Beiträge von questor

    Hallo Linde, und noch'n gutes Neues.

    Hab Dank für Deine Grüße. Ich habe die Weihnachtstage und die Tage "zwischen den Jahren" frei gehabt und diese genutzt, fällige Renovierungen im Haus durchzuziehen.

    Und ich habe eine Bestandsaufnahme meiner selbst durchgezogen. In diversen Geprächen bei einer Beratungsstelle sind mir ein paar Dinge klargemacht worden, was bei mir falsch läuft. Das beste war ein Spruch vom Therapeuten nach einer längeren Erzählung von mir: "Mein Gott, was man mit Ihnen alles machen kann...." Mit seinem leicht verdutzt mitleidigem Gesicht zusammengenommen war ich kurz davor über den Tisch zu springen. Mitleid hatte ich am wenigsten gebraucht. Ich glaube ich habe von ihm irgendwelche Vorgehensanweisungen oder so erwartet, ich weiß es nicht. Aber sicher nicht so was.

    Aber er hat Recht. Nach einer Weile der innerlichen Empörung ob der Art der Enthüllung musste ich dann doch intensiver drüber nachdenken. Ich habe jahrelang gegen meine eigenen Bedürfnisse gehandelt und habe mich dabei noch "gut" gefühlt, weil ich mich heroisch der Familienraison und dem Bestand der Beziehung nach außen untergeordnet habe.

    Und das Verhalten ist mein Ding. Das kann ich niemand anderem anlasten, niemand kann mir ernsthaft den Mund verbieten außer mir selbst. Die meisten Grenzen schaffen wir uns selber. Und einige mutieren aus Schutzmauern zu Grenzen indem sie auf Dauer ihren Sinn umkehren.

    Die Wahl des Stilmittels "Mitleid" vom Therapeuten war richtig gewählt. Anders hätte mich der Zaunpfahl wohl nicht erwischt. Ich glaube, er ist recht gut.

    Wie dem auch sei. Ich habe jetzt noch mehr erkannt worum es auch bei mir geht und das leidige Stichwort "Warnschuss" aus ein paar Posts vorher ist ersatzlos gestrichen. Zur Zeit bastele ich an dem, was ich ihr von mir sagen will. Keine Angst, ich meine keine ausgefeilte Rede, aber eine Stichwortliste ist auch für mich ganz hilfreich denn über die wird mir klar, was alles fehlt. So wenig ist das gar nicht.

    Huh, jetzt ist's doch wieder mehr geworden als ich eigentlich schreiben wollte. An sich sollte es nur ein "Ja hallo, bin noch da"-Post werden.

    Also "Hallo! Bin noch da und dabei" und melde mich, wenn es was wirklich neues gibt. Schön dass ihr da seid.

    Gruß, Questor

    Vielleicht kommt es aus meinen Zeilen nicht ganz heraus aber ich habe sehr wohl verstanden, dass ich nur mir nicht aber ihr helfen kann.

    Es geht aber hier nicht nur um mich sondern auch um die Kinder.

    Ich sehe derzeit nur zwei Optionen:

    1. Ich bleibe in der existierenden Familiensituation, wobei ich mich noch mehr von meiner Frau distanziere. Vorteil: Eine ggf. dramatische Trennungssituation würde vermieden werden und ich wäre bei meinen Kindern. Nachteil: Es gibt sowieso schon eine Gefühlsdistanz und ich denke nicht, dass sich für meine Frau was wesentliches ändern würde. Wenn ich schon nicht aktiv helfen kann, dann sollte ich aber auch nicht passiv unterstützen (im negativen Sinne).

    2. Ich ziehe einen Schlussstrich (vorübergehend oder endgültig sei mal dahingestellt) und würde das zweifelhafte Vergnügen des Individuumseins genießen. Realistisch gesehen bleiben Kinder üblicherweise rechtlich bei der Mutter. Das wäre für mich aber nicht in Ordnung, ich würde die Kinder im Stich lassen.

    Mein Dilemma ist also, Variante 2 ist nicht tragbar, da sie eine Situation darstellt, die ich nicht will und letzendlich nicht gut für mich sein kann. Variante 1 aber wird vermutlich dazu führen, dass sich dadurch der Alkohol weiterhin, vielleicht sogar dauerhaft in der Familie halten kann.

    Beides ist also nicht in Ordnung.

    Daraus resultieren dann halt solche Gedankengänge wie ich sie heute in den Posts dargestellt habe.

    Ich danke Euch allen für Eure Gedanken dazu.

    Beste Grüße, Questor

    silberkralle

    Hallo Matthias,

    da habe ich aber lange an meinem Vorpost gesessen, dass ich Deine Antwort gar nicht bemerkt habe.

    Das mit dem auf den S..k gehen ist halt nicht so einfach bei jemandem, der jegliche Diskussionen und Gespräche dazu abblockt. Das ist es ja, was ich damit meine, dass sie wenigstens selbst zugeben soll, das was nicht in Ordnung ist. Dann könnte man möglicherweise ganz anders sprechen.

    Was meine Kinder angeht, ja, auch die merken, dass irgendwas nicht in Ordnung ist, können es aber nicht zuordnen. Der "große" weiß es mittlerweile.

    Vielleicht ist auch das folgende falsch, aber zur Zeit will ich eigentlich nicht, dass die Ihre Energie in das Problem reinhängen. Sie haben sowieso mehr zu leiden als ich, die regelmäßigen Schimpfkanonaden reichen schon. Ich denke es ist meine Aufgabe, das ganze hier anzugehen.

    Mit dem Nerven, dass sie uns schadet kann es auch nur Erfolg haben, wenn es ihr überhaupt was bedeutet.

    Gruß, Questor

    OK, da scheint bei mir wohl noch ganz an der Basis was zu blockieren. Vielleicht kann mir ja jemand die faule Stelle in meinem Gedankenkonstrukt aufzeigen.

    1. Wer ist den jetzt das Übel?

    a. Einmal heißt es die Alkoholiker können gegen den "Dämon" Alkohol nicht an und wissen ggf. selbst wirklich nicht, dass sie ein Problem haben oder können es sich nicht eingestehen.

    b. Dann wiederum heißt es: Jeder darf selbst entscheiden, was er mit seinem Leben anstellt, niemand hat das Recht dem anderen zu sagen, was er tun und lassen soll.

    Ja, grundsätzlich stimme ich beiden Aussagen zu. Allerdings ist die Kombination beider Aussagen zu einer einzigen nicht so einfach zu akzeptieren.

    Denn wenn "a." stimmt, dann ist "b." per se außer Kraft gesetzt denn dann ist das resultierende Handeln eben keine freie Entscheidung der Person sondern eine krankhafte Fortführung von "a.". :?

    2. Individualismus über alles?

    Nach allem was ich so raushöre lässt es sich, wenn man die Kombination 1a und 1b zulässt, darauf reduzieren, dass es nur den einzelnen gibt. Vertrauen und gemeinschaftliches Leben sind reine Utopie und irreal? Das Prinzip der Partnerschaft, der Ehe in der man zu zweit etwas zu erreichen sucht ist ein Fake in der gefühlsduselige oder verantwortungsgesteuerte Dödel gnadenlos von Hardcoreindividualisten ausgenutzt und verarscht werden?

    Wenn das tatsächlich so sein sollte, wo ist dann das "echte" Ziel? Warum sollte mein Ziel, eine Gemeinschaft auf Basis gegenseitigen Vertrauens und des gegenseitig für einander da seins weniger Wert sein als das des Trinkers?

    Was passiert denn, wenn ich den alleinigen Machtanspruch des Individuum-Seins akzeptiere? Ich vernichte und entsage meine eigenen Wünschen zu Gunsten des unzweifelhaft ungesunden Ziels des Alkoholikers, sich zuzuballern.

    Das soll die Lösung sein? Dass ich darauf verzichte meine Ziele zu erreichen? Nee, das kann es doch nicht sein. :evil:

    Gruß, Questor

    Hallo Kaltblut,

    Zitat

    Was würde es eigentlich für Dich ändern, wenn Deine Frau sagen würde: entschuldige, aber Du hast recht, ich mußte mir etwas reinziehen?

    es würde für mich viel verändern. Glaube ich zumindest.

    Zur Zeit ist ja wieder alles unter den Teppich gekehrt. Und es wird alles versucht, den "Normzustand" wieder herzustellen. Nur das geht nicht mehr. Weil ich jetzt mehr weiß als vorher und mir auch mehr bewusst ist.

    Und verfl.... noch mal, ich kann zur Zeit nicht nur logisch auf Anleitung handeln so sinnvoll auch alle Ratschläge sind und so nachvollziehbar manch ein Tip ist.

    Wenn es heißt, dass ich an mich denken soll, dann muss es mir auch erlaubt sein, nach Gründen für die Situation zu suchen. Es beschäftigt mich warum wir in der Situation sind, warum dieses zur Zeit undurchdringliche Problem existiert. Ich will wissen, ob das Alkoholproblem Ursache oder Folge anderer Probleme ist.

    Vor allem will ich aber wissen, ob es von ihrer Seite her noch einen weiteren Grund gibt, warum ich weiterhin Energie in diese "Beziehung" investieren sollte, außer dass sie es in ihrer Sucht bequem hat.

    Wenn ich aber auf meine Fragen stets nur ein "Es ist doch alles in Ordnung, was hast Du denn?" höre, dann hilft mir das nicht.

    Ich bin nach all der Zeit müde, ständig die sorgende Kraft zu sein. Derjenige der beständig Dinge wieder ins Lot bringt und grade rückt. Durch Euch hier habe ich mich selbst mal wieder wahrgenommen und realisiert, dass ich seit Jahren schon die in Beziehungssicht existentiellsten Dinge vermisse und aus offensichtlich falschen Gründen mich selbst vernachlässige.

    Von daher muss ich sagen, ja, für mich würde es schon einen Unterschied machen, wenn sie sich selbst eingestehen würde, dass sie ein Problem hat. Das wäre doch vielleicht mal ein Anfang.

    Ob es das tatsächlich bringt, woher soll ich das wissen. Aber irgendwer hat mal sinngemäß den schlauen Spruch gelassen: "Es ist nicht sicher, dass es besser wird wenn sich etwas verändert. Aber sicher ist, damit es besser werden kann, muss sich etwas verändern."

    So kann es jedenfalls nicht bleiben. Oder will mir hier ernsthaft jemand vorschlagen, dass ich den Status quo akzeptieren soll?

    Gruß, Questor.

    PS.: Kaltblut, den ersten Teil deines Posts habe ich glaube ich nicht richtig verstanden. Könntest Du das in anderen Worten wiederholen?

    Nach den vergangenen zwei Wochen will ich doch mal wieder melden.

    Ich wünschte ich könnte von Fortschritten, Entscheidungen oder tiefgreifenden Veränderungen berichten. Zu meinem eigenen Leidwesen kann ich das nicht. Ich scheine weiter von der Lösung entfernt als am Anfang. Und das verwirrt mich, macht mich wütend.

    Geduld ist nicht meine Stärke, ganz sicher nicht. Und mir selbst einzugestehen, dass ich offensichtlich jahrelang etwas nicht existentem nachgejagt bin und im guten Glauben (oder vielleicht in guter Hoffnung) versucht habe etwas aufrecht zu erhalten, was nur mir was bedeutet hat, das ist ein mächtiger Brocken. Ich kann ihn zur Zeit noch nicht wirklich schlucken. Vor allem wenn es sich irgendwann bewahrheiten sollte, dass die ganzen Jahre "nur" der Alkohol die Fäden in der Hand hatte und mich immer wieder marionettenartig vera....t hat.

    Ich bin über den Termin meines Sohnes nun auch wieder bei der Beratung gelandet und gebe zu, dass ich mich manchmal zwingen muss dorthin zu gehen. Denn nicht alles, was ich dort höre, gefällt mir.

    Daheim ist zur Zeit immer noch alles in scheinbarer Ordnung. Auch meine Nachfrage, ob und was sie denn mittlerweile unternommen hätte hat nichts ergeben. Es sei doch alles in Ordnung, war doch alles nur ein Misverständnis gewesen, so schlimm war das doch nicht, mehr gäbe es dazu nicht zu sagen. Getrunken hätte Sie heimlich gar nichts mehr. Dabei hat Sie mir direkt ins Gesicht gesehen und wenn ich nicht selbst gewusst hätte, dass zumindest die letzte Aussage definitiv nicht wahr ist, hätte ich es ihr geglaubt. Ich habe mich eigentlich immer als jemanden gesehen, der seinen Gegenüber einschätzen kann. Und dann erkenne ich nicht mal eine eindeutige Lüge bei dem Menschen, mit dem ich mein Leben verbringe und der nach meiner Vorstellung nach meine Partnerin sein sollte. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder das nötige Vertrauen aufbauen kann.

    Mein Therapeut bat mich darum, mit weiteren Schritten noch ein wenig zu warten. Ich weiß zwar nicht warum, ahne aber, dass er erst mir meine unbearbeiteten Dinge aufzeigen will.

    Die Unausgesprochenheit ist das was ich nicht gut verkrafte. Die über allem schwebende Lüge lähmt mich in allem was ich tue. Und ganz lange kann ich dem Falschen auch nicht mehr zuschauen. Nur gibt es keinen, der mir sagen kann oder will, wo ich ansetzen soll. Ich will halt nicht, dass die Kinder bei Ihr bleiben ohne dass ich anwesend bin. Ich weiß aber auch, dass sich dann halt nichts ändern wird. Über Gespräche, ob laut und emotional oder argumentativ bringe ich auch nichts vorwärts. Ich weiß es nicht. Am liebsten würde ich Sie vor die Tür setzen. Aber das wäre vermutlich nicht konstruktiv, geschweige denn praktikabel, will ich schlussendlich auch nicht so.

    Wie dem auch sei, Beste Grüße an alle, habt ein paar schöne Tage wie ihr sie für Euch haben möchtet, bis demnächst,

    Questor

    Update:
    Die Frage, ob ich meinem ältesten die Wahrheit sagen soll hat sich erübrigt. Am Mittwoch war ich mit ihm zu der Beratungsstelle bei der ich selbst schon war, als es nach meiner Einschätzung noch rein um Beziehungsprobleme ging. Eigentlich wollte ich ihm die Möglichkeit geben, allein dort seinen Frust loszuwerden, aber es hieß von Anfang an, dass ich dabei sein solle. Der einleitende Satz des Psychologen war in etwa: „Du bist also hier, weil es Schwierigkeiten mit Deiner Mutter gibt und Dein Vater die Vermutung hat, dass das auf ein Alkoholproblem zurückzuführen ist.“

    OK. Punkt 1 war damit schon mal erledigt.

    Offensichtlich hat er das tatsächlich selbst noch nicht erkannt. In der Schule haben sie das Thema Sucht noch gar nicht gehabt und so schien er mir eher erstaunt. Ich glaube nicht, dass er die Konsequenz daraus überschauen kann. Wie auch, ich bekomme das selbst ja kaum hin.

    Wichtig ist aber, dass er nun weiß, dass der ganze Ärger nicht durch ihn zu verantworten ist, dass der Fehler nicht bei ihm sondern bei seiner Mutter zu suchen ist. Ich selbst hätte ihm das allein sicher nicht vermitteln können, es ist gut, dass er das von außen erzählt bekommt.

    Ich bin im weiteren Verlauf des Gesprächs überrascht gewesen, wie tief die Emotionen bei ihm schon verletzt sind, und wie wenig er mir gegenüber davon gezeigt hat, auch wenn ich regelmäßig mit ihm spreche. Ich glaube, dass ich ihn zu der Beratungsstelle gebracht habe war richtig und wichtig sowohl für ihn, als auch für mich.

    Er hat mir nach dem Gespräch bei der Heimfahrt dann gesagt, dass ich seine Schwester, die ich bis jetzt weniger involviert gesehen hatte, auch mal darauf ansprechen sollte. Da scheint auch mehr im Busch zu sein, als ich mitbekomme.

    Oh Mann. Was bin ich doch für ein Blindfisch. Ich habe das wahre Ausmaß nicht gesehen. Ich scheine überhaupt wenig zu sehen.

    Etwas klarer sehe ich das Ganze Verhalten mir gegenüber aber doch. Ich kann mittlerweile die Mechanismen und die Angelpunkte sehen, die die Situation immer wieder ins „Pseudo“-Lot gebracht haben.

    Die Aufmerksamkeitsoffensive ist fast schon übertrieben und ich würde zur Zeit noch nicht einmal mitbekommen, dass es diesen Ärger zwischen ihr und den Kindern gibt, wenn ich nicht den Kontakt zu ihnen hätte. Wüsste ich nicht durch die Beiträge hier im Forum was da gerade abgeht, wäre ich sicher schon wieder prima sediert und funktionstüchtig.

    Ich habe echt Schwierigkeiten, mich emotional so zurückzuhalten, dass ich rational betrachten kann. Ich sehe, dass sie mir alles gefällig machen will, dass ich soweit keine Beschwerden vorbringen kann. Aber es fehlt das echte darin. Es ist roboterartig. Da läuft ein Programm ab, da ist kein Gefühl und vor allem da ist kein „wir“. Ich weiß jetzt, dass mir das „wir“ fehlt und dass das Gefällig sein nicht das ist, was ich wirklich brauche.

    Am Anfang hat es mir übrigens gefehlt, dass ich die aktuellen Verstecke nicht fand. Ja, es ist so. Verlust der scheinbaren Sicherheit durch Kontrollmechanismen. Jetzt schaue ich im vorbeigehen zwar immer noch in die Ecken rüber, gehe aber nicht hin und wühle auch keine Kisten oder ähnliches mehr durch. Brauche ich auch nicht, wer richtig hinsieht, der erkennt die Zeichen auch so im Verhalten. Nach ein paar Tagen scheinbarer Besserung geht es bei ihr jetzt wieder in die alte Richtung.

    Nächste Woche habe ich einen eigenen Termin bei dem Therapeuten und mein Sohn kurz danach auch einen eigenen. Ich habe entschieden, dass ich den Termin erst noch abwarten will hinsichtlich des angekündigten Warnschusses. Vielleicht gibt es doch noch was, was ich bei meinen Kindern nicht bedacht habe. Allerdings würde das genau meiner Verschieberitis entsprechen. Wenn es sich ergibt, werde ich es vorher durchziehen.

    Mit meiner Tochter werde ich in den nächsten Tagen mal sprechen. Wer weiß, was ich da noch zu hören bekomme.

    Grundsätzlich werde ich mir Gedanken machen müssen, was an der Erziehung anders laufen muss, denn offensichtlich sind die beiden schon prima gefügig und ertragen ohne Aufschrei ihr Schicksal. Beste Voraussetzungen für eine künftige potentielle Existenz als Co-… Um das zu ändern muss ich aber meine mir vermittelten Werte überprüfen, denn wenn ich nicht überzeugt dahinter stehe, kann das nichts werden.

    Seid ihr als sich erkennende Co’s so weit zurück gegangen? Habt ihr Euer Handeln auf Basisdinge in der eigenen Erziehung überprüft? Schieße ich damit dann doch ggf. über das Ziel hinaus? Ich weiß grad‘ nicht so recht.

    Mal sehen, wie es weitergeht. Ich habe mir mit der Vorweihnachtszeit genau den besten Zeitpunkt ausgesucht, ich sehe schon. Andererseits gibt es überhaupt so was wie den idealen Zeitpunkt? Wohl nicht. Nach Weihnachten kommt Silvester, dann die ersten Geburtstage in der Familie, dann ist schon wieder bald Ostern usw. usw. usw.

    Beste Grüße, Questor

    PS.: noch eins zu meinem Nick. Der Nick soll sich auf „Quest“ = „die Suche“ oder „das Rätselraten“ beziehen. Mit dem Anhängsel „or“ dran halt als Name dastehen. Jetzt habe ich durchs googlen herausgefunden, dass Questor die italienische Bezeichnung für Polizeipräsident ist. Das ist Zufall, das wollte ich definitiv nicht ausdrücken.

    Meine kleine private Welt zerlegt sich gerade selbst, da muss ich selbst gar nicht so viel dran tun.

    Wie ich bereits sagte, es ist ja nicht so, dass ich nicht seit längerem bemerkt habe, dass „etwas“ mit uns nicht stimmt. Und ich habe ernsthaft nach einer längeren Phase der Lethargie versucht wie man so schön sagt unsere Beziehung zu retten. Ich habe versucht mit ihr zu reden, habe mich nach Hilfe erkundigt und alles versucht, die Probleme vor allem erst zu erkennen. Mit dem Hausarzt, der mir mitteilte, dass es massive Konflikte zwischen meinem Sohn und ihr gibt, habe ich alles versucht, ihr zu helfen. Nein. Da war es mittlerweile schon so, dass ich meinem Sohn helfen wollte, weniger ihr.

    Aber mir ist meine Familie wichtig, sie ist ein Eckpunkt meiner Welt. Dazu gehört neben meinen Kindern natürlich auch meine Frau.

    Erst nachdem ich den Alkohol als Problem erkannt habe, sehe ich mich plötzlich aus der aktiven Rolle urplötzlich herausgeschleudert. Außerdem bin ich plötzlich mit Dingen konfrontiert, die z.T. massivst in mein grundlegendes Selbstverständnis (an)eingreift. Und das ist gerade mal sechs Wochen her.

    Ich muss mit ansehen, wie mich meine Frau mit einer Überzeugungskraft anlügt, dass ich wie vor den Kopf gestoßen bin. Ich sehe, wie sie sich fast kindisch verhält, wenn sie die Flaschen „versteckt“. Ich bemerke, dass sie Blödsinn labert, wenn sie mal wieder „nichts“ getrunken hat. Und so weiter und so weiter.

    Und was bedeutet es für mich?

    Ich bin zutiefst verletzt. Nicht nur, weil meine Bemühungen nicht angenommen wurden sondern weil ich mich nach Strich und Faden verarscht, oder mehr noch ausgenutzt fühle.

    Dank Euch habe ich ja auch über mich nachgedacht und ich weiß, dass ich mich nicht gut fühle.

    Und ich sehe noch etwas anderes. Nach derzeitigem Gefühlsstatus glaube ich nicht, dass das nach allem mit uns eine Zukunft hat. Dieser extreme Vertrauensverlust, ich weiß nicht, wie ich ihr jemals wieder vertrauen kann. Und wenn ich das nicht kann, dann würde es lediglich ein ständiges Kontrollieren geben.

    Voreilig will ich aber auch nicht sein. Offensichtlich hat sie immer noch nicht realisiert, dass es nicht mehr so ist wie zuvor. Sie will mir tatsächlich weiß machen, dass alles wieder in Ordnung sei.

    Deshalb der „Warnschuss“. Ich stelle es mir so vor: Ich werde ihr diesmal sehr deutlich sagen, dass sie ein Alkoholproblem hat. Ich werde ihr mitteilen, dass ich mich erkundigt habe und weiß, dass ich ihr nicht helfen kann, sondern dass sie das nur selbst kann.

    Das wird alles dazu sein. Ob ich noch davon sprechen werde, dass ich vorerst auf Distanz gehen werde, weiß ich noch nicht. Darüber bin ich mir noch nicht klar.

    Vor den Konsequenzen habe ich ernsthaft Bedenken, denn ich habe keinen blassen Schimmer, was es auslösen wird. Aber in der Form wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben, weil ich es nicht mehr ertragen kann.

    Eine Frage beschäftigt mich sehr und ich hätte gerne Eure Meinung dazu gehört. Sollte ich zumindest dem Ältesten (14 Jahre) die Wahrheit sagen? In Gesprächen mit ihm meine ich herausgehört zu haben, dass er bisher nichts gemerkt hat. Aber er steht ja im ständigen Konflikt mit ihr und muss ihre Launen mehr noch als ich ertragen. Ich denke, er hat ein Recht darauf, es zu wissen, damit er seine Situation anders erkennen kann. Ich denke, sie hat kein Recht darauf, ihr Problem zumindest familienintern geheim zu halten. Oder wie seht ihr das?

    Die Frage von Paddy war, was mich eigentlich in der Beziehung noch hält. Antwort: Nichts. Eine Beziehung existiert nicht. Schon seit langem nicht mehr.

    Aber es existiert die Familie und meine Kinder haben das Recht, vor Gefahren geschützt zu werden. Und diese Aufgabe, die ich damals bewusst angenommen habe will ich auch weiterhin erfüllen. Wie das praktisch gehen soll, das weiß ich immer noch nicht.

    Mein Eheversprechen, ja auch das ist ein Punkt. Ich bin stolz darauf, dass ich Dinge, die man mir im Vertrauen sagt stets für mich behalten habe und dass ich Dinge, die ich verspreche nach aller Möglichkeit erfülle. Es ist für mich nicht einfach, bei diesem elementaren Versprechen in Erwägung zu ziehen, dass ich es tatsächlich nicht halten könnte.

    Für mich wäre es unabhängig davon, dass es möglicherweise der einzig gangbare Weg ist eine herbe, grundfestenerschütternde Niederlage.

    Und solch elementare Niederlagen sind eigentlich keine Option für mich.
    Auch eine Baustelle?

    Gruß, Questor.

    Vielen Dank übrigens noch für die Anmerkungen zu der SHG. Ich denke, ich sollte mir eine Chance geben, sie kennenzulernen.

    Hm.

    Da war ich wohl ein wenig voreilig.

    Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Ich habe nicht bedacht, dass es neben Hirn und Bauch noch das Herz gibt.

    Ich kann gar nicht in Worte fassen, was für eine Achterbahnfahrt ich gerade erlebe. In einem Moment das „Es ist alles nur Lug und Trug“ im anderen Moment „Sie bemüht sich ja, Du kannst Sie doch nicht zurückstoßen“. Und das im regelmäßigen Wechsel. Ich bin doch noch lange nicht so weit, wie ich es im vorhergehenden Post ernsthaft geglaubt habe.

    Hirn sagt: Du hast die Posts der anderen Forenteilnehmer gelesen und Du hast sie auch verstanden. Du weißt, dass das was bisher lief nicht zu einer Änderung führen kann. Also pack es an, zu lange schon ist nichts geschehen.

    Bauch sagt: Vermutlich hast Du Recht.

    Herz sagt: Kommst Du noch ganz klar? Jetzt wo Sie Dich ernsthaft braucht, da willst Du kneifen und einen auf kalt machen?

    Wenn ich vorgestern noch vermutet habe, dass ich ruhiger bin, weil ich die Verantwortung zumindest reduziert hätte, dann ist das wohl auch eine richtig grobe Fehleinschätzung gewesen. Heute glaube ich, dass es doch eher die schon besagte Ohnmacht ist. Ich weiß halt immer noch nicht, in welche Richtung ich Laufen soll und bleibe stattdessen gerade lieber stehen.

    Vielleicht brauche ich das auch gerade.

    Ich beobachte (Sch*** drauf ob das „Co-typisch“ ist. Ich denke, dass das zum jetzigen Zeitpunkt für mich das richtige ist). Ich distanziere mich und lerne. Ich beobachte sie, aber auch mich.

    Vor etwa vier Wochen habe ich ihr nachdem ich mir ziemlich sicher war, dass es ein Alkoholproblem gibt, das erste Mal gesagt, dass ich darüber Bescheid weiß. Auf meine Bitte, sich Hilfe zu suchen hat Sie nicht reagiert, es ist dahingehend nichts geschehen.

    Stattdessen hat Sie die Depots geräumt und eine Charmeoffensive gestartet. Dadurch dass ich auf Distanz gehe hält diese Charmeoffensive nun auch schon länger an und ich gestehe, da bin ich dann doch anfällig. Ich kann bei aller Verstandeskraft nicht glauben, dass das wirklich alles berechnend sein soll. Obwohl ich merke, dass das letzte Quäntchen irgendwie fehlt, dass es nicht zu hundert Prozent ehrlich ist.

    Teilweise meine ich sogar, vielleicht durch meine Distanziertheit ausgelöst, dass sie tatsächlich sowas wie Panik schiebt, weil ich nicht mehr so verlässlich einzufangen bin, wie üblich. Hätte ich die Flaschen nicht gefunden, wäre ja auch sicher alles schon wieder im üblichen Fahrwasser, ich hätte nach einer Phase echten Frusts einen Lauten gemacht und dafür eine erhöhte Dosis Zuwendung erhalten.

    Ich glaube nicht, dass sie nach meiner Bitte, überhaupt aufgehört hat, sie hat nur die Depots verlegt. Jedenfalls ist es jetzt wieder so wie zuvor. Sie trinkt definitiv wieder regelmäßig, jetzt auch das Zeugs was bei uns jahrelang unangetastet in der Bar verstaubte.

    Über mich habe ich auch noch was gelernt. Ich bin ein Meister des Verschiebens. Immer wieder finde ich Gründe, warum ich gerade heute nicht die (bildliche) Keule auspacke und sie vor die Wahl stelle. Allerdings ist das tatsächlich nicht ganz so einfach.

    Welche Konsequenz soll ich ihr denn androhen? „Drohe nicht mit etwas, was Du nicht bereit bist auch zu tun.“ Klar. Aber mit was könnte ich denn drohen? „Wenn Du das Problem nicht angehst, werde ich Dich verlassen?“ Nein. Geht nicht. Nicht wegen ihr, aber wegen der Kinder. Ich könnte nicht ruhigen Gewissens ausziehen und meine Kinder mit ihr alleine lassen. Das geht gar nicht.

    Stattdessen ihr androhen, sie rauszuschmeißen? Hm die Kinder sind zu jung und noch zu unselbständig, ohne stets anwesende Bezugsperson ginge das hier im ländlichen gar nicht, und ich könnte das zur Zeit nicht leisten. Abgesehen davon weiß ich gar nicht ob das so einfach ginge denn freiwillig würde sie sicher nicht gehen zumindest nicht ohne die Kinder womit wir im Endeffekt wieder beim gleichen Effekt wie zuvor wären.

    Vielleicht: „Wenn Du nichts tust, mache ich das Problem überall öffentlich?“ Weiß ich nicht, das kann es irgendwie auch nicht sein.
    Wenn also jemand eine Idee hat, was eine wirkungsvolle Drohung wäre, nur her damit, mir fällt keine ein. Schlechte Ausgangsposition würde ich mal sagen.

    Auf alle Fälle werde ich Mitte nächster Woche den nächsten Warnschuss setzen. Bis dahin muss ich mich entschieden haben.

    Dann habe ich da noch eine Frage an euch alle.

    Die Gruppe Al-Anon, die es auch hier in erreichbarer Nähe gibt, wie stark spielt dort der Glaube eine Rolle? Ich habe auf deren Homepage von den Grundsätzen gelesen, die in einer der ersten Sätze in der Art lautet, dass man bedingungslos anerkennt, dass nur „Gott der Allmächtige“ in der Lage sei dem Süchtigen und den Angehörigen zu helfen. Ist das tatsächlich so stark dogmatisch?

    Das würde ja bedeuten, dass man nur die eine Abhängigkeit durch eine andere ersetzt.

    Da ich nicht sehr kirchlich bin und das eine oder andere auch sehr kritisch sehe, wäre das dann für mich nicht der richtige Ort, wenn es nur um spirituelle Verlagerung der Verantwortlichkeiten ginge.

    Wenn es so sein sollte, welche anderen Selbsthilfegruppen gäbe es denn dann alternativ? Welche Erfahrungen habt ihr von eurem ersten Besuch einer solchen Gruppe?

    Beste Grüße, Questor

    Hallo Linde, Hallo Dagmar,

    danke der Nachfrage, es geht so. Gerade zu der Zeit, als Du, Linde, gestern Deine Frage gepostet hattest (was ich erst heute Morgen gesehen habe), war ich dran, mal ein paar Gedanken, die ich mir gemacht habe niederzuschreiben.

    Das Ergebnis des Versuchs war ungefähr so verworren und unzusammenhängend, wie ich derzeit gerade auch war (bin?). Ich habe beim Nachlesen selbst Schwierigkeiten gehabt, den roten Faden in meinen eigenen Gedankenfragmenten zu finden. Also habe ich es dann nicht gepostet. Außerdem ist alles was ich an Situationsgründen und Ursachenerkenntnissen zu vermelden hätte auch regelmäßig in den anderen Threads bereits mehrfach niedergeschrieben. Es ist nicht erforderlich, dass ich das hier auch nochmal alles aufzähle.

    Ich habe dann wieder die Threads durchstöbert und wieder vieles gelesen, was mich in der Form auch betrifft.

    Besonders beeindruckt hat mich folgende treffende Zusammenfassung von „Kürbis“ aus ihrem Thread „Ich will da was nicht sehen“:

    Zitat

    Ich bin nicht besorgt- ich kontrolliere

    ich bin auch nicht emphatisch- ich analysiere jede Verhaltensweise, na fast jede

    ich bin nicht vorausschauend- ich checke alle möglichen Situationen auf Alk Gefahr

    ich bin auch nicht verständnisvoll- ich leide, mal stumm und mal was lauter

    Treffer, versenkt…. Wow.

    Ich überlege mir, dies auszudrucken und als eine Art Gedankenkompass zu verwenden, um mich bei entsprechender Gedanken- und Handlungsverstrickungen wieder einzunorden.

    Genauer, knapper und direkter kann man es nicht sagen. Ich habe den Post minutenlang immer wieder gelesen und erkannt, dass die ganze Ursachengeschichte und der ganze Müll in dem ich mich schon wieder gesuhlt habe nichts (voran)bringt.

    Die Situation ist klar, und sie ist so wie sie ist.

    Ich kann daran durch Ursachenforschung nichts ändern, denn dadurch versuche ich nur Gründe für den Status quo zu finden, die es mir ermöglichen, mein bisheriges Handeln zu rechtfertigen, und ggf. daraus meine bisherigen Verhaltensmuster als richtig einreden zu können (weil es hat ja alles einen nachvollziehbaren und logisch erklärbaren Grund, von daher kann es nicht so falsch sein, was bislang gelaufen ist).

    So. Basta.

    Ich bin nicht besorgt, nicht emphatisch, auch nicht vorausschauend und verständnisvoll bin ich auch nicht (mehr). Diese Erkenntnis allein ist noch eindringlicher, wenn man die wahren Eigenschaften vor Augen geführt bekommt. Ich kontrolliere, analysiere und … leide. Und weil ich das bisher so für mich nicht wahrgenommen habe, ist bisher auch der Ansatz der Problemlösung stets zum Scheitern verdammt gewesen.

    Meine Frau hat ein Problem mit dem Alkohol. Das ist unbestritten. Das ändert sich auch nach der neuen Erkenntnis nicht. Was neu für mich ist und was ich jetzt nicht nur als vorgebetetes Quasimantra sondern als essentielle Basiswahrheit erkenne: Ich habe tatsächlich auch ein Problem.

    Mein bisheriges Handeln fußt auf wohlgemeinten aber dennoch völlig falschen Annahmen. Gut gemeint aber absolut falsch. Ich sehe immer noch verblüfft, wie ich mich bzw. mein Handeln selbst tatsächlich so realitätsfern einschätzen konnte. Selbsttäuschung in Reinkultur. Verblüffend.

    Interessant ist, dass ich über diese Erkenntnis nicht wütend, erschreckt oder entsetzt bin. Ich bin zur Zeit eher ruhig, richtig entspannt, fast schon ein wenig phlegmatisch. Vielleicht liegt es daran, weil mit der Erkenntnis die falsche Verantwortungsbürde deutlich zurückgegangen ist. Gänzlich abgelegt habe ich sie sicher noch nicht, ich will mich jetzt nicht in die andere Richtung selbst betrügen.

    Die Mauer steht immer noch da, aber ich habe weniger das Bedürfnis dagegen zu rennen sondern schaue sie mir seit langem wieder nur aus der Ferne an.

    Also setze ich mich jetzt hin und schaue nach, was mich nervt, wo ich leide, was ich für mich ändern muss.

    Erster Punkt
    Ich lebe seit Jahren bestenfalls in einer Wohngemeinschaft mit meiner Frau zusammen. „Echte“ Liebe, vertraute Partnerschaft, Gemeinsame Unternehmungen, alles Fehlanzeige. Das bedrückt mich schon seit langem. Schon komisch, was man alles unterdrücken kann.

    Zweiter Punkt
    Mir fehlen (gemeinsame) Ziele, Dinge auf die man hinarbeiten kann, die man erreichen will. Nichts davon ist mehr zu spüren. Warum auch, für sie ist es gut so wie es ist (So hat sie es mir mal gesagt als ich gerade das angeführt habe). Mir reicht es nicht. Ohne Ziele kann man doch nicht existieren. Obwohl… die letzten Jahre konnte ich es ja auch…(Achtung, Sarkasmus)

    Dritter Punkt
    Die Kinder leiden auch, ich helfe Ihnen nicht, wenn ich nur versuche, schief laufendes wieder geradezurücken. Es hilft Ihnen nicht, wenn ich abends von der Arbeit kommend versuche Dinge vom gesamten Tag zu lösen. Ich weiß doch, dass es wieder anders läuft, wenn ich nicht da bin.

    Vierter Punkt
    Diverse unlogische und widersinnige Handlungen meiner Frau aber auch Unterlassungen im täglichen Zusammenleben, die vermutlich alle irgendwie mit der Sucht in Zusammenhang stehen (nähere Beschreibungen dazu möchte ich hier nicht machen, sind auch gar nicht notwendig), verlangen mir mächtig viel Energie ab. Das muss aufhören, das kann ich auf Dauer nicht alles ertragen.

    Gut. Ich denke da ist genug Arbeit drin die angegangen werden will.
    Was zuerst und wie, das zu bestimmen wird meine nächste Aufgabe sein.

    Ich glaube, ich werde zum Anfang ihr sagen, was ich für mich herausgefunden habe und ihr damit klarmachen, dass das bisherige Geschichte ist. Vielleicht ergibt sich für Sie dadurch auch die Erkenntnis der Handlungserfordernis. Und wenn nicht, ist‘s auch gut. Dann mache ich es ohne sie (ich habe es mir zumindest so vorgenommen).

    Allerdings sehe ich da wegen der Kinder ein neues Problem. Aber das gehe ich ein andernmal an.

    Dieser Post ist schon wieder sehr lang geworden und es reicht für heute.

    Beste Grüße, Questor

    Hallo zusammen,
    ich habe ein wenig nachgedacht. Und nach diversen gelesenen Geschichten hier im Forum ernsthaft versucht über die ganze Situation zu reflektieren.

    Aber zunächst zu den Antworten, die bisher kamen

    @prof schröder (Uschi): Deine Einschätzung ist völlig richtig, wenn Du schreibst ich sei ganz am Anfang. Mein Threadtitel „Aufwachphase“ ist offensichtlich viel zu weitgedacht. Es scheint als würde ich gerade erst im Unterbewusstsein den Wecker hören. Ich habe mich sogar schon kurz geärgert so vorschnell hier gepostet zu haben, bis ich gemerkt habe, dass ich durch eben dieses erste Posting mich gezwungen habe, nicht nur sporadisch mal reinzuschauen, sondern mich selbst in den Geschichten der anderen Forenteilnehmer zu finden.

    Linde66 : Stimmt, grundlos bin ich sicher nicht hier, und ob es mein Bauch oder mein Verstand war, der mich hierhergeführt hat, vermag ich derzeit nicht endgültig zu entscheiden. Ich denke, mein Verstand hat hier Antworten und mein Bauch Hilfe gesucht, insofern war es vermutlich eine gemeinsame Aktion. Die Zusammenarbeit beider Komponenten hat lange Zeit augenscheinlich nicht funktioniert, denn dem Bauch nach zu urteilen hätte ich schon früher hier sein sollen.

    Deine Beschreibung, dass es tatsächlich jahrzehntelanges „heimliches“ Trinken gibt, bestätigt mich in einer meiner wichtigsten Fragen. Denn da ich es erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit weiß, war ich darüber trotz aller deutlichen Zeichen im Zweifel. Ich selbst bin Deiner Schilderung nach gerade an der Stelle, wo ich ihr eröffnet habe, dass ich es weiß und sie darum bitte, Hilfe zu suchen. Die Zettel wären dann der nächste Schritt. Das mit dem „Liegenlassen“, der Nicht-Hilfe, das habe ich zwar überall gelesen und komme schon aufgrund der Regelmäßigkeit der Nennung nicht darum herum, es als richtig anzuerkennen. Aber hier ist die Kommunikation Bauch – Hirn / Hirn-Bauch derzeit noch unterbrochen.

    Gotti : Ich würde nach einer Flasche Wein sehr deutlich merken, dass ich was getrunken habe und ich gehe davon aus, dass man es auch mir nach außen hin anmerken würde. Und anderntags wäre ich vermutlich gerädert, denn von Wein insbesondere Rotwein schlafe ich schlecht. Die Vorstellung, jeden Tag eine Flasche zu trinken und zu „verarbeiten“ ist für mich undenkbar. Ich wäre durchgehend fertig. Insofern weiß ich natürlich schon, dass das sicher nicht normal ist. Warum ich dennoch von außen eine Bestätigung dafür brauche, kann ich mit logischem Menschenverstand nicht begründen. Aber ich bin auch Dir dankbar, dass Du mir Deine Ansicht dazu geschrieben hast.

    Den von Dir gesendeten Mut kann ich sicher brauchen, denn ich beginne auch bei mir Baustellen zu erkennen und was ich da sehe gefällt mir eher nicht. Ich bin aber dabei, mich selbst und mein Selbst der letzten Jahre zu beleuchten. Ich werde mich mit meinen Erkenntnissen dann wieder melden.

    Das, was mich derzeit so erschüttert ist die die unerwartete Ohnmacht, die ich fühle und die, so scheint es, auch die Situation an sich beschreibt. Dass es irgendwas gab, was nicht richtig war, das habe ich schon länger bemerkt. Ich habe Vermutungen angestellt Richtung Depressionen, Beziehungsproblemen allgemein, Überforderungen, Unzufriedenheiten mit der Welt, mir, wem auch immer, konnte aber nie was aus ihr herausholen, konnte mir keinen Grund erklären. Und dann finde ich das mit dem Trinken heraus und denke noch OK, jetzt ist es endlich raus, jetzt habe ich endlich einen Anhaltspunkt, jetzt wollen wir mal sehen, wie wir das in den Griff kriegen. Dann lande ich u.a. hier und das erste was ich lese ist: „Du kannst nichts tun, vergiss es. Schau in den Spiegel und kümmere Dich um Dich selbst.“

    Ich sehe mich also in den Startlöchern sitzen, bereit loszulaufen und lande als allererstes vorm Laternenpfahl (beliebig ersetzbar durch „Zaunpfahl“). Ich hätte nie gedacht, dass ich zwar in den Startlöchern sitze, aber offensichtlich erst noch die Laufrichtung korrigieren muss und dazu das Ziel ein völlig anderes sein kann.

    Das muss ich erst einmal verarbeiten, zusätzlich zu der anderen Aufgabe der Selbstreflektion.

    Bis dahin Danke für die Antworten und Mut machenden Wünsche,
    Gruß, Questor

    Hallo zusammen,

    immer noch etwas ungläubig bin ich dabei, meine eigene Situation als Angehöriger zu realisieren. Als "Co" möchte ich mich (noch?) nicht bezeichnen, obwohl ich ansatzweise erkenne, dass das eine oder andere Symptom auch bei mir vorhanden ist.

    Ich stehe wirklich noch ganz am Anfang und bin mir unsicher, neben der Rolle des Helfenden auch die Rolle als "Co" als für mich relevantes Thema anzunehmen.

    Ich bin auf das Forum aufmerksam geworden, weil ich Rat suchte, wie ich meine Frau dazu bringen kann, ihre Sucht sich selbst einzugestehen und externe Hilfe anzunehmen. Das Lesen im Forum vor dem Anmelden hat mir natürlich schnell gezeigt, dass ich da eine falsche Vorstellung habe.

    Ich bitte Euch also, mir zu helfen, die Situation zu ordnen und vielleicht hartnäckige Misdeutungen und Schutzvorstellungen zu erkennen und richtigzustellen. Denn das einzige was ich wirklich weiß ist, dass ich eben nichts (sicher) weiß.

    Es ist nämlich so, dass ich die Alkoholabhängigkeit meiner Frau nur durch Zufall erkannt habe indem ich nämlich zufällig verstecktes Leergut fand. Das habe ich beim ersten Mal gar nicht weiter beachtet, mich nur geärgert, dass es wohl vergessen wurde weggebracht zu werden. Nachdem ich viel später aber wieder ein solches Depot an einer anderen, ebenfalls untypischen Stelle gefunden hatte, habe ich die Möglichkeit, so absurd sie mir erschien, in Erwägung gezogen. Durch eine danach von mir intensive Beobachtung hatte es sich dann bestätigt.

    Ich habe zuvor niemals wirklich bemerkt, dass sie getrunken hat. Auch nachdem ich es wusste, habe ich nie sagen können, "jetzt ist es aber ganz klar". Jeden Abend hat sie eine Flasche Wein heimlich getrunken, ohne dass sich Zeichen davon erkennen ließen, gelegentlich rote Augen, die aber als Allergie abgetan wurden.

    Nachdem mir die Situation klar geworden war, bin ich zum Hausarzt, um ihn zu Rate zu ziehen und er hat mir geraten, zu den AlAnon zu gehen, da würde Co.-Abhängigen geholfen. Ganz ehrlich, ich war (und bin vermutlich) immer noch verblüfft, dass er mich (!) nicht sie wohin schicken wollte. Ich bin dann mal hingefahren ..... aber nicht reingegangen. Weil, nicht ich habe das Problem, sondern sie. Dadurch habe ich dann natürlich auch ein Problem, ganz klar, aber in meiner Vorstellung macht es mehr Sinn, die Ursache anzugehen, als nur die Auswirkungen zu beheben.

    Ich habe in den Threads natürlich gelesen, dass es anders ist, aber ich bekomme es nicht in meinen Kopf hinein, dass es die Lösung ist, dem Abhängigen nicht helfen zu können und sich ausschließlich um sein Wohl zu kümmern. Vielleicht liegt es daran, dass ich erst seit kurzem die Problematik erkannt habe. Ich habe bisher keine peinlichen Auftritte einer betrunkenen Frau in der Öffentlichkeit ertragen müssen, ich habe keine Gewalt erfahren, weder körperlich noch verbal, eigentlich könnte es so wie es ist weitergehen... Nein, natürlich nicht. Das war jetzt bewusst überspitzt geschrieben. Ganz klar erkenne ich jetzt, nachdem ich die Sucht erkannt habe viele Dinge, die ich vorher zwar bemerkt aber nicht wirklich realisiert habe. Ich sehe eine schleichende Wesensveränderung, einige Verhaltensweisen, die vermutlich als Selbstbestrafung aufzufassen sind und verschiedene andere Verhaltensweisen, die mich zwar störten, die ich aber in den Gründen nicht verstanden hatte. Es kann natürlich nicht so weitergehen. Mittlerweile habe ich ihr übrigens mitgeteilt, dass ich von der heimlichen Trinkerei weiß und sie darum bitte entweder zu einer speziellen Beratung oder aber zumindest zum Hausarzt zu gehen. Sie hat dazu nur gesagt "Jaja, ich werde da was machen".

    Ich habe mich selbst schon beraten lassen, erfolgreichen in einer allgemeinen Beratungsstelle, eine Suchtberatungsstelle, die ich auch besucht habe, hat mir leider gar nicht helfen können, die haben mich tatsächlich weggeschickt im Sinne von "so schlimm scheint es ja noch nicht zu sein."

    Für den Anfang würde mir daher schon helfen wenn mir die Unsicherheit genommen würde, dass ich hier grundlos einen riesen Alarm mache. Denn die Konsequenzen sind ja schon sehr mächtig.

    Also, kann es tatsächlich sein, dass ein Abhängiger über Jahre hinweg (nach reiflicher Überlegung schließe ich aus verschiedenen Gründen, dass das tatsächlich schon Jahre so geht) so gezielt den Konsum ausreizt, das die Umgebung nichts merkt? Geht es tatsächlich ohne den sonst so bekannten regelmäßigen Vollrausch oder zumindest deutlichen Trunkenheit? Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass das heimliche und so dermaßen geregelte Trinken (jeden abend eine Flasche Wein) schon eine Sucht ist und dass man eben nicht sagen kann, "das ist ja nur Wein und nix Hartes"

    Mit den besten Grüßen,
    Questor