Beiträge von Grethe

    Es ist lange her, seit ich zuletzt dieses Forum besucht habe.
    Als ich nun einige der Beiträge von neuen Usern im Co Bereich las, lief es mir kalt den Rücken runter. Manche wollte ich schütteln und sagen: Mach die Augen auf! Durch die Bank weg, haben sie mich an meine eigenen ersten Schritte auf dem Weg aus der Beziehung erinnert.
    Es ist gut zu lesen, dass es hier noch immer die alten Hasen gibt, die versuchen zu helfen und sich jedes mal wieder die Zeit nehmen, auf jeden noch so Beratungsresistenten einzugehen. Damit habt ihr schon so viele Steine ins rollen gebracht!
    Den Weg der Erkenntnis kann man nicht abkürzen, aber mit eurer Hilfe geht er sich leichter. Vielen Dank an Sunshine, Aurora, Hans, Morgenrot und natürlich auch an die anderen, die unermüdlich zur Stelle sind. Allen die noch am Anfang stehen sage ich: Nehmt euch ihre Worte zu Herzen, gerade wenn sie weh tun, sind sie wahrscheinlich umso wahrer.

    Ich bin froh, dass ich mich nach einjährigem Kampf aus meiner Abhängigkeit befreien konnte.. Dank eurer Hilfe ist diese schlimme Zeit nur noch eine Erinnerung. Macht weiter so!

    Liebes Julchen,
    bist du ich? :wink:
    Wenn ich deine Zeilen lese, kommt es mir vor wie eine Reise in meine nahe Vergangenheit. Die lieben Bier(-chen), das verdiente Feierabendbier, der murrende Umstieg auf Alkoholfrei, nur mir zuliebe. Und dann bald heimliches trinken, Lügen, Schuldgefühle.

    Sunshine und Carl Friedrich haben dir eigentlich schon das wichtigste geschrieben. Oft sind die Worte, die am meisten weh tun die, die der Wahrheit am nächsten kommen.

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    "ja, mache ich. Hab ja eh keine Wahl. Kann ich jetzt den Fernseher anschalten?"


    Das kommt mir so bekannt vor. Bei meinem ersten ernsthaften Versuch XY die Augen zu öffnen sagte er abschließend: Können wir das Thema jetzt beenden?
    Was sich bei mir im folgenden Jahr anschloss, war ein Wechselbad der Gefühle. Viele Gespräche, eine kurze Trennung meinerseits, belabern lassen, zusammenziehen.. was soll ich sagen. Schlussendlich habe ich den Absprung geschafft, aber das war alles andere als leicht.

    Meiner Meinung nach ist dieses loslösen vom Alkoholkranken Partner ein stetiger Prozess, der durch die vielen kleinen (und großen) Enttäuschungen reift. Tausch dich hier weiter aus, mir hat das sehr geholfen. Und lass dir von deinem Partner nicht eine Wahrnehmungen zerreden, beziehungsweise zieh dir nicht den Selbstzweifel-Schuh an. Denn der hemmt dich nur klar zu sehen. Achte auf dich selbst, wie es dir geht und was seine Handlungen mit dir machen. Am Ende kann man nur für sich selbst aktiv werden, nicht den Partner verändern.

    Ich wünsche dir viel Kraft,
    Liebe Grüße, Grethe

    Hallo Sunshine.

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    Meist passiert sowas, wenn der CO wieder beim Alkie rumhängt und hier davon nix schreiben mag.

    Ich bin Single, nach wie vor.
    Es ist oft nicht leicht. Vor allem an den Abenden vermisse ich ihn und oft werde ich von irgendwelchen Versöhnungsträumen heimgesucht. Wir hatten seit einem Monat keinen Kontakt mehr, aber gerade gestern hat er sich gemeldet und um ein Gespräch gebeten. Ich fühlte mich hin und hergerissen, aber letztlich habe ich abgelehnt.
    Ich würde mir so sehr wünschen, dass alles anders wäre. Dass er um die Ecke kommt, alles versteht und einsieht und ich ihn unterstützen kann bei einem Leben ohne Alkohol. Aber so wird es nicht kommen.. Er hat niemals ein Problem bei sich selbst gesehen. Alles Verzichten geschah nur meinetwegen. Daran wird sich nichts ändern.


    Liebe B.Nyborg, vielen Dank für deine Gedanken :oops: Ich habe so wenig zurückgegeben, weil ich so sehr mit mir selbst beschäftigt war. Kein schöner Zug, dafür möchte ich mich entschuldigen.

    Im geschlossenen Bereich bin ich nicht mehr. Ich weiß, das wäre schön und wünschenswert, auch und gerade fürs Forum. Aber mein "Tagebuch" ist hier.. und neigt sich dem Ende. So ganz loslösen kann ich mich nicht und wenn es passt, werde ich an mir selbst arbeiten, um mich auch mal einzubringen. Liebe Alle. Ihr habt hier mit diesem Forum etwas tolles geschaffen, um Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen, die alleine den Kompass verloren haben. Man lernt viel von euch und euren Geschichten. Auch wenn man manches mal noch nicht bereit ist, Veränderungen zuzulassen.

    Bis Bald jedenfalls. Genießt den Sommer!

    Liebe Eule,
    erst mal Hallo. Ich sehe gerade, wir zwei sind im selben Alter :wink:

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    Das Thema Alkohol habe ich schon zig mal angesprochen. Es bringt einfach nichts.

    Das ist leider eine Erfahrung die sich wiederholt. Auch mir ging es in meiner Beziehung so. Hier im Forum wurde mir das gleich zu Beginn deutlich gesagt: Es hilft kein weinen, diskutieren, drohen, betteln. In den allermeisten Fällen hilft nichts, außer vllt die Pistole auf die Brust.

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    Schon seit wir uns kennen (und das ist einiges mehr her als 5 Jahre) trinkt er regelmäßig und immer bis zum Limit.

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    Momentan befinden wir uns in einer "schlimmen Phase".

    So wie sich das liest, war Alkohol auch bei euch schon von Anfang an ein Thema. Wahrscheinlich trinkt er in diesem Muster schon seit langem vor eurer Beziehung. Du wirst ihn nicht ändern können. Stattdessen wirst du dich nur immer mehr in der Beziehung verlieren. Wenn deine Gedanken irgendwann nur noch um ihn und den Alkohol kreisen, wenn du Unglücklich bist, aber von ihm kommt nur:

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    ich würde übertreiben, das wär doch ganz normal, seine Kumpels machen das doch auch so (machen sie zum Teil tatsächlich), er habe alles im Griff.

    Mit dieser Einstellung wirst du bei ihm immer wieder gegen eine Wand laufen. Egal wie sehr du dich abmühst. Und auch wenn es mal wieder ein paar Wochen besser wird, dieses zerstörerische Trinkmuster wird wiederkehren. Und womöglich schlimmer werden.
    Du musst für dich klar kriegen: Willst du mit so jemandem eine Zukunft aufbauen?


    Auch ich habe diese Beziehung zu dritt geführt. Genau wie du war ich Unglücklich, aber hatte auch immer wieder Hoffnung. Ich habe alles versucht, was in meiner Macht stand. Geholfen hat es am Ende nichts, zumindest für meine Partnerschaft. Der Wille zur Veränderung muss aus jedem Menschen selbst entstehen.. nur dann ändert sich wirklich etwas.

    Ich wünsche dir viel Glück und Kraft auf deinem Weg.
    Lg, Grethe

    Liebe Ossitee (cooler Name ;) )
    vielen Dank für deine guten Wünsche! Es ist wohl immer gleich, kein Co geht geradlinig aus der Beziehung. Sonst wären wir wohl auch keine Co's.
    Ich halte jetzt räumlichen Abstand und das hilft mir sehr.

    Liebe Frau Nyborg, auch für deine Zeilen ein Danke! Leider habe ich auch oft Momente, in denen ich das Schöne vermisse. Und das das schmerzt mich sehr. Trotzdem weiß ich , dass alles so richtig ist.

    Liebe Lost
    deine Zeilen erinnern mich so sehr an meine Beziehung. Das Trinkverhalten und auch das aufwachsen mit Alkohol- es war bei meinem Ex genauso. Wir haben zusammen über ein Jahr gekämpft, immer wieder Lösungen und Kompromisse gesucht. Das Modell unter der Woche nichts mehr haben wir auch probiert und offiziell konnte er es sogar einhalten. Dafür hat er es aber jedes We krachen lassen..
    Kurzum, es ging einfach nicht ohne Alkohol. Und letztlich wird es immer nur schlimmer.

    Überleg dir gut, ob du damit Leben kannst und möchtest. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist mit einem Alkoholiker nicht möglich.
    Lg Grethe

    Liebe Sunshine,
    zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass ich dir nicht mehr geantwortet habe. Prinzipiell habe ich nur etwas gegen Menschen, die mich zu etwas ungutem drängen wollen. Dein Drängen war jedoch immer von guter Absicht und deshalb völlig in Ordnung. Nur nachkommen konnte ich dem bisher nicht.

    Nun ist es passiert. Nachdem XY bei meinen Eltern am Mittagstisch mit Fahne saß, hatte ich genug Kraft mich zu trennen. Wir hatten vereinbart, dass er bei ein paar Bier bleibt, daran konnte er sich nicht halten. Am nächsten Morgen kam er mit Restalkohol und Kräuterfahne nach Hause. Und dann lügt er mir direkt ins Gesicht, er hätte keinen Schnaps getrunken. Ich kann es gar nicht fassen.

    Sei es drum, es ist vorbei. Ich komme mir vor wie unter eine Käseglocke, die alles äußere dämpft. Ich kann nicht glauben, dass er nun nicht mehr Teil meines Lebens sein soll. Mein Verstand sagt, es war die richtige Entscheidung, aber mein Herz tut weh. Ich habe nur ein Ziel für die nächsten Wochen: Stark bleiben!
    Er schreibt mir schon wieder, aber ich werde nicht einknicken. Ich rufe mir immer wieder sein aufgedunsenes Gesicht an diesem Tag vor Augen.

    Danke an alle hier, die sich noch die Mühe gemacht haben, mir zu antworten! Und Danke für eure Erfahrungen, an denen ihr mich teilhaben lassen habt.

    Liebe Aurora,
    erst mal möchte ich danke sagen. Ich empfinde deine Worte immer als sehr warmherzig. Sie geben mir Anregungen, ohne mich zu bedrängen. Unsicher bin ich, vor allem wenn es drauf ankommen würde, leider viel zu oft.

    Hallo Frau Nyborg.
    Mein Partner fastet tatsächlich Alkohol! Und ich zweifle nicht daran. Kein Geruch, gute Haut. Unsere Beziehung ist alltäglich, normal. Und ich liebe genau das.
    Meine Psychologin riet mir jetzt, für nach der Fastenzeit, unsere Alk-Regelung schriftlich zu machen. Zuletzt besprachen wir, welche Konsequenzen ein Verstoß von xy für mich haben sollte. Eine endgültige Trennung. Ich wünsche mir das auch einhalten zu können, falls es dazu kommt. Ich hoffe meine Psychologin kann mich im Falle des Falles unterstützen.

    Meine Eltern haben meine Unsicherheit sehr deutlich gespiegelt. In einem Moment sagen sie: das wird schon! Er ist ein guter Junge! Wir haben früher auch gesoffen!
    Im nächsten heißt es: Normal ist das nicht. Ob das alles Sinn macht.

    Ich kann die Zeit nicht vorspulen. Momentan ist es so schön, aber mir ist klar, dass die Fastenzeit zu Ostern endet..

    Euch allen wünsche ich eine schöne Restwoche! Lg

    Hallo in die Runde!
    So. Es hat sich etwas getan.
    Zu allererst: (Bisher) fastet mein XY wirklich Alkohol. Die Stimmung Zuhause ist also soweit ganz gut.
    Nach der letzten Sitzung mit meiner Therapeutin war mir jedoch klar, dass ich dauerhaft Sicherheit brauche. In der Sitzung erarbeiteten wir verschiedene Lösungsansätze.

    Der Erste Vorschlag ist es, eine Paarberatung zu besuchen. Dort klar zu sagen, dass unser Streitpunkt das Thema Alkohol ist. Und dann eben wie in einer Mediation zu schauen, ob es überhaupt möglich ist, eine Lösung für beide Seiten zu finden. Hier sagte die Therapeutin auch, dass am Ende eine mögliche Trennung stehen würde, nämlich genau dann, wenn man zu keinem gemeinsamen Nenner kommt. Ich muss sagen: Das ist mir bewusst und durchaus realistisch.

    Der zweite Vorschlag war, mich einfach damit zu arrangieren wie es ist, weil ich es ja doch nicht ändern kann. Bzw. ich unter der Woche momentan zufrieden bin. Ich glaube diese Möglichkeit meinte sie nur im Halbernst, und für mich ist das definitiv keine Option :roll:

    Der dritte Vorschlag war: Eine genaue Regelung für den Konsum. Konkret 1WE im Monat, wo er machen kann war er will. An diesem WE schläft er dann aber woanders. die andern 3Wochenenden im Monat höchstens bis 5 Bier. Nichts anderes, nicht mehr. Unter der Woche natürlich gar nichts.

    So. Abends folgte dann direkt das Gespräch mit XY, weil ich gerne zur Paarberatung gehen würde. Er würde mitkommen, ist jedoch nur so mittel begeistert. Es war gestern Abend ein sehr ruhiges, gefühlt konstruktives Gespräch. Wir haben beide überlegt uns zu trennen. Nicht nur ich, auch er sieht langsam, dass wir beim Thema Alkohol eventuell auf keinen gemeinsamen Nenner kommen und dass Liebe (?) nicht immer ausreicht.
    Für ihn ist es so: Er hat schon so viel verändert. Und das stimmt sogar. Er trinkt unter der Woche nicht mehr, am Wochenende endet es nicht mehr zwangsweise in totaler Eskalation.
    Er sagte dann gestern auch, dass er sich schon Gedanken macht, ob ich Recht habe. Es gab da auch kein Aber von ihm. Er begründete nur, dass Alkohol eben für ihn schon immer dazugehört, in geselliger Runde.

    Wir haben jetzt erst mal beschlossen die Fastenzeit abzuwarten und dann das von meiner Psychologin vorgeschlagene Trinksystem (Variante 3) zu versuchen. Wir haben einen Versuchszeitraum von 3Monaten angesetzt und werden dann gemeinsam entscheiden, ob wir beide damit leben können. Oder uns trennen.

    Sunshine, ich hab schon deine Worte vor Augen: Es geht wieder nur um ihn, blabliblupp. Jetzt also zu mir: Ich treffe mich heute mit meinen Eltern. Ich möchte ihre Meinung hören, sie kennen mich gut und stehen hinter mir. Wenn meine Mutter denkt, das bin ich nicht, sagt sie es mir. Und ich nehme das ernst. Überhaupt durchdenke ich heute dieses ganze Gespräch, und überlege wie widersinnig es ist, schon wieder über Alkohol zu diskutieren und über Trinksysteme. Ich denke durchaus darüber nach, dass ich so nicht bin, dass das mir nicht entspricht. Und warum und ob ich mich darauf jetzt einlasse.
    Ich halte für mich jetzt in diesem Moment fest, dass ich jederzeit das Recht habe zu sagen: Stopp! Ich habe es mir anders überlegt. Ich will das so nicht, lass uns in Frieden auseinander gehen.

    Doch dann kommt diese unglaublich Kompromissbereite, übergerechte Seite von mir zu Wort und sagt: Hey, so vieles ist anders geworden. So vieles ist besser. Was sind schon die paar Monate. (Wiederholt sich? Ja.)

    Ich glaube nicht (mehr) daran, dass man im Leben der großen Liebe begegnet. Versteht mich nicht falsch. Ich glaube schon, dass es sie gibt. Ich denke nur, nicht jeder hat das Glück, diesem Menschen auch zu begegnen. Viel mehr denke ich, dass Beziehungen immer unperfekt sind, dass es normal ist daran zu arbeiten und sich zu streiten und zusammen zu raufen. Den perfekten Partner treffen nur die wenigsten.
    Und darin liegt ein Grund, aus dem ich immer wieder Chancen gebe, wo vllt keine mehr sind. Unsere Beziehung ist gut. Unter der Woche ist es genau das, was ich mir wünsche. Dieser Mensch ist gut, er tut mir gut. Und doch gibt es dieses riesige ABER!
    Und das gehört nun mal zu den grundlegen Dingen in einer Beziehung. Das ist nicht wie aufräumen, waschen, Faulheit. Alkohol ist ein essentielles Thema, an dem wir durchaus scheitern können.

    Ich will gar nicht schon wieder rumlabern :oops:
    Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, und ich wollte sie gerne aufschreiben. Heute Nachmittag spreche ich mit meinen Eltern. Mal sehen, was dabei in mir drin passiert.

    Ich wünsche euch allen einen schönen Tag!

    Guten Morgen Zusammen,
    wenn ich nicht hier schreibe liegt das daran, dass sich nichts tut bei mir. Mein Leben neben der Beziehung ist ziemlich ausgefüllt, sodass mir auch oft die Energie zum schreiben fehlt.
    Mitlesen tue ich aber sehr regelmäßig, mittlerweile ja auch im geschlossenen Bereich. Es war spannend und schön, endlich die Geschichten und Gesichter hinter euren Beiträgen kennen zu lernen.

    Warum ich immer so selbstverständlich angenommen habe Frau Nyborg sei ein Mann, weiß ich selber nicht so genau. Aber dieser Irrtum klärte sich auch beim lesen in der Villa.

    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

    Liebe Morgenrot,
    ja das klingt alles sehr vertraut was du da schreibst. Meine Therapeutin sprach auch von erlernter Hilflosigkeit.. und genauso fühlt es sich oft an.

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    und am Ende glaubst du alles, obwohl du weißt, dass du gerade den größten Blödsinn aller Zeiten erzählt bekommst.


    Kann ich nur so unterschreiben..
    es gibt sie, diese hellen Momente, in denen mir klar ist was ich mir selbst gerade antue. Die fühlen sich nur leider genauso real an, wie das Verdrängen zwischendurch.

    An Sunshine.
    Du hast Recht.
    Ich hab beim lesen deiner Zeilen geweint, weil ich mein eigenes rumgeeier nicht mehr ertrage. Weil mir immer mal wieder bewusst ist, was ich mir selber antue. Weil ich immer nur schwafel, aber nicht in die Hufe komme.
    Ich kann es einfach momentan nicht anders. Deshalb habe ich mir Hilfe gesucht.

    Lieber Hans.
    Vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast, mir zu schreiben! Und ich freue mich immer über Zeilen von dir.
    Leider verfalle ich oft in diese Opferrolle und lade alle Schuld auf mich. Dabei verurteile ich mich selbst und hoffe gleichzeitig, auf Absolution (+Aufmerksamkeit?) von andern (euch). Verstandesmäßig ist mir durchaus klar, dass das totaler Blödsinn ist und ich mal lieber den Hintern hochkriegen sollte.
    Im Rahmen meiner Therapie arbeite ich bereits daran.

    Es ist für mich wahnsinnig schwer, mir selbst zu vertrauen. Die Realität ist für mich seit Weihnachten im Prinzip in Ordnung. Unter der Woche keinen Alkohol und am WE in Maßen. Damit kann ich leben. Aber mein subjektives Gefühl flüstert eben immer wieder, dass ich dem Frieden nicht trauen darf. Ich beobachte mit Argusaugen alles was XY in Bezug auf sein Trinkverhalten tut. Schlicht gesagt, ich bin total Misstrauisch. Und ich weiß, das bin ich auch zu Recht.
    Die gefühlte Normalität zur Zeit, bringt es aber eben auch automatisch mit sich, dass ich meine eigenen Wahrnehmungen immer wieder anzweifel und in Frage stelle.
    Wenn ich mich reflektiere, kommen immer wieder solche Gedanken: Ich spinne mir was zusammen, ich bin zu empfindlich, ich stecke viel zu tief in diesem Alkoholikerthema fest, um noch klar zu sehen und zu werten können. Hier im Forum habe ich so viel über Alkoholismus gelernt, aber manchmal fühle ich mich, als ob ich förmlich nach Hinweisen auf eine Sucht suche. Und genau da beisst sich irgendwie die Katze in den Schwanz.

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    Nun meine subjektiven Eindrücke: Es fühlt sich an, als ob er auf das Wochenende hinfiebert. Es fühlt sich an, als ob er sich nur bremst, weil er weiß, dass er zuviel trinkt / dass ich das nicht akzeptieren würde. Es fühlt sich an, als ob er mich bei diesen seltenen Partys über die Konsummenge belügt, seine Fahne passt nicht zu seinen Aussagen.

    Was ist real, was bilde ich mir ein. Ich weiß es einfach zu oft nicht.
    Ihr sagt immer, Schaue auf seine Taten. An denen kann ich momentan nichts meckern. Die Zweifel bleiben.

    Heute bricht die Fastenzeit an. Mein XY sagte mir vor einigen Tagen, dass er Alkohol fasten möchte. Ich bin gespannt.

    Gerade habe ich mir meinen kompletten Faden noch einmal durchgelesen und habe kurz mit mir gehadert, ob ich mich melden soll oder nicht. Hauptsächlich aus Feigheit und auch, weil es einfach keine guten Neuigkeiten gibt.
    Das letzte einschneidende Ereignis war die Krise zu Weihnachten. Seit dem fühle ich mich oft, als ob mir die Zeit weg läuft. Ich möchte eine endgültige Entscheidung bezüglich meiner Beziehung, aber bin nach wie vor zu bequem, egoistisch oder ängstlich diese selbst zu treffen. Ich verdränge noch immer die meiste Zeit die Tatsachen und hoffe auf Normalität.
    Ganz konkret ist es folgendermaßen. Mein Freund ist zu mir gezogen.
    Ich habe klipp und klar gesagt, dass es ein Probewohnen ist und er ausziehen muss, wenn er sein Trinkverhalten nicht in den Griff bekommt. Außerdem war meine Bedingung, dass er seine eigene Wohnung noch behält. So ist es nun auch.
    Er trinkt momentan unter der Woche gar nicht, jedoch ist der Alkohol am Wochenende fester Bestandteil. Seit Weihnachten hält er dabei Maß, heißt er trinkt immer im erträglichen Rahmen, sprich hört nach 3-4 Bier auf, oder auch mal nach 5-6. Es gibt nach wie vor vereinzelte Partys, auf die er alleine geht und seiner Fahne nach, lebt er sich dann in meiner Abwesenheit aus.

    Nun meine subjektiven Eindrücke: Es fühlt sich an, als ob er auf das Wochenende hinfiebert. Es fühlt sich an, als ob er sich nur bremst, weil er weiß, dass er zuviel trinkt / dass ich das nicht akzeptieren würde. Es fühlt sich an, als ob er mich bei diesen seltenen Partys über die Konsummenge belügt, seine Fahne passt nicht zu seinen Aussagen.

    Immer wieder zweifele ich an mir. Ich bin mir so unsicher. Insgesamt gesehen trinkt er viel weniger als noch vor einem Jahr, aber es fühlt sich wie eine Zeitbombe an. Oder auch so, als ob er das alles nur mir zuliebe macht.

    Ein großer Grund für seinen Einzug bei mir ist, dass ich endlich Klarheit erlangen möchte. Dass ich besser kontrollieren kann. So lange ich ihn nur drei Tage die Woche gesehen habe, war ich mir niemals sicher, wie viel er trinkt. Und ich muss doch endlich eine Entscheidung für die Zukunft treffen. Jetzt wohnt er bei mir und ich bin auch nicht schlauer, weil unter der Woche alles so normal ist. Wie soll ich nur einen Ausweg finden. Ich bin so Co, und das ist furchtbar. Nur ich selbst kann etwas ändern, aber ich kann es eben einfach nicht.

    Seit Weihnachten hatte ich oft einen Traum.. der Traum hat immer denselben Inhalt. Mein XY ist betrunken und ich trenne mich endlich. Und selbst im Traum folgt dann nichts als Erleichterung. Und trotzdem reite ich mich nur tiefer rein, statt in die richtige Richtung umzukehren.

    Zuletzt noch eins. Seit einer Weile lese ich nun im geschlossenen Bereich.. eure Geschichten haben mich sehr berührt. Sie ließen mich viele Dinge noch mal besser verstehen. Eine Sache die ich auch verstanden habe: Liebe Frau Nyborg, entschuldige dass ich davon ausging, du wärst ein Mann :o

    Lieber Herr Nyborg.

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    weil ich weiß, dass Liebe eben manchmal einfach nicht ausreicht, um glücklich zu machen

    Ich habe das auch längst begriffen und finde trotzdem nicht den Absprung. Es ist zum verrückt werden, diese ständigen auf und abs machen jeden Menschen mürbe.. das Problem ist, dass ich immer noch irgendwo diese irre Hoffnung habe, dass alles gut werden kann. Auch wenn ich hier ja schon oft genug lesen durfte, dass ich an einem Punkt bin, an dem in den seltensten Fällen noch irgendetwas von alleine gut wird.

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    Heute bin ich nicht mehr bereit, Unglückbringendes mitzumachen, weil ich nicht alleine sein will oder aus Gewohnheit oder weil ich einen XY retten will oder oder

    Wie wahr gesprochen.. dem ist nichts mehr zuzufügen.

    Ich habe lange überlegt, ob ich hier die Ereignisse meiner letzten Tage niederschreiben will. Weil ich das Gefühl habe hier, so wie viele andere vor mir, bereits als hoffnungslos abgeschrieben zu sein. Es ist ein Kampf und eine Entwicklung die in mir selbst stattfindet. Und von außen muss das tatsächlich unbelehrbar und dumm aussehen.
    Ich will trotzdem alles hier aufschreiben. Weil ich immer noch daran glaube, dass meine Geschichte irgendwie enden wird und weil in meinem Herzen dafür nur zwei Möglichkeiten bestehen: Trennung, oder normales Trinkverhalten. Für euch von außen, sieht es sicher eher so aus, als ob eine CO immer tiefer in ihrem Sumpf versinkt. Und etwas wahres ist da auch dran.

    Die Situation in meiner Partnerschaft spitze sich zuletzt immer mehr zu. Mein XY trank nicht vor mir, sondern eben dann, wenn ich nicht dabei war. Bzw bin ich den Situationen in denen er trank bewusst aus dem Weg gegangen. Das waren nicht übermäßig viele, aber doch so, dass es spürbar mehr wurde. Alles wieder auf Anfang, so 1x pro Woche betrunken, die letzten 3 Wochen. Und wieder das Bier zwischendurch, nur eben in meiner Anwesenheit. Vorletzte Woche brachte er mir Blumen mit, zum allerersten mal, und ich habe zugleich unter dem Kaugummi das Bier gerochen. Immer wenn ich ihn auf irgendwas ansprach, widersprach er mir, sagte er sei immer ehrlich und warum ich ihm nicht vertraue.
    In den letzten Tagen sagte er mir, dass er zuletzt wieder zuviel getrunken hätte und nun weniger trinken wolle.
    Daraufhin wollte ich mich trennen, mal wieder.
    Ich war entschlossen, mal wieder.
    Wir saßen zusammen, redeten ganz ruhig. Ich sagte deutlich, dass ich niemals mit seinem Alkoholkonsum leben können werde und nicht bereit bin noch eine Runde mit ihm zu drehen. Wir sind zu verschieden in unserem Umgang mit Alkohol und das hält die Beziehung nicht aus, es ist besser wenn wir uns trennen. Weil Liebe in diesem Fall nicht reicht.
    Ich war so verdammt klar und ruhig.
    Wie konnte es passieren, dass er mich wieder weich bekommen hat?!
    Er sagte er wir schaffen das, dass er sein Trinktagebuch wieder führen will und etwas in seinem Leben ändern will. Dass er nicht mehr trinken will hat er nicht gesagt, nur eben weniger. Sein großes Problem ist, dass ich ihm nicht vertrauen kann.
    Und dann haben wir beide geweint und ich habe so viel geredet.
    Warum habe ich immer noch Hoffnung. Warum hab ich nicht die Kurve bekommen. Die Chance war da und ich hatte schon einen Schritt aus der Tür! Wie konnte es passieren, dass er das Ruder wieder rum reißt, obwohl seine Zugeständnisse so minimal sind.
    Ich habe keinen blassen Schimmer.

    Die folgenden Tage waren natürlich viel besser. Er trinkt nichts, endlich mal gar nichts, nicht mal alkfreies Bier. Aber ich weiß, dass er zu Silvester etwas trinken wird. Er wird nicht betrunken sein, das hat er von sich aus gesagt (und aus Erfahrung wird er sich sogar daran halten), aber er wird eben seine 2-3 Kurzen trinken..

    Mit meinen Eltern habe ich mich ausgesöhnt. Wir sind wieder sehr offen miteinander. Auch sie sind hin und her gerissen, in ihrer Meinung. Zwischen Trennung und einer weiteren Chance. Aber ich weiß jetzt, dass sie hinter mir stehen, wenn ich mich trenne und mir notfalls in den Hintern treten. Das kann ich gut gebrauchen.

    So. Alles von der Seele geschrieben. Ich weiß es ging nicht viel um mich dieses mal. Aber eigentlich geht es die ganze Zeit um mich. Trenne ich mich, oder gebe ich noch eine Chance? Mache ich mir etwas vor, oder gibt es noch Hoffnung.
    Eine Beziehung sollte so nicht sein.
    Ich bin froh, wenn im Januar meine Therapie weitergeht.
    Denkt nicht so schlecht von mir, ich versuche nur, alles richtig zu machen, nicht zu früh aufzugeben, aber auch nicht hoffnungslos zu kämpfen.

    Ich hoffe ihr alle hattet schöne Weihnachtstage im Kreise eurer Lieben!
    Rutscht gut und trocken ins neue Jahr.

    Hallo Medialuna,
    herzlich Willkommen hier!
    Viele Dinge die du beschreibst ergehen auch mir so. Ich habe es noch nicht geschafft, meinen Partner "in Liebe los zu lassen". Trotzdem habe ich hier schon einiges lernen dürfen, über Alkoholismus und über mich selbst. Ich wünsche dir, dass du hier Hilfe findet!

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    über kontrollieren wollen, drohen, loben bei Verzicht, Verständnis zeigen, traurig, verzweifelt sein usw

    Das nichts von dem hilft oder etwas verändert, muss ich auch erst nach und nach lernen.

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    Seither zweifle ich an sehr vielem, mein Vertrauen ist zerstört.


    Dieses zerstörte Vertrauen allein ist schon etwas, was eine Beziehung kaum vertragen kann. Mal ganz abgesehen von allem anderen.. Es wird dir immer wieder auf die Füße fallen.

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    meint aber gleichzeitig, dass auch ich meinen Teil dazu beitrage

    Wenn ich hier eins begriffen habe, dann folgendes: Für seinen Alkoholkonsum ist nur er allein verantwortlich. Lass dich nicht von ihm in diese Richtung drängen! Es ist seine Entscheidung sich helfen zu lassen, oder so weiter zu machen.

    Liebe Medialuna. Wenn du hier schon etwas quergelesen hast, hast du sicher schon erfahren, dass wir als Partner den Blick auf uns selbst richten müssen. Auch wir befinden uns in einer Abhängigkeit und zwar von unserem Alkoholkranken Partner. Der hat den Alkohol im Blut, aber wir haben ihn im Kopf. Es ist also ein Prozess, sich selbst mehr Beachtung zu schenken und sorgsamer auf sich zu achten. An deinem Partner kannst du nichts ändern, er ist erwachsen. Aber für dich und deine Kinder kannst du sorgen und sie nicht den Spätfolgen eines abhängigen Elternhauses aussetzen.
    Ich wünsche dir alles Gute und freu mich weiter von dir zu lesen!
    LG Grethe

    Liebe Motzpuppe,
    erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum! Dass du den Weg hierher gefunden hast, ist doch schon mal ein guter Anfang. Viele hier haben sehr ähnliche Geschichten wie deine es ist. Natürlich ist jede für sich individuell, aber was den Alkoholismus betrifft sind sie doch alle gleich. Du bist also nicht alleine!
    Ich finde du wirkst insgesamt zumindest, als wenn du zumindest nicht mehr die rosarote Brille aufhast und denkst ihn heilen zu können. Das ist doch schon mal wichtig!

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    Was mich ebenfalls abschreckt ist alleinerziehend mit drei Kindern nochmal ganz von vorne anzufangen


    Ganz ehrlich, das kann ich gut verstehen! Aber Alkoholismus kennt nur eine Richtung, so lange keine Einsicht vorhanden ist: Es geht immer weiter Bergab. Du leidest doch jetzt schon unter der Situation.. die wird von alleine aber nicht besser. So lange das trinken für deinen Mann mehr Pluspunkte als Nachteile bietet, hat er ja auch keinen Grund etwas zu ändern. Und glaube mir.. Liebe ist machtlos gegen Sucht. Deshalb spricht man auch von "In Liebe loslassen".
    Lies dich ein bisschen ein hier im Forum, es gibt hier viele Menschen die all das schon erlebt haben und ihre Erfahrungen gerne teilen.
    Wenn du magst, mach doch ein eigenes Thema auf, damit du hier bei mir nicht so unter gehst!

    Lieber Herr Nyborg,
    Danke für die Nachfrage.
    Tatsächlich trifft sie gerade zur passenden Zeit ein. Meine Therapie ist noch nicht weitergelaufen, der Termin den ich hatte war vorerst ein Erstgespräch. Erst im Januar kann ich dort regulär starten. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass es bald losgeht.
    Ansonsten habe ich wohl gerade einen Rückfall. Ich glaube mein Freund belügt mich regelmäßig, mein Misstrauen ruhte zuletzt für ein paar Wochen, aber es gibt immer wieder Hinweise auf seinen Alkoholkonsum. Mein Gedankenkarusell ist wieder sehr oft bei ihm und beim Alkohol. Es ist so paradox, ein Teil von mir möchte dass er es endlich richtig vergeigt damit er mir die Entscheidung abnimmt, ein anderer Teil hofft immer noch dass er die Kurve kriegt.
    Mittlerweile hat sich bei mir noch ein weiteres Problem ergeben. Ich war immer sehr ehrlich gegenüber meinen Eltern und meinen Freunden bezüglich unserer Beziehung. Durch mein ständiges hin und her, zwischen Hoffnung und Verdrängung auf der einen Seite und Resignation und Rückzug auf der anderen, nimmt mich wohl keiner mehr so richtig ernst. In den Augen der anderen werde ich nach und nach wirklich zu der verbieserten Freundin, die ihrem Partner ein Alkoholproblem nachreden will. Am Schlimmsten ist, dass auch meine Eltern diese Schiene fahren. Wir haben ein sehr enges Verhältnis, aber sie wünschen sich so sehr Enkel und alles was so dazu gehört. Dieser Wunsch und mein ewiges hin und her haben nun dazu geführt, dass sie alles verharmlosen. Schlimmer noch, meine Mutter hält mich für paranoid. Das tut mir besonders weh.
    Mittlerweile erzähle ich immer weniger von mir..
    ich merke ja selber wie sprunghaft ich bin und schäme mich dafür. Und ich schäme mich auch, dass mir das Rückrad fehlt XY zu verlassen. Hin und wieder denke ich Sachen wie: Lieber lebe ich mit einem Süchtigen zusammen, als keine eigenen Familie zu haben.
    Das ist furchtbar, und ich weiß das auch. Und gerade das macht es so schlimm.
    Es ist auch nicht so, dass ich meinen Freund nicht mehr Liebe. Er gibt mir viel Wärme und Geborgenheit und das Gefühl geliebt zu werden. Aber im Herzen weiß ich schon längst, dass Liebe in diesem Fall eben nicht genug ist.

    Liebe Chuck,
    niemand hier kann es dir abnehmen den ersten Schritt in ein glücklicheres Leben zu machen. Nur du allein kannst für dich und dein Kind Sorge tragen. Es ist deine Verantwortung, ob es eine glückliche Mutter hat die Kraft und Liebe geben kann, oder eine Mutter die

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    Ich weine mich jeden Tag in den Schlaf. Fühle mich tagsüber kraftlos will nix mehr unternehmen und- ja eigentlich leide ich nur mehr.


    Mit deiner Co-Abhängigkeit bist du nicht alleine. Suche dir Hilfe, geh in eine Gruppe oder hole dir Rückhalt bei Freunden und Familie, sofern das möglich für dich ist.
    Versuch die Opferrolle abzustreifen und dich irgendwie zu mobilisieren. Wenn schon nicht für dich, dann für dein Kind.

    Ich schicke dir viel Kraft und liebe Grüße.

    Ein Hallo in die Runde!
    Ich wollte nach längerer Zeit mal wieder einen aktuellen Stand von mir hier lassen. Ich hoffe ich darf den folgenden Absatz so öffentlich schreiben, ist ja ohne konkrete Daten und nur mein persönlicher Eindruck.
    Kurz nach meinen letzten Einträgen habe ich eine Selbsthilfegruppe für Angehörige besucht. Leider hat das für mich nicht gepasst. Alles dort war sehr an den Glauben angelehnt und wirkte auf mich insgesamt fast Sektenhaft. Hinzu kam, dass letztlich einfach nur jeder von sich gesprochen hat. Ich hatte ständig das Bedürfnis auf den einzelnen Sprecher einzugehen und demjenigen zu zeigen: Ich nehme Anteil an deiner Geschichte, ich kann dir zwar nicht helfen, aber ich kann dir ein offenes Ohr leihen. Doch so lief das dort irgendwie nicht. Jeder redete für sich, alle hübsch nacheinander. Um Alkohol ging es fast gar nicht, eher redete jeder über sich selbst. Was ja durchaus gut ist!
    Aber es führte mich einfach dazu, dass ich für mich feststellte: Dann kann ich auch gleich eine professionelle Therapie machen.
    Gesagt getan, ich kümmerte mich also um einen Termin bei einem Psychologen. Was leichter gesagt ist als getan. Nach drei Wochen und gefühlt endlosen Telefonaten hatte ich vor wenigen Tagen mein Erstgespräch. Auf anraten meiner Therapeutin, etwas für meine Entspannung zu tun, werde ich mich nun noch um Yoga oder Massagen bemühen, das sollte auch für körperliche Entspannung sorgen. Insgesamt fühlt sich dieser Weg richtig an und ich denke dies ist mein Weg meine Co-Abhängigkeit aufzuarbeiten.
    Wie erfolgreich es ist wird die Zeit zeigen.
    In meinem Denken hat sich jedenfalls einiges getan. Um Alkohol drehen sich meine Gedanken zwar immer noch jeden Tag, allerdings nehmen diese Gedanken lange nicht mehr so viel Raum ein. Es sind kurze Momente geworden, Zweifel die immer mal wieder auftauchen, Kontrollzwänge die sich zurückmelden und auch Ängste. Das alles ist nicht weg, aber es bestimmt nicht mehr meinen Alltag.
    In diesem Sinne, euch noch eine ruhige Restwoche!
    Viele Grüße, Grethe

    Liebe Sandra,
    das was du schreibst kenne ich sehr gut von mir selbst!
    Hier im Forum wurde mir damals gesagt: Reden hilft. Aber was tun, wenn der Partner nicht reden will? Wenn man eher das Gefühl bekommt, man übt zu viel Druck beim Gegenüber aus und andersrum hat man selbst einen wahnsinnigen Druck, das zerstörte Vertrauen und die Zweifel durch offene Gespräche wieder auszuräumen.
    Barthell hat es eigentlich schon gesagt. Drängen nützt nichts. Die Angst und das Misstrauen sind schließlich auch über einen langen Zeitraum entstanden, wie sollen sie da innerhalb weniger Tage/Wochen verschwinden? Wenn sie denn überhaupt verschwinden. Manchmal muss man auch einsehen, dass am Fundament der Beziehung zu viel kaputt gegangen ist, selbst wenn der Partner trocken wird. Doch solche Erkenntnisse sind ein individueller Prozess. Du kannst nichts beschleunigen und nicht abkürzen..
    Gib dir selbst die Zeit heraus zu finden, ob du wieder Vertrauen lernst. Versuche an dir zu arbeiten und den Fokus von deinem Partner weg zu nehmen und auf dich selbst zu richten! Du kannst sowieso nichts daran ändern ob er wieder trinken wird oder nicht.. nichts was du tust, ändert daran etwas. Und- wenn er wieder trinkt, wirst du es bemerken, früher oder später. Also achte auf dich selbst, lerne dich zu lesen, versuche vielleicht deine Kontrollzwänge zunächst genau zu registrieren um sie dann einen nach dem andern abzubauen.
    Schaffe dir Zeiten am Tag, an denen du nicht über ihn nachdenkst, und dich mit Fragen quälst. In dieser Zeit geht es nur um dich und dein Wohlbefinden. Und dann versuche doch nach und nach, diese Zeiten zu verlängern, das gute Gefühl daraus mit zu nehmen und vor allem- schätzen zu lernen!

    Es ist ein langer und anstrengender Weg.. aber wenn man den ersten Schritt getan hat, hin zu sich selbst, ist bereits viel gewonnen. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!
    lg Grethe