Hallo Violetta,
ich glaube auch nicht, dass Dein Mann es schafft, die Alkoholmenge, die er bisher konsumiert hat, auf Dauer auf ein Maß zu minimieren, das in Deinen Augen tolerabel ist. Diese Steuerungsmechanismen sind ja eben bei einer Alkoholsucht NICHT vorhanden, das macht die Krankheit letztendlich aus. Die Mengen, die er momentan konsumiert, sprechen m.E. schon für eine starke Ausprägung der Sucht.
Seine cholerischen Wesenszüge werden durch das regelmäßige Trinken auf jeden Fall verstärkt, so habe ich das in den letzten Jahren auch bei meinem Mann beobachtet.
Du schreibst, " Eine Neigung zu Impulsivität oder negativer ausgedrückt Cholerik hatte er schon immer, aber ich habe das Gefühl, dass die Reizschwelle für seine unberechenbaren Ausbrüche sinkt. Er wird richtig gemein und demütigend, es ist aber auch schon mehrfach zu körperlichen Gewaltandrohungen/Drohgebärden gekommen und vereinzelt zu Übergriffen." (Leider beherrsche ich das Zitieren immer noch nicht).
Genau so ist es bei meinem Ehemann - deshalb werde ich mich in diesem Jahr trennen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass cholerische Wesenszüge zwar durch den Alkohol verstärkt werden, aber grundsätzlich als Anlage im Charakter manifestiert sind. Aus einem Menschen, der von seiner Anlage her friedvoll und ausgeglichen ist, wird durch Alkohol kein Monster, er wird weder 'unberechenbar' noch 'gemein' oder demütigend'. Schon gar nicht übt er körperliche Gewalt aus, wie er es bei Dir offensichtlich bereits getan hat. (Übrigens: mein Mann hat, neben seiner Cholerik, auch eine ganze Reihe wertvoller Charaktereigenschaften!! Aber die zerstörerische Kraft seiner dunklen Anteile macht vieles zunichte.) Mein Mann war in seinem trockenen Jahrzehnt, das jetzt leider hinter ihm liegt, auch immer jähzornig - und er hat mich in trockenem Zustand geschlagen. Fazit: ich glaube nicht, dass der Jähzorn durch Abstinenz verschwindet.
Du solltest Dich sehr eingehend fragen, ob Du Dein Kind all diesen Einflüssen aussetzen möchtest... Das Szenario, dass Dein Mann irgendwann die Mutter seines Kindes vor dessen Augen in einem Jähzornsanfall schlagen wird, ist denkbar, sogar wahrscheinlich, wenn sich nichts ändert. Du schreibst sehr klar, dass eine Trennung für Dich nicht infrage kommt.
M.E. gibt es nur die Möglichkeit einer 2-gleisigen Therapie für Deinen Mann: das Ziel der vollständigen Abstinenz, Suchtberatung, SHG. Darüber hinaus langfristige Verhaltenstherapie, um den Jähzorn in den Griff zu bekommen. Jähzorn ist wohl therapierbar, es gibt ein neues Buch zu dem Thema von einem Schweizer Psychotherapeuten.
Dass Dein Mann bald Vater wird, sollte Grund genug für ihn sein, grundlegende Veränderungen zu wollen. Auch dass Du dich selbst mittlerweile als "verzweifelt" bezeichnest, sollte er wissen!
Ich wünsche Dir viel Kraft
Aufbruch