Hallo!
Ich hatte mich 2016 im Forum schon
angemeldet.
Möchte mich nach so langer Zeit nochmal vorstellen.
So ist das Forum bei mir in
Vergessenheit geraten.
Jetzt wo ich ein Forum gesucht habe,
habe ich gemerkt, dass ich mich damals hier angemeldet habe.
Ich würde euch gerne mal mein Leben
mit Alkohol aufschreiben. Es wird wohl etwas lang werden, denn ich
bin Mitte der Fünfziger und der Alkohol spielt schon mein ganzes
Leben eine Rolle.
Das erste Mal, wo ich mich an Alkohol
erinnern kann, da muss ich so 4 gewesen sein.
Ich bin nachts wachgeworden und habe
meinen Vater gefragt, wo meine Mutter ist. Er sagte mir, dass sie
oben im Zimmer meiner Schwester ist.
Meine Mutter lag blutüberströmt im
Bett. Mein Vater war sehr gewalttätig und hatte ihr ein zerbrochenes
Glas ins Gesicht gedrückt.
Solche Situationen gab es öfter.
Mit fasst 6 ist meine Mutter mit meiner
Schwester und mir von zuhause weggelaufen. Meine anderen Brüder
waren schon älter und waren schon von zuhause raus.
Ich war 8 Jahre, da hat sich mein Vater
aufgehängt. Er hat die Trennung von meiner Mutter nie überwunden.
Bilder von meiner Mutter und uns Kindern lagen um den Stuhl. Er war
stark alkoholisiert. Seine damalige Lebensgefährtin, ist morgens
aufgewacht und hat ihn so vorgefunden.
Wo ich 7 war hat meine Mutter einen
Jugoslawen kennengelernt. Mit ihm war sie bis zu ihrem Tot vor 6
Jahren zusammen. Ich werde den Lebensgefährten Jugo nennen.
Jugo war ein sehr strenger Mann, ich
durfte in der Woche nicht raus und musste LERNEN.
Gott sei dank war Jugo oft auf Montage
und kam nur am Wochenende nach Hause. Eigentlich wollte ich in der
Woche lernen, denn Jugo hat mich dann am Wochenende abgefragt und
wenn ich das nicht konnte, dann durfte ich am Wochenende auch nicht
raus. Leider konnte ich in der Woche nicht lernen, weil meine Mutter
alles das nachgeholt hat, was sie bei meinen Vater nicht durfte.
Von Montag bis Donnerstags wurde bei
uns Party gemacht. Ich spreche nicht von ein zwei Bier. Es wurde
gesoffen, laut Musik gehört, jeder hat mit jedem Sex gehabt. Auch
meine Mutter. Ich habe es oft gesehen, wenn ich morgens zur Schule
musste. Meist ging dann die Party zu sende. Kurz geschlafen und wenn
ich aus der Schule kam, war die Party wieder voll im gang. Ich konnte
abends natürlich nicht schlafen. Wenn ich mal gefragt habe, ob es
etwas leiser geht, wurde gesagt! Halt's Maul sonst, gibt’s was in
die Fresse. Freitags wurde dann aufgeräumt, so das Jugo am Freitag
Abend, wenn er nach Hause kam nichts gemerkt hat. Natürlich fiel
dann die Lernkontrolle nicht gut aus und zur Strafe durfte ich am
Wochenende nicht raus und musste LERNEN. Ich wurde dann von Jugo an
Ohren hochgezogen, geboxt und getreten. Habe meine Mutter aber nie
verraten. Warum weiß ich nicht, sie hat mir nie gesagt, dass ich das
nicht erzählen soll, ich wusste natürlich, dass es falsch war, was
sie in der Woche gemacht hat. Aber es war nun mal so.
Übrigens war ich eigentlich ein guter
Schüler, trotz der Umstände. Nur durfte man bei Jugo nicht einen
Fehler machen und bei 50 Aufgaben, kann das schon mal passieren.Das
ging so bis ich 14 war. Meine Mutter musste wegen Schulden, die sie
gemacht hat, um ihr saufen zu finanzieren, für 10 Monate ins
Gefängnis. Was mir sehr geholfen hat, war meine Schule und mein
Sport. Zur Schule musste ich ja und konnte raus und zu meinem Sport
durfte ich auch.
In meinem Sport war ich sehr gut. Mein
Verein hat in der Bundesliga gespielt. Nachdem ich die ganzen
Jugendmahnschaften durchlaufen habe, habe ich sogar 1 Jahr Bundesliga
gespielt.
Es war so mit 16, wo ich nachts
aufgewacht bin und habe meine Mutter schreien gehört. Ich bin aus
meinem Zimmer und habe gesehen wie meine Mutter von Jugo geschlagen
wurde. Das ist schon öfter vorgekommen, doch diesmal habe ich die
Bilder im Kopf gehabt, die ich als vierjähriger gesehen hatte. Die
Blutüberströmte Mutter.
Da habe ich Jugo zusammengeschlagen.
Danach konnte ich nicht mehr zuhause
wohnen und bin zu meiner Schwester gezogen.
Habe auch die Lehre abgebrochen und
habe nun alles nachgeholt. So wie meine Mutter.
Nur habe ich bis dahin nichts getrunken
und geraucht schon gar nicht. Habe zwar Party gemacht, da ging es
aber für mich mehr im Mädchen.
Habe zwei Jahre im Gerüstbau
gearbeitet. So hat das immer mit meinem Sport noch geklappt.
Mit 19 habe ich meine Frau
kennengelernt.
Nach 10 Monaten haben wir geheiratet
und weitere 4 Monate später kam unser erstes Kind zur Welt.
Nach der Geburt von meinem Sohn, fing
es bei mir so langsam mit dem Alkohol an. Silvester, Geburtstage und
Partys. Da habe ich dann richtig getrunken und mit dem Rauchen
angefangen.
Ich habe zwischendurch noch eine Lehre
angefangen und diese auch erfolgreich beendet.
Bin dann in einen Schichtbetrieb
gekommen. Was zu meinem Sport nicht mehr gepasst hat und ich damit
aufgehört habe.
Ich habe dann jedes Wochenende
getrunken. Eine Flasche Rum und dann noch weggegangen. Da habe ich
dann meist auch noch eine Flasche getrunken. Meine Frau fand das
natürlich nicht so schön. Wenn sie was gesagt hat, wurde ich nun
ihr gegenüber gewalttätig.
Ich habe zwischendurch eine
Weiterbildung gemacht und habe nach bestandener Prüfung den Betrieb
gewechselt. In dem Betrieb bin ich dann 10 Jahre geblieben.
Das mit dem Trinken hat sich nicht
geändert und das mit der Gewalt auch nicht. Wir haben dann noch zwei
weitere Söhne bekommen.
Nach 10 Jahren in dem Betrieb ist
dieser Leider Insolvenz gegangen. Es gab nun viel weniger Geld.
Das hat sich so über ein Jahr
hingezogen. Trotzdem habe ich weiter gesoffen und bin von den letzten
20 Euro weggegangen. Meine Frau hat sich dann von ihren Geschwistern
Geld geliehen, dass die Kinder was zu Essen hatten. Zusätzlich habe
ich einen Kredit bei der Bank aufgenommen.
Der hat dann nicht gereicht und es
musste noch einer her und dann noch einer. So hatten wir/ich dann
60.000 Euro Schulden bei der Bank.
Getrunken habe ich trotzdem weiter.
Aber wie schon geschrieben nur am Wochenende. Freitags und Samstag.
Meine Frau meinte, wenn das so weiter
geht, dann schaffen wir das nicht mehr. Sie meinte nicht mein Trinken
oder meine Gewalttätigkeit. Ihr ging es um die Schulden.
So habe ich mir eine andere Firma
gesucht und gefunden. In der bin ich jetzt 23 Jahre.
Es war wie ein Neuanfang.
Nach 5 Jahren hatten wir die Schulden
abgezahlt.
Das mit dem Trinken wurde aber nicht
besser. Habe sogar in der Woche schon getrunken. Meist der Mittwoch.
Zwar nicht so viel wie am Wochenende. Doch eine halbe Flasche Wodka
war das schon.
Gewalt spielte immer noch eine Rolle.
Habe zwar nicht mehr geschlagen aber stand meiner Frau drohend
gegenüber.
Es war bei einer Feier von meiner
Mutter, wo ich mich mit meiner Frau gestritten hatte. Sie ist dann mit
den Kindern nach Hause und ich habe weiter getrunken.
Als ich dann nach Hause gekommen bin,
war meine Frau mit den Kindern weg. Sie hatte zuviel Angst vor mir.
Ich bin zusammengebrochen habe geheult.
Alles zu recht.
Ich konnte mir denken, wo sie war.
Wollte sie aber in ruhe lassen, denn mit dem Alkoholpegel, hätte ich
wahrscheinlich, dass bisschen Hoffnung auch noch kaputt gemacht.
Am nächsten Tag hat meine Frau mich
dann angerufen. Wir haben lange gesprochen und sie ist wieder zu mir
gekommen. Ich wollte was ändern und habe Kontakt zu einem
Psychologen aufgenommen. Das ist jetzt 10 Jahre her. Seit dem habe
ich meine Frau weder geschlagen noch gedroht. Streiten ja aber ich
habe gelernt vernünftig zu Streiten.
Es ist auch so, dass ich seit dem keine
„Harten“ Sachen mehr trinke. Doch leider immer noch mein Bier zu
Fußball am Samstag so 6-8 Flaschen 0,4 Liter.
Ab und zu habe ich noch Ausreißer, wie
bei dem Tod von meiner Mutter oder wenn ich sehr viel Stress habe.
Aber alles ohne Gewalt.
Aber genau um diese Ausreißer geht’s
und um das Bier zum Fußball.
Ich möchte keinen Alkohol mehr
trinken.
Deshalb habe ich vor zwei Wochen
aufgehört.
Es hat mich einfach kaputt gemacht. Ich
war Montags auf der Arbeit kaputter wie am Freitag. Ich merke
einfach, wie mein Körper den Alkohol nicht mehr so verträgt.
Ich habe die erste Woche das auch
ziemlich gemerkt.
Zittern, Schweißausbruch, Nervosität,
Rückenschmerzen und Bauchschmerzen. Hatte ich vorher nicht. Doch
jetzt der Gedanke kein Alkohol mehr.
Nach einer Woche wurde es besser. Ich
bin jetzt schon viel motivierter. Am Wochenende ohne Alkohol Fußball
geschaut. Und mit meiner Frau Mau Mau gespielt. Da hatte ich sonst
nie die Ruhe für,
Ich weiß das ich jeden Tag daran
arbeiten muss, doch der erste Schritt ist getan.
Ich denke das nicht nur positive Meinungen kommen. Dazu habe ich zuviel Mist gemacht und ihr habt deswegen auch völlig recht.
Auch wenn meine Frau das nie lesen
wird, möchte ich Ihr einfach nur Danke sagen!!!
LG
Rabbitmaker
P.S. Mit dem rauchen habe ich vor 13 Jahren aufgehört.