 Flaschen Wein. Nebenbei war ich am lesen- hier bei euch und auf seine Nachfrage hin, hab ich ihm das auch ganz offen gesagt. Das Thema hab ich schon 2 oder 3x vorsichtig angeschnitten und war vielleicht sogar etwas überrascht, daß er darauf nicht aggressiv reagiert hat. Überhaupt muß ich an dieser Stelle mal betonen, daß er unter Alkohol noch nie aggressiv war- jedenfalls nicht in meiner Gegenwart und nicht mir gegenüber. Aggressiv erlebe ich ihn eigentlich eher dann, wenn er nicht trinkt.
    Was ich weiß ist, daß es beruflich wohl gerade sehr eng aussieht. Vor 2 Tagen sagte er tatsächlich den Satz, er könne sich nicht 10 Tage ins Krankenhaus legen, um zu entgiften. Auch Formulierungen wie "ja, ich habe ein Problem mit Alk" habe ich am letzten WE von ihm gehört, danach aber die Einschränkung, daß sei erst seit 2 Wochen so, weil er den Fehler gemacht habe, was hartes getrunken zu haben. Er kenne seinen Körper und wüßte, was er zu tun hat. Euch wird das sicher bekannt vorkommen. Dieser Irrglaube, er hätte alles unter Kontrolle. Inzwischen weiß ich auch, daß alle oben genannten Begriffe ihm bekannt sind, daß er auch schon mal Wahnvorstellungen hatte und daß er deshalb vor Jahren von den harten Sachen weg wäre. Ich glaube, daß er an manchen Tagen "runtertrinkt", um wieder funktionieren zu können, seinen Job zu machen und er sagt aber auch ganz klar, die Probleme/Kopfschmerzen/Streß seien der Grund für die Trinkerei, damit er abschalten und schlafen könne. Nach allem, was ich gelesen hab, kommt mir das ziemlich abgedroschen vor.
    Noch mal eine kurze Pause... :)

    Als wir uns vor 3 Monaten kennenlernten, hatte ich ein Riesenproblem in meiner vorigen Wohnung (mein Vermieter hatte die Nebenkosten an die Stadtwerke nicht bezahlt und das ganze Haus war bei 30°C 10 Tage ohne Wasser). Und genau in diesem Moment lerne ich einen Mann vom Fach kennen, der mir dann mit allem (Anwälten, Einstweilige Verfügung, Wohnungssuche, fristlose Kündigung und schnellem Umzug) mit Rat und Tat zur Seite stand. In dieser Zeit war das Thema Alk kein Thema, es war einfach gar nicht da. Nach allem, was ich hier lese, kann es sich um eine der beschriebenen Trinkpausen handeln, von der ich aber nicht weiß, wie lange die schon vor unserer Zeit ging. Ich weiß nur, wann sie endete. Und das in meiner Wahrnehmung aus den anfänglichen 3 alkfreien plötzlich 3 alkhaltige Weizen am Abend wurden. Dazu muß ich immer wieder betonen, daß ich in der Gastro arbeite, d.h. ich bin an 5 von 7 Tagen bis Mitternacht, bzw. am WE bis 2.00h am arbeiten. Will sagen, ich kriege nur wenig davon mit, wie er seine Abende verbringt.
    Was die Vorstrafe angeht, ist das ähnlich wie bei dir, Uschi, sie ist Vergangenheit. Aber nachdem ich anfangs nur von ihm wußte, daß es eine gibt ohne nähere Einzelheiten, habe ich auch eine Zeitlang nachgefragt, was ihm mißfiel und von ihm abgeblockt wurde. Irgendwann hörte ich auf zu fragen, auch weil ich die Erfahrung gemacht hab, daß er von sich aus reden will und ich sein Tempo respektieren kann. Die tatsächlichen Hintergründe erfuhr ich im Laufe von Wochen, stückchenweise, die letzten klärenden Fragen hatten wir am vergangenen WE auf dem Tisch und mein Bauchgefühl sagt mir, daß ich jetzt die Wahrheit kenne (wenn auch bestimmt nur seine).

    Ich hatte jetzt 3 Wochen Zeit, genauer hinzusehen. Hatte den Kopf frei für Feinheiten, die mir sonst entgehen, weil ich selbst einen ziemlich harten Job hab, in dem Mobbing, Konkurrenzdruck und Geringschätzung zum Alltag gehören. Aber das nur nebenbei.
    Vor meinem Urlaub gab es samstagfrüh um 5.30h einen Anruf von ihm, weil er die ganze Nacht gefeiert und seine Schlüssel dabei verloren hatte. Eine Stunde später wurde er von einem Taxi bei mir abgesetzt. Er war fröhlich, betrunken und es gab keine Spur eines schlechten Gewissens. Ich fand das nicht so lustig und hab mich da schon sehr bewußt gefragt, ob es sich nur um einen Ausrutscher handelt.
    Dann- einige Tage vor meinem Urlaub- erwischte mich eine Nierenentzündung, die aus meinen 2 dann 3 Wochen ohne Arbeit machte. An diesem ersten freien WE rief er mich samstagabend an und wollte, daß ich rüber komme. Ich wäre gefahren, um mich bei ihm im Bett zu verkriechen, aber ich erfuhr am Telefon, daß er unterwegs war, getrunken hatte und mich bei sich haben wollte. In meiner gesundheitlichen Verfassung habe ich das abgelehnt. An diesem besagten Abend kam es dann zu dieser Schlägerei und wie ich ihm später aus der Nase ziehen konnte, hatte er wohl schon geahnt, daß sowas passieren könnte und wollte mich deshalb da haben. Es folgten am Sonntag Streit per sms und Telefon mit dem Ergebnis, daß er abends noch zu mir kommen wollte und den Montag bleiben wollte. Nach einer Std. erklärte er mir dann am Telefon, er könne nicht fahren, hätte schon öfter Panikattacken beim Autofahren gehabt, und eben nur nachts. Er hätte es versucht, sei aber wieder umgedreht. Montagfrüh um 8.30h stand er dann vor meiner Tür. Diesen Tag habe ich als etwas irrational in Erinnerung. Wir waren den ganzen Tag im Bett, redeten viel, auch sehr ernsthaft, lachten herzlich, hatten Nähe... das ganze Programm. Gegen Mitternacht zählte ich 6 oder 7 Flaschen Bier und 2 Flaschen Wein im Leergut (vorher war da gar nichts) und kam glaube ich zum 1. Mal ins Grübeln. Richtig zu denken gab mir dann aber die folgende Nacht: Schüttelfrost und unsägliches Schwitzen, Brechreiz, Übelkeit, Unruhe und bei all der ausstrahlenden Hitze klagte er über Frieren. Vielleicht hätte ich seinen Erklärungen, er hätte wohl eine Grippe, sogar geglaubt. Auf jeden Fall ging es mir selbst am nächsten Tag zum 1. Mal etwas besser und ich wollte nach einer Woche unbedingt mal vor die Tür. Also schnappte ich mir gegen abend das Leergut, fuhr einkaufen und auf's Solarium und bin nach 2 Std. wieder heim. Es ging ihm etwas besser, er war ruhig und ein wenig in sich gekehrt, schlief die Nacht besser und verschwand am Mittwoch zum arbeiten (er ist selbständig) wieder nach Hause. Im Laufe des Tages machte ich dann die folgenschwere Entdeckung: die letzten 2 Flaschen Bier aus meinem Kühlschrank standen beim Leergut und ich war schockiert. Der Mann ist so krank und trinkt! Und er tut es, während der 2 Std., die ich aus dem Haus war. Nicht wirklich heimlich, denn dann hätte er die Flaschen ja verschwinden lassen.
    Ich wollte unbedingt ein klärendes Gespräch, aber persönlich, war distanziert und bewußt abweisend am Telefon. An diesem Abend ließ er sich von seiner Ex zum Arzt fahren, bekam Antibiothika und Magentabletten gegen die vermeintliche Grippe verschrieben. Es folgte mein 2. freies WE und seine Zusage, seiner Fußballmannchaft beim Spiel auszuhelfen. Und der dringende Wunsch, daß ich dabei sein sollte. Ich haße Fußball, ließ mich aber überreden und stand 1,5Std. in eisiger Kälte am Rand des Spielfelds, um mir anzusehen, daß sein Kreißlauf versagte und er nach 10min. blaß und zitternd aufgeben mußte. Was ihn nicht davon abhielt, mit seinen Kumpels nach dem Spiel weitere 1,5Std. im Umkleideraum zu verschwinden, das mitgebrachte Bier zu trinken (trotz der Medikamente) und mich frierend draußen warten zu lassen. Ich war ohnmächtig vor Wut und Enttäuschung, wollte vor seinen Leuten natürlich auch keine Szene machen, wäre auch längst ohne ein Wort verschwunden, aber wir waren irgendwo außerhalb irgendeiner Stadt und nicht mit eigenem Wagen da. Als wir irgendwann dann tatsächlich allein in meinem Wagen vor seiner Haustür standen, ist alles aus mir rausgeplatzt und ich bitte euch, mir zu glauben, wenn ich jetzt betone, daß die Gründe, weshalb ich bei ihm geblieben bin, ausschließlich bei mir liegen und nix mit meinen Gefühlen zu ihm zu tun haben. Aber das ist eben die andere Geschichte dabei: meine Rolle, meine Geschichte, meine Psyche. Für den Moment versuche ich erst mal zu begreifen, was hier passiert, versteht ihr?! Stillstand, zur Besinnung kommen, genau hinsehen, sortieren, verstehen. Ich kann und will meine Konsequenzen ziehen, aber ich will es erst, wenn ich alles auf dem Tisch hab.
    Kurze Pause... ich bin gleich zurück.

    Guten morgen an alle...
    ich hatte gestern meinen 1. Arbeitstag nach 3 Wochen Urlaub und war letzte Nacht nach Feierabend einfach zu müde, um noch zu antworten. Aber gelesen hab ich eure Antworten natürlich und (Ohne Vorwurf!) sie haben mir eine unruhige, aufgewühlte Nacht verschafft. Zum einen, weil ich eure ganz sicher lieb gemeinten Warnungen wohl nicht lesen wollte und zum anderen, weil mir klar ist, daß mein Eröffnungstext ein wenig mißverständlich ist. Keine Sorge, ich will an seinem Verhalten ganz sicher nichts schön oder klein reden, ich will nur wissen, warum sich manches so sehr von dem unterscheidet, was ich hier lese und ob das vielleicht nur eine andere Form der Krankheit ist.
    Darum an dieser Stelle auch meinen Dank an Uschi, weil sie die Fragen stellt, deren Antworten mir vergangene Nacht durch den Kopf gespukt sind. Ich will versuchen, euch meine Zwickmühle zu erklären, in der ich stecke.

    Ein kleiner Nachtrag: der Text ist aus dem Vorstellungsbereich kopiert und daher 3 Tage alt. Ich bin natürlich nicht konsequent gewesen und darum noch mit ihm zusammen. Allerdings lese ich hier und lese und lese... das ganze letzte WE und auch bei ihm (was ich auch nicht verheimliche). Und je mehr ich hier aufsauge, umso mehr Fragen hab ich und umso größer wird das Gefühl von Hilflosigkeit. Ich hoffe sehr auf eure Antworten!
    Mit lieben Grüßen an alle,

    die shari

    Hallo zusammen...
    wie ihr anderen möchte ich mich erst mal vorstellen: ich bin 40j. alt, habe keine Kinder, war nie verheiratet und arbeite seit über 20j. im Dienstleistungsbereich. Seit ungefähr 10j. in der Gastronomie, mit Vorliebe in Brauerein. Und das, wo ich selbst Bier verabscheue. Mein eigener Alkoholkonsum beschränkt sich auf ein/zwei leckere Cocktails so ca. 2x pro Jahr. Jetzt habe ich vor drei Monaten einen Mann kennengelernt und vermute mit jedem Tag, den wir miteinander verbringen, mehr, daß er ein Problem mit Alkohol hat. Ich bin mir zwar nicht 100%ig sicher, aber nachdem ich mir einen Selbsttest angeschaut habe, wächst die Gewißheit. Beispiele für meine Vermutung kann ich gern aufzählen- falls erforderlich.
    Im Laufe der Gefühlsachterbahn der letzten Wochen gibt es einige wenige Ausbrüche von ihm- in verbaler Form- die mich tief gekränkt haben, weil er geringschätzig und herabwürdigend über mich spricht. Dazu kommt, daß er vorbestraft ist wegen Körperverletzung. Vor 2 Wochen hat er sich in einer Kneipe mal wieder zu einer Schlägerei provozieren lassen, die aber Gott sei Dank ohne gesetzliche Konsequenzen verlief. Nach eigener Aussage ist er einmal gegen seine Exfrau handgreiflich geworden. Allerdings kann ich jetzt nicht behaupten, daß ich Angst vor ihm hätte.
    Auf jeden Fall habe ich mich vor zwei Tagen am Telefon von ihm getrennt, heute abend wollen wir unsere Klamotten austauschen und ich befürchte, daß ich umkippen werde. Mein eigentliches Problem beschäftigt sich auch eher mit der Frage, ob wir zusammenziehen sollten, denn das ist das, was er will. Wir wohnen im Ruhrgebiet in zwei verschiedenen Städten, 40km voneinander entfernt.
    Wenn ich eure Erfahrungsberichte lese, dann komme ich immer wieder zu dem Punkt, daß Alkoholiker erst dann aufwachen, wenn sie der angedrohten Trennung tatsächlich glauben. Mache ich dann nicht einen großen Fehler, wenn ich mit ihm zusammenziehe?
    Ich hoffe sehr auf einige Antworten, die mir bei meiner Entscheidung helfen!

    Liebe Uschi,

    ja, ich habe einen eigenen Thread eröffnet und je mehr ich hier lese, umso mehr offene Fragen hab ich. Leider hat außer dem Admin noch niemand geantwortet und dabei warte ich händeringend auf die Möglichkeit, mich mit anderen auszutauschen. Auf jeden Fall hab ich im Vorstellungsbereich unter dem Titel "neue Beziehung- mit einem Alkoholiker?" schon ein wenig geschrieben und wenn du nichts findest, dann hat das vielleicht irgendwelche Ursachen, die ich mal hinterfragen sollte.
    Ich danke dir für deine Worte und überlege gerade, warum mich deine Geschichte so berührt hat. Ich denke, daß ich es bewundere, wenn jemand über so lange Zeit soviel "erduldet", dann sehe ich darin unheimlich viel Kraft und das bewundere ich. Bei diesen Worten beschleicht mich der leise Verdacht, daß ein solches Lob an einen CO nicht ok ist und wenn das so ist, dann entschuldige ich mich dafür. Ich fühle mich recht hilflos mit meinen Fragen, aber auf keinen Fall soll das Grund und Entschuldigung dafür sein, jemand anderem was falsches zu suggerieren.
    Dir an dieser Stelle noch mal ganz lieben Dank und meine besten Wünsche.
    Liebe Grüße,

    die shari

    Liebe Uschi,
    ich habe jetzt innerhalb der letzten 3 Std. alle 55 Seiten gelesen und nun fast das Gefühl, ich hätte dich über das vergangene Jahr bei allem, was du erlebt hast, persönlich begleitet. Emotional war es bemerkenswert, daß ich in eurer Anfangsphase (also die, in der dir klar wurde, daß er ein Alk-Problem hat) dachte, die Frau ist viel zu taff, als daß sie dieses Spiel lange mitspielt. Dann dachte ich zwischendurch, daß ich dich am liebsten schütteln würde, weil du alles klar siehst und beschreiben kannst, aber nicht die richtigen Konsequenzen ziehst und während der vergangenen 10 Seiten stelle ich eine schleichende Veränderung fest. Nämlich die, daß es nicht mehr um ihn (deinen Mann) geht, sondern um dich. Und ich glaube, das ist es, worum es bei den CO's geht: in kleinen Schritten den Weg zu finden, der gehbar ist. Mein bester Freund hat mir mal das Zitat gebracht, daß "die Zeit unerbittlich ist: nichts geschieht ohne sie" Und das jeder Mensch sein eigenes Tempo hat. Im Umkehrschluß denke ich, daß jedes andere Tempo möglicherweise auf einen falschen Weg führt. Wie auch immer, ich werde deinen Thread mit großer Neugier weiterverfolgen und von Herzen hoffen, daß du es schaffst: MIT oder OHNE deinen Mann!

    Um dir eine kleine Einschätzung zu mir zu ermöglichen, erzähle ich dir kurz ein paar Stichpunkte. Ich bin auf dieses Forum gestoßen, weil ich vor 3 Monaten einen Mann kennengelernt habe, von dem ich recht sicher annehme, daß er abhängig ist. Ich selbst habe trotz Job's in der Gastronomie (Brauerei) überhaupt nichts mit diesem Dämon am Hut, sprich: bin gegenüber Alkohol völlig unempfindlich, weil es mir einfach in keiner Form schmeckt. Aber ich bin sicher nicht ganz so weit weg vom Thema Sucht, würde mich für Spielsuchtgefährdet betrachten, was sich manchmal in stundenlangen Freecell-Spielen äußert. Nur, daß das der einzige Schaden dabei so aussieht, daß ich z.B. meinen Bügelkorb viel zu lange gammeln lasse oder meine Urlaubstage vor dem PC verplempere und mich dann darüber ärgere. Schätzungsweise ein harmloses Problem ;)
    Natürlich habe ich nicht nur deinen Thread gelesen, sondern auch viele andere. Anfangs hier in den Foren der CO's und inzwischen auch in denen der (Ex)Süchtigen. Deine Fragen an Micha, was in einem Alk vorgeht, konnte ich supergut verstehen und an dieser Stelle einen lieben Gruß an Micha, dessen Anwesenheit und Auskunftsbereitschaft ganz bestimmt viele Fragen beantwortet. Bei allem, was ich lese, stelle ich vor allem ein paar Dinge fest, die ich an meinem neuen Freund irgendwie vermisse, weil sie wohl eher etwas untypisch für einen Alki sind. So z.B. die Verheimlichung, das macht er nicht, er trinkt ganz offen vor mir, dabei aber keine harten Sachen. Das war nach eigenen Erzählungen früher anders und es gibt offensichtlich auch Vorstrafen wegen Körperverletzung, die aus Kneipenschlägerein entstanden sind. Die letzte ist übrigens 14 Tage her und es klingt sicher ein wenig makaber, wenn ich jetzt schreibe, daß diese- Gott sei Dank- ohne gesetzliche Konsequenzen verlief.
    Ich will erst mal gar nicht weiter über mich oder ihn schreiben, schließlich ist es dein Thread und das soll er auch bleiben... ;)
    Aber ich wollte dir wenigstens sagen, warum ich hier gelandet bin und das mich deine Geschichte stellenweise tief berührt hat. Auch ich bin ein gläubiger Mensch und darum wünsche ich dir von Herzen soviel Kraft, wie du nur brauchst und noch viel mehr!
    Mit ganz lieben Grüßen aus dem Westen Deutschlands,

    die shari