Beiträge von MieLa

    Liebe Leonie,

    die geistige und körperliche Erschöpfung habe ich auch in der Anfangszeit meiner Nüchternheit erlebt. Ich hatte den Eindruck, dass dies Teil der Entgiftung, Erholung, und Umstellung ist. Ich habe nicht dagegen angekämpft, sondern es akzeptiert und dem nachgegeben. Ich empfand mich als rekonvaleszent, also in der Erholung nach schwerer Krankheit. Ruhe, Entspannung und Schlaf waren hilfreich.

    Mach weiter so:thumbup:

    Herzliche Grüße

    MieLa

    Hallo Cadda,

    ja, solche Gedanken sind gefährlich und sie kamen von selbst, quasi aus dem Nichts. Mir das Gefühl der allerersten Zeit des Nüchternseins in Erinnerung zu rufen, macht dem sofort ein Ende. Dieses Gefühl wurde dann von vorsichtiger Zuversicht abgelöst. Eine richtig euphorisch Phase hatte ich nie.

    Lieben Gruß

    MieLa

    Hallo allerseits,

    Ich wünsche euch ein frohes trockenes neues Jahr!

    Ich bin heute seit vier Jahren ohne Alkohol unterwegs. Ich bin auch an genau dem Ort, an dem ich den letzten Schluck Alkohol getrunken habe. Es sollte ein Neujahrsvorsatz sein, mal wieder eine Trinkpause einzulegen. Aber nach kurzer Zeit aufgrund von körperlichen Entzugserscheinungen habe ich gemerkt, dass ich mir etwas vormache. Ich brauchte keine Trinkpause, sondern einen absoluten Trinkstop. Und ich bin heilfroh, dass ich es geschafft habe!

    I'm letzten Jahr habe ich keinen Suchtdruck gehabt. Ich beschäftige mich regelmäßig mit meiner Krankheit, lese auch fast täglich hier im Forum, bin aber ziemlich schreibfaul...

    Ich habe in der letzten Zeit mich öfter beim Denken von gefährlichen Gedanken ertappt: Es ist jetzt so lange her und du bist so stabil, dass es nicht gefährlich wäre, mal "versehentlich" einen Schluck zu trinken... Ja, ich weiß, wie gefährlich diese Überlegung ist. Ich habe jetzt in meinen Notfallkoffer etwas neues aufgenommen, nämlich eine Erinnerung. Die Erinnerung an meine verzweifelte Hoffnung, es in ein Leben ohne Alkohol zu schaffen. Diese Erinnerung an mein verzweifeltes Hoffen stoppt gefährliche Gedanken sofort.

    Liebe Cadda, deine Nachfrage habe ich erst kürzlich entdeckt. Ich habe in meinem eigenen Faden gar nicht gelesen. Sorry, dass ich dich ohne Antwort gelassen habe

    Es geht mir gut und meine Mutter ist gut im Heim versorgt.

    Lieben Gruß

    MieLa

    Liebe Cadda,

    ja, eine Lösung ist gefunden. Meine Mutter ist gerade noch rechtzeitig vor dem Lockdown in ein Pflegeheim in meine Nähe gezogen. Das war eine gute und die einzige Lösung! Sie ist dort gut versorgt und ich bin ruhiger. Auch die Abriegelung des Heimes hat sie überstanden. Inzwischen dürfen wir uns wieder sehen und sie darf das Haus verlassen. Mal sehen, wie lange diese Offenheit angesichts steigender Zahlen noch funktioniert. Ihre Wohnung ist aufgelöst und ich brauche nicht mehr am Wochenende in eine andere Stadt zu pendeln.

    Was mich sehr freut, ist, dass ich in all dieser belastenden Zeit mit meiner Mutter und der Pandemie nicht an Alkohol und Betäubung gedacht habe. Im Gegenteil: Der Alkohol ist sogar noch weiter von mir entfernt als zuvor. Das bedeutet nicht, dass ich mit der Gefahr nachlässiger umgehe. Es ist einfach noch selbstverständlicher geworden, ohne Alkohol zu leben. Als ich letztens mit einer Kollegin, die Geburtstag hatte, mittags in einem Restaurant war, standen plötzlich als Geschenk des Hauses Sektgläser vor uns. Bei mir sind ohne Verzögerung sämtliche Warnleuchten angegangen. Das hat mir gefallen.

    Danke, dass du nachgefragt hast :)

    Herzliche Grüße
    MieLa

    Hallo Carmen,
    in der Anfangsphase hat mich das Lesen hier im Forum auch manchmal getriggert. Das habe ich auch bei anderen Forumsmitgliedern gelesen.
    Ich habe auch immer zu Hause getrunken und fand es anfangs schwer, mich in meiner Wohnung abends ohne Alkohol aufzuhalten. Ich habe bewusst versucht, diese Schaltungen meines Suchtgehirns zu überschreiben: mit Bitter Lemon als Ersatzgetränk und fiesen Kaubonbons. Ich habe abends wirklich regelmäßig beides zu mir genommen. Irgendwann brauchte ich es nicht mehr. Der Zucker hat aber auch die Kohlehydrate geliefert, die sonst im Alkohol enthalten waren. Und wie Dante schon sagt, viel Wasser trinken hilft.
    Die Anonymen Alkoholiker setzen auch eine neue Gewohnheit ein, um die unliebsamen neuronalen Schaltungen des suchtgeschädigten Hirns zu überschreiben:in den ersten 50 Tagen jeden Abend zu einem Meeting.
    Versuch neue Gewohnheiten zu etablieren, um dein Gehirn von den alten Wegen wegzubringen. Dann wird der Trigger auch besser.
    Kennst du das Buch "Nüchtern" von Daniel Schreiber? Er hat die Sache mit den suchtbedingten neuronalen Veränderungen, die die Trigger auslösen, denen aber neue Gewohnheiten entgegen gesetzt werden können, gut beschrieben.
    Alles Gute,
    MieLa

    Hallo Carl Friedrich,
    du hast völlig Recht. Alkohol ist mir in diesen sehr aufregenden Tagen nicht einmal in den Sinn gekommen. Darüber bin ich froh. Denn dann hätte ich mich zwar betäuben, mich aber nicht ausreichend um meine Mutter kümmern können.
    Lieben Gruß
    MieLa

    Liebe Cadda,
    danke für deine Nachfrage. Neujahr hatte ich meinen zweiten Trockengeburtstag :D Das fand ich großartig und mir ist noch einmal bewusst geworden, wie selbstverständlich ich abends beim Essen im Restaurant ein alkoholfreies Getränk bestelle. Früher habe ich mir Menschen angeguckt, die mit mir zusammen im Restaurant saßen und eine Saftschorle oder Spezi getrunken haben. Mir war klar, dass ich das früher, also vor meiner nassen Phase genauso auch gemacht habe. Aber es war zwischenzeitlich einfach unmöglich geworden. Und ich habe diese Menschen beneidet. Diesmal war ich beim Silvesteressen mit meiner Saftschorle ganz entspannt und glücklich.

    Leider ist das neue Jahr dann nicht gut weiter gegangen. Meine Mutter ist sehr krank geworden und ich habe mir zwischendurch sehr große Sorgen um sie gemacht. Jetzt hat sie sich wieder einigermaßen stabilisiert und ist aus dem Gröbsten raus, aber wir müssen sehen, wie es weitergeht. Sie ist schon 86 und ich weiß nicht, ob sie weiter alleine leben kann. Jetzt steht also vermutlich der Umzug in ein Pflegeheim an. Vorher aber müssen Gespräche mit ihr geführt werden. Und das ist, glaube ich, das Schwierigste.
    Lieben Gruß
    MieLa

    Wäre ich nicht seit dem 01.01.2018 abstinent, hätte ich seither 381 Liter Rotwein getrunken. Dabei habe ich vorsichtig gerechnet mit meinem Minimum-Tageskonsum. Vermutlich wären es deutlich über 400 Liter gewesen. Rechne ich dann noch den langsam, aber stetig steigenden höheren Bedarf hinzu...

    Liebes Forum,

    Nun sind es bereits 1 Jahr 9 Monate der Nüchternheit. Es ist in diesem Jahr unspektakulär weitergegangen. Unspektakulär insofern, als das trockene Leben immer alltäglicher geworden ist. Es ist normal für mich, im Restaurant zuerst und ausschließlich an Wasser, Saft oder ähnliches zu denken. Ich meide Ansammlungen trinkender Menschen. Aber nicht, weil ich Angst habe, dass es mich triggert, sondern weil es mich abstößt.

    Druck oder Verlangen habe ich in diesem Jahr noch nicht gespürt. Einmal sind wir nach einem langen Arbeitstag mit der Bahn in eine andere Stadt gefahren und haben dort im Hotel eingecheckt. Von der Rezeption hatten wir einen ungehindert Blick auf die Bar und in das Restaurant. Da tauchte kurz der Gedanke auf: Jetzt dort hinsetzen, lecker essen und dabei leicht wegsäuseln. Dieser Gedanke wurde durch die Situation hervorgerufen. „Früher“ haben wir das so gemacht. Erstmal im Hotel ins Restaurant. Jetzt habe ich die „Idee“ sofort abgeschüttelt und wir sind aufs Zimmer gegangen.

    Es war nicht schlimm und ich würde es nicht als Suchtdruck bezeichnen. Ähnliches habe ich letztens erlebt, als ich in ein anderes Büro gegangen bin und dort eine Schale mit Lakritzschnecken stand. Ich habe schon Jahre keine mehr gegessen und lebe seit einem Jahr auch annähernd Zuckerfrei. Aber in dem Moment kam der Gedanke: Jetzt eine Lakritzschnecke. Idee abgeschüttelt und gut war es.

    Letzte Woche hatte ich meinen ersten Alkoholtraum. Ich saß an einem Tisch mit einer Person mir gegenüber. Wir hatten winzige Gläser mit einer winzigen Menge einer roten Flüssigkeit vor uns stehen. Ich habe das Glas angesehen und gemerkt: Achtung, Rotwein! Ich habe sofort der Person gesagt, dass ich keinen Alkohol trinke. Dabei habe ich überlegt, ob ich der Person sage, dass ich Alkoholikerin bin oder ob ich es dabei belasse. Ich glaube, diese Überlegung war der eigentliche Kern des Traumes. Erst im Laufe des Tages habe ich mich an den Traum erinnert. Getriggert hat mich das nicht.

    Trotz dieser guten Entwicklung bin ich ununterbrochen wachsam.

    Lieben Gruß,
    MieLa

    Hallo Knagga,

    meine Strategie war ein Ersatzgetränk. Ich habe es immer in Situationen getrunken, in denen ich sonst Wein getrunken hätte. Ich wollte eine neue Gewohnheit über die alte setzen. Wenn ich also essen ging oder irgendwo eingeladen war, wenn ich abends zu Hause war, mit Suchtdruck oder ohne, es gab stumpf das Ersatzgetränk. Das hat gut funktioniert. Inzwischen brauche ich es nicht mehr.

    Ich glaube, dass sich das Suchtgedächtnis verändern lässt. Du hast zu Recht Angst vor Situationen, die immer mit Alkohol verbunden waren. Denn das Erleben gleicher Situationen triggert. Aber wenn du die Situationen stringent mit etwas anderem verknüpft, wird der Automatismus durchbrochen. Und das Hirn knüpft neue Verbindungen.

    Lieben Gruß,
    MieLa

    Hallo Knagga,

    herzlich willkommen im Forum. Schön, dass du da bist!

    Zitat

    Ich hatte bis heute keine körperlichen Entzugserscheinungen. Mein Problem ist eher im Kopf.

    Ja, das kennen wohl alle Alkoholiker. Der körperliche Entzug ist das eine, aber das Suchtgedächtnis das andere. Das begleitet uns wohl auch dauerhaft, verändert sich aber auch und tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Wenn du hier schon ein bisschen gelesen hast, wirst du bei anderen ähnliches gefunden haben. Bei einigen ist es die Stammkneipe, bei anderen die Küche und das Kochen, bei dir ist es (unter anderem) dein Schwager. Du meidest den Besuch bei ihm. Das ist auch genau richtig. Was dich triggert, solltest du meiden. Je mehr am Anfang du stehst, umso wichtiger ist das.

    Ein Beispiel von mir: Mein Getränk war der Rotwein. Ich habe kein Problem, in einem Restaurant anderen Personen beim Rotweintrinken zuzugucken. Es dürfen sogar ausgewählte Personen in meiner Umgebung am selben Tisch (aber mit ordentlich Abstand) Rotwein trinken. Das triggert mich nicht. Was aber gar nicht geht, ist, dass die Freundin, mit der ich gerne etliche Flaschen geleert habe, am selben Tisch Rotwein trinkt. Das triggert mich, weil es sofort das Suchtgedächtnis aktiviert. Trinkt sie Bier, interessiert mich das nicht.

    Nun ist sie sehr rücksichtsvoll und verzichtet auf alles, was mir Schwierigkeiten macht. Wäre sie das nicht, würde ich sie nicht mehr treffen.

    Wenn dein Schwager nicht einsichtig ist und dich vielleicht sogar zum Trinken animieren möchte (viele fühlen sich wohler, wenn Alkoholiker den trockenen Weg nicht schaffen, dann ist das eigene schlechte Gewissen nicht so groß), solltest du Besuche bei ihm meiden. Wichtig ist, nicht der Meinung anzuhängen, irgendetwas aushalten zu müssen. Das müssen wir nicht. Wichtig ist, nicht mehr zu trinken. Und alles, was uns gefährdet, zu meiden.

    Ich freue mich auf weitere Beiträge von dir.

    Lieben Gruß,
    MieLa

    Hallo Caruso,

    danke für die Erklärung der Entstehung des Rituals. Ich glaube, dass so ein Moment des Innehaltens / der Konzentration / der Sammlung(unabhängig, ob mit religiösem Hintergrund oder nicht) in vielen Lebenslagen hilfreich sein kann.

    Viele Grüße,
    MieLa