Lieber Martin,
danke für dein Feedback. Um ehrlich zu sein weiß ich im Moment nicht wie tief ich in die Fakten einsteigen kann und will. Ich merke wie mein Körper auf diese intensive Beschäftigung mit dem Thema reagiert und das ist echt ganz schön fies. Quasi meine Gedanken machen mir Schmerzen. XY ist wieder ruhiger und hat sich bei 20-30 Gramm am Tag eingependelt. Wie gesagt ich kann es nicht 100 % sagen aber so richtig glauben dass er im Job trinkt glaube ich nicht. Aktuell hat er auch noch einen Kollegen im Büro, aber ich weiß natürlich wie erfinderisch der Abhängige ist. Deshalb lasse ich das Thema offen.
Ich muss mich innerlich wieder beruhigen, denn aktuell weiß ich ich bin noch nicht soweit zu gehen und ja wahrscheinlich ist es auch bei mir eine Art Verdrängung und Hoffnung! Es fühlt sich an wie Aufwachen in kleinen intensiven Schritten.
Muss es deiner Meinung nach den persönlichen Tiefpunkt geben bevor jemand aufwacht oder gibt es auch Beispiele in deinem Umfeld wo etwas anderes der Auslöser war? Sieht man in der Sucht gar nicht mehr wie man sich verändert oder wie man sich benimmt? Fehlt da völlig die Selbstreflektion?
Ich danke dir sehr für diesen Kontakt und wünsche dir viel Kraft diesen mutigen Weg weiter zu gehen.
Einen schönen Tag und viele Grüße
Sunshine16
Liebe Emma,
ich muss gestehen ein wenig beeindruckt bin ich schon! Erlaubst du mir die Frage wie alt du bist? Finde toll wie du dein Leben in die Hand genommen hast!
Noch sehe ich mich nicht als Gehilfin, ich sage bewusst noch! Er scheint soweit seinen Anforderungen gerecht zu werden. Da ich ja von Anfang an den Haushalt gemanagement habe, ist es bei uns quasi eine klassische Rollenverteilung. Er bringt das Geld heim und kümmert sich um die Außenanlage. Ich kümmere mich um das Alltägliche und das Haus - ein wenig wie früher halt. Aktuell habe ich einen Minijob einfach für mich und für einen kleinen aber wichtigen Schritt Richtung Wiedereingliederung. Der reicht im Moment aber auch bin ja schließlich nicht umsonst daheim. Die Erkrankung fordert auch ihre Zeit und Kraft.
XY war schon immer ein sehr launischer Mensch, aktuell kann ich die normalen Launen (kenne ihn ja von vor 15 Jahren auch noch ohne Alk) von den Suchtbestimmten nicht unterscheiden. Ich weiß nur eines ich sehe er bemüht sich - auch wenn mir klar ist dass der entscheidende Schritt noch nicht gekommen ist. Viele denken wahrscheinlich "da ist sie die Hoffnung, Sunshine du bist in der Hoffnungsfalle"! Gut vielleicht definieren Co-Abhängige die das schon länger mitmachen so - ich bin noch nicht soweit eine Schublade aufzumachen und uns reinzustecken. Alles immer unter Vorbehalt wie gesagt!!!
Aus der Psychologie weiß ich rechts ist die Männerseite im Körper! Frag nicht ich hatte die letzten Jahre immer links Schmerzen - gestern habe ich wieder mit Physiotherapie begonnen und was soll ich sage der erste Satz von meinem Therapeuten war! "Wie du hast rechts Schmerzen? Ist ja echt mal ganz was neues!"
Wie gesagt im Moment denke ich die Situation ist wie sie ist und ich bin noch nicht bereit etwas zu verändern. Wieso auch! Er muss was verändern - Er hat das Problem und ich habe noch die Geduld zuzusehen ob er seinen Weg findet oder in die andere Richtung kippt!
Liebe Emma, klar könnte ich sofort zurück in meine Singlewohnung! Ein Wort zu meinen Eltern und sie würden sie wieder frei machen aber wäre es aktuell ein Gewinn. Daheim im Elternhaus! Meine Mutter und ich haben ein superenges Verhältnis und als vor 10 Monaten mein Bruder verstorben ist sind wir noch näher zusammengewachsen. Was nicht immer von Vorteil ist, sie trägt alles mit was bei mir los ist und umgekehrt. Beide haben wir momentan unsere Pakete zu tragen und nicht wirklich die Kraft uns zu unterstützen. Eine eigene Wohnung kann ich mir bei den Preisen hier in der Ecke von Bayern nicht leisten also was ist die Alternative!
Ich will versuchen die Ruhe hier im neuen Haus, in der freien Zeit die ich habe sinnvoll für mich zu nutzen und mir weiterhin anschauen was sich entwickelt. Mich häppchenweise mit dem Thema vertraut machen aber nicht so wie die letzte Woche mich nur noch da reindenken, denn dass tut mir nicht gut habe ich ja jetzt erlebt. Kommende Woche habe ich einen Routinetermin bei meiner Therapeutin und die ist bereits informiert und hat wohl auch Erfahrungen mit diesem Thema. Also Kurs halten, weiter an mir und meinem Leben/Zukunft arbeiten und wenn es sich verschlechtert neue Maßnahmen ergreifen!!! Ist der Plan wirklich so schlecht?
Drück dir ganz doll die Daumen für deine Aufnahmeprüfung und hoffe du meldest dich wieder bei mir. Es macht mir Mut zu wissen dass es wohl doch nicht nur Schwarz und Weiß sondern auch individuelle Wege/Farben bei dem Thema gibt. Keiner sagt es ist leicht!!!
Dankeschön!!!
Ganz lieben Gruß Sunshine16