• Liebe Grethe,

    Schön, dass du wieder da bist.
    Du bestimmst ja deine Geschwindigkeit, deine Pausen und dein voranschreiten.

    Gegenwind?
    Da habe ich gerade ein Bild vor Augen, ich stehe am Nordsee Strand und es pustet mir ins Gesicht. Da krieg ich einen wachen Schädel, da werd ich durchgepustet und weiß, ich bin lebendig.

    Also ist das ja etwas durchaus positives.

    Du schreibst, dein Hauptthema ist der Alkoholismus und die Frage der Zukunft deiner Beziehung. Kann ich gut verstehen.

    Aber was du hast du für dich getan?
    Bist du mit dem betrachten deiner 'Co-anfälligen' Persönlichkeit weitergekommen?
    Würdest du dich als co-abhängig bezeichnen?

    Beispiel: außer meiner Alkoholsucht besteht bei mir eine Depression.
    Ich habe diese viele Jahre mit mir herumgetragen, ich wusste nichts von ihr (oder wollte nicht, trinken war einfacher....)

    Jetzt im therapeutischen Gespräch kommt vieles ans Licht.

    Die aller allerwichtigste Erkenntnis ist, das ich mir wichtig sein darf.
    Da ich das nicht gewohnt bin, darf ich das üben.
    Das klappt, mal mehr mal weniger.
    Es resultiert daraus durchaus ein gewisser 'gesunder' Egoismus.
    Da guck ich erstmal verdutzt aus der Wäsche, ob ich mich das trauen darf.
    Meine Frau weiß, um was es geht und begleitet mich, ist aber ob ihres 'neuen' Mannes teilweise überfordert.

    Lange Rede, kurzer Sinn: aus dem ersten sich selbst wichtig nehmen, kann resultieren, sich Hilfe holen, das neue Leben einüben, ausprobieren.

    Wenn es dir nicht gut geht damit, die Richtung wieder korrigieren.

    Eins bleibt aber unbestritten: das ist deine Baustelle. Und du musst nicht den Rest deines Lebens auf einer Baustelle leben, nur weil du denkst, dass es an anderen Menschen liegt, ob die Baustelle fertig wird.

    Tut es nicht, ist alles deins......

    Trotzdem noch ein Wort zu deinem XY.
    Früher war die Empfehlung der Fachleute für Menschen, die nicht wissen, ob sie ein Alkohol Problem haben oder nicht, 6 Monate Abstinenz. Heute spricht man von bis zu einem Jahr Abstinenz.
    In der Regel hat derjenige, der sich nicht sicher ist, schon ein Problem.

    Menschen müssen keinen Alkohol trinken.
    Menschen müssen auch nicht mal betrunken sein.
    Es sei denn, sie wären alkoholkrank.

    Nasse alkoholiker wissen (in wachen Momenten) was auf dem Spiel steht, es ist ihnen aber (im Suff) egal, weil die Sucht nicht danach fragt, ob die Partnerschaft oder die Leber zerstört wird.

    So wie du ihn beschrieben hast, braucht er professionelle Hilfe und eine lange Abstinenzphase. Das sollte für dich die Bedingungen sein, die du Ihm stellst,
    damit es mal irgendwie weitergeht. Ist nicht deine Baustelle!

    Damit gibst du ihm eine Chance und er sollte froh sein, die zu bekommen.

    Du hast, wie gesagt, deine eigene Baustelle.


    Pust..........


    Liebe Grüße
    Hans

  • Lieber Hans,

    Zitat

    Schön, dass du wieder da bist.


    Danke, solche Worte wärmen das Herz!
    Dein ganzer Text war mal wieder sehr wahr gesprochen. Und regt mich an zum nachdenken, zum hinterfragen und zum kritisch sein mit mir selbst.
    Beim nochmaligen lesen meines eigenen Textes, merkte ich selbst, dass ich monentan viel verdränge, bzw. meine Augen vor der Situation verschließe.
    Ich glaube das ist Selbstschutz, weil die Wahrheit Konsequenzen erfordern würde, die ich momentan nicht umsetzen kann.

    Zitat

    Du bestimmst ja deine Geschwindigkeit, deine Pausen und dein voranschreiten.

    Der Gegenwind hier hat tatsächlich viel positives, man muss nur bereit sein, ihn zuzulassen und anzunehmen.

    Zitat

    Aber was du hast du für dich getan?
    Bist du mit dem betrachten deiner 'Co-anfälligen' Persönlichkeit weitergekommen?
    Würdest du dich als co-abhängig bezeichnen?


    Ja, ich bin Co-Abhängig! Meine Gedanken drehten sich lange um meinen XY und Alkoholismus, nicht um mich. Das ist erst in den letzten 2Wochen etwas besser geworden, aber bei den kleinsten Auffälligeiten meines XY werde ich rückfällig, versuche ihn heimlich zu kontrollieren, schnüffle ihm nach und denke an nichts anderes. Dass das so nicht weitergehen kann, wurde mir erst vor kurzem klar.
    Für mich tue ich schon einiges, ich habe ein ausfüllendes Hobby, bei dem ich komplett abschalten kann, das übe ich jeden Tag aus. Ich versuche bewusst meine Gedanken von ihm weg, zu mir zu lenken. Auf das, was ich gerade tue. Also z.b. auf die Arbeit. In echt verdränge ich wohl momentan einfach viel. Wir wohnen ja nicht zusammen, von daher gelingt mir das Verdrängen ganz gut.

    Ich habe mir auch viele Gedanken gemacht, woher meine Co-Persönlichkeit kommt. Einen großen Anteil daran haben (wie ja fast immer) meine Eltern. Mein Vater hat eine ziemlich ausgeprägte narzisstische Persönlichkeit. Zwar wird er nun im Alter milder, jedoch leidet vor allem meine Mutter immer noch häufig daran. Sie war in meiner Kindheit mir gegenüber extrem überbehütend, und sprach mir in diesem Rahmen ständig meine eigenen Empfindungen ab. Gegenüber meinem Vater ist sie auf ihre Art und Weise ebenfalls Co-Abhängig.
    In diesem Kontext hatte ich immer zu funktionieren, die "gute" Tochter zu sein, nach außen ein glückliches Bild abzugeben. Funktionierte ich nicht so, gab es eben Liebesentzug.
    Während ich aufwuchs, plagten mich immer sowas wie Minderwertigkeitskomplexe. Ich suchte mir die hübschesten und beliebstesten Freundinnen, um etwas von ihrem Glanz abzubekommen. Ich opferte mich auf, um es allen recht zu machen. Ich dachte, wenn ich nur für jeden ein offenes Ohr hätte, für alle immer da wäre, alle trösten würde, hätten mich auch alle gern. Ich wurde gebraucht.. wer war ich denn sonst?!

    Abgefahren, das so aufzuschreiben. Da fange ich direkt an zu weinen.

    An dieser Stelle mache ich auch erst mal Schluss für heute.. das muss jetzt erst mal sacken. Danke fürs lesen, ich wünsche euch einen ruhigen Abend!

  • Zitat von Grethe

    Abgefahren, das so aufzuschreiben. Da fange ich direkt an zu weinen.

    Liebe Grete,
    weinen ist gut.
    Weinen hat mir sehr geholfen.
    Es ist eine Möglichkeit des Körpers,
    Gefühl auszudrücken
    und Druck rauszulassen.
    Viel von der Arbeit,
    die uns Angehörigen bevorsteht,
    oder unseren Weg säumt,
    ist tatsächlich
    Trauerarbeit.

    Viele Grüsse, B.Nyborg

  • Liebe Grete,

    und ich danke dir für's Schreiben.

    Durch den Austausch können wir unsere Abhängigkeiten besser verstehen.
    Das hilft mir.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Liebe Grete,

    Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur "Besserung"... sagt man ja so.
    "Besserung" hört sich aber irgendwie bekloppt in diesem Zusammenhang an,
    ich würde eher sagen, Selbsterkenntnis ist der erste Weg und die Grundvoraussetzung, die CO-Abhängigkeit überhaupt stoppen zu können.
    Danach wird es einem aber wahrscheinlich wirklich besser gehen, und dann stimmt der Spruch oben doch wieder :wink:

    Du hast hier sehr ehrlich geschrieben, wie es zu Deiner CO-Abhängigkeit kam und wie Du damit bisher umgegangen bist.
    Erst eimal muss ganz klar sein:
    CO-Abhängigkeit ist nicht "selbst verschuldet", sondern wird oftmals, wenn nicht sogar fast immer, schon in der Kindheit angelegt.
    Dafür kann man also nix. Denn als Kind bist Du ja wehrlos dagegen.
    Es hilft jetzt zwar erstmal weiter, zu erkennen woher es kommt, aber es hilft nicht weiter, dabei zu verharren und den Eltern nun die alleinige Schuld zuzuschieben.
    Denn so kommt man ja nicht weiter, sondern begibt sich in eine Opfer-Rolle.
    Du bist heute erwachsen und für Dein Glück, Dein Wohlbefinden selbst verantwortlich. Das sich dabei leider auch immer mal wieder die CO-Abhängigkeit meldet, ist wahrscheinlich "normal".
    Und das gilt es immer wieder zu stoppen, denke ich.
    Aber ich denke, mit der Zeit wird das immer etwas einfacher.

    Zitat

    Beim nochmaligen lesen meines eigenen Textes, merkte ich selbst, dass ich monentan viel verdränge, bzw. meine Augen vor der Situation verschließe.
    Ich glaube das ist Selbstschutz, weil die Wahrheit Konsequenzen erfordern würde, die ich momentan nicht umsetzen kann.

    Ja, das merkt man recht deutlich. Sehe ich ebenso.
    Veränderung macht ja auch Angst. Und Trennungen tun weh.
    Ich befürchte allerdings, das Du immer wieder am gleichen Punkt landen wirst, nämlich, das Du unter dem Alkoholismus Deines XY leidest.
    Es sei denn, er holt sich professionelle Hilfe.
    Weißt Du, ich hätte auch gestanden, ein Alkoholproblem zu haben, wenn es hätte sein müssen. Ich habe das sogar auch getan.
    ABER... das bedeutet noch lange nicht, das man auch handeln wird.
    Das eine hat mit dem anderen nämlich nicht unbedingt zu tun.
    Wenn Dein XY was gegen seine Alkoholsucht tun will, wird er zum Arzt gehen und eine Entgiftung einleiten.
    Und danach weitere Maßnahmen ergreifen.
    Tut er das nicht, gibt es absolut keinen Grund für Hoffnung, is leider so, Grete.

    Weißt Du, es gibt besonders hier im CO-Bereich immer wieder Frauen (sind ja zumeist Frauen), bei denen ich den Eindruck habe, sie wollen sich hier nur mal ausweinen, aber nichts ändern.
    Dann kommen alle möglichen Gründe, warum frau sich nicht trennen kann, beispielsweise.
    Weil nicht nach Wegen gesucht werden will :wink:
    Ich habe da oft das Gefühl, das man sich hier erstmal erleichtern will über das eigene Leid, sich bedauern lassen will... um dann wieder Kraft zu haben für die nächsten Runden mit dem saufenden XY.
    Bei Alkoholikern würde man das "Drehtürpatient" nennen :wink:
    Hier im CO-Bereich sehe ich das nicht viel anders, und mitunter tauchen auch Frauen wieder auf, die sogar jahrelang so weiter machten.
    Bis es irgendwann doch nicht mehr geht.
    Weil das Leid zu groß ist.
    Mitunter sind sogar schon psychosomatische Krankheiten entstanden, die mit dem ganzen Leid zu tun haben oder sogar darauf beruhen.

    Grete, in so einem Dilemma, in dem Du steckt, wird nur allerseltenst wieder irgendwas von allein gut.
    Möchtest Du darauf hoffen?
    Die Chancen sind so verdammt gering.
    Und es heißt nicht mal, das alles gut würde, wenn Dein XY seine Alk-Sucht stoppen könnte.
    Deine CO-Abhängigkeit wäre ja immer noch da, die ist ja nicht nur an diesen einen Menschen gebunden, sondern in Dir.
    Und Beziehungen, wo der eine seine Alk-Sucht stoppen kann, der andere aber weiterhin seine CO-Abhängigkeit lebt, stehen unter keinen guten Stern, sie werden sehr wahrscheinlich scheitern.
    Denn ein trockener Alkoholiker lässt sich in den seltensten Fällen weiter be-COèn.

    Es ist also so oder so gut, was gegen Deine CO-Abhängigkeit zu unternehmen.
    Denn ansonsten schlidderst Du auch bei einer Trennung vom XY in der nächsten Beziehung evtl. wieder in so ein Dilemma.
    Wärest damit leider nicht die erste :?

    LG Sunshine

  • Guten Abend euch!

    Lieber Herr Nyborg, lieber Hans. Danke für eure Worte. Die Ehrlichkeit dahinter habe ich deutlich gespürt und sie hat mich gerührt.

    LIebe Sunshine,
    schön dass du noch da bist. Als ich in einem anderen Faden las, dass du nur noch da schreibst, wo du noch Hoffnung hast, hatte ich plötzlich Angst, dich hier nicht mehr zu finden. Das wäre für mich schade, denn deine Nachrichten, das spüre ich, sind welche von den wahren. Und auch wenn ich bisweilen schwach bin, Rückschritte mache und die Augen verschließe, möchte ich nicht hoffnungslos sein. Ich möchte an mir arbeiten, an meinen Baustellen und ich möchte mich selbst annhemen können.

    Ich frage mich schon eine Weile, was ich gegen meine Co-Abhängigkeit tun könnte. Ich fange an, darüber zu lesen im Netz. Das allererste mal, dass ich nicht Alkoholismus suche, sondern Co-Abhängigkeit. Ich denke über eine Therapie nach.. eine Psychologische. Aber dann frage ich mich im nächsten Moment, ob es mir dafür nicht viel zu gut geht. Was soll ich denn da sagen.
    Und dann merke ich, dass das schon wieder Co-Gedanken sind. Meine Güte, andere machen so eine Therapie zur "Seelenbereinigung" und schaden kann es mir jawohl nicht. Ich denke darüber nach, eine Angehörigen Selbsthilfegruppe zu besuchen.. aber das geht auch schon wieder in eine Richtung, die ich so nicht mehr will. Es ginge schon wieder irgendwie um Alkohol. Darüber muss ich noch etwas nachdenken.
    Im Alltag bemerke ich folgendes: Je mehr ich anfange, mich mit mir selbst zu beschäftigen, desto mehr gesunden Abstand bringe ich zwischen mich und meinen Partner. Und je mehr Abstand da ist, desto übellauniger wird er. Ich muss dann sehr auf mich achten, nicht in gewohnte Muster zu fallen und das lustige Nähe Distanz Spiel mit zu spielen. Und ich muss aufpassen, meine Distanzierung nicht als Erpressung (für Liebe und Zuwendung) gegen ihn einzusetzen.

    Kurz zur aktuellen Situation. XY trinkt auch wieder in meiner Gegenwart, aber er bleibt dabei im Rahmen niedriger Konsum. Vom Wesen her ist er mittlerweile wieder sehr launisch, oft grundlos maulig zu allen und speziell zu mir. Er beginnt wieder, mir Wörter im Mund rum zu drehen und erwartet dann aber, dass von einem zum andern Moment alles wieder gut sein soll.
    Seine Haut ist schlecht, riesige Poren, und die Tränensäcke bald wieder so wie vor der Trennung. Und verzeiht mir das folgende. Auch seine Potenz hat wieder deutlich nachgelassen... das war in der kurzen Alkoholpause anders. Ich frage mich, wie viel er in Wirklichkeit trinkt.. und ich weiß, ich sollte mich das nicht fragen.

    Zusammenfassung. Ich fühle mich wie zurück in die Zukunft. Ich distanziere mich innerlich, aber diesmal versuche ich, den Fokus auf mir selbst zu belassen. Sonst läute ich nur eine weitere Runde Karussell ein, und das soll mir nicht passieren.

    Liebe Grüße an euch alle, schön dass ihr mitlest. Ich hoffe sehr, dass mein Faden vielleicht irgendwann anderen Co's weiterhelfen kann.

  • Hallo Grethe,

    Zitat

    Und je mehr Abstand da ist, desto übellauniger wird er.


    das kommt mir sehr bekannt vor, denn ich habe es sehr ähnlich empfunden.
    Ich glaube es liegt daran, das der nasse Alkoholiker genau spürt, wann er nicht mehr die alleinige Aufmerksamkeit seiner CO hat.
    Als ich damit begann mehr für mich zu tun, hatte ich das Gefühl, er versucht alles, um sich seinen Mittelpunkt zu erhalten.

    Zitat

    Ich hoffe sehr, dass mein Faden vielleicht irgendwann anderen Co's weiterhelfen kann.


    Da bin ich mir sicher, als ich hier ins Forum kam, und die Geschichten gelesen habe, war es für mich sehr erleichternd zu spüren, das ich nicht alleine bin.
    Mein Verhalten hatte einen Namen, und es gab und gibt Menschen, die verstehen wie ich ticke.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ein Hallo in die Runde!
    Ich wollte nach längerer Zeit mal wieder einen aktuellen Stand von mir hier lassen. Ich hoffe ich darf den folgenden Absatz so öffentlich schreiben, ist ja ohne konkrete Daten und nur mein persönlicher Eindruck.
    Kurz nach meinen letzten Einträgen habe ich eine Selbsthilfegruppe für Angehörige besucht. Leider hat das für mich nicht gepasst. Alles dort war sehr an den Glauben angelehnt und wirkte auf mich insgesamt fast Sektenhaft. Hinzu kam, dass letztlich einfach nur jeder von sich gesprochen hat. Ich hatte ständig das Bedürfnis auf den einzelnen Sprecher einzugehen und demjenigen zu zeigen: Ich nehme Anteil an deiner Geschichte, ich kann dir zwar nicht helfen, aber ich kann dir ein offenes Ohr leihen. Doch so lief das dort irgendwie nicht. Jeder redete für sich, alle hübsch nacheinander. Um Alkohol ging es fast gar nicht, eher redete jeder über sich selbst. Was ja durchaus gut ist!
    Aber es führte mich einfach dazu, dass ich für mich feststellte: Dann kann ich auch gleich eine professionelle Therapie machen.
    Gesagt getan, ich kümmerte mich also um einen Termin bei einem Psychologen. Was leichter gesagt ist als getan. Nach drei Wochen und gefühlt endlosen Telefonaten hatte ich vor wenigen Tagen mein Erstgespräch. Auf anraten meiner Therapeutin, etwas für meine Entspannung zu tun, werde ich mich nun noch um Yoga oder Massagen bemühen, das sollte auch für körperliche Entspannung sorgen. Insgesamt fühlt sich dieser Weg richtig an und ich denke dies ist mein Weg meine Co-Abhängigkeit aufzuarbeiten.
    Wie erfolgreich es ist wird die Zeit zeigen.
    In meinem Denken hat sich jedenfalls einiges getan. Um Alkohol drehen sich meine Gedanken zwar immer noch jeden Tag, allerdings nehmen diese Gedanken lange nicht mehr so viel Raum ein. Es sind kurze Momente geworden, Zweifel die immer mal wieder auftauchen, Kontrollzwänge die sich zurückmelden und auch Ängste. Das alles ist nicht weg, aber es bestimmt nicht mehr meinen Alltag.
    In diesem Sinne, euch noch eine ruhige Restwoche!
    Viele Grüße, Grethe

  • Liebe Motzpuppe,
    erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum! Dass du den Weg hierher gefunden hast, ist doch schon mal ein guter Anfang. Viele hier haben sehr ähnliche Geschichten wie deine es ist. Natürlich ist jede für sich individuell, aber was den Alkoholismus betrifft sind sie doch alle gleich. Du bist also nicht alleine!
    Ich finde du wirkst insgesamt zumindest, als wenn du zumindest nicht mehr die rosarote Brille aufhast und denkst ihn heilen zu können. Das ist doch schon mal wichtig!

    Zitat

    Was mich ebenfalls abschreckt ist alleinerziehend mit drei Kindern nochmal ganz von vorne anzufangen


    Ganz ehrlich, das kann ich gut verstehen! Aber Alkoholismus kennt nur eine Richtung, so lange keine Einsicht vorhanden ist: Es geht immer weiter Bergab. Du leidest doch jetzt schon unter der Situation.. die wird von alleine aber nicht besser. So lange das trinken für deinen Mann mehr Pluspunkte als Nachteile bietet, hat er ja auch keinen Grund etwas zu ändern. Und glaube mir.. Liebe ist machtlos gegen Sucht. Deshalb spricht man auch von "In Liebe loslassen".
    Lies dich ein bisschen ein hier im Forum, es gibt hier viele Menschen die all das schon erlebt haben und ihre Erfahrungen gerne teilen.
    Wenn du magst, mach doch ein eigenes Thema auf, damit du hier bei mir nicht so unter gehst!

    Lieber Herr Nyborg,
    Danke für die Nachfrage.
    Tatsächlich trifft sie gerade zur passenden Zeit ein. Meine Therapie ist noch nicht weitergelaufen, der Termin den ich hatte war vorerst ein Erstgespräch. Erst im Januar kann ich dort regulär starten. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass es bald losgeht.
    Ansonsten habe ich wohl gerade einen Rückfall. Ich glaube mein Freund belügt mich regelmäßig, mein Misstrauen ruhte zuletzt für ein paar Wochen, aber es gibt immer wieder Hinweise auf seinen Alkoholkonsum. Mein Gedankenkarusell ist wieder sehr oft bei ihm und beim Alkohol. Es ist so paradox, ein Teil von mir möchte dass er es endlich richtig vergeigt damit er mir die Entscheidung abnimmt, ein anderer Teil hofft immer noch dass er die Kurve kriegt.
    Mittlerweile hat sich bei mir noch ein weiteres Problem ergeben. Ich war immer sehr ehrlich gegenüber meinen Eltern und meinen Freunden bezüglich unserer Beziehung. Durch mein ständiges hin und her, zwischen Hoffnung und Verdrängung auf der einen Seite und Resignation und Rückzug auf der anderen, nimmt mich wohl keiner mehr so richtig ernst. In den Augen der anderen werde ich nach und nach wirklich zu der verbieserten Freundin, die ihrem Partner ein Alkoholproblem nachreden will. Am Schlimmsten ist, dass auch meine Eltern diese Schiene fahren. Wir haben ein sehr enges Verhältnis, aber sie wünschen sich so sehr Enkel und alles was so dazu gehört. Dieser Wunsch und mein ewiges hin und her haben nun dazu geführt, dass sie alles verharmlosen. Schlimmer noch, meine Mutter hält mich für paranoid. Das tut mir besonders weh.
    Mittlerweile erzähle ich immer weniger von mir..
    ich merke ja selber wie sprunghaft ich bin und schäme mich dafür. Und ich schäme mich auch, dass mir das Rückrad fehlt XY zu verlassen. Hin und wieder denke ich Sachen wie: Lieber lebe ich mit einem Süchtigen zusammen, als keine eigenen Familie zu haben.
    Das ist furchtbar, und ich weiß das auch. Und gerade das macht es so schlimm.
    Es ist auch nicht so, dass ich meinen Freund nicht mehr Liebe. Er gibt mir viel Wärme und Geborgenheit und das Gefühl geliebt zu werden. Aber im Herzen weiß ich schon längst, dass Liebe in diesem Fall eben nicht genug ist.

  • Hallo Motzpuppe79,

    du solltest wirklich ein eigenes Thema öffnen, dann kann man sich besser austauschen!
    Willkommen hier!
    Ich bin auch in deinem Alter und bekomme gerade das 3. Kind. Selbst bin ich nicht mit einem Alkoholiker verheiratet, sehe aber seit 25 Jahren zu, wie meine Eltern eine tolle Co-Ehe führen unter der meine Mutter immer wieder sehr leidet und leider nichts dagegen tut!
    Wir haben uns inzwischen von beiden! relativ stark abgegrenzt, da sie nur sehr langsam und schwer sehen, wie krank ihre bzw. unsere Familie durch das Trinken geworden ist.
    Wenn dein Mann so gar keinen Gedanken ans Trockenwerden bzw. eine Therapie verschwendet und du und deine Kinder unter der Situation leiden, wovon ich ausgehe, dann kann ich dir nur raten, dich langsam an den Gedanken an ein freies Leben ohne deinen Mann für dich und deine Kinder zu gewöhnen und diese Projekt in Angriff zu nehmen!
    Meine Mutter will auch nicht das Haus verkaufen etc.
    Mit drei Kinder ist das schon eine sch-- Situation. Aber wenn das Schlechte euer Leben kaputt macht, habt ihr auch nichts davon.
    Deine Kinder und du, ihr braucht das nicht und leider wird es über die Jahre selten besser.

    Sei mutig und denk an euch vier! Vielleicht findest du eine Co-Gruppe oder so etwas, um dir Rückendeckung und Hilfe zu holen.
    Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!
    Dacoucou

  • Liebe Grethe,
    ich komme erst heute dazu, dir mal zu antworten.
    Ich habe auch gewartet, bis mein XY es "richtig vergeigt" hat, um zu gehen. Das würde mir heute nicht mehr passieren, weil ich weiß, dass Liebe eben manchmal einfach nicht ausreicht, um glücklich zu machen. Danach habe ich erkennen müssen, was WIR da Dummes und Unglückbringendes gemacht haben. Wir, denn ich war ja an diesem System beteiligt. Heute bin ich nicht mehr bereit, Unglückbringendes mitzumachen, weil ich nicht alleine sein will oder aus Gewohnheit oder weil ich einen XY retten will oder oder. Ich hab mich an erste Stelle gesetzt. Ich brauche mehr für ein gutes und zufriedenes Leben als einen Partner (der eigentlich nicht präsent ist).

    Ich wünsche dir frohe Weihnachten!
    Viele Grüße, B.Nyborg

  • Lieber Herr Nyborg.

    Zitat

    weil ich weiß, dass Liebe eben manchmal einfach nicht ausreicht, um glücklich zu machen

    Ich habe das auch längst begriffen und finde trotzdem nicht den Absprung. Es ist zum verrückt werden, diese ständigen auf und abs machen jeden Menschen mürbe.. das Problem ist, dass ich immer noch irgendwo diese irre Hoffnung habe, dass alles gut werden kann. Auch wenn ich hier ja schon oft genug lesen durfte, dass ich an einem Punkt bin, an dem in den seltensten Fällen noch irgendetwas von alleine gut wird.

    Zitat

    Heute bin ich nicht mehr bereit, Unglückbringendes mitzumachen, weil ich nicht alleine sein will oder aus Gewohnheit oder weil ich einen XY retten will oder oder

    Wie wahr gesprochen.. dem ist nichts mehr zuzufügen.

    Ich habe lange überlegt, ob ich hier die Ereignisse meiner letzten Tage niederschreiben will. Weil ich das Gefühl habe hier, so wie viele andere vor mir, bereits als hoffnungslos abgeschrieben zu sein. Es ist ein Kampf und eine Entwicklung die in mir selbst stattfindet. Und von außen muss das tatsächlich unbelehrbar und dumm aussehen.
    Ich will trotzdem alles hier aufschreiben. Weil ich immer noch daran glaube, dass meine Geschichte irgendwie enden wird und weil in meinem Herzen dafür nur zwei Möglichkeiten bestehen: Trennung, oder normales Trinkverhalten. Für euch von außen, sieht es sicher eher so aus, als ob eine CO immer tiefer in ihrem Sumpf versinkt. Und etwas wahres ist da auch dran.

    Die Situation in meiner Partnerschaft spitze sich zuletzt immer mehr zu. Mein XY trank nicht vor mir, sondern eben dann, wenn ich nicht dabei war. Bzw bin ich den Situationen in denen er trank bewusst aus dem Weg gegangen. Das waren nicht übermäßig viele, aber doch so, dass es spürbar mehr wurde. Alles wieder auf Anfang, so 1x pro Woche betrunken, die letzten 3 Wochen. Und wieder das Bier zwischendurch, nur eben in meiner Anwesenheit. Vorletzte Woche brachte er mir Blumen mit, zum allerersten mal, und ich habe zugleich unter dem Kaugummi das Bier gerochen. Immer wenn ich ihn auf irgendwas ansprach, widersprach er mir, sagte er sei immer ehrlich und warum ich ihm nicht vertraue.
    In den letzten Tagen sagte er mir, dass er zuletzt wieder zuviel getrunken hätte und nun weniger trinken wolle.
    Daraufhin wollte ich mich trennen, mal wieder.
    Ich war entschlossen, mal wieder.
    Wir saßen zusammen, redeten ganz ruhig. Ich sagte deutlich, dass ich niemals mit seinem Alkoholkonsum leben können werde und nicht bereit bin noch eine Runde mit ihm zu drehen. Wir sind zu verschieden in unserem Umgang mit Alkohol und das hält die Beziehung nicht aus, es ist besser wenn wir uns trennen. Weil Liebe in diesem Fall nicht reicht.
    Ich war so verdammt klar und ruhig.
    Wie konnte es passieren, dass er mich wieder weich bekommen hat?!
    Er sagte er wir schaffen das, dass er sein Trinktagebuch wieder führen will und etwas in seinem Leben ändern will. Dass er nicht mehr trinken will hat er nicht gesagt, nur eben weniger. Sein großes Problem ist, dass ich ihm nicht vertrauen kann.
    Und dann haben wir beide geweint und ich habe so viel geredet.
    Warum habe ich immer noch Hoffnung. Warum hab ich nicht die Kurve bekommen. Die Chance war da und ich hatte schon einen Schritt aus der Tür! Wie konnte es passieren, dass er das Ruder wieder rum reißt, obwohl seine Zugeständnisse so minimal sind.
    Ich habe keinen blassen Schimmer.

    Die folgenden Tage waren natürlich viel besser. Er trinkt nichts, endlich mal gar nichts, nicht mal alkfreies Bier. Aber ich weiß, dass er zu Silvester etwas trinken wird. Er wird nicht betrunken sein, das hat er von sich aus gesagt (und aus Erfahrung wird er sich sogar daran halten), aber er wird eben seine 2-3 Kurzen trinken..

    Mit meinen Eltern habe ich mich ausgesöhnt. Wir sind wieder sehr offen miteinander. Auch sie sind hin und her gerissen, in ihrer Meinung. Zwischen Trennung und einer weiteren Chance. Aber ich weiß jetzt, dass sie hinter mir stehen, wenn ich mich trenne und mir notfalls in den Hintern treten. Das kann ich gut gebrauchen.

    So. Alles von der Seele geschrieben. Ich weiß es ging nicht viel um mich dieses mal. Aber eigentlich geht es die ganze Zeit um mich. Trenne ich mich, oder gebe ich noch eine Chance? Mache ich mir etwas vor, oder gibt es noch Hoffnung.
    Eine Beziehung sollte so nicht sein.
    Ich bin froh, wenn im Januar meine Therapie weitergeht.
    Denkt nicht so schlecht von mir, ich versuche nur, alles richtig zu machen, nicht zu früh aufzugeben, aber auch nicht hoffnungslos zu kämpfen.

    Ich hoffe ihr alle hattet schöne Weihnachtstage im Kreise eurer Lieben!
    Rutscht gut und trocken ins neue Jahr.

  • Liebe Grethe,

    warum denkst du ein hoffnungsloser Fall zu sein? Denn das bist du nicht, höchstens, du machst dich dazu :wink: !

    In einer abhängigen Beziehung zu sein ist sehr, sehr schwierig. Es gibt viele Faktoren, wie es dazu kommen kann. Dafür ist eine Therapie echt auch gut geeignet, das mal zu durchleuchten. Aber auch ein guter Austausch hier in der Gruppe ist sehr gut dazu.

    Es wird immer auf die Emotionen gedrückt. Dein Partner macht das auch und verunsichert dich damit einmal mehr. Dabei kann es durchaus sein, dass er es in diesen Momenten auch ernst meint. Aber Sucht ist gemein und gibt ihn nicht so schnell frei... Er drückt da gewissermaßen bei dir genau die Knöpfe, die dich zum Funktionieren bringen.

    Und schon geht der Suchttanz wieder los...
    Er versichert dir, dass er dich liebt - und du möchtest so gerne geliebt werden.
    Er weint und macht sich klein - sofort fühlst du dich verantwortlich, er tut dir leid, du willst ihn beschützen und ihn retten.
    Er macht dir genau die Versprechen, die du hören möchtest - und damit gibt er dir und deinen Wünschen neue Hoffnung auf bessere Zeiten.

    Er bedient genau deine Muster, genau so wie du seine bedienst. Und das schweißt auch irgendwie zusammen... Er gibt dir das Gefühl, wertvoll für ihn zu sein, wichtig, unabkömmlich. Denn er braucht dich sicher auch irgendwie. Er ist ja auch ein Mensch mit Mustern und Bedürfnissen und guten Seiten. Nur weil er abhängig vom Stoff ist ist er ja keine Bestie.

    Und du passt da genau hinein, weil durch sein Verhalten eben auch deine Dinge bedient werden. Gerne zu helfen, über alle Maßen, immer für andere Leute da zu sein wollen, immer verständnisvoll zu sein und eigene Bedürfnisse hinten an zu stellen, unsicher mit den eigenen Wahrnehmungen zu sein, andere für wichtiger zu sehen, immer nach außen einen guten Eindruck machen zu wollen, Angst vor Entscheidungen zu haben (sie könnten falsch sein, verletzen...) usw.

    Zitat

    So. Alles von der Seele geschrieben. Ich weiß es ging nicht viel um mich dieses mal. Aber eigentlich geht es die ganze Zeit um mich. Trenne ich mich, oder gebe ich noch eine Chance? Mache ich mir etwas vor, oder gibt es noch Hoffnung.
    Eine Beziehung sollte so nicht sein.
    Ich bin froh, wenn im Januar meine Therapie weitergeht.
    Denkt nicht so schlecht von mir, ich versuche nur, alles richtig zu machen, nicht zu früh aufzugeben, aber auch nicht hoffnungslos zu kämpfen.

    Ich finde es gut, dass du dir das alles von der Seele geschrieben hast!
    Es steht alles in diesem letzten Absatz... eine Beziehung sollte so nicht sein. Und ich denke ganz bestimmt nicht schlecht von dir! Denn ich kann 100 % nachvollziehen, was in dir vorgeht und wie schwer es ist, aus solchen Abhängigkeiten heraus zu kommen. Aber es ist nicht unmöglich! Im Gegenteil, wenn es erst mal in's Rollen gekommen ist, wird das immer schneller...

    Liebe Grüße und einen guten Jahreswechsel auch für dich
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Grethe,

    Wenn sich ein Alkoholiker dazu entscheidet, wieder oder weiter zu saufen, kann man nichts tun. Auch nicht helfen.
    Dann ist das einfach so.

    Wenn sich ein CO dazu entscheidet, weiter in der Abhängigkeit zum Säufer leben zu wollen, gilt das gleiche.
    Auch dazu wird niemand gezwungen.

    Du könntest aber auch ein anderes Leben haben...

    LG Sunshine

  • Hallo Grete,

    Zitat von Grethe

    Ich habe lange überlegt, ob ich hier die Ereignisse meiner letzten Tage niederschreiben will. Weil ich das Gefühl habe hier, so wie viele andere vor mir, bereits als hoffnungslos abgeschrieben zu sein.

    Ist gut, dass du trotz solcher Gedanken geschrieben hast. Niemand wird hier abgeschrieben. Wenn einer mit "Geeier" nicht klarkommt, dann wird er das sagen und nicht mehr lesen/schreiben. Das geschieht ja meistens auch nur aus Selbstschutz. Hoffnungslos sehe ich dich nicht.

    Zitat von Grethe

    Es ist ein Kampf und eine Entwicklung die in mir selbst stattfindet. Und von außen muss das tatsächlich unbelehrbar und dumm aussehen.

    Das mit der Entwicklung sehe ich genauso. Glaube mal nicht, dass ich das einfach mal so gemacht habe. Ich habe auch genug Kreise gedreht und bin lange genug "getrennt" (im Sinne von weit weg von dem Abhängigen und daher von meiner Droge), dass ich mich stabil fühle. Aber kämpfen tue ich nicht mehr. Ich habe eingesehen, dass ein Kampf zwecklos ist und nur meine Energie raubt. Ich habe eingesehen, dass ich für mein Leben die Verantwortung übernehmen muss und nicht die Verantwortung dafür habe, ob oder dass mein Partner trocken ist, bleibt oder moderat trinkt.

    Viele Grüße, B.Nyborg

  • Gerade habe ich mir meinen kompletten Faden noch einmal durchgelesen und habe kurz mit mir gehadert, ob ich mich melden soll oder nicht. Hauptsächlich aus Feigheit und auch, weil es einfach keine guten Neuigkeiten gibt.
    Das letzte einschneidende Ereignis war die Krise zu Weihnachten. Seit dem fühle ich mich oft, als ob mir die Zeit weg läuft. Ich möchte eine endgültige Entscheidung bezüglich meiner Beziehung, aber bin nach wie vor zu bequem, egoistisch oder ängstlich diese selbst zu treffen. Ich verdränge noch immer die meiste Zeit die Tatsachen und hoffe auf Normalität.
    Ganz konkret ist es folgendermaßen. Mein Freund ist zu mir gezogen.
    Ich habe klipp und klar gesagt, dass es ein Probewohnen ist und er ausziehen muss, wenn er sein Trinkverhalten nicht in den Griff bekommt. Außerdem war meine Bedingung, dass er seine eigene Wohnung noch behält. So ist es nun auch.
    Er trinkt momentan unter der Woche gar nicht, jedoch ist der Alkohol am Wochenende fester Bestandteil. Seit Weihnachten hält er dabei Maß, heißt er trinkt immer im erträglichen Rahmen, sprich hört nach 3-4 Bier auf, oder auch mal nach 5-6. Es gibt nach wie vor vereinzelte Partys, auf die er alleine geht und seiner Fahne nach, lebt er sich dann in meiner Abwesenheit aus.

    Nun meine subjektiven Eindrücke: Es fühlt sich an, als ob er auf das Wochenende hinfiebert. Es fühlt sich an, als ob er sich nur bremst, weil er weiß, dass er zuviel trinkt / dass ich das nicht akzeptieren würde. Es fühlt sich an, als ob er mich bei diesen seltenen Partys über die Konsummenge belügt, seine Fahne passt nicht zu seinen Aussagen.

    Immer wieder zweifele ich an mir. Ich bin mir so unsicher. Insgesamt gesehen trinkt er viel weniger als noch vor einem Jahr, aber es fühlt sich wie eine Zeitbombe an. Oder auch so, als ob er das alles nur mir zuliebe macht.

    Ein großer Grund für seinen Einzug bei mir ist, dass ich endlich Klarheit erlangen möchte. Dass ich besser kontrollieren kann. So lange ich ihn nur drei Tage die Woche gesehen habe, war ich mir niemals sicher, wie viel er trinkt. Und ich muss doch endlich eine Entscheidung für die Zukunft treffen. Jetzt wohnt er bei mir und ich bin auch nicht schlauer, weil unter der Woche alles so normal ist. Wie soll ich nur einen Ausweg finden. Ich bin so Co, und das ist furchtbar. Nur ich selbst kann etwas ändern, aber ich kann es eben einfach nicht.

    Seit Weihnachten hatte ich oft einen Traum.. der Traum hat immer denselben Inhalt. Mein XY ist betrunken und ich trenne mich endlich. Und selbst im Traum folgt dann nichts als Erleichterung. Und trotzdem reite ich mich nur tiefer rein, statt in die richtige Richtung umzukehren.

    Zuletzt noch eins. Seit einer Weile lese ich nun im geschlossenen Bereich.. eure Geschichten haben mich sehr berührt. Sie ließen mich viele Dinge noch mal besser verstehen. Eine Sache die ich auch verstanden habe: Liebe Frau Nyborg, entschuldige dass ich davon ausging, du wärst ein Mann :o

  • Hallo Grete,

    wie schon hier öfter geschrieben worden ist: es ist und bleibt für dich wichtig, ob du hier schreiben möchtest oder nicht.

    Und wenn du die Entscheidung des Probewohnen getroffen hast, dann ist es eben so.

    Aber wo bitte solltest du dich denn austauschen, wenn nicht hier?

    Wo solltest du denn Menschen finden, die dich verstehen und nicht verurteilen (wie du das mglw. selber tust).

    Ich wünsche dir also weiter, dass du für dich zu einer Klarheit kommst.

    Wenn das Trinkverhalten deines XY so ist, wie du es beschreibst, dann tickt tatsächlich die Zeitbombe.

    Leider erzeugen Bomben immer schreckliche Kollateralschäden.

    Das täte mir sehr leid für dich.

    Liebe Grüße
    Hans

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