Hallo Kijara und alle Anderen,
ich möchte die Erfahrung von langjährigen trockenen Personen nicht in Frage stellen, auch nicht die Grundbausteine, die ich sehr wohl gelesen habe.
Ich möchte auch nicht diskutieren, was richtig oder falsch ist. Ich habe meine Entscheidung getroffen, und auch *ich* habe meine Erfahrungen mit Trinkpausen gemacht.
Ich orientiere mich, auch wenn das nicht so aussehen mag, sehr wohl an den Grundbausteinen und dazu gehört ein alkoholfreies Umfeld. Aus diesem Grund habe ich keinen Alkohol bei mir zu Hause, was gut ist.
Ich denke jeder Mensch ist anders. Auch Alkoholiker sind unterschiedlich. Der eine trinkt in der Kneipe, der andere heimlich zu Hause. Ich war immer einer von denen, die heimlich zu Hause getrunken habe. Klar, auf Grillfesten auch, aber der Kick, die wirkliche Gewohnheit, war das allabendliche Saufen, alleine vor dem Fernseher oder auf der Fensterbank. Grillfeste habe ich zwar mit Alkohol assoziert, aber auch oftmals gesehen, dass ich schnell genug weg komme, um mir zu Hause alleine die Kante zu geben.
Bewusst auf ein Grillfest zu gehen, mich meiner latenten Sozialphobie zu stellen, den Abend *nicht* alleine zu Hause zu verbringen, ist für mich eine ziemlich große Änderung. Eine Änderung, die mir Spaß gemacht hat, weil ich zum ersten Mal gesehen habe, dass ich auch einfach so unter Leute gehen kann.
Das mein Nachbar ein Bier trinkt, kann ich nicht ändern. Ebensowenig kann ich ändern, dass ich täglich an dem Kiosk vorbei komme, an dem ich früher mein Bier gekauft habe.
Ich wollte mit meinem Posting *nicht* aussagen, dass es generell richtig oder in Ordnung ist, auf ein Grillfest zu gehen, wenn dort Alkohol getrunken wird (in Maßen wie gesagt - das Grillen und gesellschaftliche stand dort im Vordergrund). Ich für meinen Teil habe entschieden, dass ich hin gehe. Mit der Überzeugung, nichts zu trinken. Das stand für mich nicht zur Debatte.
Das Suchtgedächtnis? Ja, das schlägt sicherlich ab und an mal zu. Ich halte es im Zaum, in dem ich meine Konzentration auf andere Dinge lenke, bzw. *nicht* weiter das tue, was ich früher getan habe: Sinnlos vor der Glotze rumhängen. Für viele mag es gut sein, nicht mit alten Freunden rumzuhängen, die Alkflaschen aus der Wohnung zu packen und fern zu sehen. Für mich ist es genau die Situation, die mich am ehesten wieder zurück treiben würde.
Wichtiger als Dogmen hinter her zu laufe ist für mich, an meiner Trockenheit zu arbeiten. Das zu tun, was hier immer wieder gepredigt wird. Situationen zu meiden, in denen ich in Versuchung kommen kann. Und diese Situationen, in denen *ich* in Versuchung kommen kann (ja, die gibt es), kenne *ich* am Besten, weil *ich* sie analysiert habe. Und ich bin mir bewusst, dass diese Situationen nicht gleichermaßen auf alle Alkoholiker zutreffend sind.
Andreas