Moin Silberkralle,
ja ich weiß, diese SHG ist kostenlos. Aber "damals" wir reden über das Jahr 2000, wars noch ned so mit Internet.
Ich hab mir zu dieser Zeit alle Bücher, die es über Alkohol gab,
bzw. die von Alkoholismus oder Alkoholikern handelten, besorgt
und in mich reingelesen, ja verschlungen.
Das war mir ein tiefes Bedürfnis!
Gerade eben kam das Buch "Ich fang noch mal zu leben an"
von Diana Beate Hellmann raus. Ich konnte mich in dem Buch
lesen. Da waren so viele Gemeinsamkeiten, hätte ich diese
gemeinsamen Stellen markiert, wären nicht mehr viele weiße
Stellen übrig.
Zitat von silberkralle
da freu ich mich mit dir, dass du trotzdem deinen "persönlichen tiefpunkt" erleben durftest.
Das ich in einem stabilen Umfeld gelebt hab, heißt ja nicht zwangs-
läufig, das bei uns alles Friede, Freude, Eierkuchen war.
Ich lebte da so nebenbei, in meiner eigenen Welt. War froh, wenn
ich meine Ruhe hatte und nix von der Welt da draußen mit bekam.
Klar, ich bin morgens aufgestanden, hab die Kinder geweckt, in die
Schule gebracht, Betten gemacht, gewaschen, gebügelt, gekocht
und meine Arbeit nebenbei auch noch...
Ich war halt ne Spiegeltrinkerin. Außen hui - innen pfui!
Und ja, natürlich merkte meine Familie was mit mir los war. So ganz
verheimlichen kann man das ja nicht. Und sie sprachen mich auch
alle darauf an. Mein Mann leerte mir mehr als einmal die "gefundene"
Flasche aus und füllte sie mit Essigwasser. Egal - ich hatte ja Vorrat.
Bloß, auf einmal ging das alles nicht mehr. Ich täuschte Krankheiten
wie Grippe vor um einfach nur im Bett zu bleiben.
Wußte selbst, wenn ich einkaufen gehe, die Leute sehen es mir an.
Und irgendwann ging das halt alles nicht mehr.
Ich wurde wirklich körperlich krank. Nicht wie ne Grippe jetzt, aber
ich war kraft- und antriebslos. Das "meistern" des Tagespensums
funktionierte auch nicht mehr so wie ich es gern gehabt hätte.
Bis dieser Gedankenblitz kam und mich innerhalb Sekunden zum
Telefonhörer greifen lies um meinen Arzt anzurufen, der dann alles
weitere für mich regelte.
Und mit meiner Abstinenz wurde ich wieder lebendig. Heißt; ich, wir
unternahmen sehr viel. Ich hatte ja sooo viel nachzuholen.
In meiner "aktiven" Zeit bestimmte der Alkohol meine Termine!
Übrigens; "Termine" - ich versuchte alles, um Terminen aus dem
Weg zu gehen. Hab auch Freunde, denen ich z.B. versprochen hatte,
sie auf den Flughafen zu bringen, also wichtige Dinge, hängen lassen.
Sprich, mit Ausreden abgesagt. Und das in so ziemlich letzter Minute.
Ich erinnere mich; Ich hab mein Büro für mich allein. Bedeutet;
ich konnte trinken wann mir danach war. Aber - wir hatten
ne Lohnprüfung von der RV, da musste ich ja anwesend sein.
Ich hab sogar in deren Anwesenheit meinen Martini, ich war
hauptsächlich ne Vermutsschwester, "heimlich" in mich rein
gegossen. Keine Ahnung, ob mich die Prüferin dabei beobachtet,
bzw. ob sie was gemerkt hat.
War ich früher froh wenn alle aus dem Haus waren - ich hatte sie
("sie" = meine Familie) fast genötigt doch "gemeinsam" was zu
unternehmen, denn dann war ich alleine und hatte meine Ruhe,
konnte trinken ohne mich heimlich in die "Vorratskammer" zu
schleichen - so war mein Terminplan jetzt mit Aktivitäten voll.
"Ich fing nochmal zu leben an!"