• Hallo zusammen!

    Ich habe heute festgestellt, dass ich bereits seit 2006 Mitglied hier bin. :shock:
    Und ich habe meine alten Beiträge gelesen, dass mein Mann Alkoholiker ist, nicht aufhören will zu trinken, aber sooo liebenswürdig ist und lustig, wenn er getrunken hat. Mich hat das heute aus den Schuhen gehauen!

    Die "neue" Wahrheit für mich (Mama mit zwei Kindern) sieht heute so aus:

    Wenn er mehr als 2 Bier getrunken hat (mittlerweile habe ich das erkannt), erhöht sich die Gefahr, dass er gemein/unfair/aggressiv wird um ein Vielfaches. Dann reicht schon ein Blick in den Kühlschrank, dass er als Hauptverdiener mal wieder nichts zu essen hat, was er gerne essen würde und ich bin schuld.

    Was ich in den letzten Jahren durchgemacht habe, kann sich jeder Co-Abhängige vorstellen! Aber ich kann es noch nicht begreifen.

    Ich habe keine Ahnung, an welchem Punkt ich derzeit eigentlich gerade stehe. Ich hatte, bedingt durch eine Erkältung und damit Krankschreibung, nun viel Zeit, über uns nachzudenken. Uns... über mich und wie ich weitermachen will. Ich weiß es nicht. Wenn ich keine Kinder hätte, wäre ich höchstwahrscheinlich schon längst weg.

    Ich weiß nicht, wie ich mich trennen soll, weil ich finanziell alleine nicht mit meinen Kindern klar käme. Selbst wenn ich einen Vollzeitjob finden würde (ich arbeite halbtags), käme ich mit den Kosten für die Kinderbetreuung für beide (um die 800 Euro monatlich) nicht hin. Ich bin auf ein Auto angewiesen, weil ich mit den Öffentlichen nicht zu meiner (derzeitigen) Arbeitsstelle käme. Mit all den damit verbundenen Kosten, Mietwohnung, etc. wäre ich auf seine Unterstützung (Kindesunterhalt) angewiesen. Und darauf kann ich mich nicht verlassen. Warum? Weil er z.B. in seiner Wut unberechenbar sein kann. Weil er z.B. während der Trennung in ein Loch fallen könnte und seine Arbeit verlöre. Es gibt mir zu viele Unsicherheiten, die für mich Abhängigkeit bedeuten. Ich muss das alleine schaffen. Und da stecke ich fest. Staatliche Unterstützung bekäme ich nicht, dazu geht es mir/uns zu gut.

    Davon ganz abgesehen gibt es bei uns in der Gegend fast keine Wohnungen (ich habe nachgeschaut, eine einzige Wohnung wird derzeit angeboten, die finanziell im Rahmen läge und groß genug für 3 Personen, aber eben auch nur, wenn ich die Unterstützung bekäme).
    Ich könnte anderswo hinziehen... aber dieser Schritt... ich müsste, einen neuen Job suchen, eine neue Wohnung, einen neuen Kitaplatz, eine neue Schule UND mich trennen, und zwar nicht nur von meinem Mann, sondern vom gesamten sozialen Umfeld. Und das alles gleichzeitig. Das wirft mich wieder zurück und ich denke: durchhalten, bis die Kinder größer sind.

    Die Kinder bei ihm zu lassen? Naja. Erstens ist er nie da. (Beruflich unterwegs) Zweitens: bei einem Alkoholiker lassen? :?
    Diese Option kommt daher für mich nicht in Frage.

    Vor ein paar Tagen hat er mir einen neuen "Deal" vorgeschlagen. Wir besorgen uns einen Alkoholtester und er pustet jeden Abend. Ab 0,3 Promille hört er auf zu trinken.
    Dass ich nicht lache. Es wird zwar Momente geben, da wird er das schaffen. Aber tausend andere stehen dagegen. Einmal begonnen...: was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?

    Ich bin so durcheinander... wütend. Hoffnungslos. Verzweifelt. Fühle mich in die Ecke gedrängt, sch*** Geld. Ich weiß momentan nicht, wie ich aus dieser Situation rauskommen soll.

    Ich habe auch überlegt, ihn zu bitten, dass er vorübergehend zu seiner Familie zieht. Leider trinken sie da auch alle Alk. Aber ich bin an einem Punkt angekommen, wo mir das sch*** egal ist. Es ist mir egal, ob er säuft. Ich bin mir aber nicht egal. Es k***t mich total an, dass ich ihn kontrolliere. Ich habe Magendrücken, wenn er nach Hause kommt. Ich schnüffele an ihm, ob er eine Fahne hat. Der prüfende Blick in die Augen (schwimmen sie schon?).

    Früher fand ich es niedlich und witzig, wenn er betrunken war und dann witzig. Heute ekelt mich dieser Witz an.

    Ich habe ihm schon gesagt, dass ich an dem Punkt bin, dass ich ihn hasse, wenn er getrunken hat. Dass er mich dann anekelt. Und dass ich für nichts mehr garantiere. Dass ich eines Tages, wenn meine persönliche Grenze erreicht ist, weg bin. Dass ich nicht weiß, wann das sein wird. Aber dass der Tag kommt, wenn er so weitermacht. Und ich glaube, ich steuere gerade in hoher Geschwindigkeit darauf zu.

    Ich habe einen Schnuppertermin bei einem Psychotherapeuten gemacht. Ich brauche Input von außen, professionelle Hilfe. Ich muss Struktur in meine Welt bringen (siehe der Text, der muss für Euch ganz schön konfus sein. Verzeiht bitte).

    Ich fühle mich stark insoweit, dass ich mich von ihm nicht unterkriegen lasse. Auch wenn das Diskutieren falsch ist, aber ich lasse mich nicht mehr von ihm "betoffeln". Ich habe meine Hobbys (Sport und Klavier spielen), die mir die nötige Entspannung verschaffen. Ich habe meine sozialen Kontakte, die zum Teil von meiner Situation wissen und mich seelisch unterstützen.

    Was ich nicht habe, ist das Gefühl, finanziell so abgesichert zu sein, dass ich meine Kinder und mich ernähren kann. Solange ich das nicht habe, kann ich den nächsten Schritt nicht gehen.

    In diesem Sinne, erstmal gute Nacht. Bis demnächst! Und: danke für's Lesen!

    Nonens

  • Liebe Nonsens,

    vieles, was du beschreibt, ist bei uns ähnlich. Da ist das Kontrollieren, der Blick in die Augen, das Schnuppern nach der Fahne. Oft reicht schon ein Blick ins Gesicht, die ganze Mimik verändert sich ja oder der Klang seiner Stimme (näselig) am Telefon und ich kann mir ein Bild vom derzeitigen Pegelstand machen. Die Abscheu, wenn er getrunken hat, kenne ich nur allzu gut. Und die Idee von deinem Mann mit dem Pusten ist wirklich lächerlich, ist doch nur ein Versuch, dich ruhig zu stellen. Entweder ganz oder gar nicht.

    Auch bei uns hapert es zur Zeit noch am Finanziellen. Bei uns ist das Ganze sehr komplex und ich werde demnächst eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen. Vielleicht wäre das auch etwas für dich? Wie alt sind seine Kinder? Dir steht eventuell Unterhaltsvorschuss zu, wenn dein XY nicht zahlt.

    Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit.
    LG Neuland

  • Liebe Neuland,

    danke für Deine Zeilen.

    Das "ganz oder gar nicht" ist bei ihm ja eindeutig. Er sagt, wird immer trinken und wird und will nie damit aufhören. Das Pusten wollen hat eine Vorgeschichte. Ich hatte ja festgestellt, ab welchem Pegel er die Kontrolle verliert und mit ihm die Vereinbarung getroffen, dass er nicht mehr als diese 2 Flaschen Bier trinkt. Damit war er einverstanden (im nüchternen Zustand). Natürlich, wie soll es anders sein, bleibt es sehr selten bei diesen 2 Flaschen. Das sind dann diese Kleinigkeiten, er hat mal bei einem Bekannten nur "einen Schluck" zusätzlich getrunken, oder er macht eine dritte Flasche auf und trinkt die ja gar nicht leer (ist also nicht so schlimm, ist ja nur ne halbe). Weil wir deshalb ständig Streit haben, auch weil ich ihm angeblich oft Unrecht tue (wir hatten Besuch und der Besuch hat das dann getrunken, etc.) möchte er lieber pusten, weil er dann beweisen kann, dass er nicht mehr getrunken hat als vereinbart.

    Warum ich trotzdem über seinen Vorschlag lache: selbst wenn er Recht hätte, dass ich ihm oft Unrecht tue: ganz oft habe ich Recht und es interessiert ihn dann nicht die Vereinbarung, also warum sollte ihn eine neue Vereinbarung dann in dem Moment interessieren? Die Gelackmeierte bin doch wieder ich und natürlich bin ich die böse.

    Ich bin so hin und hergerissen. Heute morgen hatte ich das Gefühl, ich fange an, mich innerlich zu trennen. Dann wieder hatte ich solche Sehnsucht nach ihm und seinen Zärtlichkeiten, dass ich diese ständig einfordere (SMS, etc.).

    Letzte Nacht kam er sehr spät nach Hause von einer Geschäftsreise, und er stank nach Alkohol, ich fühlte mich so abgestoßen wie noch nie zuvor. Dieses Gefühl nahm ich heute morgen mit ins Büro, wo es sich dann verflüchtigte (siehe oben, Drang nach zärtlichen Nachrichten).

    Ich möchte mein Verhalten ändern und nicht mehr kontrollieren. Ich merke, wie schwer mir das fällt und dass es mir noch nicht gelingt. Gestern Abend hörte ich ihn nach Hause kommen und ich spitzte die Ohren, was er tut (ich versuchte herauszufinden, ob er sich Bier holt). Heute mittag prüfte ich den Flaschenbestand. Ich ärgere mich über mich selbst, dass es mir noch nicht egal ist und ich es einfach sein lasse. Wäre er gar nicht da, hätte ich gar keine Möglichkeit, das zu prüfen und das wäre dann auch in Ordnung. Aber alleine der Umstand, dass ich in der Position bin, ihn prüfen zu können, verleitet mich dazu und das finde ich furchtbar an mir. :( Welche Tricks und Tipps gibt es, dass ich loslassen kann, dass es mir nicht mehr wichtig ist, dass ich einfach mit der Kontrolle aufhöre??? :(

    Liebe Grüße
    Nonens

  • Hallo Nonens,

    Nur mal so als Info:
    Ein Alkoholiker trinkt nicht, um seinen Partner zu ärgern oder ähnliches.
    Ein Alkoholiker trinkt, weil er trinken muss, weil er nicht mehr anders kann.
    Darum sind auch Vereinbarungen witzlos, ein Alkoholiker kann sie gar nicht einhalten, selbst wenn er wollte.
    Alkoholismus ist eine KRANKHEIT und keine Willensschwäche.

    Niemand wird in diesem Land gezwungen, mit einem nassen Alkoholiker zusammen zu leben!
    Das geschieht immer freiwillig und es wird Mittel und Wege geben, so eine unglücksselige Beziehung zu beenden.
    Also bitte raus aus der Opferrolle, in der man das arme leidtragende Hascherl ist und das Leben mal selbst in die Hand nehmen !
    Denn nur so kann man etwas ändern.
    Ansonsten geht halt alles weiter wie gehabt.

    Zitat

    Ich möchte mein Verhalten ändern und nicht mehr kontrollieren. Ich merke, wie schwer mir das fällt und dass es mir noch nicht gelingt. Gestern Abend hörte ich ihn nach Hause kommen und ich spitzte die Ohren, was er tut (ich versuchte herauszufinden, ob er sich Bier holt). Heute mittag prüfte ich den Flaschenbestand. Ich ärgere mich über mich selbst, dass es mir noch nicht egal ist und ich es einfach sein lasse. Wäre er gar nicht da, hätte ich gar keine Möglichkeit, das zu prüfen und das wäre dann auch in Ordnung. Aber alleine der Umstand, dass ich in der Position bin, ihn prüfen zu können, verleitet mich dazu und das finde ich furchtbar an mir.

    Eignet sich ein nasser Alkie nicht hervorragend, um gewisse Verhaltensweisen ungezügelt auszuleben?
    Beispielsweise Kontrollzwang?
    Nonens, in (diesen kranken) Beziehungen zwischen einem nassen Alkie und einem aktiven CO passt alles gut zusammen.
    Da ist keiner der Gute und auch keiner der Böse oder beides sind beides.
    Je nachdem wie man das sehen möchte :wink:
    Und keiner kann ohne den anderen.
    Mit Liebe hat das allerdings nichts zu tun, sondern nur mit gegenseitiger Abhängigkeit.
    Und dieses ganze unheilvolle Gefüge hält genaus so lange, bis jemand aussteigt.
    Könnte also auch ewig so weiter gehen.
    DU entscheidest, wie lange Du noch weiter leiden willst.
    Nicht der nasse Alkie !

    LG Sunshine (Alkoholikerin, trocken)

  • Hallo Nonens und herzlich willkommen,

    Tipps und Tricks... ich glaube, die gibt es nicht in dem Sinne.

    Ich bin inzwischen seit mehr als 9 Jahren von meinem Exmann getrennt, aber wenn ich ihm begegne, auf Geburtstagen oder so, dann ist da noch immer mein "Kontrolle-Blick". Das gebe ich ehrlich zu. Mein Exmann trinkt und ich gucke dann, ist er nüchtern am Anfang, wenn wir bei der Familie eintreffen, wie ist sein Pegel usw. Ich kann das nicht abstellen, es geht einfach nicht. Denn obwohl ich nichts Liebevolles mehr für ihn empfinde ist er mir nicht egal. Er ist der Vater meiner Kinder und wir kennen uns seit mehr als 35 Jahren.

    Darum konnte und kann ich nur mein neues Leben in Ruhe und Glück leben, wenn ich nichts von ihm mitkriege. Also wirklich nichts.

    Es ist sehr schwer Abstand zu haben, wenn du unter einem Dach mit ihm lebst. Das ist meine Meinung. Also zumindest für mich war das nicht machbar. Ich weiß nicht, wie ich das nenne soll, warum ich so war, aber selbst, als kein Futzelchen Liebe sondern nur noch Hass da war, habe ich noch kontrolliert. Selbst im ersten Jahr nach der Trennung, als wir aber noch immer viel zusammen unternommen haben (mein Ex war nach der Trennung 4 Jahre ohne Alk), hatte ich den Drang nach Kontrolle, nach Übersicht über sein Leben. Und das hat mir gar nicht gut getan, denn dadurch habe ich eine richtige Loslösung nur verzögert und mein Leiden verlängert. Leiden hört sich dramatisch an, ich sag mal lieber, ich war wahnsinnig unfrei und gebunden dadurch.

    Zitat

    Das wirft mich wieder zurück und ich denke: durchhalten, bis die Kinder größer sind.

    Meinst du, du tust deinen Kindern einen Gefallen damit, eine kaputte Struktur zu behalten? Meinst du es tut ihnen gut, wenn ihre Mutter unglücklich ist? Wenn sie sehen, was mit ihrem Vater so passiert?

    Ich habe auch durchgehalten, wegen der Kinder. Sie waren, als es so richtig los ging, schon etwas größer. Ich habe noch heute zwischendurch viele Schuldgefühle deswegen, eine liebevolle Partnerschaft zwischen ihren Eltern haben sie nicht erlebt... Aber einen Vater, der besoffen rum torkelte, hinfiel, lallte, sabbernd auf dem Sofa saß... Und eine heulende, unglückliche, klagende Mutter, die irgendwann mit soff. Vor lauter Verzweiflung. Ich bin froh, nicht selbst abhängig geworden zu sein.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Sunshine,

    mich hat die Art Deines Beitrages, Dein Tonfall wirklich geärgert. Du kennst mich und meine Familie nicht, lediglich aus den wenigen Zeilen, die eine Momentaufnahme meines Lebens sind. Du kannst nur mutmaßen, in welchem Stadium sich mein Mann als Alkoholiker befindet und ich möchte Dich bitten, nicht zu beurteilen, was bei uns Liebe ist und was nicht.

    Was mich eigentlich stört: ich fühle mich von Dir nicht BEurteilt, sondern VERurteilt. Abgestempelt als Opfer und in die Schublade gesteckt. Zack, abgehakt, erledigt, der Fall ist klar.

    Es mag Menschen geben, die diesen rauen Umgangston brauchen, denen man mal so richtig hart die Wahrheit wie einen nassen Waschlappen ins Gesicht klatschen muss. Ich gehöre nicht dazu. Ich durchlebe einen Prozess, der wer weiß wie lange dauert, das weiß keiner. Ich beschäftige mich seit Jahren mit diesem Thema, ich führe Gespräche mit Betroffenen aus meinem nahen Umfeld und Gespräche mit einer Person, die in diesem Bereich arbeitet, auch mir extrem nahestehend. Inhaltlich sind sie völlig bei Dir, was Du sagst. Und trotzdem können sie differenzieren, weil sie mich kennen, weil sie meine Situation kennen und meinen Mann. Ihre Wahrheit tut auch weh, aber sie verletzen mich nicht.

    Um mal ein anderes Bild zu zeichnen: wir befinden uns seit Jahren im gleichen Alkoholstadium. Es ist nicht schlechter geworden, sondern ich habe Stück für Stück meine Naivität verloren (und wohl auch noch einen Rest behalten, vermute ich). Wir waren beide in einer Paartherapie, bei der Caritas und bei unserem Hausarzt. Drei professionelle Fachleute bestätigten ihm, dass er zwar ein Suchtproblem hat und Alkoholiker ist. Aber er ist dennoch ein Ausnahmefall, weil er sich mehr unter Kontrolle hat, als eigentlich anzunehmen wäre.
    Er ist den Kindern ein liebevoller Vater und er vergöttert mich. (Ich kann schon sehen, wie Du mit den Augen rollst...) Ich will hier nichts schön reden, aber wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem er morgens schon säuft und mittags schon nicht mehr geradeaus laufen kann. Seinen Pegel trinkt er sich nach Büroschluss an, und wenn ich ihn bitte, ins Bett zu gehen, tut er das ohne zu zögern.

    Aus diesem Grund fällt es mir zusätzlich auch so schwer, einen Schlussstrich zu ziehen. Es ist eben noch nicht "richtig schlimm". Es gibt Tiefpunkte, aber auch viele Höhepunkte, trotz allem, immer noch.

    Ich habe einen anderen Beitrag hier im Forum gelesen, wo eine Co ihren Alk-Mann verlassen hat, mit drei kleinen Kindern, um die Kinder zu schützen. Nun, nach vielen Jahren, sind die Kinder kleine Erwachsene, Jugendliche, und machen ihr Vorwürfe, sie ist die böse, der Vater der tolle und coole Typ. Warum? Weil die Kinder glücklicherweise den Mist nicht mit ansehen mussten. Aber will ich das so?

    Nicht falsch verstehen: um Gottes willen möchte ich nicht, dass meine Kinder erst richtig leiden müssen um mich zu verstehen. Aber ich frage mich: gibt es DEN richtigen Weg, DEN richtigen Zeitpunkt für was auch immer?

    Worauf will ich hinaus: ich möchte keine Vorverurteilung als Person, wenn man nicht wirklich alle Facetten betrachten kann. Und ich bin auch kein Opfer, das alles über sich ergehen lassen muss oder in diese Situation gezwungen wurde. Aber ich bin ein Mensch, der aktuell nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll und hier Rat sucht. Zuspruch. Verständnis. Mein Charakter kann mit so etwas besser umgehen, als mit Vorwürfen, warum ich blöde Kuh denn immer noch mit einem Alki zusammenlebe, dann bin ich doch selbst schuld.

    Viele Grüße
    Nonens

  • Liebe Aurora,

    vielen Dank für Deine Antwort. Ich habe einiges schon über Dich gelesen und bin beeindruckt, wie Du das alles geschafft hast. Meinen absoluten Respekt.

    Eine Frage habe ich an Dich: was ist für Dich eine liebevolle Partnerschaft? Wenn es erst später "so richtig los" ging, was war dann vorher? Hattet Ihr da keine liebevolle Partnerschaft, die die Kinder erleben konnten?

    Denn ich behaupte, dass wir diese noch haben, sogar sehr. Mein Mann fängt in 90% der Fälle erst abends an zu trinken, seine Gereiztheit oder Aggressivität hat er meistens, wenn die Kinder schlafen, so ab 21 Uhr oder später. Bis dahin sind wir sehr liebevoll miteinander im Umgang und spielen das nicht, sondern fühlen tatsächlich so. Auch im Bett klappt es bis jetzt wunderbar.

    Wir hatten einen richtig schlimmen Tiefpunkt in der Ehe, als mein Schwiegervater bei uns im Haus lebte, der auch Alkoholiker ist. 4 Jahre waren das, lange Jahre. Da wollte ich mich schon trennen. Dann zog mein Schwiegervater aus und es wurde schlagartig besser. So viel besser, dass ich keinen Gedanken an Trennung verschwendete und der Alkoholismus eher eine Randnotiz war (gefühlt).

    Dann kam der große Krach mit meiner Mutter. Er mit ihr. Richtig schlimm. So schlimm, dass er sie abgrundtief hasst, mir den Umgang verbieten wollte sowie den Kindern (was ich nicht zuließ und zulasse). Das birgt ein enormes Streitpotenzial. Immer, wenn sie uns besucht oder wir sie, was sehr selten vorkommt, weil sie ausgewandert ist, ist mein Zuhause die Hölle. Er nimmt mir übel, dass ich meine Mutter immer noch liebe, obwohl auch ich ihr das, was sie uns angetan hat (mehrfacher Verrat, existenzbedrohendes Verhalten), nicht verzeihen möchte. Die Distanz ist da von mir zu meiner Mutter, meine Liebe kann ich aber nicht leugnen, will ich auch gar nicht. Aber das nimmt er mir übel und deshalb trinkt in diesen Zeiträumen noch mehr als sonst und ist ein Monster für mich. Sobald Zeit verstrichen ist und der nötige Abstand zwischen dem Besuch und dem Jetzt wird es wieder besser.
    Meine Mutter war übrigens letzte Woche da. ;)

    Mit diesen Aspekten schlage ich mich für mich selbst herum. Und natürlich verstärkt jeder seiner Ausbrüche meine Abneigung, irgendwann wird automatisch Schluss sein.
    Damit ist für mich das wie, WIE trenne ich mich, noch nicht klar. Meine Kinder sind 3 und 9 Jahre alt, beide brauchen noch Betreuung. Die kostet. Naja. Ich habe weiter oben ein paar Zahlen genannt. Ich weiß, dass so eine Trennung mit ungeheuren Entbehrungen verbunden ist. Aber wenn es schon an grundlegenden Dingen scheitert, dass man sich überhaupt etwas zu Essen kaufen kann, geht man diesen Schritt nicht, bis man eine Lösung gefunden hat. An dieser laboriere ich herum. :-/

    In diesem Sinne, ich muss jetzt erstmal schlafen. Morgen ist frühes Aufstehen wieder angesagt.

    Liebe Grüße an Dich und Euch alle!
    Nonens

  • Hallo Nonens, ich bin nicht hier, um Dir zu gefallen :wink:
    Ich schreibe hier nur Klartext, weil das so meine Art ist.
    Kann nicht jeder mit umgehen, ich weiß.
    Darum ist da hier auch schon mein letzter Eintrag.
    Gegen Wände geschrieben habe ich hier schon oft genug, dazu ist mir mittlerweile meine Zeit zu schade.
    Ich schreibe nur noch da, wo ich meine, das es Sinn macht und jemand wirklich zu Veränderungen bereit ist.
    Das gilt für den Alkoholikerbereich ebenso wie für den CO-Bereich.

    Wenn bei Euch doch alles noch lange nicht so schlimm ist wie bei andern mit saufenden XY, dann kannst Du ja so weitermachen.
    Aber Du bist hier ins Forum gekommen.
    Also kann ja alles doch nicht mehr so ganz rosig sein.

    Mir tun nur die Kinder leid, die dem allen ausgesetzt werden.
    Sie nehmen Schaden fürs Leben.
    Was ein CO letztendlich tut, ist mir relativ latte.
    Denn der ist für sich selbst verantwortlich.
    Kinder aber nicht, weil sie es noch nicht können !

    Ich weiß nicht, auf was für eine Fall Du Dich hier beziehst, wo es den Kindern geschadet hat, dem alkoholkranken Elternteil entzogen worden zu sein.
    Ich weiß nur aus hunderten von Beiträgen, das es sich viele, heute Erwachsene Kinder von einem Alkoholiker, sehnlichst gewünscht hätten, das die Mütter gehandelt hätten, um sie dem nicht auszusetzen.
    Alles nachlesbar im EKA-Bereich.

    Zitat

    Drei professionelle Fachleute bestätigten ihm, dass er zwar ein Suchtproblem hat und Alkoholiker ist.
    Aber er ist dennoch ein Ausnahmefall, weil er sich mehr unter Kontrolle hat, als eigentlich anzunehmen wäre.


    Aha, na dann....
    Ich vertraue lieber auf meine eigenen Erfahrungen und denen anderer Betroffener.

    Zitat

    Ich will hier nichts schön reden, aber wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem er morgens schon säuft und mittags schon nicht mehr geradeaus laufen kann. Seinen Pegel trinkt er sich nach Büroschluss an, und wenn ich ihn bitte, ins Bett zu gehen, tut er das ohne zu zögern.

    Aus diesem Grund fällt es mir zusätzlich auch so schwer, einen Schlussstrich zu ziehen. Es ist eben noch nicht "richtig schlimm". Es gibt Tiefpunkte, aber auch viele Höhepunkte, trotz allem, immer noch.

    Gut, dann sind ja noch Reserven da, um noch einige Jahre so weiter zu machen.
    Wie gesagt, mir tun nur ide Kinder unendlich leid.

    Gruß Sunshine

  • Zitat von Nonens

    Aber alleine der Umstand, dass ich in der Position bin, ihn prüfen zu können, verleitet mich dazu und das finde ich furchtbar an mir. :( Welche Tricks und Tipps gibt es, dass ich loslassen kann, dass es mir nicht mehr wichtig ist, dass ich einfach mit der Kontrolle aufhöre??? :(

    Liebe Nonens,
    auch dir ein herzliches willkommen in unserem Forum.
    Auch ich hatte seinerzeit eine Kontroll-Störung.
    Wichtig für mich war, dass ich mir bewusst machte,
    dass es MEIN Verhalten ist und ICH so nicht leben will.
    Das ging auch nicht gleich weg,
    sondern war auch ein Prozess,
    des immer wieder gewahr werdens,
    dass ich gerade wieder kontrolliere(n) will,
    des MICH kennen lernens,
    durchzogen von Rückfällen.

    Geendet hat es schlussendlich,
    als es keine Bedeutung mehr hatte,
    weil Xy kein (naher) Teil mehr meines Lebens war.

    Viele Grüsse, B.Nyborg

  • Liebe Nonens,

    als ich meinen Exmann kennen lernte, war ich sehr verliebt! Es sah alles so perfekt aus mit ihm. Und wir haben schon sehr schnell, nach ca. 6 Monaten geheiratet und im Sommer darauf war auch schon meine Tochter geboren.

    Ich habe sehr viel Liebe und Zuversicht in diese Beziehung gelegt. Ich denke mal, mein Exmann hat schon auch was für mich empfunden, aber so ganz klar war mir das nie. Ich habe es reininterpretiert, weil ich es mir so gewünscht habe. Wenn ich heute zurück blicke kann ich sagen, wir hatten keine liebevolle Beziehung!

    Die Beziehung war geprägt von seiner Mutter und vor allem von seinem Bruder. Und mein Exmann war schwach und nicht wirklich abgenabelt. Heftig getrunken hat er von Anfang an, aber da war es nicht solche tägliche Regelmäßigkeit. Erste Trennungsgedanken hatte ich aber schon nach ca. 4 oder 5 Jahren... Da wurde mir sein Alkoholkonsum zu viel und zu komisch. Und seine Sippe war zu aufdringlich und ich einfach wehrlos. Ich habe mich schon immer gewehrt, aber das wurde ignoriert. Auch von meinem Exmann, der seine Dinge immer mehr im Bier ertränkte.

    Meine Kinder hatten einen Vater, wie er vor 100 Jahren war. Er der Pascha und Geldverdiener, Kinder sind Sache der Frau, die hat ja eh nix weiter zu tun... Und sie erlebten immer mehr, wie er im Suff verschwand. Und ich zuerst in Traurigkeit, dann in Wut, in Geschreie, Geheule und Gebettele.

    Die ersten Jahre trank er abends, wenn die Kinder im Bett waren. In der Woche wenig aber regelmäßig, an den Wochenenden aber schon heftig. So richtig offensichtlich wurde es ab ca. Mitte der 90ger Jahre, da waren meine Kinder über 10 Jahre alt. Und ganz extrem ging es zur Jahrtausendwende weiter, da waren sie schon fast erwachsen.

    Eine liebevolle Beziehung, die habe ich jetzt, mit meinem zweiten Mann. Und ich stehe oft noch heute mit offenem Mund und staunenden Augen da, wie eine Beziehung auch sein kann. Wunderschön nämlich. Unbegreiflich, auf was ich 26 Jahre lang verzichtet habe...

    Es ist doch okay, wenn eure Beziehung gut läuft. Solange er nicht trinkt. Das macht es aber ja auch so schwer, Dinge zu erkennen oder zu verändern.

    Zitat

    Die Distanz ist da von mir zu meiner Mutter, meine Liebe kann ich aber nicht leugnen, will ich auch gar nicht.

    Deine Mutter ist deine Mutter. Und du hast eine spezielle Bindung mit ihr, egal, wie sie als Mensch ist. Das ist so zwischen Kindern und Eltern. Ich finde das normal.

    Zitat

    Aber das nimmt er mir übel und deshalb trinkt in diesen Zeiträumen noch mehr als sonst und ist ein Monster für mich.

    Das ist ein "normales" Verhalten in Co-Beziehungen. Der Alkoholiker nimmt eine Sache, die dem Co wichtig ist und ihm nicht, wirft dem Co dann alles vor und gibt ihm die Schuld, deswegen trinken zu müssen. Damit macht er der Co Schuldgefühle und hat für sich die Erlaubnis, besonders exzessiv zu saufen. Das kenne ich auch!

    Liebe Nonens, niemand kann oder will dich zur Trennung zwingen. Du bist die Bestimmerin über dein Leben, keiner sonst. Ich finde es gut, dass du hier bist und dich mit deiner Situation auseinander setzt, denn so 100%tig wohl scheinst du dich nicht mit allem zu fühlen. Wann oder ob du welchen Schritt machst wird aus dir selbst kommen. Hier kannst du deine Gedanken ordnen und Antworten bekommen. Und die Antworten, die am meisten pieken, ärgern, weh tun, das sind die wichtigen! Auch das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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