Hallo Aurora, hallo @all,
Zitat von Aurora
Hast du schon öfter so geschrieben, wie gut es ist, in eine Angehörigengruppe zu gehen.
Als was siehst du dieses Forum hier? Interessiert mich jetzt mal. Wofür bist du hier und was versprichst du dir davon?
meinst Du nicht, dass ein großer Unterschied zwischen einer realen Selbsthilfe und einem Forum, das man vielleicht auch als virtuelle Selbsthilfegruppe bezeichnen könnte, besteht?
Mir hat bisher tatsächlich die reale Selbsthilfegruppe sehr viel gebracht, daher schreibe ich derzeit so begeistert darüber.
Was ich mir von diesem Forum erhofft habe, möchtest Du wissen?
Auf jeden Fall einen offenen, ehrlichen Erfahrungsaustausch. Der auf wertschätzende Art und Weise geführt wird, so wie es in anderen Foren, die sich nicht ums Thema Alkoholismus drehen, auch möglich ist.
Wenn ich allerdings dann solche Kommentare, wie den hier lese,
Zitat
warum nur empfinde ich Deine Kommentare immer wieder als unangebracht, heuchlerisch und nicht authentisch?
dann habe ich wirklich den Eindruck, dass diese Art von freundlicher, wertschätzender Kommunikation, ohne den anderen zu verletzen, hier leider oft nicht möglich ist.
Zumindest dann nicht wenn man, sorry, wenn ich es wieder mal so offen formuliere, nicht mit dem Strom schwimmt und weder dazu rät noch selbst Bereitschaft dazu erkennen läßt, den trockenen Alkoholiker zu verlassen.
Ich hätte ganz viele Fragen, zu meiner Situation und die würde ich sehr gerne hier stellen. Aber ich habe ehrlich null Lust dazu, mich hier ständig angreifen zu lassen, nur weil ich es wage, mich nicht der schönen Illusion, die hier meiner Meinung nach überwiegend gepflegt wird, anzuschließen.
Diese Illusion besteht für mich darin und wird auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt, dass der Co-Alkoholismus nicht damit endet, dass man den Partner verlässt, sondern viel tiefere Wurzeln hat. Daher wählen ja auch die meisten Partnerinnen von Alkoholikern nach einer Trennung wieder einen (trockenen) Alkoholiker als Partner.
Auch hier im Forum ist das ja nicht zu übersehen.
Fragen, die ich hier stellen würde, wenn ich mir ehrliche, offenene Antworten, die in wertschätzender Art und Weise gegeben werden könnte, erhoffen würde, wären z.B.: die:
- wie haben andere Leute, deren Partner (zumindest für eine Zeitlang) trocken geworden ist, diese erste Phase erlebt?
- wie sind sie mit ihren Ängsten, dass der Partner rückfällig werden könnte, umgegangen?
- haben sie noch öfter nach Alkohol gesucht?
- wie haben sie es geschafft, den Rollenwechsel hinzukriegen, von der "bemutternden" Co zur Partnerin?
Für mich ist nämlich diese Phase im Moment psychisch extrem anstrengend und wirklich hart. Oft schwanke ich zwischen Hoffnung, Gelassenheit und plötzlich auftretenden Ängsten hin und her.
Der einzige Anker in meinem emotionalem Chaos sind für mich derzeit die Angehörigengruppen.
Dabei hatte ich eigentlich bei meiner Anmeldung hier gehofft, dass auch dieses Forum ein Halt, ein Anker für mich sein könnte, wo ich mich offen mit Leuten austauschen könnte, die bereits Ähnliches erlebt haben. Die mir schreiben können, wie sie damit umgegangen sind, was ihnen geholfen hat und wielange dieses anfängliche emotionale Chaos bei ihnen gedauert hat.
Aber wenn ich sehe, wie hier darauf reagiert wird, wenn ich nur in Joanne`s strang was schreibe; wenn ich lese, wie hart hier jeder, nicht nur ich, angegangen wird, der nicht vorbehaltslos für Trennung vom (auch trockenen) Alkoholiker plädiert, dann habe ich leider keine Hoffnung, dass hier jemand wagt, offen zu schreiben, was er in der ersten Zeit, als der Partner trocken wurde, erlebt hat und was ihn vielleicht in dem emotionalen Chaos dabei gestärkt und unterstützt hat.
Dabei würde mich noch gar nicht das Endergebnis interessieren. Es ist mir piepegal, ob der Partner rückfällig geworden ist, man sich schließlich doch getrennt hat oder ob man zusammen geblieben ist. Mich würde schlicht nur interessieren:
Wie habt Ihr diese erste Zeit erlebt? Was hat Euch dabei gestärkt, was unterstützt, was hat geholfen, mit der Veränderung und mit den eigenen Ängsten, umzugehen?
Allerdings, wie gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Art vorurteilsfreier Erfahrungsaustausch, wie ich ihn mir wünschen würde und auch bitter nötig hätte, derzeit hier möglich ist.
Das finde ich wirklich sehr schade.
Herzliche Grüße
Leonia