Liebe Grethe,
Schön, dass du wieder da bist.
Du bestimmst ja deine Geschwindigkeit, deine Pausen und dein voranschreiten.
Gegenwind?
Da habe ich gerade ein Bild vor Augen, ich stehe am Nordsee Strand und es pustet mir ins Gesicht. Da krieg ich einen wachen Schädel, da werd ich durchgepustet und weiß, ich bin lebendig.
Also ist das ja etwas durchaus positives.
Du schreibst, dein Hauptthema ist der Alkoholismus und die Frage der Zukunft deiner Beziehung. Kann ich gut verstehen.
Aber was du hast du für dich getan?
Bist du mit dem betrachten deiner 'Co-anfälligen' Persönlichkeit weitergekommen?
Würdest du dich als co-abhängig bezeichnen?
Beispiel: außer meiner Alkoholsucht besteht bei mir eine Depression.
Ich habe diese viele Jahre mit mir herumgetragen, ich wusste nichts von ihr (oder wollte nicht, trinken war einfacher....)
Jetzt im therapeutischen Gespräch kommt vieles ans Licht.
Die aller allerwichtigste Erkenntnis ist, das ich mir wichtig sein darf.
Da ich das nicht gewohnt bin, darf ich das üben.
Das klappt, mal mehr mal weniger.
Es resultiert daraus durchaus ein gewisser 'gesunder' Egoismus.
Da guck ich erstmal verdutzt aus der Wäsche, ob ich mich das trauen darf.
Meine Frau weiß, um was es geht und begleitet mich, ist aber ob ihres 'neuen' Mannes teilweise überfordert.
Lange Rede, kurzer Sinn: aus dem ersten sich selbst wichtig nehmen, kann resultieren, sich Hilfe holen, das neue Leben einüben, ausprobieren.
Wenn es dir nicht gut geht damit, die Richtung wieder korrigieren.
Eins bleibt aber unbestritten: das ist deine Baustelle. Und du musst nicht den Rest deines Lebens auf einer Baustelle leben, nur weil du denkst, dass es an anderen Menschen liegt, ob die Baustelle fertig wird.
Tut es nicht, ist alles deins......
Trotzdem noch ein Wort zu deinem XY.
Früher war die Empfehlung der Fachleute für Menschen, die nicht wissen, ob sie ein Alkohol Problem haben oder nicht, 6 Monate Abstinenz. Heute spricht man von bis zu einem Jahr Abstinenz.
In der Regel hat derjenige, der sich nicht sicher ist, schon ein Problem.
Menschen müssen keinen Alkohol trinken.
Menschen müssen auch nicht mal betrunken sein.
Es sei denn, sie wären alkoholkrank.
Nasse alkoholiker wissen (in wachen Momenten) was auf dem Spiel steht, es ist ihnen aber (im Suff) egal, weil die Sucht nicht danach fragt, ob die Partnerschaft oder die Leber zerstört wird.
So wie du ihn beschrieben hast, braucht er professionelle Hilfe und eine lange Abstinenzphase. Das sollte für dich die Bedingungen sein, die du Ihm stellst,
damit es mal irgendwie weitergeht. Ist nicht deine Baustelle!
Damit gibst du ihm eine Chance und er sollte froh sein, die zu bekommen.
Du hast, wie gesagt, deine eigene Baustelle.
Pust..........
Liebe Grüße
Hans