Hallo zusammen,
immer noch etwas ungläubig bin ich dabei, meine eigene Situation als Angehöriger zu realisieren. Als "Co" möchte ich mich (noch?) nicht bezeichnen, obwohl ich ansatzweise erkenne, dass das eine oder andere Symptom auch bei mir vorhanden ist.
Ich stehe wirklich noch ganz am Anfang und bin mir unsicher, neben der Rolle des Helfenden auch die Rolle als "Co" als für mich relevantes Thema anzunehmen.
Ich bin auf das Forum aufmerksam geworden, weil ich Rat suchte, wie ich meine Frau dazu bringen kann, ihre Sucht sich selbst einzugestehen und externe Hilfe anzunehmen. Das Lesen im Forum vor dem Anmelden hat mir natürlich schnell gezeigt, dass ich da eine falsche Vorstellung habe.
Ich bitte Euch also, mir zu helfen, die Situation zu ordnen und vielleicht hartnäckige Misdeutungen und Schutzvorstellungen zu erkennen und richtigzustellen. Denn das einzige was ich wirklich weiß ist, dass ich eben nichts (sicher) weiß.
Es ist nämlich so, dass ich die Alkoholabhängigkeit meiner Frau nur durch Zufall erkannt habe indem ich nämlich zufällig verstecktes Leergut fand. Das habe ich beim ersten Mal gar nicht weiter beachtet, mich nur geärgert, dass es wohl vergessen wurde weggebracht zu werden. Nachdem ich viel später aber wieder ein solches Depot an einer anderen, ebenfalls untypischen Stelle gefunden hatte, habe ich die Möglichkeit, so absurd sie mir erschien, in Erwägung gezogen. Durch eine danach von mir intensive Beobachtung hatte es sich dann bestätigt.
Ich habe zuvor niemals wirklich bemerkt, dass sie getrunken hat. Auch nachdem ich es wusste, habe ich nie sagen können, "jetzt ist es aber ganz klar". Jeden Abend hat sie eine Flasche Wein heimlich getrunken, ohne dass sich Zeichen davon erkennen ließen, gelegentlich rote Augen, die aber als Allergie abgetan wurden.
Nachdem mir die Situation klar geworden war, bin ich zum Hausarzt, um ihn zu Rate zu ziehen und er hat mir geraten, zu den AlAnon zu gehen, da würde Co.-Abhängigen geholfen. Ganz ehrlich, ich war (und bin vermutlich) immer noch verblüfft, dass er mich (!) nicht sie wohin schicken wollte. Ich bin dann mal hingefahren ..... aber nicht reingegangen. Weil, nicht ich habe das Problem, sondern sie. Dadurch habe ich dann natürlich auch ein Problem, ganz klar, aber in meiner Vorstellung macht es mehr Sinn, die Ursache anzugehen, als nur die Auswirkungen zu beheben.
Ich habe in den Threads natürlich gelesen, dass es anders ist, aber ich bekomme es nicht in meinen Kopf hinein, dass es die Lösung ist, dem Abhängigen nicht helfen zu können und sich ausschließlich um sein Wohl zu kümmern. Vielleicht liegt es daran, dass ich erst seit kurzem die Problematik erkannt habe. Ich habe bisher keine peinlichen Auftritte einer betrunkenen Frau in der Öffentlichkeit ertragen müssen, ich habe keine Gewalt erfahren, weder körperlich noch verbal, eigentlich könnte es so wie es ist weitergehen... Nein, natürlich nicht. Das war jetzt bewusst überspitzt geschrieben. Ganz klar erkenne ich jetzt, nachdem ich die Sucht erkannt habe viele Dinge, die ich vorher zwar bemerkt aber nicht wirklich realisiert habe. Ich sehe eine schleichende Wesensveränderung, einige Verhaltensweisen, die vermutlich als Selbstbestrafung aufzufassen sind und verschiedene andere Verhaltensweisen, die mich zwar störten, die ich aber in den Gründen nicht verstanden hatte. Es kann natürlich nicht so weitergehen. Mittlerweile habe ich ihr übrigens mitgeteilt, dass ich von der heimlichen Trinkerei weiß und sie darum bitte entweder zu einer speziellen Beratung oder aber zumindest zum Hausarzt zu gehen. Sie hat dazu nur gesagt "Jaja, ich werde da was machen".
Ich habe mich selbst schon beraten lassen, erfolgreichen in einer allgemeinen Beratungsstelle, eine Suchtberatungsstelle, die ich auch besucht habe, hat mir leider gar nicht helfen können, die haben mich tatsächlich weggeschickt im Sinne von "so schlimm scheint es ja noch nicht zu sein."
Für den Anfang würde mir daher schon helfen wenn mir die Unsicherheit genommen würde, dass ich hier grundlos einen riesen Alarm mache. Denn die Konsequenzen sind ja schon sehr mächtig.
Also, kann es tatsächlich sein, dass ein Abhängiger über Jahre hinweg (nach reiflicher Überlegung schließe ich aus verschiedenen Gründen, dass das tatsächlich schon Jahre so geht) so gezielt den Konsum ausreizt, das die Umgebung nichts merkt? Geht es tatsächlich ohne den sonst so bekannten regelmäßigen Vollrausch oder zumindest deutlichen Trunkenheit? Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass das heimliche und so dermaßen geregelte Trinken (jeden abend eine Flasche Wein) schon eine Sucht ist und dass man eben nicht sagen kann, "das ist ja nur Wein und nix Hartes"
Mit den besten Grüßen,
Questor