hallo liebe sunshine, hallo liebes Forum!
mir unterläuft eigentlich immer der gleiche "fehler": ich besuche das Forum mehrmals die Woche - häufig mit dem vorsatz mich mal wieder zu melden - und anstatt das zuerst einmal umzusetzen, lese ich mich erstmal durch dies und das und zack, meine Gedanken schweifen weit ab von dem was mich eigentlich beschäftigt oder aber ich bin überzeugt, dass alles was ich jetzt so schreiben wollte im groben ja schon hier geschrieben steht
das ist natürlich käse, aber dann läuft mir auch die zeit weg und ich logge mich im wahrsten sinne des wortes wortlos hier wieder aus und nehme mir fest vor, morgen mache ich es anders! so, heute ist jetzt tatsächlich mal morgen und ich schreibe jetzt erstmal drauf los bevor ich auf andere Gedanken komme.
das ich zumindest schriftlich recht "wortlos" bin trifft es aber ganz gut; ich habe mir noch während der LZT ein Tagebuch gekauft welches mein "ALLES-Buch" werden sollte. habe ewig danach gesucht bis ich das richtige gefunden habe, mit Büffelleder eingeschlagen und edlem papier! da hinein sollte einfach alles: Gedanken, Momente, Situationen oder auch bilder (das bild vom tag meiner aufnahme in der Rehaklinik bis hin zum bild des bussgeldbescheides wegen zu schnellem fahren - auf dieser aufnahme halte ich mir pikanterweise gerade die Bierflasche an den mund während ich relativ besoffen mit 65 km/h durch eine 50er Zone fahre... die flasche konnte man auf dem bild nicht als Bierflasche erkennen, mir wird heute noch schlecht wenn ich an diese Situation denke) und noch vieles mehr.
tatsächlich liegt das buch nun seit Monaten unberührt auf meinem Schreibtisch und fristet sein leben somit als "Nichts-Buch", ich finde keinen anfang und irgendwie auch keine worte.
mittlerweile bin ich seit über 8 Monaten nüchtern, kurz nach weihnachten habe ich meinen nächsten etappen-sieg von einem 3/4 jahr vor mit und mir geht´s besser denn je!
mein Arzt drückte mir ende märz die Einweisung zur Entgiftung mit den worten "wenn sie jetzt nichts ändern sind sie im September tot!" in die Hand, an diese worte muss ich seit September häufig denken und ich bin einfach dankbar und stolz auf den weg, den ich seitdem gegangen bin. manchmal frage ich mich, WAS genau denn nun eigentlich der Auslöser für mein persönliches "klick" war - ich vermute mal es war einfach die summe aus allem. gesundheitlich pfiff ich auf dem letzten loch, um mich herum brach so langsam alles an sozialkontakten zusammen, das ewige schlechte gewissen und die Minderwertigkeitskomplexe, der beschaffungsdruck begleitet von morgendlichen würge-und brechanfällen, der komatöse schlaf der nur mit dem richtigen Level möglich war um dann morgens gequält von panikattacken wieder aufzuwachen, überzeugt den tag niemals bewältigen zu können und vor allem mein psychischer zustand, sofern da überhaupt noch ein "mein" vorhanden war. einfach die summe aus allem zauberte wohl irgendwo aus den tiefen meiner benebelten Birne tatsächlich ein lautes "klick" hervor und das war es?!
auf jeden fall hat es mir mein heutiges leben wieder geschenkt, das leben unter dem ich ehemals doch besoffen so sehr litt - warum auch immer. nichts von alledem möchte ich heute und in Zukunft wieder hergeben, weder meinen wunderbaren mann der mich so auf meinem weg unterstützt hat, noch meine Gesundheit, meinen klaren kopf, mein wiedererlangtes Selbstbewusstsein, meine Selbstbestimmung, Freiheit und und und....
klar, auch ich habe mal gute oder schlechte tage, mal ein Zipperlein weil ich nicht jünger werde oder sonstige Probleme, und auch Mitmenschen deren verhalten sich mir nicht erschließt. aber alles in allem habe ich vor allen dingen eins - ich habe MICH zurück, ganz und gar. und daran soll und wird sich nichts mehr ändern, Alkohol ist für mich keine Option mehr!
natürlich habe ich auch noch ein paar sogenannte Baustellen, aber an den meisten kann ich arbeiten (Nebenjob, reale SHG, Sport usw.).
aktuell bin ich ja noch in der Nachsorge, d. h. einmal im Monat treffen einer gruppe in der Klinik und einmal im Monat ein Gespräch mit einem Therapeuten. die gruppe ist ganz ok, mit dem Therapeuten kann ich nichts anfangen. das ist so ein richtiger schluffi, redet die meiste zeit über sich selbst oder über andere Patienten und ich weiß auch gar nicht so recht, was ich dem überhaupt erzählen soll wenn ich mal zu wort komme - der gehört aber nun mal mit zum nachsorgepaket also sitze ich halt bei ihm meine zeit ab.
morgen steht jetzt erstmal ein besuch bei einer realen SHG auf dem plan, ich habe mir den kreuzbund hier in der nähe ausgeguckt und denke, durch die wöchentlichen treffen bekomme ich wieder mehr zugang und Berührungspunkte mit meiner Krankheit. mir kommt es momentan nämlich so vor, als wenn sich bei mir langsam ein "zu selbstverständlich" einschleicht - das kann ich jetzt gerade nicht besser formulieren.
so, nun ist mir ja tatsächlich ein bissel was zum aufschreiben hier eingefallen, na geht doch
liebe grüße von der schneegans