Hallo Freunde.
Zu Beginn meiner Trockenheit habe ich es mit AA versucht. Wegen des damals für mich etwas übertriebenen Bezuges zu Gott, und auch, weil ich das Prozedere in einem Meeting nicht verstand, bin ich dann erstmal nicht wieder in ein Meeting gegangen. Heute denke ich über mein damaliges Verhalten: Wäre meine Not größer und mein Tiefpunkt tiefer gewesen, hätte ich mich mit solchen Luxus-Gegenargumenten nicht einem Meetingbesuch verweigert. Ich musste erst noch ein wenig tiefer fallen, um zu erkennen, daß Demut ein wichtiger Punkt meines Trockenwerdens werden sollte.
Etwas später fuhr ich dann zweigleisig: zum einen schrieb und las ich hier im Forum, zum anderen ging ich in Meetings. Demut, Gelassenheit, Zuhören können, Reden ohne zwingende Gegenrede und das Aussprechen des eigenen Versagens - das hat mich gehörig auf den Teppich geholt.
Letzten Sommer im September, als ich nach der Flut am Ende meiner Kraft war, kam ein Ensemble des Mainzer Kammerorchesters in meinen Nachbarort. Dort steht oben am Berg eine wunderbare Wallfahrtskapelle aus dem Barock. Ich bin diesen Musikern bis heute so dankbar, daß ich das erleben durfte. Dort wieder zu mir finden. Ich habe nur geheult und sah alles vor mir. Den Schlamm, die Menschen, das apokalytische anmutende und größte Elend.
Nur einige Tage vorher wollte ich in einer Pause in Essen von einer Brücke springen. Gottseidank war das nur ein kurzer Gedanke. Ich fand in dieser Kapelle zu mir, obwohl ich nur "schwach" religiös bin. Atmosphäre, Liturgie. Mir half es und hilft es. Den Musikern habe ich hinterher gedankt. Das musste sein Sie wussten gar nicht, wofür!
Danke fürs Lesen.
Peter