Hallo Linde, Hallo Dagmar,
danke der Nachfrage, es geht so. Gerade zu der Zeit, als Du, Linde, gestern Deine Frage gepostet hattest (was ich erst heute Morgen gesehen habe), war ich dran, mal ein paar Gedanken, die ich mir gemacht habe niederzuschreiben.
Das Ergebnis des Versuchs war ungefähr so verworren und unzusammenhängend, wie ich derzeit gerade auch war (bin?). Ich habe beim Nachlesen selbst Schwierigkeiten gehabt, den roten Faden in meinen eigenen Gedankenfragmenten zu finden. Also habe ich es dann nicht gepostet. Außerdem ist alles was ich an Situationsgründen und Ursachenerkenntnissen zu vermelden hätte auch regelmäßig in den anderen Threads bereits mehrfach niedergeschrieben. Es ist nicht erforderlich, dass ich das hier auch nochmal alles aufzähle.
Ich habe dann wieder die Threads durchstöbert und wieder vieles gelesen, was mich in der Form auch betrifft.
Besonders beeindruckt hat mich folgende treffende Zusammenfassung von „Kürbis“ aus ihrem Thread „Ich will da was nicht sehen“:
Zitat
Ich bin nicht besorgt- ich kontrolliere
ich bin auch nicht emphatisch- ich analysiere jede Verhaltensweise, na fast jede
ich bin nicht vorausschauend- ich checke alle möglichen Situationen auf Alk Gefahr
ich bin auch nicht verständnisvoll- ich leide, mal stumm und mal was lauter
Treffer, versenkt…. Wow.
Ich überlege mir, dies auszudrucken und als eine Art Gedankenkompass zu verwenden, um mich bei entsprechender Gedanken- und Handlungsverstrickungen wieder einzunorden.
Genauer, knapper und direkter kann man es nicht sagen. Ich habe den Post minutenlang immer wieder gelesen und erkannt, dass die ganze Ursachengeschichte und der ganze Müll in dem ich mich schon wieder gesuhlt habe nichts (voran)bringt.
Die Situation ist klar, und sie ist so wie sie ist.
Ich kann daran durch Ursachenforschung nichts ändern, denn dadurch versuche ich nur Gründe für den Status quo zu finden, die es mir ermöglichen, mein bisheriges Handeln zu rechtfertigen, und ggf. daraus meine bisherigen Verhaltensmuster als richtig einreden zu können (weil es hat ja alles einen nachvollziehbaren und logisch erklärbaren Grund, von daher kann es nicht so falsch sein, was bislang gelaufen ist).
So. Basta.
Ich bin nicht besorgt, nicht emphatisch, auch nicht vorausschauend und verständnisvoll bin ich auch nicht (mehr). Diese Erkenntnis allein ist noch eindringlicher, wenn man die wahren Eigenschaften vor Augen geführt bekommt. Ich kontrolliere, analysiere und … leide. Und weil ich das bisher so für mich nicht wahrgenommen habe, ist bisher auch der Ansatz der Problemlösung stets zum Scheitern verdammt gewesen.
Meine Frau hat ein Problem mit dem Alkohol. Das ist unbestritten. Das ändert sich auch nach der neuen Erkenntnis nicht. Was neu für mich ist und was ich jetzt nicht nur als vorgebetetes Quasimantra sondern als essentielle Basiswahrheit erkenne: Ich habe tatsächlich auch ein Problem.
Mein bisheriges Handeln fußt auf wohlgemeinten aber dennoch völlig falschen Annahmen. Gut gemeint aber absolut falsch. Ich sehe immer noch verblüfft, wie ich mich bzw. mein Handeln selbst tatsächlich so realitätsfern einschätzen konnte. Selbsttäuschung in Reinkultur. Verblüffend.
Interessant ist, dass ich über diese Erkenntnis nicht wütend, erschreckt oder entsetzt bin. Ich bin zur Zeit eher ruhig, richtig entspannt, fast schon ein wenig phlegmatisch. Vielleicht liegt es daran, weil mit der Erkenntnis die falsche Verantwortungsbürde deutlich zurückgegangen ist. Gänzlich abgelegt habe ich sie sicher noch nicht, ich will mich jetzt nicht in die andere Richtung selbst betrügen.
Die Mauer steht immer noch da, aber ich habe weniger das Bedürfnis dagegen zu rennen sondern schaue sie mir seit langem wieder nur aus der Ferne an.
Also setze ich mich jetzt hin und schaue nach, was mich nervt, wo ich leide, was ich für mich ändern muss.
Erster Punkt
Ich lebe seit Jahren bestenfalls in einer Wohngemeinschaft mit meiner Frau zusammen. „Echte“ Liebe, vertraute Partnerschaft, Gemeinsame Unternehmungen, alles Fehlanzeige. Das bedrückt mich schon seit langem. Schon komisch, was man alles unterdrücken kann.
Zweiter Punkt
Mir fehlen (gemeinsame) Ziele, Dinge auf die man hinarbeiten kann, die man erreichen will. Nichts davon ist mehr zu spüren. Warum auch, für sie ist es gut so wie es ist (So hat sie es mir mal gesagt als ich gerade das angeführt habe). Mir reicht es nicht. Ohne Ziele kann man doch nicht existieren. Obwohl… die letzten Jahre konnte ich es ja auch…(Achtung, Sarkasmus)
Dritter Punkt
Die Kinder leiden auch, ich helfe Ihnen nicht, wenn ich nur versuche, schief laufendes wieder geradezurücken. Es hilft Ihnen nicht, wenn ich abends von der Arbeit kommend versuche Dinge vom gesamten Tag zu lösen. Ich weiß doch, dass es wieder anders läuft, wenn ich nicht da bin.
Vierter Punkt
Diverse unlogische und widersinnige Handlungen meiner Frau aber auch Unterlassungen im täglichen Zusammenleben, die vermutlich alle irgendwie mit der Sucht in Zusammenhang stehen (nähere Beschreibungen dazu möchte ich hier nicht machen, sind auch gar nicht notwendig), verlangen mir mächtig viel Energie ab. Das muss aufhören, das kann ich auf Dauer nicht alles ertragen.
Gut. Ich denke da ist genug Arbeit drin die angegangen werden will.
Was zuerst und wie, das zu bestimmen wird meine nächste Aufgabe sein.
Ich glaube, ich werde zum Anfang ihr sagen, was ich für mich herausgefunden habe und ihr damit klarmachen, dass das bisherige Geschichte ist. Vielleicht ergibt sich für Sie dadurch auch die Erkenntnis der Handlungserfordernis. Und wenn nicht, ist‘s auch gut. Dann mache ich es ohne sie (ich habe es mir zumindest so vorgenommen).
Allerdings sehe ich da wegen der Kinder ein neues Problem. Aber das gehe ich ein andernmal an.
Dieser Post ist schon wieder sehr lang geworden und es reicht für heute.
Beste Grüße, Questor