Oder anders: Ist er es oder ich? Und noch was: vergesst es, ich kann ihm nicht helfen. So einfach ist das.
@ Linde: Du hattest Recht, ich bin rückfällig geworden, habe mich einlullen lassen von seiner Liebenswürdigkeit, die ich an ihm schon lange nicht mehr erlebt habe.
Aber ich habe mich nicht einlullen lassen von falschen Versprechungen, immerhin. Ich wollte gar keine hören. Habe zu ihm gesagt, dass ich keine Erwartungen an seinen Trockenheit habe, das ist sein Ding. Aber auch, ich will nie wieder ein Leben mit einem nassen Alkoholiker. Keine Kompromisse.
Peng, so, jetzt sitze ich hier und habe genau das. Er ist tatsächlich blöd, glaubt, ich merke nichts, nur weil er seinen Konsum extrem niedrig hält. So niedrig, dass es bisher zu keinen verbalen Ausfällen seinerseits gekommen ist. Ich merke es trotzdem, sage dazu aber nichts mehr, Thema durch. Wenn ich was merke, drehe ich mich um und gehe weg. Zum Glück habe ich schon seit Längerem ein eigenes Zimmer. Nur kann es das auf die Dauer auch nicht sein. Wird es auch nicht.
Nun ist es leider so, dass ich mal wieder völlig inkonsequent dastehe. Ich wollte keine Kompromisse mehr, kann ihn aber jetzt nicht postwendend vor die Tür setzen, weil ich beruflich = finanziell einstecken musste bzw. immer noch muss. Solange sich das nicht ändert, bin ich finanziell an ihn gebunden, leider. Ich arbeite schon daran, dass das hoffentlich nicht lange so bleiben wird.
Was ich trotz allem daraus gelernt habe: Er ist nicht der Nabel meiner Welt, ich komme gut ohne ihn klar – und die Kinder im Übrigen auch. Ich habe mir zwei Auszeiten genommen, in denen ich viel für mich rausziehen konnte. Ich habe Abstand und neue Stärke gewonnen und wieder Freude am Leben. Meinem Leben. Lange habe ich nur noch funktioniert, hatte keinen Spaß mehr an meinem Garten, an Geselligkeit, an allem. Das hat sich Gott sei Dank geändert und das lasse ich mir auch nicht mehr nehmen.
Und jetzt heißt es: kleine Schritte machen, immer schön piano. Das letzte Mal war wahrscheinlich zu überstürzt, ich konnte es einfach keinen Tag länger ertragen, diesen Gestank, diese Launen, die dummen Sprüche und überhaupt die ganze Art. Der Leidensdruck war schon so groß, dass ich hier eine Mappe voller Exposés habe und mir sogar schon ein Objekt angeguckt hatte. Sogar Beratungsgespräche bei der Bank hatte ich schon zwecks Finanzierung. Hätte mir das einer vor zwei Jahren gesagt, ich hätte ihm einen Vogel gezeigt. Ich? Nie im Leben! Als es dann geknallt hat und er tatsächlich gegangen ist, war ich wohl noch nicht soweit, noch nicht genug vorbereitet.
Das nächste Mal wird es anders. Unser Ältester zieht nächstes Wochenende aus. Für mich bedeutet das ein lachendes und ein weinendes Auge. Ich gönne es ihm, dass er aus dem ganzen Sch.... hier rauskommt und seinen eigenen Weg geht, werde ihn aber auch sehr vermissen. Wenn wir den Umzug hinter uns haben, fange ich an, hier auszumisten und dabei „seine“ Sachen gleich extra zu sortieren und einzupacken. Das wird der erste Schritt sein, denn je aufgeräumter meine Umgebung, desto aufgeräumter ist mein Kopf. Dann werde ich meine berufliche und finanzielle Situation verbessern, Schritt für Schritt.
Worüber ich mir noch klargeworden bin: Ich werde hier nicht weggehen, ich denke gar nicht daran! Soll er doch gehen. Ich habe meine Freunde hier, meine Kunden, meine ganzes Netz, das mich trägt. Ich werde mich einfach in Geduld üben müssen, mir nicht auch noch selbst zusätzlichen Druck machen. Aber eins weiß ich: Meine Stunde wird kommen, und dann werde ich ihm den Stinkefinger zeigen und sagen: „Mach doch was du willst, aber ohne uns!“
So, das musste jetzt mal raus, danke fürs Lesen.